Karl Marx – sein Weg in den Kommunismus

23.9.2016 – von Murray N. Rothbard.

Murray N. Rothbard (1926 – 1995)

Karl Marx wurde im Jahre 1818, als Sohn eines wohlhabenden Juristen und Enkel eines Rabbi, in der ehrwürdigen preußischen Stadt Trier geboren. Um genau zu sein, waren sogar beide Eltern Nachkommen von Rabbis. Sein Vater war liberaler Rationalist und empfand daher keine großen Skrupel, als er 1816 zum Protestantismus zwangsbekehrt wurde. Heute ist es weitgehend unbekannt, dass der junge Marx ein engagierter Christ war.

In seiner Abschlussarbeit, am Trierer Gymnasium im Jahr 1835, kündigen sich Marx spätere Theorien an. Sein Aufsatz mit dem Titel „Über die Vereinigung des Glaubenden mit Christus“ war vordergründig ein protestantisch orthodoxes Werk, zeigt aber bereits Züge der Theorien Hegels.

Marx’ Diskurs über die „Notwendigkeit der Vereinigung“ mit Christus betont, dass dieser Bund angeblich zu einem Ende von Gottes Ablehnung des Menschen führen würde.

In einem weiterem Essay mit dem Titel „Betrachtung eines Jünglings bei der Wahl eines Berufes“ äußerte Marx die Sorge um seinen „Dämon des Ehrgeiz” und die große Versuchung, „gegen die Gottheit und Menschheit Fluch zu schimpfen“.

Nach dem Ende der Schule studierte Marx an der Universität von Bonn, um danach an der neuen, prestigeträchtigen Universität von Berlin Jura zu studieren. Er wurde hier zu einem radikalen Atheisten, wechselte von Jura zu Psychologe, und trat dem Doktorklub der jungen Hegelianer bei. Dort wurde er Vorsitzender und Generalsekretär.

Die Hinwendung zum Atheismus ließ Marx’ Ehrgeiz freien Lauf. Besonders aufschlussreich über Marx‘ Charakter in dieser Zeit sind die von ihm verfassten Gedichtbände, die erst vor kurzem wieder entdeckt wurden.[1]

Wenn Historiker diese Gedichte analysieren, neigen sie dazu, sie als jugendliche, romantische Sehnsüchte zu verwerfen und übersehen dabei, dass sich in ihnen bereits Marx‘ spätere Lehren widerspiegeln. Hier zeigt sich sowohl der junge, als auch alte Marx. So sieht man in seinem Gedicht „Empfindungen“, gewidmet seiner Jugendliebe und späteren Ehefrau Jenny von Westfalen, seine Persönlichkeitsstörungen und seinen Durst nach Zerstörung:

„Himmel such ich zu erfassen
Und die Welt an mich zu ziehen,
Und in Lieben und in Hassen
Möcht ich bebend weitersprühn.“

Und weiter

„Welten selber stark zerstören,
Weil ich keine schaffen kann,
Weil sie meinem Ruf nicht hören,“

Dies ist ein klassischer Aufruf des Teufels, Gott zu hassen.

In einem anderen Gedicht beschreibt Marx seinen Triumph, nachdem er Gottes Welt zerstört haben wird:

„Dann werde ich triumphvoll gehen,
gottesgleich durch die Ruinen des Königsreich,
Ich bin das Wort und die Tat,
Meine Brust gleicht der des Schöpfers.“ (frei übersetzt)

Und in seinem Gedicht „Des Verzweifelnden Gebet“:

„Einen Thron will ich mir auferbauen,
Kalt und riesig soll sein Gipfel sein,
Bollwerk sei ihm übermenschlich Grauen,
Und sein Marschall sei die düst’re Pein![2]

Die Gestalt des Teufels sieht man am besten in dem Gedicht „Der Geiger“, gewidmet seinem Vater:

„Was, was! Ich stech’, stech’ ohne Fehle
Blutschwarz den Säbel in deine Seele,
Gott kennt sie nicht, Gott acht’ nicht die Kunst,
die stieß in den Kopf aus Höllendurst,
Bis das Hirn vernarrt, bis das Herz verwandelt,
Die hab ich lebendig vom Schwarzen erhandelt!
Der schlägt mir den Takt, der kreidet die Zeichen.“

Besonders lehrreich ist Marx‘ langes, unfertiges, poetisches Drama seiner Jugendzeit „Oulanem“, eine Tragödie. Im Laufe dieses Dramas hält sein Held, Oulanem, einen bemerkenswerten Monolog, der voller Hass auf die Welt und der Menschheit ist. Es ist ein Hass auf die Schöpfung und eine Vision der weltweiten Zerstörung.

So zeigt Oulanem seinen Zorn:

„…und heule der Menschheit Riesenfluch in sie hinein
Ha, Ewigkeit! Das ist ein ewiger Schmerz,
ein unaussprechlich unermesslich Tod!
Schnöd’ Kunstwerk, blindmechanisch aufgezogen,
des Zeitenraums Kalendernarr zu sein,
zu sein, damit doch irgendwas geschieht,
zerfall’n, damit doch irgendwas zerfällt!”
Gäb’s außer ihr ein Etwas, das verschlänge,
ich spräng’ hinein, müßt’ ich ‘ne Welt zertrümmern,
die zwischen ihr und mir sich aufgetürmt!
Zerschell’n müßt sie am langgedehnten Fluche.
Die Arme schlüg ich um das harte Sein,
und mich umarmend müßt’ es stumm vergehn,
und dann hinab, versinken in dem Nichts,
ganz untergehn, nicht sein, es wäre Leben . . .”[3]

All das zeigt eine Geisteshaltung, wie man sie sonst nur bei militanten Atheisten sieht. Im Gegensatz zur nicht militanten Vielfalt des Atheismus, die als Gemeinsamkeit den Nichtglauben an Gott hat, glauben militante Atheisten viel mehr an Gott, entscheiden sich aber, ihn zu hassen und versuchen, ihn zu zerstören. Dieser Geist zeigte sich deutlich in der Antwort des militanten Atheisten Bakunin auf die berühmte religiöse These des Deisten Voltaire: „Gäbe es keinen Gott, so müsste man ihn erfinden.“ Darauf antwortete Bakunin: „Gäbe es einen Gott, so müsste man ihn vernichten“. Genau dieser Hass auf Gott, auf einen größeren Schöpfer als ihn selbst, inspirierte Marx.

In dieser Zeit entwickelte Marx eine weitere Eigenschaft, die er Zeit seines Lebens nicht mehr ablegen sollte. Schamlos nutzte er Freunde und Verwandte aus. Bereits im Jahre 1837 geißelte Heinrich Marx seinen Sohn Karl, da dieser mutwillig das Geld anderer ausgab.

Er schrieb ihm: „In diesem Punkt… hast du bislang aristokratisch geschwiegen; ich beziehe mich auf die dringliche Frage des Geldes“

Tatsächlich nahm Marx Gelder aus jeder verfügbaren Quelle an; von seinem Vater, von seiner Mutter und während seines erwachsenen Lebens von seinem langjährigen Freund und Schüler Friedrich Engels. All diese Leute ermöglichten es Marx, Geld wie Wasser auszugeben.[4]

Obwohl er bereits das Geld anderer Leute ausgab, klagte er fortwährend über seine finanziellen Engpässe. Von Engels abhängig, beklagte er sich dennoch, dass seine Unterstützung nicht hoch genug sei. Im Jahr 1868 bestand Marx darauf, dass er von seinem jährlichen Budget in Höhe von 400-500 Pfund nicht leben konnte, eine enorme Summe, wenn man bedenkt, dass die obersten zehn Prozent im Durchschnitt 72 Pfund im Jahr verdienten. Marx war so verschwenderisch, dass er einmal innerhalb kürzester Zeit eine Spende in Höhe 824 Pfund von einem deutschen Anhänger und 350 Pfund von Engels ausgab.

Kurz gesagt, Marx gab also eine Summe von beinahe 1200 Pfund in nur zwei Jahren aus, und zwei Jahre darauf musste ihm Engels weitere 210 Pfund geben, um seine Schulden zu begleichen. Im Jahre 1868 verkaufte Engels schließlich die Anteile an der Firma seiner Familie und gewährte Marx für den Rest seines Lebens eine Pension über 350 Pfund pro Jahr. Trotzdem hörte Marx nicht auf, sich über Geld zu beklagen.[5]

Wie in vielen Fällen von Schmarotzern, entwickelte Marx Hass und Verachtung auf die Ressource, auf die er so bitter angewiesen war. Im Gegensatz zu den anderen Fällen entwickelte Marx aufgrund seiner korrupten Haltung gegenüber Geld aber eine ganze Theorie. „Man sei gefangen in dem Griff des Geldes“, so donnerte er. Das Problem sei die Existenz des teuflischen Geldes, nicht die Haltung mancher Leute zu Geld. Geld war für Marx das „Bindeglied zwischen dem menschlichen Leben und den Mitteln des Lebensunterhalts“, die „universelle Hure“. Die Utopie des Kommunismus war eine Gesellschaft, in der diese Geißel abgeschafft ist. Karl Marx, der selbsternannte Feind der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen, beutete seinen ergebenen Freund Friedrich Engels nicht nur finanziell, sondern auch psychisch aus.

Nur drei Monate nachdem Marx‘ Frau, Jenny von Westfalen, seine Tochter Franziska im März 1851 gebar, hatte Marx ein Kind (Henry Frederik) mit seiner Magd Helena (Lenchen) Demuth, welche vorher im Dienste Jennys adeliger Familie stand. Aufgrund von bürgerlichen Konventionen und um seine Ehe zu erhalten, akzeptierte Marx ihn nie als seinen eigenen Sohn und überzeugte stattdessen den als notorischen Frauenjäger bekannten Engels, die Verantwortung zu übernehmen. Sowohl Marx, als auch Enges behandelten Freddy schlecht, Engels aufgrund seines Grolls, als Ausrede herhalten zu müssen. Marx grenzte Freddy aus und erlaubte ihm nicht, seine Mutter zu sehen.

Fritz Raddatz, ein Biograph von Marx, schreibt hierzu „Wenn Henry Frederick Demuth Marx‘ Sohn war, dann hat der Prediger der neuen Menschheit eine lebenslange Lüge gelebt, er verhöhnte, demütigte und verstieß seinen einzigen Sohn.[6] Engels hingegen kam natürlich für Frederics Erziehung auf. Trotzdem wurde er im Lebensstil der Arbeiterklasse erzogen, weitab von dem Stil, den sein Vater, der quasi aristokratische Führer des unterdrückten Proletariats, lebte.[7][8]

Marx‘ Vorliebe für den Adel währte lebenslang. Als junger Mann gewann er die Gunst von Jennys Vater, Baron Ludwig von Westfalen, und widmete ihm seine Doktorarbeit. Tatsächlich bestand der snobistisch proletarische Kommunist immer darauf, dass Jenny auf ihrer Visitenkarte den Zusatz „geborene von Westfalen“ schrieb.

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Entnommen aus dem 10. Kapitel der zweiten Ausgabe des Buches „Eine österreichische Sicht der Geschichte der Ökonomie“ (1995). Aus dem Englischen übersetzt von Martin Ziegner.

Anmerkungen:
[1] Die Gedichte wurden zum größten Teil in seinen ersten Monaten in Berlin, 1836 und 1837, geschrieben. Zwei der Gedichte wurden Marx’ erste Veröffentlichungen im Berliner Athenäum, im Jahr 1841. Die anderen sind größtenteils verloren gegangen.
[2] Richard Wurmbrands, „Marx und der Teufel“ (Westchester, 111, Crossway Books, 1986) Seite 12-13.
[3] Pastor Wurmbrand weist darauf hin, dass Oulanem ein Anagramm von Emmanuel ist, den biblischen Namen für Jesus, und dass solche Umkehrungen des heiligen Namens gängige Praxis in satanischen Kulten sind. Es gibt jedoch keine wirklichen Beweise dafür, dass Marx Anhänger eines solchen Kultes war.
[4] Friedrich Engels (1820-1895) war der Sohn eines führenden Industriellen und Baumwoll-Produzenten, der ein überzeugter Pietist aus Barmen im Rheinland war. Barmen war eines der wichtigsten Zentren des Pietismus in Deutschland, und Engels erhielt eine strenge pietistische Erziehung. Erst Atheist und dann Hegelianer, studierte Engels ab 1839 an der Universität Berlin und trat 1841 den Junghegelianer bei. Er bewegte sich in den gleichen Kreisen wie Marx, sie wurden im Jahr 1844 schnell Freunde.
[5] Vergleiche Gary North „Marx’ Religion der Revolution, Die Lehre der kreativen Zerstörung“ (Nutley, NJ: Craig Press, 1968) Seite 26-8.
[6] Fritz J. Raddatz, Karl Marx, Eine politische Biografie (Boston; Little Brown&Co, 1978) Seite 134.
[7] Marx’ Eifer der Vertuschung seiner Indiskretion zumindest wurde lange Zeit von führenden Historikern des marxistischen Establishments unterschlagen. Obwohl die Wahrheit Marxisten wie Bernstein und Bebel bekannt war, wurde sie erst im Jahr 1962 in Werner Blumenberg „Marx“ offenbart.
[8] Engels weigerte sich, seine Geliebte Maria zu heiraten, weil sie von niederer Herkunft war. Nach Marias Tod wurde ihre Schwester Lizzie seine Geliebte. Großmütig heiratete Engels Lizzie auf dem Totenbett, „um ihr eine letzte Freude zu schaffen“.

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Murray N. Rothbard wurde 1926 in New York geboren, wo er an der dortigen Universität Schüler von Ludwig von Mises wurde. Rothbard, der 1962 in seinem Werk Man, Economy, and State die Misesianische Theorie noch einmal grundlegend zusammenfasste, hat selbst diese letzte Aufgabe, die Mises dem Staat zubilligt, einer mehr als kritischen Überprüfung unterzogen.

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Hinweis: Die Inhalte der Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Ludwig von Mises Institut Deutschland wieder.

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