Alter schützt vor Torheit nicht – Jean Zieglers antikapitalistischer Kreuzzug
15. April 2019 – von Andreas Tögel
Die liberale Marktwirtschaft, oder, wie deren Feinde zu sagen pflegen, „der Kapitalismus“, war und ist die wirkungsvollste Wohlstandsproduktionsmaschine aller Zeiten. Kein anderes System führt zu einer effizienteren Allokation der Ressourcen als das auf privatem Eigentum an den Produktionsmitteln und auf bürgerlicher Vertragsfreiheit basierende Wirtschaftssystem der westlichen Welt. Ob der autoritäre Staatskapitalismus, der als Gegenentwurf in China praktiziert wird, eine dauerhaft erfolgreiche Alternative darstellt, wird die Zukunft weisen.
Am Beginn des 21. Jahrhunderts sind Hunger und Elend überall dort in der Welt besiegt, wo nach kapitalistischen Grundsätzen gewirtschaftet wird. Nur da, wo sozialistischer Schlendrian, Korruption und/oder auf Klasse, Rasse oder Religion beruhender Kollektivismus herrscht, wird auch heute noch gehungert. Nach der Abkehr vom dogmatischen Sozialismus ist allein in China ein zuvor ungekannter Massenwohlstand ausgebrochen. Hungerkatastrophen, wie sie beispielsweise durch die Kollektivierung der Landwirtschaft in der Sowjetunion (1929 – 1933) oder durch Maos „Großen Sprung nach vorn“ (1958 – 1961) ausgelöst wurden, die vielen Millionen Menschen den Tod brachten, sind in kapitalistischen Systemen unbekannt.
All diese unbestreitbaren Fakten können indes einen Mann, und seine gar nicht wenigen Fans, nicht von seiner Überzeugung abbringen, dass das Heil der Menschheit vom Sozialismus ausginge. Gemeint ist Jean Ziegler. Der mittlerweile 84 Jahre alte, wortgewaltige Globalisierungskritiker ist nach wie vor felsenfest davon überzeugt, der Kapitalismus trage an allen Missständen dieser Welt die alleinige Schuld.
Vor wenigen Tagen, am dritten April dieses Jahres, bot das fest in der Hand postmoderner Kulturmarxisten befindliche Österreichische Staatsfernsehen in seinem Programm ORF1 dem rabiaten Schweizer eine Bühne, um seine kruden, seit vielen Jahrzehnten von gegenteiligen Fakten in keiner Weise angekränkelten Gedanken zum Besten zu geben.
In der weltweit von den Medien als eine Art Jeanne d´Arc des Kampfes gegen den „Klimawandel“ gefeierten Greta Thunberg sieht Ziegler – und zwar völlig zurecht – eine Verbündete im Kampf gegen den verhassten Kapitalismus. Denn der ist, nach Meinung Zieglers, auch für die größten Umweltsünden – und natürlich auch für den menschengemachten „Klimawandel“ – verantwortlich. Dass es ausgerechnet und unbestritten die Staaten des ehemaligen sozialistischen Ostblocks waren, die den übelsten Umweltfrevel zu verantworten hatten (letztlich war auch der Supergau in Tschernobyl anno 1986 eine Konsequenz sozialistischer Schlamperei), ficht den Mann nicht im Geringsten an. Nach marxistischer Lesart ist eben nur wahr, was dem Sozialismus nützt! Daran hat sich bis heute nichts geändert.
Die Jungen wissen, so Zieglers Überzeugung, dass nur eine Überwindung des Kapitalismus ihnen ihre Zukunft und das Überleben sichert. Anders als die „Deep Ecologists“ (wie die des „Club of Rome“), die meinen, die Welt könne nicht mehr als eine Milliarde Menschen dauerhaft ertragen ohne zugrunde zu gehen, nennt er die Zahl von 12 Milliarden, die problemlose zu ernähren wäre – wenn, ja wenn nicht das zutiefst ungerechte und menschenfeindliche System des Kapitalismus die Welt beherrschte. Nur die mit dem Sozialismus einhergehende, weltweite „soziale Gerechtigkeit“ (die mutmaßlich von einer durch der UNO geführte Weltregierung mit ihm selbst an der Spitze (?) herbeizuführen ist), wird der Jugend ein sorgenfreies Leben im Überfluss garantieren.
Allerdings: wo gehobelt wird, da fallen natürlich auch Späne. Das weiß auch Jean Ziegler, Freund und Bewunderer von Ernesto „Che“ Guevara. Gottlob pflegt der Mann aus seinem Herzen keine Mördergrube zu machen: recht genau vier Jahre ist es her, dass er – ebenfalls im ORF – unwidersprochen ausführte: „Spekulanten gehören aufgehängt! Punkt“. Nun, der Begriff „Spekulant“ trifft bei entsprechender Definition auf jedermann zu, der aus seiner beruflichen Tätigkeit Nutzen zu ziehen beabsichtigt, zum Beispiel also Waren billiger einkauft als er sie verkauft. Daher können sich die vielen Betroffenen schon heute in leuchtenden Farben ausmalen, was ihnen blühen würde, bekämen Ziegler, Thunberg & Genossen eines Tages die Macht in die Hand, ihre Weltrettungspläne tatsächlich ins Werk zu setzen. Mit zum Aufhängen geeigneten Hanfseilen (oder Drahtschlingen) wäre dann wohl ein Vermögen zu verdienen.
Dass der österreichische „Bund sozialistischer Freiheitskämpfer“ sich nicht schämte, dem notorischen Israelhasser Ziegler die „Otto-Bauer-Plakette für Verdienste im Kampf gegen Rechtsradikalismus und Faschismus“ zu verleihen, sei nur am Rande erwähnt.
Fazit: Jean Ziegler will die „kapitalistische Terrorgesellschaft“ (sic!) weghaben. Und mit ihr all ihre Apologeten. Was für eine schöne neue Welt – ohne schnöden Egoismus und ohne Profitstreben, wenn auch mit leeren Regalen und frierend in der unbeleuchteten, feuchten Plattenbauruine hockend. Immerhin aber vereint und gleich im Elend. Stalin, Mao und Pol Pot hätten an seinem Kampf ihre helle Freude gehabt!
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Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist gelernter Maschinenbauer, ausübender kaufmännischer Unternehmer und überzeugter “Austrian”.
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