Eigentumsrechte und Umweltschutz sind natürliche Verbündete

15. Mai 2019 – von Olivier Kessler

Olivier Kessler

Die aktuellen Klimastreiks sind eine Aufforderung an die Adresse der Politik: Von ihr versprechen sich die Demonstrierenden Lösungen. Die eigenverantwortlich handelnden Bürger hat man dabei längst abgeschrieben. «Die Zeit für Freiwilligkeit ist vorbei», heisst es, und «Um Verbote werden wir nicht herumkommen». Der Sündenbock wurde bereits ausfindig gemacht: Es sei der Kapitalismus, der Mensch und Natur ausbeute. Es brauche daher «einen strukturellen Wandel weg vom profitorientierten Wirtschaftssystem». In anderen Worten: Die Marktwirtschaft zerstört den Planeten, mehr staatliche Planung rettet ihn.

Fest steht: Um überleben zu können, müssen wir produzieren. Praktisch jede Form der Produktion verursacht einen Schaden an der Umwelt: Um Ackerbau zu betreiben, müssen Wälder gerodet und Tiere umgesiedelt werden. Die industrielle Produktion befördert giftige Gase in die Atmosphäre. Und der Dienstleistungssektor benötigt Energie, die nur unter Beeinträchtigung der Umwelt gewonnen werden kann: Wasserkraft tötet Fische, Windräder töten Vögel, fossile Energieträger erfordern die Aushebung knapper Ressourcen.

Die Frage ist daher nicht, ob wir Umweltschäden verursachen, sondern welches System die Menschen dabei unterstützt, diese Umweltschäden so minim wie möglich zu halten.

Vergleiche zeigen: Je reicher eine Gesellschaft ist, desto mehr nimmt sie auf die Umwelt Rücksicht. Für die weltweit Ärmsten geht es gemäss einer Umfrage der UNO vor allem um Aspekte wie Nahrung, Gesundheitsversorgung und Bildung. Das Thema Klimaschutz landete abgeschlagen auf dem letzten Platz der Prioritätenliste. Wir brauchen also in erster Linie ein Wirtschaftssystem, das den Lebensstandard möglichst vieler Menschen anhebt, damit sich immer mehr Leute dem Klima- und Umweltschutz widmen können. Erfahrungsgemäß führt einzig eine Politik, die sich weitgehend aus dem Leben der Bürger heraushält, zu diesem Ergebnis, und nicht eine solche, die dieses von A bis Z durchplanen will. Nur Marktwirtschaften haben es geschafft, immer mehr Güter mit immer weniger Ressourcen herzustellen, während Verschwendung und große Umweltschäden vom Sozialismus ausgingen.

In der Vergangenheit hat die Menschheit Herausforderungen jeweils dann am besten gemeistert, wenn Raum für das Tüfteln und Ausprobieren neuer Lösungen vorhanden war, wenn Innovation nicht durch anmaßende Gesetzgebung und Detailregulierung verhindert, sondern durch freien Wettbewerb befördert wurde. Wieso sollte es bei Umwelt- und Klimafragen anders sein?

In einem wirklich marktwirtschaftlichen System – nicht zu verwechseln mit der heutigen Mischwirtschaft, wo der Staat in immer mehr Bereiche hineinredet, – sind Eigentumsrechte per Definition geschützt. Das reizt zu einem vorsichtigen Umgang mit knappen Ressourcen und einer nachhaltigen Produktion an, weil persönliches Eigentum durch Übernutzung oder Verschmutzung an Wert verliert und in schlechtem Zustand weniger Profite abwirft.

Wären Eigentumsrechte außerdem klar zugewiesen, könnte man gegen die Verursacher von Umweltschäden klagen, die damit Leib, Leben und Eigentum ihrer Mitmenschen in Mitleidenschaft ziehen. Durch das Damoklesschwert möglicher Schadenersatzzahlungen und Freiheitsstrafen werden die Menschen dazu angehalten, sich möglichst umweltschonend zu verhalten.

Klimaaktivisten bewirken durch ihre «Mehr Staat»-Rhetorik jedoch eine weitere Schwächung dieser Eigentumsordnung und befördern damit die berühmt-berüchtigte Tragik der Allmende herauf, die zu einer Übernutzung knapper Ressourcen führt, die Umwelt ausbeutet und sie massiv schädigt. Reale Anschauungsbeispiele dafür gibt es in der Geschichte zuhauf.

Der geforderte Klima-Interventionismus hätte zudem Folgen: Je mehr der Staat eingreift, desto mehr kommt es zu einer Verschiebung der Macht von den Bürgern zur Politik. Die Folgen sind bekannt: Verhängnisvolle Anmaßung von Wissen, haarsträubende Ressourcenverschwendung, Bereicherung einiger weniger privilegierter Interessenvertreter auf Kosten der Allgemeinheit und relative Verarmung breiter Bevölkerungsschichten.

Halten wir fest: Eigentumsrechte und Umweltschutz sind natürliche Verbündete und stärken sich gegenseitig. Bevor wir uns nun voreilig daranmachen, die noch übrig bleibenden marktwirtschaftlichen Elemente in unserer Gesellschaft mit sozialistischen Rezepten und Medikamenten wegzutherapieren, sollten wir zunächst die Packungsbeilage zu den Risiken und Nebenwirkungen lesen. Anstatt die Freiheit abzuschaffen, wäre der Umwelt besser gedient, würden sich die Streikenden in der Forschung, der Bildung und der Wirtschaft betätigen, um dort noch nachhaltigere und umweltschonendere Produktionsmethoden zu entwickeln.

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Dieser Beitrag ist zuerst in den Publikationen von CH Media erschienen.

Olivier Kessler ist Vizedirektor des Liberalen Instituts in Zürich.

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Hinweis: Die Inhalte der Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Ludwig von Mises Institut Deutschland wieder.

Foto: © lily – Fotolia.com

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