Gegen ein bedingungsloses Grundeinkommen

11.8.2014 – von Susanne Kablitz.

Susanne Kablitz

Lehnen Sie sich einmal ganz entspannt zurück und stellen Sie sich mit geschlossenen Augen vor, Sie hätten so viel Geld, dass Sie sich um Ihren Lebensunterhalt keine Gedanken mehr machen müssten. Sie hätten so viel Geld, dass Sie nur das tun könnten, was Ihnen Spaß und Freude macht. Sie könnten musizieren, malen, Klassiker lesen (auch wenn die Bücher 1000 Seiten haben!). Sie könnten all das tun, wozu Ihnen jetzt keine Zeit bleibt – denken Sie! Entweder haben Sie keine Zeit, weil Sie den ganzen Tag arbeiten müssen und abends zu müde sind. Oder Sie sind das genaue Gegenteil – Sie arbeiten gar nicht und müssen sich mit irgendwelchen Ämtern herumschlagen, die Ihnen nach endlosen Diskussionen möglicherweise ein Almosen auf Ihr Konto überweisen. Egal mit was Sie Ihre Zeit verbringen, es ist „verschwendete Zeit“ – denken Sie! Zeit, in der Ihre wahren Talente nicht zum Vorschein kommen. Gar nicht kommen können! Denken Sie!

Zeit, die Sie nicht kreativ mit dem verbringen können, was Sie wirklich ausmacht, was tief in Ihnen verborgen liegt, und was unter diesem Nerv tötenden Dauerstress des Verdienens Ihres Lebensunterhaltes oder in Anbetracht der Arbeitsplatzsuche einfach nicht zum Vorschein kommen kann. Zudem stellen Sie fest, dass – selbst wenn Sie in Lohn und Brot stehen – große Sprünge nicht mehr zu machen sind. Anders gesagt: Sie sind absolut unzufrieden. Mit sich, der Welt, einfach mit allem. Nun gibt es so ein paar findige Zeitgenossen, die diese um sich greifende Unzufriedenheit erkennen und ein Heilsrezept anbieten.

Das sogenannte WENN-DANN-Rezept! Und auf dem Rezept steht: WENN es erst einmal ein Bedingungsloses Grundeinkommen gibt, DANN machst Du Deine Träume wahr!

An dieser Stelle soll nicht darauf eingegangen werden, ob die Idee „machbar“ wäre oder nicht, und auch nicht darauf, ob tatsächlich Arbeitsplätze zu vergeben wären oder nicht. Es soll auch nicht darauf eingegangen werden, dass die Befürworter glauben, das Geld für ein solches Paradies auf Erden würde wie Manna vom Himmel fallen und nein, es soll auch nicht darauf eingegangen werden, dass Berechnungen zufolge ein bedingungsloses Grundeinkommen von 800 Euro im Monat eine Einkommenssteuer von rund 78 Prozent bedeuten würde.

Nein, hier soll auf etwas anderes eingegangen werden. Hier geht es um die Wenn-Dann-Sager! Das sind die Menschen, die das Wort „Wenn“ in Verbindung mit dem Wort „Dann“ überdurchschnittlich oft benutzen. Wenn ich nur endlich mehr Geld hätte, dann … . Wenn ich nur hübscher wäre, dann … . Wenn mir doch nur jemand eine Chance geben würde, dann … .

Es gibt Millionen von Wenn-Dann-Sagern. Und ich wette darauf, dass 99 Prozent der Wenn-Dann-Sager für das bedingungslose Grundeinkommen eintreten. Angesichts so viel Zustimmung könnte man meinen, der Gedanke dahinter entspringt einer positiven Charaktereigenschaft.. Alle sollen gut leben können, keiner soll sich noch größere Sorgen machen müssen. Klingt alles menschenfreundlich und erstrebenswert. Ich bin anderer Meinung. Ich finde diese Befürworter gar nicht nett! Ich finde sie vielmehr als menschenverachtend. Ich empfinde sie als demütigend. Denn was sollen Wenn-Dann-Sager-Anwälte für Menschen sein, die den Ausflüchten, denen wir uns so gerne hingeben, auch noch das Wort reden? Was lösen wir in unseren Seelen und Herzen aus, wenn die Tatsache schöngeredet wird, dass ein anderer für unseren Lebensunterhalt sorgen muss, nur weil wir entweder zu faul oder zu unfähig sind, dies selber zu tun? Wer krank oder zu alt ist, wer Pech hatte oder eine schlechte Phase durchlebt, der muss sich nicht schämen. Wir sind Menschen, manchmal fallen wir hin. Die, die wirklich nicht mehr aufstehen können, denen soll geholfen werden. Die einzige Bedingung dafür ist, dass derjenige der hilft, auch weiß, warum und wie lange er dies tut.

Wer allerdings nicht krank und auch nicht alt ist, mit welcher erbärmlichen Ausrede sollte ein solcher Zeitgenosse einfordern dürfen, dass seine Bettelei „bedingungslos“ und unhinterfragt sein darf? Diejenigen, die für das bedingungslose Grundeinkommen einstehen, wollen sich schlichtweg nicht offenbaren. Sie reden vielmehr ihren Mitmenschen ein, es stünde ihnen zu! Selbst in einer Gesellschaft, die von Dekadenz und Wohlstand zerfressen ist, kann und sollte man für solche Forderungen keinen Hauch von Verständnis aufbringen.

Arnold Schwarzenegger sagte einmal, dass man keinen Berg erklimmen, keinen Gipfel erreichen kann, wenn man beim Aufstieg die Hände in den Taschen hat. Wo sind die Menschen, die an sich arbeiten wollen, die wachsen wollen, die wissen, dass harte Zeiten dafür da sind, um sie zu überwinden? Wo sind die Menschen, die ihre Träume selber wahrmachen und nicht von anderen einfordern, dass sie ihnen die Erfüllung gefälligst finanzieren sollen? Wo sind die Menschen, die keine Angst vor Fehlschlägen haben, die an sich arbeiten, während andere Partys feiern und sich dann fragen, warum aus ihnen nichts wird? Wo sind die Menschen, die sich weiterentwickeln?

Ich behaupte, diese Menschen sind schon heute dort, wo die Wenn-Dann-Sager niemals hinkommen werden. Auch und schon gar nicht mit einem bedingungslosen Grundeinkommen. Denn eine bedingungslose Finanzierung des Lebensunterhalts vergiftet den Geist, vergiftet die Seele und vergiftet das Herz. Weil es falsche Anreize setzt. Weil es impliziert, dass man für seinen Erfolg nicht arbeiten muss. Weil es den Anschein vermittelt, das Glück fiele vom Himmel – genauso wie das Geld.

Aber irgendjemand muss dafür arbeiten, irgendjemand muss dafür auf Freizeit verzichten, irgendjemand muss Opfer bringen. Ein bedingungsloses Grundeinkommen einzufordern, ist alles andere als menschlich. Es zeigt einen verantwortungslosen Charakter, der niemals und im Leben nicht Erfolg haben wird. Weil echter und bleibender Erfolg nicht auf Kosten anderer gemacht werden kann. Der Erfolg und das Glück müssen aus jedem Einzelnen kommen, gegen alle Widerstände, gegen alle Schwierigkeiten. Nur dann sind Erfolg und Glück möglich. Es hat sich noch nie gelohnt, seine Seele zu verkaufen – früher oder später wird sie umgetauscht und sie kommt definitiv beschmutzt zurück! (Anregung: Wie die es ansinnen, die ein bedingungsloses Grundeinkommen einfordern.)

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Susanne Kablitz, Jahrgang 1970, ist Fachwirtin für Finanzdienstleistungen, Honorarberaterin, Trainerin und Dozentin rund um Finanz- und Wirtschaftsthemen. Mit ihrer Firma “Das Erfolgsprinzip” ist sie seit 2002 selbstständig tätig. Im Oktober initiierte sie den Hayek-Club für Krefeld und den Niederrhein und ist seit Juli 2013 Mitglied der Hayek-Gesellschaft. Im März 2013 gründete sie ihren Blog www.susannekablitz.wordpress.com, den sie als “stolze Österreicherin” mit viel Leidenschaft für die Schreiberei betreibt und der ihrem tiefen Respekt vor geistigen Größen wie u.a. Ludwig von Mises, Friedrich August von Hayek, Murray Rothbard, Henry Hazlitt, Roland Baader und deren aktiven Nachfolgern Ausdruck verleiht. Seit dem November 2013 ist sie die Bundesvorsitzende der Partei der Vernunft.

Vor kurzem ihr sein neues Buch erschienen, das sie zusammen mit Christoph Braunschweig geschrieben hat, mehr Informationen hier: Kluge Geldanlage in der Schuldenkrise -Austrian Investing-

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