Ludwig von Mises’ “Nation, Staat und Wirtschaft” neu aufgelegt

22.8.2014 – Ludwig von Mises’ Werk “Nation, Staat und Wirtschaft” wurde kürzlich als Reprint der Originalausgabe von 1919 neu aufgelegt und ist bei buchausgabe.de erschienen. Lesen Sie nachfolgend eine Rezension von Hubert Milz.

Im Jahre 1919 legte Ludwig von Mises diese Studie zum verheerenden Zustand des damaligen Europas vor. Die europäische Urkatastrophe des “verdammten 20. Jahrhunderts”, nämlich der I. Weltkrieg, war gerade vorbei und die Schneisen, die den Weg zum II. Weltkrieg bereiteten, wurden und waren schon geschlagen,

In diesem Buch analysiert Mises kühl und sachlich solche verschwommenen Worte wie Nation, Volk, Kultur, Demokratie, Einwanderung etc.; also Worte, deren Sinn und Bedeutung vielfach von politischen Zampanos missbraucht, verdreht und verfälscht werden – damals wie heute.

Ludwig von Mises (1881 – 1973)

Mises zeigt z. B. sehr eindringlich in seiner Analyse zum langsamen Untergang des Vielvölkerstaates Donaumonarchie den Weg, den die im engeren Sinne österreichischen Parteien gegangen sind. Ein Weg, der die deutsch-liberale Partei, die als freiheitlich-demokratische Partei startete, zu einer mehr und mehr anti-freiheitlichen / anti-demokratischen Partei werden ließ. Anderen Parteien – ob deutsch-national oder deutsch-konservativ – erging es nicht besser; und Mises zeigt, dass dieser Weg auch von der österreichischen Sozialdemokratie eingeschlagen wurde und nur durch das Auseinanderbrechen der Donaumonarchie als Ergebnis des Weltkrieges nicht zu Ende gegangen worden ist.

Gerade bei den Analysen in diesem Umfeld ist das Buch sehr aktuell; denn es kommt unmittelbar beim Lesen ganz unwillkürlich die Frage auf: Wie wollen die EU-Politiker, die einen zentristischen EU-Staat als Ziel haben, solche zwangsläufigen Probleme der sprachlich-kulturellen Vielfältigkeiten und Eigenarten ganzer Völker unter dem Zwangsdach eines einzigen Staates friedvoll und verträglich für alle lösen?

Auch andere Teile des Buches sind aktuell. Die Anmerkungen z. B.,

– dass in Deutschland die große Mehrheit etatistisch-sozialistisch ist – eine mehr oder weniger abnorme Überhöhung von „Staat“ vorherrscht;

– dass die Wohlhabenden in Deutschland grundsätzlich unter Generalverdacht stehen, weil Reichtum – gemäß deutscher Befindlichkeit – doch grundsätzlich nur auf “kriminellem” Wege entstanden sein kann;

– dass es nur auf die Größe und Stärke des Sozialen ankomme, nicht auf das Individuelle;

Mit Blick auf die EU und die Krisenherde dieser Welt ist das Buch, obwohl 1919 erschienen, eigentlich sehr aktuell – vorausgesetzt der Leser kann die Gegenwart durch die Brille der Vergangenheit interpretieren.

Mises macht in dieser Studie auch klar, dass jeder “klassische Liberale” sofort den Sozialismus anerkennen wird (er selbst natürlich auch), falls die Sozialisten den Beweis führen würden, dass der Sozialismus als Gesellschaftsmodell tatsächlich zwingend ein Mehr an Freiheit und persönlicher Wohlfahrt für den einzelnen Menschen realisieren muss.

Da die Sozialisten dies nicht beweisen, sondern nur behaupten und sich – wegen der Vorgaben von Marx und Engels – jedweder Diskussion über das Werden und Können der sozialistischen Zukunftsgesellschaft entziehen, findet der Sozialismus in seinen verschiedenen Spielarten (sozialistischer Imperialismus, zentralistischer oder syndikalistischer Sozialismus) schon in dieser Studie in Mises einen scharfsinnigen Kritiker, der viele Behauptungen der sozialistischen Theoretiker als Utopien entlarvt.

Beim Lesen entstand auch ganz eindeutig der Eindruck, dass diese Studie von Mises sozusagen die Avantgarde für seine späteren theoretischen Analysen gegen den Etatismus (Interventionismus, Sozialismus, Mittelwege etc.) stellt. Mises fehlt nur noch ein kleiner Schritt hin zu dem Theoretiker, der in einer logisch einwandfreien und brillanten Beweisführung die Unmöglichkeit der sozialistischen Wirtschaftsrechnung darlegen wird. Dieser Schritt erfolgt auch schon 1919 mit dem Vortrag «Die Wirtschaftsrechnung im sozialistischen Gemeinwesen» vor der “Wiener Nationalökonomischen Gesellschaft”. Dieser Vortrag wurde 1920 im “Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik” veröffentlicht und bildete die Keimzelle für das Buch “Die Gemeinwirtschaft” von 1922, ein Buch, welches damals (1922) junge Nachwuchsökonomen, wie z. B. Friedrich August von Hayek, Fritz Machlup, Gottfried von Haberler, Steffy Browne, Wilhelm Röpke, Lionel Robbins oder Bertil Ohlin, stark beeinflusste, prägte und vom Sozialismus hin zur Marktwirtschaft führte.

Hier können Sie das Buch bei buchausgabe.de bestellen.

 

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