Crashkurs Geld: „Chapeau: So funktioniert Aufklärung!“

21. August 2019 – Ab heute ist das Buch „Crashkurs Geld“ von Andreas Marquart im Handel. Es ist im FinanzBuch Verlag erschienen. Lesen Sie nachfolgend das von Thorsten Polleit verfasste Vorwort zum Buch.

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Zum Geleit

Thorsten Polleit

Warum werden die Güter eigentlich teurer und nicht billiger, obwohl doch das Güterangebot immer reichhaltiger wird? Warum steigen die Schulden von Konsumenten, Unternehmen, Banken und vor allem auch Staaten immer weiter an? Wieso kommt es immer wieder zu Finanz- und Wirtschaftskrisen? Was passiert eigentlich, wenn die Zentralbanken den Zins verändern? Und warum sind die Zinsen im Euroraum mittlerweile auf der Nulllinie? Wieso wird es für junge Menschen, junge Familien immer schwieriger, Vermögen aufzubauen? Warum öffnet sich in vielen Ländern die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter? Es mag überraschend klingen: Aber die Antworten auf diese und andere drängende Fragen finden sich im heutigen Geldsystem.

Sehr verehrte Leserinnen und Leser: Es wird vermutlich viele von Ihnen überraschen, wie problematisch das heutige Geld ist. Ob US-Dollar, Euro, chinesischer Renminbi, Britisches Pfund oder Schweizer Franken: Sie alle repräsentieren ungedecktes Papiergeld oder auch: Fiat-Geld. Es zeichnet sich durch drei Eigenschaften aus: (1) Fiat-Geld ist entmaterialisiertes Geld, es existiert in Form von bunt bedruckten Papierzetteln und Einträgen auf Computerfestplatten (»Bits and Bytes«). (2) Fiat-Geld wird sprichwörtlich aus »dem Nichts« geschaffen, durch Bankkredite, die nicht durch »echte Ersparnis« gedeckt sind. (3) Die staatlichen Zentralbanken haben das Fiat-Geld-Produktionsmonopol: Sie haben die Macht, die Geldmenge und damit natürlich auch deren Kaufkraft nach politischen Erwägungen zu verändern.

Man sollte nur nicht denken, das Fiat-Geld sei auf »natürlichem Wege« in die Welt gekommen. Ganz im Gegenteil! Die Staaten haben in den frühen 1970er Jahren die Golddeckung des Geldes mutwillig, per Zwangsmaßnahmen aufgehoben. Und das nicht etwa, weil das Goldgeld nicht funktioniert hätte, sondern weil die Staaten aus politischen Gründen die Kontrolle über das Geld haben wollten – um nach politischer Willkür Einkommen und Vermögen umzuverteilen, um nationale Konjunkturpolitik zu betreiben, um möglichst bequem Kriege zu finanzieren. Das Gold-Geld stand all diesen Machenschaften im Wege, nicht aber das Fiat-Geld. Deshalb musste das Gold-Geld dem Fiat-Geld weichen.

Fiat-Geld leidet unter ökonomischen und ethischen Defiziten. Das haben insbesondere die Ökonomen der »Österreichischen Schule der Nationalökonomie« – die mit Namen wie Carl Menger (1840–1921), Ludwig von Mises (1881–1973) und Friedrich August von Hayek (1899–1992) verbunden ist – frühzeitig erkannt. Sie legten offen: Fiat-Geld ist inflationär, es verliert seine Kaufkraft im Zeitablauf. Zudem bereichert das Fiat-Geld einige in ungerechtfertigter Weise auf Kosten vieler. Es verursacht zudem Wirtschaftsstörungen (»Boom-and-Bust«). Es sorgt dafür, dass die Schuldenlasten der Volkswirtschaften in die Höhe steigen. Und nicht zuletzt lässt es den Staat immer größer werden zu Lasten des friedvollen und produktiven Zusammenlebens.

Die Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 ist eine unmittelbare Folge des Fiat-Geldes, das die Zentralbanken in enger Kooperation mit den privaten Geschäftsbanken über Jahre hinweg unablässig vermehrt haben. Der dadurch angezettelte »Boom« wäre vermutlich in einen Systemkollaps ausgeartet, hätten die Zentralbanken nicht die Marktzinsen auf extrem niedrige Niveaus herabgedrückt und strauchelnde Staaten und Banken mit neu geschaffenem Geld über Wasser gehalten. Doch zu Jubel gibt das keinen Anlass! Denn die zugrundeliegenden Probleme wurden dadurch natürlich nicht etwa gelöst, sondern nur vertagt und zudem auch noch vergrößert.

Staats- und systemtreue Ökonomen lassen jedoch den Eindruck entstehen, die Krisen seien das Ergebnis der freien Märkte, des Kapitalismus, und der Staat müsse einschreiten und für Besserung sorgen: mit mehr und besseren Ge- und Verboten, Auflagen und Richtlinien. Dass aber das staatliche Fiat-Geld ursächlich für die beklagten Missstände ist, wird ignoriert oder verschwiegen. Der Staat mit seinem Fiat-Geld wird nicht etwa als »Übeltäter« entlarvt, ihm wird vielmehr noch die »Beschützerrolle« zugewiesen. Und so erweist sich die Krise, für die das staatliche Fiat-Geld sorgt, als ein Wachstumselixier für den Staat. Immer mehr bürgerliche und unternehmerische Freiheiten fallen dem Staat zum Opfer, hemmen den Lebensstandard vieler Menschen.

Die Volkswirte, die der Österreichischen Schule der Nationalökonomie zuzurechnen sind, haben die ganze Problematik, die ganze Tragik, die das ungedeckte Geld verursacht, schon vor langer Zeit ausgiebig studiert, vollständig erkannt und in vielen Schriftbeiträgen ausbuchstabiert. Die Erkenntnisse, die sie vorgelegt haben, sind zeitlos, haben ihre Relevanz für die heutige Zeit keinesfalls eingebüßt. Sie müssen jedoch bekannt gemacht werden, und damit sie von der heutigen Generation verstanden und weitergetragen werden können, müssen sie hier und da sprachlich modernisiert werden; und ihre Bedeutung für das Hier und Heute ist anhand von zeitgemäßen Anwendungsfällen zu illustrieren. Diese verdienstvolle Aufgabe geht Andreas Marquart – seit Oktober 2012 Vorstand des Ludwig von Mises Institut Deutschland – mit diesem Buch an.

Andreas Marquart zeigt Ihnen, liebe Leser, die Übelstände auf, die mit dem staatlichen Fiat-Geld sprichwörtlich in die Welt gekommen sind. Unaufgeregt und unterhaltsam im Ton, unerschrocken und schonungslos in der Sache. Schritt für Schritt und mit klar und verständlich formulierten Sätzen, die darauf abzielen, ehrliche Aufklärungsarbeit zu leisten und Sie zu des-desinformieren, führt Marquart fast schon spielend leicht durch ein Sachthema, das eigentlich sehr komplex ist, und das selbst viele »Hauptstrom-Ökonomen« vermutlich noch nicht vollends durchdrungen haben. Marquarts Ausführungen sind so entwaffnend-erhellend, dass man als Leser im Grunde keinerlei ökonomische Vorbildung braucht. Um seinen Ausführungen zu folgen, reicht es völlig aus, wenn man über gesunden Menschenverstand verfügt. Chapeau muss man sagen: So funktioniert Aufklärung!

Wenn Sie dieses Buch gelesen haben, werden Sie verstanden haben, welche immensen wirtschaftlichen und sozialen Schäden das Fiat-Geld anrichtet, und wie es, ganz konkret, Ihrem Leben und dem Ihrer Mitmenschen – sei es im Beruf, in der Familie, im Freundeskreis – seinen schmutzigen Stempel aufdrückt. Doch Sie müssen nicht verzagen: Andreas Marquart lässt Sie nicht im Regen stehen. Er macht Ihnen am Ende seines Buches berechtigte Hoffnung auf besseres Geld und damit eine bessere Welt. Denn besseres Geld – gutes Geld – ist keine unerreichbare Utopie. Ganz im Gegenteil: Gutes Geld ist machbar, und es liegt sogar in greifbarer Reichweite. Alles was dazu erforderlich ist, ist ein freier Markt für Geld – ein Markt, der so frei ist wie der Markt für Kugelschreiber, Turnschuhe und Urlaubsreisen.

Besseres Geld, bereitgestellt in einem freien Markt für Geld, ist nicht nur ökonomisch möglich. Die Forderung ist auch zweifelsohne folgerichtig mit Blick auf den Grundsatz der Aufklärung: also den Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit, wie es im Jahre 1784 der Königsberger Philosoph der Aufklärung Immanuel Kant (1724–1804) formulierte. Gemeint ist damit das Selbstbestimmungsrecht eines jeden Einzelnen. Auf die Geldfrage übertragen heißt das: Jeder Mensch muss die Freiheit haben, das Geld wählen zu können, das seinen Wünschen am besten genügt. Und jeder muss die Freiheit haben, die Nachfrage seiner Mitmenschen nach gutem Geld bestmöglich bedienen zu dürfen. Es braucht also nicht mehr als die Rückbesinnung auf das Ideal der vernünftigen Autonomie[1] in der Frage des Geldes.

Doch zurück zu Andreas Marquarts Buch, denn er hat im letzten Kapital wissensreich ausbuchstabiert, wie das heutige schlechte Fiat-Geld durch gutes Geld abgelöst werden kann; dass dem Staat (und den machtvollen Interessengruppen, denen der Staat dient beziehungsweise die ihn für ihre Interessen gekapert haben) das Geldproduktionsmonopol entzogen werden muss, und wie das möglich ist. Ich wünsche daher diesem wahrlich aufklärerischen Buch, das Andreas Marquart verfasst hat, die größtmögliche Verbreitung – nicht nur im deutschsprachigen Raum, sondern dass es nachfolgend auch übersetzt wird in viele andere Sprachen auf dieser Welt, damit alle Menschen auf diesem Erdball letzten Endes zu besserem Geld kommen.

[1] Eine Fußnote sei hier gestattet: Das Ideal der vernünftigen Autonomie ist der Kern der Aufklärung nach Immanuel Kant. Sie, lieber Leser, sind in diesem Sinne autonom, wenn sie nach selbst gesetzten Regeln und Gesetzen handeln und leben, und Sie handeln dann gleichzeitig auch vernünftig, wenn Sie die Regeln und Gesetze, die Sie befolgen wollen, nur aufgrund gut begründeter Überzeugungen auswählen und sich zu eigen machen.

Thorsten Polleit, Jahrgang 1967, ist seit April 2012 Chefvolkswirt der Degussa. Er ist Honorarprofessor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Bayreuth, Adjunct Scholar am Ludwig von Mises Institute, Auburn, US Alabama, Mitglied im Forschungsnetzwerk „Research On money In The Economy“ (ROME) und Präsident des Ludwig von Mises Institut Deutschland. Er ist Gründungspartner und volkswirtschaftlicher Berater eines Alternative Investment Funds (AIF). Die private Website von Thorsten Polleit ist: www.thorsten-polleit.comHier Thorsten Polleit auf Twitter folgen.

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Hinweis: Die Inhalte der Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Ludwig von Mises Institut Deutschland wieder.

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