Nix wie raus aus dem Euro

14. November 2018 – Ein sinkendes Schiff sollte man verlassen, solange noch Rettungsboote verfügbar sind – Höchste Zeit, das Tabu zu brechen – Das neue Buch von Bruno Bandulet – Was es widerlegt, beschreibt, begründet und mit wem es abrechnet – Wie ein Krimi, den das Leben schrieb, das politische Leben – Merkels politische Auflösung steht fest, die des Euro noch nicht

von Klaus Peter Krause

Klaus Peter Krause

Der Euro gerettet? I wo. Das Retten nimmt kein Ende. Zwar wird den wohl meisten Bürgern in Deutschland nicht bewusst sein, dass die Negativ-Zinspolitik und der Aufkauf von Schuldpapieren notleidender Staaten und Banken durch die Europäische Zentralbank (EZB) letztlich nur dazu dienen, den Euro über Wasser zu halten. Aber Euro-Mitgliedstaaten wie vor allem Griechenland und Italien würden finanziell und politisch kollabieren, wenn die EZB ihre brutale Intervention in die Finanzmärkte und das gesetzte Recht aufgäbe und damit ihr eigentliches Mandat nicht mehr ungehemmt und unverdrossen überschritte. Ihre Abkehr davon wäre für den Bestand des Euro eine Art GAU (größter anzunehmender Unfall). Deutschland kann das nicht gleichgültig lassen, denn mit im Feuer stehen unter anderem die gewaltigen Target-Forderungen seiner Bundesbank gegenüber der EZB.

Alle Währungsunionen, die es in der Historie bisher gegeben hat, sind früher oder später gescheitert. Das blüht auch der Euro-Währungsunion. Und hatte der kundige Alan Greenspan nicht schon vor ihrem Beginn orakelt, der Euro werde keinen Bestand haben? Ein sinkendes Schiff sollte man rechtzeitig verlassen und zwar solange noch Rettungsboote verfügbar sind. Das hieße, jedenfalls für Deutschland, nix wie raus aus dem Euro. Aber geht das überhaupt? Und wie? Und ist es politisch tunlich? Auskunft darüber gibt ein neues Buch von Bruno Bandulet.

Alan Greenspan, der legendäre Vorsitzende der amerikanischen Notenbank (Fed), hatte seine Meinung über den Bestand des Euro am 2. Mai 1997 geäußert. Der Finanzfachmann, Buchautor und freiberufliche Journalist Bandulet hat es seinem neuen Buch vorangestellt. Dessen Titel lautet: DEXIT – Warum der Ausstieg Deutschlands aus dem Euro zwar schwierig, aber dennoch machbar und notwendig ist. Bandulet zitiert auch „die Beraterlegende“ Roland Berger, der 2017 zum Euro und über Deutschland gesagt habe: „Für die Deutschen gibt es nur drei Möglichkeiten: Erstens, wir werden Teil einer Transferunion, zweitens wir lösen die Eurozone auf, drittens, Deutschland tritt aus dem Euro aus.“ Und Bandulet ergänzt: „Eine vierte Option steht nicht zur Verfügung.“ Ich zitiere aus dem Klappentext:

Höchste Zeit, das Tabu zu brechen

„Bisher wurden Bücher über den Euro geschrieben, die nachwiesen, warum er nicht funktionierte und nicht funktionieren kann, wie die Europa-Verträge gebrochen wurden, wie die EZB illegal Staaten finanzierte, wie die Einheitswährung mit immensen Summen gerettet werden musste, wie Deutschland den Zahlmeister spielte und wie die Sparer mittels Inflation und Nullzinsen schleichend enteignet werden. Alles eine notwendige Bilanz, die auch im vorliegenden Buch gezogen wird. Nur eine Frage wurde nie ernsthaft gestellt und diskutiert: Wenn es stimmt, dass der Euro mehr schadet als nutzt, ist es dann nicht besser, ihn abzuwickeln? Sollte Deutschland austreten? Und, wenn ja, wäre der Dexit überhaupt machbar? Wer wären die Gewinner? Wer die Verlierer? Höchste Zeit, das Tabu zu brechen und die Debatte über den Dexit vorurteilsfrei und schonungslos zu führen.“

Was Bandulet widerlegt, beschreibt, begründet und mit wem er abrechnet

Und weiter: „In seinem neuen Buch widerlegt Bruno Bandulet die Legende vom Euro-Profiteur Deutschland. Er beschreibt das ominöse Target-System. Er schildert den schon fortgeschrittenen Marsch in die Transferunion und in die große europäische Umverteilung. Er rechnet ab mit Mario Draghi und Angelas Merkel. Er erklärt, warum Deutschland Exportweltmeister ist und eurobedingt nichts davon hat. Und er begründet Punkt für Punkt, warum im Dexit der Ausweg aus der europäischen Sackgasse liegt.“

Wie ein Krimi, den das Leben schrieb, das politische Leben

Bandulet schreibt – journalistisch sein berufliches Leben lang geschult und darin geübt – flüssig, leicht verständlich und spannend. Unterteilt hat er sein Buch in fünf Kapitel mit den Titeln „Endspiel – Der Kampf um den Euro – Das Schattenreich – Transfer und Haftung – Exit“. Allein das Inhaltsverzeichnis ist schon eine spannende Lektüre für sich und sorgt für Vorfreude auf alle Seiten, die ihm folgen. Die Überschriften zu den Unterkapiteln sind geschickt so spannend formuliert, dass sie den Leser neugierig in den Text hineinziehen. Hier eine Auswahl davon: „Fake News des Jahres: Der Euro ist gerettet – Die lebenden Toten der Euro-Zone – Die Bundesbank und ihre wertlosen Guthaben – Die drei Akte des Euro-Dramas – Wie die Banken zweimal am Euro glänzend verdienen – Das Mega-Risiko der Deutschen Bundesbank – Wie Mario Draghi der EZB beibrachte, richtig viel Geld zu drucken – Notenbankpolitik der anderen Art: Wie der Präsident den EZB-Rat überfuhr und erpresste – Wie ein Berliner Doktorand das Geheimabkommen ANFA aufdeckte – Geheime Macht: Wer das Euro-Komplott anrührte – Als Yanis Varoufakis und Silvio Berlusconi der Schattenregierung in die Quere kamen, wurden sie abgesetzt – Europäische Einlagensicherung und der Export deutscher Sparbücher – Target in der Endlosschleife: Wäre wirklich alles verloren?“ Man kann Bandulets Buch wie einen Krimi lesen, nicht wie einen erfundenen, sondern wie einen, den das Leben schrieb, das politische Leben – und immer noch schreibt.

Merkels politische Auflösung steht fest, die des Euro noch nicht

Auf Seite 162 liest man die treffende Bemerkung „Politiker verhindern keine Krise, sie reagieren darauf. Sie sind Meister der Realitätsverweigerung, und das kommt auch daher, dass Finanzkrisen eine so lange Inkubationszeit haben.“ Meinerseits möchte ich hinzufügen, dass zu viele Krisen durch Politiker auch erst entstehen, mit deren Löschversuchen sie sich neue Betätigungen erschließen und bei Erfolg sich mit dem Löschen brüsten.

Als Auslöser für den Dexit sind für Bandulet verschiedene Szenarien denkbar. Drei davon beschreibt er: einen Banken-Crash, einen Inflationsschock und eine Target-Blockade (Seite 162 bis 166). Vorerst erleben wir den Merkel-Exit. Auslöser dafür war die Landtagswahl in Hessen. Mit ihr hat Merkels politische Auflösung nun auch offiziell begonnen. Wann sich die Euro-Währungsunion auflöst, steht noch nicht fest, aber sie wird auf schleichende Weise folgen. Und zu spät.

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Über Klaus Peter Krause: Jahrgang 1936. Abitur 1957 in Lübeck. 1959 bis 1961 Kaufmännische Lehre. Dann Studium der Wirtschaftswissenschaften in Kiel und Marburg. Seit 1966  promovierter Diplom-Volkswirt. Von 1966 bis Ende 2001 Redakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, davon knapp elf Jahre (1991 bis Ende 2001) verantwortlich für die FAZ-Wirtschaftsberichterstattung. Daneben von 1994 bis Ende 2003 auch Geschäftsführer der Fazit-Stiftung gewesen, der die Mehrheit an der Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH und der Frankfurter Societäts-Druckerei gehört. Jetzt selbständiger Journalist und Publizist. Seine website ist www.kpkrause.de

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Hinweis: Die Inhalte der Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Ludwig von Mises Institut Deutschland wieder.

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