Wohlstand und Armut in der Welt

25.9.2017 – Je größer die Wirtschaftsfreiheit, desto höher der Reichtum

von Jörg Guido Hülsmann.

Jörg Guido Hülsmann

Es ist ein Allgemeinplatz, dass wirtschaftliche Freiheit, Wirtschaftswachstum und Wohlstand miteinander einhergehen. Wie stark dieser Zusammenhang ist, erweisen insbesondere jene langen Entwicklungen, die sich über einige Jahrzehnte hinziehen. Vormalige Armenhäuser wie Irland, Chile, Russland, China und viele andere haben sich in den letzten 20 bis 30 Jahren durch die Liberalisierung ihrer Wirtschaft zu beachtlichem Wohlstand emporgearbeitet.

Dagegen sind andere Länder infolge ihres wachsenden Etatismus verarmt und zum Teil auch völlig ruiniert. Erschreckende Beispiele für schnellen und dramatischen Verfall sind Simbabwe (die frühere Kornkammer Afrikas) und Venezuela. In anderen Ländern zieht sich der Niedergang etwas langsamer hin, aber über einen Zeitraum von etwa 30 Jahren ist auch er deutlich zu erkennen, so beispielsweise in Frankreich und Italien. In wieder anderen Ländern gibt es keine klare Tendenz, da sich dort die günstigen und die negativen Einflüsse einander die Waage halten.

Liberale Wirtschaftsstatistiker haben versucht, diese Entwicklungen auch für kürzere Zeiträume fassbar zu machen. Ein wichtiges Ergebnis dieser Bemühungen ist der Wirtschaftsfreiheitsindex (Economic Freedom Index/EFI), mit dem versucht wird, den allgemeinen Begriff der wirtschaftlichen Freiheit in seine konkreten Bestandteile zu zerlegen, um auf dieser Grundlage eine Rangliste aller Länder zu erstellen.

Nach der aktuellen Rangliste[1] herrscht die größte Wirtschaftsfreiheit in Hongkong, gefolgt von Singapur, Australien, der Schweiz, Neuseeland und Kanada. Die ersten EU-Länder landen auf den Plätzen neun bis elf (Irland, Dänemark, Estland), gefolgt vom Vereinigten Königreich, den Niederlanden und Luxemburg (Plätze 14 bis 16). Deutschland belegt den EFI-Rang 18, Frankreich 70, Italien 86.

Wenn man nun diese Rangliste mit den Pro-Kopf-Einkommen der betreffenden Länder vergleicht, so ist der Zusammenhang zwischen beiden Größen deutlich zu erkennen. Je größer die Wirtschaftsfreiheit, desto größer ist der Wohlstand. In der Gruppe der bereits genannten sechs Länder mit der „größten“ wirtschaftlichen Freiheit liegt das durchschnittliche Bruttoinlandsprodukt pro Kopf bei 45.000 US-Dollar.

In der Gruppe der 28 Länder, die sich nach Ansicht der EFI-Statistiker immer noch „großer“ wirtschaftlicher Freiheit erfreuen, liegt dieser Wert bei etwa 38.000 US-Dollar.

Danach folgt eine Gruppe von 56 Ländern, deren wirtschaftliche Freiheit als „mäßig“ angesehen wird. Hier liegt das durchschnittliche BIP pro Kopf nur noch bei 16.000 Dollar. Noch eine Etage tiefer geht es bei den 61 Ländern mit „eingeschränkter“ Wirtschaftsfreiheit, hier liegt der Wert bei 5.000 Dollar.

Rot macht arm: Index der ökonomischen Freiheit 2014

 

Eine scheinbare Ausnahme bilden jene 27 Länder, in denen die Wirtschaftsfreiheit am schwächsten ausgeprägt ist. Hier liegt der entsprechende Wert bei etwa 6.000 Dollar, also etwas höher als in den 61 Ländern der Vorgruppe. Hier ist zu bemerken, dass solche geringen Unterschiede infolge der mitunter recht geringen Datenqualität nicht unbedingt aussagekräftig sind. Außerdem ist es für eine tyrannische Regierung natürlich immer möglich, das BIP kurzfristig durch verschiedene Maßnahmen wie Zwangsarbeit und Kapitalkonsum zu erhöhen. Das berührt also nicht den sehr deutlichen Zusammenhang, der im Gesamtbild hervortritt: Je größer die Wirtschaftsfreiheit, desto größer der Wohlstand.

[1] Anmerkung der Redaktion: Die hier aufgeführten Zahlen beziehen sich auf den Index der ökonomischen Freiheit 2014. Inzwischen liegt der Index für das Jahr 2017 vor. Deutschland ist inzwischen auf Rang 26 und Frankreich auf Rang 72 abgerutscht. Italien hat sich auf Rang 79 verbessert. Den aktuellen 2017 Index of Economic Freedom finden Sie hier.

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Dieser Beitrag ist zuerst erschienen im Magazin eigentümlich frei – Nr. 146.

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Jörg Guido Hülsmann ist Professor für Ökonomie an der Universität Angers in Frankreich und Senior Fellow des Ludwig von Mises Instituts in Auburn, Alabama. Er ist Mitglied der Europäischen Akademie für Wissenschaften und Künste sowie Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Ludwig von Mises Institut Deutschland. Zu seinen umfangreichen Interessen- und Forschungsgebieten zählen Geld-, Kapital- und Wachstumstheorie. Er ist Autor von «Ethik der Geldproduktion» (2007) und «Mises: The Last Knight of Liberalism» (2007). Zuletzt erschienen «Krise der Inflationskultur» (2013).

Seine Website ist guidohulsmann.com

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Hinweis: Die Inhalte der Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Ludwig von Mises Institut Deutschland wieder.

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