Der Unternehmer, er lebe hoch!

17. Dezember 2018 – von Andreas Marquart

Andreas Marquart

Liberalen wird häufig zum Vorwurf gemacht, sie würden den Unternehmer erhöhen gegenüber der Arbeitnehmerschaft. Weil in den liberal eingestellten Denkschulen die freie Marktwirtschaft – also der Kapitalismus – als einzig durchführbare Wirtschafts- und Gesellschaftsverfassung gilt und Unternehmer auch gerne als Kapitalisten bezeichnet werden, sind beide schnell in einen Topf geworfen.

Dabei ist die Position der Marktwirtschaftler ist gut begründbar, denn die freie Marktwirtschaft ist es, die sowohl die materielle Lage der Menschen verbessert, als auch aufgrund von Arbeitsteilung zu einem harmonischen, friedvollen Miteinander führt. Der wohl prominenteste Vertreter der Österreichischen Schule, einer der bekanntesten liberalen Wirtschaftsschulen, Ludwig von Mises (1881 – 1973) hat bereits im Jahr 1919 nachgewiesen, dass Sozialismus als Wirtschaftsordnung nicht nur weniger leistungsfähig ist als die Marktwirtschaft, sondern wegen des Gemeineigentums an den Produktionsmitteln von vornherein nicht funktionieren kann. Denn es fehlen die Marktpreise, die eine Wirtschaftsrechnung überhaupt erst möglich machen.

Der Sozialismus ist – sobald ein vorhandener Kapitalstock aufgebraucht ist – zum Scheitern verurteilt. Er führt die Menschen in die Armut und, die Geschichte hat es gezeigt, nicht selten in den Tod. Auch gemischte Systeme wie die soziale Marktwirtschaft, in denen die Politik sich in der Lage glaubt, die Vorteile aus Kapitalismus und Sozialismus herauszupicken und die Nachteile auszumerzen, sind dauerhaft nicht möglich. Aufgrund zunehmender staatlicher Einmischung in das Wirtschaftsgeschehen werden die noch wirkenden freien Marktkräfte mit der Zeit ausgehöhlt und die Wirtschaftsordnung entwickelt sich zwangsläufig hin zu staatlicher Befehlswirtschaft, zum Sozialismus.

Die besondere Stellung des Unternehmers

Die Position und Bedeutung des Unternehmers wird von den Meisten in der Gesellschaft unterschätzt. Der Unternehmer ist im Gefüge der Marktwirtschaft der Visionär, der stets aufs Neue versuchen muss, die künftigen Bedürfnisse der Konsumenten vorauszuahnen. Die Produktion von Gütern erfordert häufig viel Zeit, vor allem, wenn man Entwicklung und Aufbau von Produktionsanlagen in die Betrachtung mit einbezieht. Und ein Unternehmer muss das für die Produktionsmittel notwendige Kapital aufbringen. Schätzt er die künftigen Konsumentenwünsche falsch ein, erleidet er Verluste oder scheidet schlimmstenfalls sogar aus dem Markt aus. Der Unternehmer geht also Risiken ein, die ein anderer lieber meidet und sein Glück in einem Angestelltenverhältnis sucht, bei dem ihm schlimmstenfalls künftige Zahlungen im Falle einer Kündigung entgehen können, er aber nicht bereits erworbenes Vermögen riskiert – oder sogar im Staatsdienst, wo selbst eine Kündigung ausgeschlossen ist und vergleichsweise hohe Pensionen als gesichert gelten.

Ist ein Unternehmer im Erahnen von künftigen Wünschen der Konsumenten besonders geschickt und wird dafür mit hohen Gewinnen und finanziellem Wohlstand belohnt, wird ihm sein Erfolg häufig vergönnt. Dabei ist ihm dauerhafter Erfolg niemals garantiert. In ständigem Wechsel variieren die Konsumenten ihre Wünsche, werden neue Produkte und Technologien entwickelt. Was heute noch als hochmodern gilt, wird seitens der Kunden kurze Zeit später nicht mehr nachgefragt. Der Unternehmer ist ständig der Herausforderung ausgesetzt, solche Veränderungen bereits im Vorfeld zu erahnen und in seine Planungen miteinzubeziehen. Meist wird vergessen, dass Arbeitnehmer auch Konsumenten sind. Und die Konsumenten sind es ja, die letztlich über Weh und Wohl des Unternehmers bestimmen, indem sie die von ihm produzierten Waren kaufen oder nicht.

Doch Unternehmer und Arbeitnehmer sind nicht die einzigen Akteure in einer Marktwirtschaft. Die Politik stellt sich über alles und schreibt sich stets auf die Fahne, im Sinne aller Marktakteure zu handeln und sich um ihre Interessen zu kümmern. Dabei gibt sich die Politik auch besonders gerne als unternehmerfreundlich und verspricht, ein investitionsfreundliches Umfeld zu schaffen. Betrachtet man aber die Hindernisse, mit denen Unternehmer zu kämpfen haben, und die Steine, die ihnen regelmäßig in den Weg gelegt werden, stellt man fest, dass gerade der Staat es ist, der ihnen das Leben Tag für Tag erschwert.

Steuern

Egal welche Steuern der Staat erhebt, sie reduzieren den Kapitalstock der Volkswirtschaft beziehungsweise lassen ihn weniger als sonst möglich anwachsen. Je niedriger der Kapitalstock, umso weniger Güter und Dienstleistungen können Unternehmer bereitstellen. Der die Steuern vereinnahmende Staat geht denknotwendig weniger sparsam und vorsichtig damit um als der Besteuerte. Der Staat schafft keinen Wohlstand, er kann ihn nur umverteilen.

Inflation

Steigende Preise für Güter und Dienstleistungen aufgrund Geldmengenausweitung der Notenbanken machen dem Unternehmer die Kalkulation schwieriger, als sie ohnehin bereits ist. Er muss versuchen, künftige Preissteigerungen richtig vorauszusehen. Gelingt ihm dies nicht, werden die Konsumenten sein Produkt möglicherweise als zu teuer einstufen, zu einem Konkurrenten wechseln oder ein anderes Produkt auf ihrer Werteskala höherstufen und dessen Kauf bevorzugen. Inflation täuscht den Unternehmer und erzeugt Scheingewinne, denn Abschreibungen auf getätigte Investitionen beziehen sich stets nur auf den Anschaffungswert. Ein stetig steigendes Preisniveau macht erforderliche Ersatzinvestitionen in der Zukunft – weil zu wenig Kapital zurückgestellt wurde – schwieriger und gegebenenfalls unmöglich.

Handelsbeschränkungen

Handel ohne Zölle und Handelsbarrieren fördern die internationale Arbeitsteilung, von der nachgewiesenermaßen alle Beteiligten profitieren. Waren werden durch Zölle künstlich verteuert. Im Extremfall wird es den Unternehmern verunmöglicht, ihre Waren in bestimmte Länder zu exportieren bzw. Waren aus anderen Ländern zu importieren. Politisch bedingte Handelssanktionen werden von Politikern häufig von einem Tag auf den anderen beschlossen. Diese können die Geschäfte eines Unternehmers innerhalb kürzester Zeit zum Erliegen bringen und ihn in den Ruin treiben.

Mindestlöhne

Die gesetzliche Festlegung eines Mindestlohnes ist ein preispolitischer Eingriff mit dem Ziel, einen Preis, hier den Lohn, höher zu setzen, als er sich auf dem freien Markt bilden würde. Können die Unternehmen die dadurch gestiegenen Produktionskosten nicht über Preiserhöhungen an die Konsumenten weitergeben, werden sich die niedrigeren Unternehmensgewinne negativ auf den Kapitalstock des Unternehmens auswirken. Künftige Investitionen werden niedriger ausfallen. Das Produktionsniveau sinkt. Auch auf die Arbeitnehmerschaft im Ganzen wirken sich Mindestlöhne negativ aus, denn Arbeitnehmer sind auch Konsumenten, die unter den angestiegenen Preisen zu leiden haben. Und ein niedrigerer Kapitalstock ist auf lange Sicht immer gleichbedeutend mit einem niedrigeren Lohnniveau.

Bürokratie

Der Unternehmer sieht sich mit einer ständig wachsenden Anzahl an Gesetzen, Vorschriften, Richtlinien und Verordnungen konfrontiert. Gerade in den vergangenen Jahren wurden die Unternehmer mit neuen Regulierungen überflutet: verschärfte Verbraucherschutzgesetze, Gleichbehandlungsgesetz, Geldwäschegesetze, Datenschutzgrundverordnung, um nur einige zu nennen. Der Erfolg solcher Gesetze ist häufig fragwürdig. Kleine und mittlere Unternehmen werden durch sie überproportional belastet. Für alle Unternehmen aber gilt: Es erhöhen sich die Kosten der Produktion. Die Gewinne der Unternehmer sinken.

Wettbewerb

Subventionen und staatlich geschützte Monopole verzerren den Wettbewerb. Begünstigt davon sind häufig Großunternehmen mit guten Verbindungen bis hin zu Regierungen. So wird geschätzt, dass etwa 25.000 Lobbyisten mit einem Jahresbudget von 1,5 Milliarden Euro alleine in Brüssel Einfluss auf die EU-Institutionen nehmen, von den Lobbygruppen in den nationalen Hauptstädten der EU-Mitgliedstaaten ganz abgesehen. Großunternehmen versuchen häufig, die staatliche Gesetzgebung in ihrem Sinne zu beeinflussen. Sie streben nach guten Kontakten zu Politikern mit dem Ziel, lukrative Aufträge zu ergattern. Kleine und mittlere Unternehmen können sich Lobbyismus nicht leisten und haben das Nachsehen. Die Aufzählung dieser Erschwernisse und Hemmnisse für Unternehmer erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und ließe sich leicht fortführen.

Fazit

Die unbehinderte Marktwirtschaft ist die einzige Wirtschaftsordnung, die den Wohlstand aller – Unternehmer wie Arbeitnehmer – dauerhaft mehren kann und gleichzeitig friedensstiftend ist. Der Unternehmer nimmt in dieser Ordnung eine besondere Stellung ein. Weitblick und Risikobereitschaft zeichnen ihn aus. Obwohl sich Regierungen nach außen unternehmerfreundlich zeigen, erschweren sie dem Unternehmer das Leben immer mehr und stellen ihn vor immer größere Herausforderungen. Ein unternehmer- und damit letztlich auch arbeitnehmerfreundliches Umfeld zeichnet sich aus durch niedrige Steuern, wirtschaftliche Freiheit, das heißt möglichst wenig Regulierungen, und einen Staat, der sich bei seinen Ausgaben diszipliniert. Auch die dem Staat nahestehenden Meinungsmacher sollten aufhören, immer wieder Öl ins Feuer zu gießen, indem sie Unternehmer als Ausbeuter brandmarken und so die Gesellschaft in Unternehmer auf der einen und Arbeitnehmer auf der anderen Seite spalten. Beide Gesellschaftsgruppen sitzen nämlich in ein und demselben Boot.

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Dieser Beitrag ist zuerst erschienen in „Peace Love Liberty – Das Studentenmagazin“

Andreas Marquart ist Vorstand des „Ludwig von Mises Institut Deutschland“. Er ist Honorar-Finanzberater und orientiert sich dabei an den Erkenntnissen der Österreichischen Geld- und Konjunkturtheorie. Im Mai 2014 erschien sein gemeinsam mit Philipp Bagus geschriebenes Buch “WARUM ANDERE AUF IHRE KOSTEN IMMER REICHER WERDEN … und welche Rolle der Staat und unser Papiergeld dabei spielen”. Zuletzt erschienen, ebenfalls gemeinsam mit Philipp Bagus: Wir schaffen das – alleine!

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Hinweis: Die Inhalte der Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Ludwig von Mises Institut Deutschland wieder.

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