Freiheit in der Krise

3. Dezember 2018 – [Diese Rede wurde anlässlich des Ron Paul-Mises-Kreises 2018 gehalten – einer Veranstaltung des Mises Institute, die in Lake Jackson, Texas stattgefunden hat.]

von Llewellyn H. Rockwell Jr.

Llewellyn H. Rockwell Jr.

Wir befinden uns in einer Krise, und nur Sie, und Menschen wie Sie, können uns helfen.

Um was für eine Krise handelt es sich? Zum einen bricht die Ordnung der Etatisten um uns herum zusammen. Amerika ist in einen sinnlosen Krieg in Afghanistan verwickelt. Wegen unserer kriegerischen Politik gegenüber dem Iran droht ein weiterer Krieg im Nahen Osten. Außerdem dürfen wir Nordkorea nicht vergessen – die Gefahr eines Atomkrieges ist dort keinesfalls gebannt.

Zuhause manipuliert die FED weiter unsere Wirtschaft auf dieselbe Weise, die schon die Krise von 2008 ausgelöst hat. Die Staatsverschuldung erreicht noch nie dagewesene Höhen.

Dank der Arbeit großer Denker und Gelehrter wie Ludwig von Mises und Murray N. Rothbard kennen wir die Lösung für die Probleme, die der Staat verursacht. Freiheit ist die Lösung. Nur eine vollständig freie Marktwirtschaft und eine noninterventionistische Außenpolitik können unsere Probleme lösen.

Die Menschen wollen unsere Botschaft hören. Der großartige Erfolg von Dr. Ron Paul inspiriert uns alle. Seine Bücher sind Bestseller.

Wir sind nun in der Lage, die Krise, von der ich anfangs gesprochen habe, zu verstehen. Freiheit bedeutet, kontroverse, nicht politisch korrekte Meinungen vertreten zu können, und danach handeln zu können, solange man dabei keine Aggression begeht. Heute allerdings versuchen wahnsinnige Linke, diejenigen zu unterdrücken, die Meinungen wie die unsere vertreten. Würden sie ihren Willen bekommen, würde man uns vollständig zum Schweigen bringen. Unglücklicherweise gibt es sogenannte linke „Libertäre“, die sich an dieser Unterdrückungskampagne beteiligen. Sie verlangen von Libertären, die Agenda der politischen Korrektheit vollständig zu unterstützen. Diese unglückliche Lage macht es nötig, dass wir alternative Medien unterstützen.

Folgendes Beispiel zeigt, gegen was wir hier antreten müssen. Jeremy Waldron ist ein weithin bekannter Rechtsgelehrter, der in Oxford unterrichtet hat, und der nun an der NYU Law School unterrichtet. In The Harm of Hate Speech verlangt er, gegen sogenannte Hassrede vorzugehen, womit er alles meint, was nicht politisch korrekt ist.

Waldron erzählt uns, Hassrede bestünde aus Veröffentlichungen, die „das grundlegende Fehlen von Respekt, Hass und Herabwürdigung gegenüber Minderheiten zum Ausdruck bringen“.

Warum sollten wir Hassrede einschränken? Waldron vergleicht sie mit Umweltverschmutzung:

Minimale Auswirkungen von Millionen einzelner Handlungen – jede für sich betrachtet völlig unbedeutend – können großflächig vergiftende Auswirkungen haben, die selbst in der Masse heimtückisch wie eine Art langsames Gift wirken. Deshalb müssen wir Regulierungen gegen diese individuellen Handlungen erlassen, und dabei diese Größenordnung und diese Geschwindigkeit der Verursachung im Kopf behalten.

Aber warum funktioniert die infektiöse Ausbreitung nur bei negativen Wirkungen? Würde nicht die Anhäufung einer Reihe von Einzelbegegnungen, bei denen die Angehörigen von Minderheiten mit Respekt behandelt werden, eine positive Atmosphäre erzeugen, genauso wie es laut Waldron mit den Hassbotschaften passiert? Waldron geht, ohne zu sagen wieso, von einem quasi-Gresham’schen Gesetz der öffentlichen Meinung aus, bei dem schlechte Meinungen die guten verdrängen.

Aber welcher Vorgang wird sich wirklich als stärker erweisen – der, der eine positive Atmosphäre erzeugt, oder der, der Waldron mit Sorge erfüllt? Folgender Grund spricht dafür, zu glauben, dass es die gute Wirkung ist. Darauf angesprochen, dass Gesetze gegen Hassrede legitime Debatten unterdrücken würden, merkt er an, manche Dinge seien unbestritten; darüber würde weitgehender Konsens herrschen:

Angenommen, jemand verbreitet auf Plakaten die Meinung, Menschen aus Afrika seien nichtmenschliche Primaten … Vielleicht gab es eine Zeit, als über Sozialpolitik im allgemeinen … nicht angemessen debattiert werden konnte, ohne das Rassenthema so zu behandeln. Aber heute befinden wir uns in einer anderen Situation … Die grundlegende Debatte über Rasse ist in der Tat vorbei – gewonnen, beendet. Es gibt ein paar Außenseiter mit abweichenden Meinungen – ein paar Verrückte, die sagen, sie glauben, dass Menschen mit afrikanischer Abstammung ein niedere Form von Tier sind; aber seit einem halben Jahrhundert oder mehr haben wir als Gesellschaft Fortschritte auf der Grundlage gemacht, dass hierüber nicht mehr ernsthaft debattiert werden kann.

Wenn Waldron Recht hat und nur „ein paar Verrückte“ die Hasslehre glauben, warum fürchtet er sich dann so sehr vor den negativen Auswirkungen, die es haben könnte, wenn diese Leute ihre Meinung frei von Angriffen durch den Staat verbreiten?

Ehrlich gesagt glaube ich, dass Waldron manchmal auf sehr unfaire Weise vorgeht. Den Gegnern der Hassrede-Gesetze sagt er im Grunde: „Ihr sagt, dass ihr bereit seid, mit den Übeln der Hassrede zu leben, um das Gut der Redefreiheit zu erhalten. Aber ihr seid meist nicht die, die darunter leiden müssen. Woher nehmt ihr das Recht, ohne Beweise die Leiden der Opfer der Hassrede zu ignorieren?“

Das ist an und für sich keine unvernünftige Frage – allerdings ignoriert Waldron einen sehr wichtigen Punkt. Er versucht, für Regulierungen gegen Hassrede zu argumentieren. Deshalb kann er die Beweislast nicht komplett umkehren und zu seinen Gegnern sagen: „Beweist, dass Hassrede keine großen Auswirkungen auf ihre Opfer hat.“ Er muss vielmehr beweisen, dass Hassrede die von ihm behaupteten schlimmen Folgen hat. Es ist durchaus möglich, dass solche Rede manchmal negative Auswirkungen hat, aber es scheint mir offensichtlich, dass wir es hier mit einem empirischen Problem zu tun haben, welches das Anführen von Beweisen erfordert. Soweit ich es überblicke, liefert Waldron hier gar nichts, und beschwört stattdessen Bilder von Menschen herauf, die auf Hassrede mit Erinnerungen an Szenen schrecklicher Verfolgung in der Vergangenheit reagieren. In welchem Ausmaß leiden Menschen aber nun wirklich unter Hassrede? Waldron zeigt wenig Interesse daran, das herauszufinden.

Waldron stellt diese Hassverbrechensgesetze so dar, als ob sie nur extreme Ausdrucksformen des Hasses betreffen würden, wie zum Beispiel zu sagen, bestimmte Menschengruppen seien Untermenschen oder müssten gewaltsam aus der Gesellschaft entfernt werden, wenn sie nicht gar komplett beseitigt werden sollten.

Waldron sagt: „Bedeutet dies [die Erfordernis, jeden würdevoll zu behandeln] nun, dass jeder jedem mit der gleichen Menge an Respekt begegnen muss? Bedeutet das, dass wir manche nicht mehr als andere schätzen dürfen? Dies erscheint kontraintuitiv. Ein großer Teil unseres moralischen und politischen Lebens besteht darin, zu unterscheiden, wen wir in welchem Ausmaß respektieren.“

Waldron behauptet, Hassrede-Gesetze würden unser Recht, manche Menschen anderen vorzuziehen, nicht ignorieren. Auch dürften wir weiter Minderheiten kritisieren, solange wir uns vom verbotenen Bereich des Hasses und der Abwertung fernhalten.

Waldron ist hier aber nicht ehrlich. Solche Gesetze, wie Waldron sie hier vorschlägt, sind schon oft angewandt worden, um nicht nur Schmähungen, sondern alle möglichen nicht politisch korrekten Meinungen zu unterdrücken. So schreibt James Kalb zum Beispiel in seinem Buch „The Tyranny of Liberalism“: „Das oberste Gericht in Großbritannien bestätigte [in 2004] die Verurteilung und Entlassung eines älteren Predigers, der auf einem Marktplatz auf einem Schild ein Ende von Homosexualität, Lesbentum und Unmoral forderte, und von einer erregten Menschenmenge zu Boden geworfen und mit Dreck und Wasser beworfen wurde.“

Wer weitere Beispiele dafür möchte, wie solche Gesetze in der Praxis angewandt werden, der findet sie zum Beispiel in den hervorragenden Studien von Paul Gottfried. Und dabei handelt es sich nicht um psychologische Spekulationen, sondern um unumstößliche Fakten.

Wer freie Rede unterdrücken möchte, beschwert sich über „Rassismus“, aber was ist mit diesem Schlagwort überhaupt gemeint? Ich möchte mich zwei Worten zuwenden, die der Staat und seine Anhänger mit sehr viel Erfolg dazu verwendet haben, die Macht des Staates auszudehnen. Das eine lautet Rassismus – das andere Gleichheit.

Was genau ist Rassismus? Eine Definition bekommen wir fast nie. Ich habe Zweifel, ob irgendjemand überhaupt weiß, was das ist. Sollten Sie anderer Meinung sein, fragen Sie sich, warum es dann diese endlosen Diskussionen darüber gibt, welche Gedanken und Verhaltensweisen nun rassistisch sind, wenn Rassismus doch etwas klar Umrissenes ist.

Der Durchschnittsbürger würde Rassismus – müsste er eine Definition liefern – vermutlich ähnlich definieren, wie Murray N. Rothbard Antisemitismus definiert hat, ; sie würde Hass und/oder die Absicht zu Gewalt, staatlicherseits oder nicht, gegen verabscheute Gruppen umfassen:

Mir scheint, dass sich nur zwei Definitionen für Antisemitismus unterstützen und verteidigen lassen: Die erste betrifft den subjektiven Geisteszustand einer Person, und die zweite betrifft „objektiv“ seine Handlungen oder politischen Aussagen. Für die erste ist die beste Definition für Antisemitismus einfach: Jemand, der alle Juden hasst. … Wie können wir nun wissen, was im Geist eines Menschen vorgeht, wenn wir weder sein Psychologe noch sehr gut mit ihm befreundet sind? Vielleicht sollten wir uns dann nicht dem Inhalt seines Herzens, sondern etwas zuwenden, das objektiv von Menschen beurteilt werden kann, die die Person nicht kennen. In dem Fall sollten wir uns dem Objektiven zuwenden, und nicht dem Subjektiven – seinen Handlungen und Äußerungen. In dem Fall lautet die einzig logische Definition für einen Antisemiten: Jemand, der politische, rechtliche, wirtschaftliche oder soziale Benachteiligungen von Juden befürwortet (oder sich an ihnen beteiligt hat).

Daher scheint mir folgendes vernünftig: Erstens, jemand ist ein Rassist, wenn er eine bestimmte ethnische Gruppe hasst; aber da wir nicht wissen können, was in den Köpfen der Menschen vorgeht, und da es eine ziemlich ernste Anschuldigung ist, jemanden zu verdächtigen, eine ganze Gruppe von Menschen zu hassen, sollten wir schauen, ob er Benachteiligungen gegen die entsprechende Gruppe befürwortet, anstatt vergeblich zu versuchen, seine Gedanken zu lesen.

Zurück zu Rothbard:

Aber definiere ich damit Antisemitismus nicht komplett weg? Sicher nicht. Was die subjektive Definition betrifft, so kenne ich aufgrund meiner Situation solche Menschen nicht, und ich bezweifle, ob der Smear Bund [Bund der Verleumder, Rothbards Bezeichnung für die Israellobby in den USA, Anm. d. Übers.] solche Menschen kennt. Was die objektive Definition betrifft, die Außenstehenden Einblick ermöglicht, und abgesehen von offensichtlichen Antisemiten der Vergangenheit, so gibt es echte Antisemiten in Amerika: Gruppen wie die Christian Identity Movement, die Aryan Resistance oder den Autor der Turner Diaries. Sie sagen, das seien Randgruppen, die nichts bewirken und um die man sich keine Sorgen machen müsse? Genau, und das ist eben der entscheidende Punkt.

Andererseits kann ein Rassist auch jemand sein, der glaubt, unterschiedliche Gruppen würden zu gemeinsamen Gruppeneigenschaften neigen, während er gleichzeitig die axiomatische Tatsache akzeptiert, dass jede individuelle Person einzigartig ist. Aber egal ob es sich dabei um Familienstrukturen, Neigung zum Alkoholismus, den Ruf eines harten Arbeiters oder zahlreiche andere Eigenschaften handelt – Thomas Sowells umfangreiche Arbeiten zeigen, dass solche Eigenschaften nicht einmal ansatzweise gleichmäßig zwischen verschiedenen Populationen verteilt sind.

So haben sich zum Beispiel die Chinesen in Ländern auf der ganzen Welt den Ruf erworben, sehr hart zu arbeiten, selbst unter besonders schweren Bedingungen. (In der Tat ist das einer der Gründe, weshalb amerikanische Gewerkschaften chinesische Arbeiter im 19. Jahrhundert verabscheuten.) Seit Mitte des 20. Jahrhunderts dominierte die chinesische Minderheit wichtige Bereiche der malaysischen Wirtschaft, und verdient doppelt so viel wie der durchschnittliche Malaysier, obwohl sie in der malaysischen Verfassung offiziell diskriminiert werden. Sie besaßen fast alle Reismühlen in Thailand und den Philippinen. Sie betrieben 70% des Einzelhandels in Thailand, Indonesien, Kambodscha, den Philippinen und Malaysia.

Wir könnten ähnliche Dinge über Armenier in verschiedenen Gegenden der Welt berichten, und auch über Juden und Inder. Japaner wurden in den USA einst so stark diskriminiert, dass sie während des Zweiten Weltkriegs in Lagern interniert waren – schon 1959 verdienten sie genau so viel wie Weiße, und ein Jahrzehnt später ein Drittel mehr.

Genau so ist es mit den Deutschen, deren Ruf und Errungenschaften in den Bereichen des Handwerks, der Wissenschaften und der Technologie nicht nur in Deutschland, sondern auch in den USA, Brasilien, Australien, der Tschechoslowakei und Chile für sich sprechen. Deutsche hatten in Brasilien erfolgreichere Farmen als die Brasilianer, in Russland erfolgreichere Farmen als die Russen, und in Chile erfolgreichere Farmen als die Chilenen.

Juden verdienen in den USA mehr als Latinos – das Ergebnis von Rassismus, so wird uns mit allem Ernst versichert. Wirklich? Wie lässt sich dann erklären, dass Juden mehr verdienen als Latinos in Lateinamerika, so fragt Sowell?

Gemäß den idiotischen Regeln, denen die amerikanische Gesellschaft unterworfen ist, darf Sowell über diese Themen reden, da er selbst schwarz ist, während wir anderen dämonisiert würden und unsere Karrieren und unser Ruf zerstört würden, sollten wir diese verbotenen Tatsachen bemerken.

Um sich nicht des Rassismus verdächtig zu machen, müssen wir auf Nummer sicher gehen, in dem wir zumindest so tun, als ob wir folgende Aussagen glauben:

  • Einkommensunterschiede zwischen Gruppen lassen sich vollständig oder zumindest größtenteils durch Diskriminierung erklären;
  • sollte eine Minderheit in bestimmten Berufen unterrepräsentiert“ sein, so muss der Grund Rassismus sein;
  • wenn Schüler, die Minderheiten angehören, in der Schule überdurchschnittlich oft bestraft werden, so muss der Grund Rassismus sein, selbst wenn der entsprechende Lehrer selbst der Minderheit angehört;
  • sollte es bei Testergebnissen, sowohl in der Schule als auch im Berufsleben, Rassenunterschiede geben, ist das der Beweis dafür, dass die Tests kulturell einseitig sind, selbst wenn die Fragen, bei denen es die größten Unterschiede gibt, am wenigsten kulturellen Inhalt haben;

Selbstverständlich lässt sich nicht eine dieser Aussagen begründen, aber wir müssen jede einzelne davon glauben. Wer zweifelt, ist ein Rassist.

Folgende Meinungen und Aussagen wurden alle zu verschiedenen Zeitpunkten und von verschiedenen Quellen als rassistisch bezeichnet:

  • Affirmative Action [gesetzliche Bevorzugung bestimmter Gruppen in den USA, Anm. d. Übers.] ist unerwünscht;
  • Antidiskriminierungsgesetze verstoßen gegen Eigentumsrechte und Vertragsfreiheit;
  • die Begründung für Brown vs. Board of Education war fehlerhaft;
  • das Ausmaß des Rassismus in der amerikanischen Gesellschaft wird übertrieben.

Es gibt viele Möglichkeiten, diese Behauptungen zu verteidigen. Aber da es laut linken Internetseiten wie Daily Kos, ThinkProgress und MediaMatters rassistisch ist, irgendeine davon zu glauben, ist es völlig egal, welche Argumente Sie vorbringen. Sie sind ein Rassist. Protestieren Sie dagegen, soviel Sie wollen – je mehr sie protestieren, desto mehr verleumden und verhöhnen die linken Politkommissare Sie. Sie mögen vorgeben, vollkommen logische und moralisch unanfechtbare Gründe für Ihre Ansichten zu haben – das alles ist nur Fassade, um Ihren Rassismus zu kaschieren, so die Kommissare. Die einzige Möglichkeit, sie heute zufriedenzustellen, ist, Ihre Ansichten aufzugeben (und selbst dann werden sie Ihre Ernsthaftigkeit anzweifeln), selbst wenn sie keinerlei unehrenhafte Motive haben.

So gehen Rassismusvorwürfe fast immer mit Versuchen des Gedankenlesens einher – z.B.: „Folgende Person behauptet, wegen irgendeiner Art von Prinzip gegen Antidiskriminierungsgesetze zu sein, aber wir wissen, dass der wahre Grund ist, dass er ein Rassist ist.“

Zu sehen, wie Libertäre, die es natürlich besser wissen müssten, auf den Zug der Gedankenkontrolle aufspringen, oder vorgeben, dass es bei all dem um die Freiheit ginge, ein Rüpel zu sein, ist extrem kurzsichtig und sehr bedauernswert. Der Staat benutzt die Rassismuskeule, um seine Macht über Bildung, Beschäftigung, Wohlstandsumverteilung und noch einiges mehr auszudehnen. Unterdessen bringt er Kritiker der Staatsgewalt mit dem nie definierten Zauberwort „Rassismus“ zum Schweigen – einer Anschuldigung, von der sich das Opfer nun den Rest seines Lebens befreien muss, nur um herauszufinden, dass die Rassenhetzer diesen Fluch erst von ihm nehmen werden, nachdem er sich vollkommen erniedrigt und seine komplette Philosophie aufgegeben hat.

Sollte er versuchen, sich zu verteidigen, indem er darauf hinweist, dass er enge Freunde aus der Gruppe hat, die er angeblich hasst, so ergießt sich der Spott über ihn wie nie zuvor. Hier noch einmal Rothbard:

Ich will noch einen weiteren Punkt betonen: Mein ganzes Leben habe ich Anti-Antisemiten Nichtjuden verspotten gehört, die sich gegen Antisemitismusvorwürfe verteidigen, in dem sie darauf hinweisen, dass „einige meiner besten Freunde Juden sind“. Auf diesen Satz folgt immer Spott, als ob Spott ein Argument wäre. Es scheint mir, Spott wird hier genau deswegen eingesetzt, weil das Argument so stichhaltig ist. Sollten einige der besten Freunde von Herrn X tatsächlich Juden sein, so ist es absurd und ein Widerspruch in sich, zu behaupten, er sei Antisemit. Ende der Debatte.

Gegen Rothbard kann man hier nicht wirklich argumentieren. Sollte jemand beschuldigt werden, kein Hackfleisch zu mögen, aber nun würde sich zeigen, dass er doch Hamburger und Gulasch mag, würde die Anschuldigung in sich zusammenfallen, oder?

Ich kenne niemanden, der ganze Gruppen hasst. Diejenigen, die das tun, sind eine so winzige Minderheit, dass ihre Gruppen zu gleichen Teilen aus Gestörten und aus FBI-Informanten bestehen. Genau so kenne ich niemanden, der den Einsatz der Staatsgewalt gegen bestimmte Gruppen fordert.

Natürlich sollten wir alle Menschen gleich und mit Respekt behandeln. Jeder anständige Mensch wird so denken. Wie passt nun Gleichheit“ ins Bild – außer in dem trivialen und offensichtlichen libertären Sinn, dass wir alle gleichermaßen Aggressionen gegeneinander unterlassen sollten?

Der Staat tut nichts lieber, als Drogen, Terrorismus, Armut, oder „Ungleichheit“ den Krieg zu erklären. Der Staat liebt das Prinzip der „Gleichheit“, weil es sich nie erreichen lässt. Und bei dem Versuch, sie zu erreichen, eignet sich der Staat mehr und mehr Macht über immer mehr Tätigkeiten und Institutionen an. Jeder, der das Prinzip der Gleichheit in Frage stellt, wird aus der Gesellschaft ausgestoßen. Ein schönes Geschäftsmodell ist das, und sicher nichts für Libertäre.

Falls es um materielle Gleichheit geht, so würde diese im Moment des Erreichens wieder zerfallen, sobald nämlich die Menschen wieder zu ihrem gewohnten Konsumverhalten übergehen würden, und die Güter und Dienstleistungen einiger als wertvoller erachtet würden als die anderer. Sollte es um „Chancengleichheit“ gehen, so müssten wir als erstes die Familie abschaffen, wie es zahlreiche sozialistische Pläne auch ernsthaft in Erwägung gezogen haben, da die Bedingungen zuhause eine so wichtige Rolle für den Erfolg eines Kindes spielen.

Natürlich sind wir gegen die Ungleichheit, die das Ergebnis spezieller staatlicher Privilegien für bestimmte Menschen und Gruppen ist. Aber hier geht es nicht um Ungleichheit an sich, sondern um Recht und Privateigentum.

Selbst die alte Leier von der Gleichheit vor Gott stimmt nicht so ganz. Erik von Kuehnelt-Leddihn, der katholische klassisch-Liberale, bemerkte, dass Judas, der Christus betrogen hat, keinesfalls gleich“ war mit Johannes, dem geliebten Apostel, und dass die Ursprünge der „Gleichheit“ in Luzifers Wunsch lagen, Christus gleich zu sein. Er fügte hinzu:

Egalitarismus endet bestenfalls in Heuchelei; wenn man jedoch ernsthaft an ihn glaubt, wird seine Bedrohung größer. Dann erscheinen alle tatsächlichen Ungleichheiten als ungerecht, unmoralisch und unerträglich. Hass, Unglück, Spannungen und eine allgemeine Unausgeglichenheit sind das Ergebnis. Noch schlimmer wird es, wenn brutale Maßnahmen ergriffen werden, um Gleichheit durch einen Prozess der künstlichen Einebnung zu erreichen (‘Gesellschaftsklempnerei’), welcher stets aus Gewalt, Einschränkungen und Terror besteht, und den kompletten Freiheitsverlust zur Folge hat.

Wenn wir frei sein möchten, müssen wir uns deshalb vom Staat, seinen Methoden und seiner Sprache fernhalten.

Wie ich schon erwähnt habe, möchten die linken „Libertären“ alle nicht politisch korrekten Meinungen aus der Freiheitsbewegung entfernen. Ihre Bemühungen erinnern an William Buckleys Versuche, einen von der CIA kontrollierten „Konservatismus“ zu erschaffen, frei von allen Vorstellungen, die dem Staat gefährlich werden könnten.

Der große Murray Rothbard wusste eine Antwort auf Buckley. Er schrieb 1992:

Mit fast blitzkriegartiger Geschwindigkeit stand die neue globalistische konservative Bewegung Anfang der 1960er bereit, erschaffen und angeführt von Bill Buckley, und bereit, in Amerika die Macht zu ergreifen. Aber zuerst mussten all die Dissidenten der Rechten – manche Überbleibsel der ursprünglichen Rechten – , all die Gruppen, die auch nur ansatzweise radikal waren oder die Respektabilität der neuen konservativen Bewegung in den Augen der linken und linksliberalen Elite gefährden könnten, entfernt werden. Nur so eine zahnlose, respektable, nichtradikale, konservierende Rechte war regierungstauglich.

Und so begannen die Säuberungen. All die radikalen, all die Nichtrespektablen wurden von Buckley und der National Review entfernt und exkommuniziert. Man denke nur, wer alles darunter war: Isolationisten (wie John T. Flynn), Anti-Zionisten, Libertäre, Ayn Rand-Verehrer, die John Birch Society, und all die, die es, so wie die alte National Review, wagten, gegen Martin Luther King und die Bürgerrechtserklärung zu sein, nachdem Buckley seine Meinung geändert und entschieden hatte, dafür zu sein. Gegen Ende der 1960er hatte Buckley nicht nur die konservative Bewegung von allen echten Rechten gesäubert, sondern auch alle antikommunistischen bzw. antisowjetischen oder antistalinistischen Gruppen willkommen geheißen.

Die ersten Antistalinisten waren natürlich die Anhänger des kommunistischen Märtyrers Leo Trotsky. Und so nahm die konservative Bewegung mit offenen Armen jeden auf, jede Art von Marxist, nachdem die echten Rechten vertrieben waren: Trotskisten, Schachtman-Anhänger, Menschewiken, Sozialdemokraten (wie die Gruppe um die Zeitschrift New Leader), Lovestone`sche Theoretiker der American Federation of Labor, rechtsextreme Marxisten wie den heißgeliebten Sidney Hook – jeden, der keine antisozialistische, sondern eine einigermaßen antisowjetische, antistalinistische Einstellung nachweisen konnte.

Murray war mit den angeblichen Experten“ nicht einverstanden, die sich anmaßen, uns allen vorzuschreiben, welche Meinungen wir haben dürfen. Er sagte: „In den vergangenen Jahrhunderten nahmen sich die Kirchen das alleinige Recht der Meinungsschaffung heraus. Deshalb war es für den Staat und seine Herrscher so wichtig, Staatskirchen zu etablieren, und für die Libertären war es so wichtig, Kirche und Staat zu trennen. Das bedeutet nichts anderes, als dass der Staat keiner Gruppe das Monopol der Meinungsschaffung übertragen darf.“

Natürlich hat die Kirche im 20. Jahrhundert ihre Rolle als Meinungsschafferin, oder, um es mit einem treffenden Begriff auszudrücken, als Konsensherstellerin, an ein Sammelsurium aus Intellektuellen, Akademikern, Sozialwissenschaftlern, Technokraten, Politologen, Sozialarbeitern, Journalisten und Medien im Allgemeinen, usw. abgegeben. Oft gehören, sozusagen aus Tradition, ein paar linksradikale Geistliche und Angehörigen der Hauptkirchen dazu.

Um es zusammenzufassen: Das Problem besteht darin, dass die Bösen – die herrschenden Eliten – die Intellektuellen und die Medieneliten um sich geschart haben, die in der Lage sind, den Massen ihre Zustimmung zu ihrer Herrschaft abzuschwatzen, sie, wie Marxisten sagen würden, mit ‘falschem Bewusstsein’ zu indoktrinieren. Was können wir, die rechte Opposition, dagegen tun?

Die korrekte Strategie für die Rechte besteht in dem, was wir als Rechtspopulismus bezeichnen: Aufregend, dynamisch, hart und aggressiv, mitreißend und inspirierend nicht nur für die ausgebeuteten Massen, sondern auch für die oftmals schockstarren rechten intellektuellen Eliten. Und in diesen Zeiten, in denen die intellektuellen- und Medieneliten alle liberal-konservatives Establishment sind, alle auf die eine oder andere Art und Weise Sozialdemokraten, alle in tiefer Feindschaft gegenüber der echten Rechten, brauchen wir einen dynamischen, charismatischen Anführer, der in der Lage ist, die Medieneliten zu umgehen und die Massen direkt zu erreichen und mitzureißen. Wir brauchen Anführer, die die Massen direkt erreichen und das lähmende verwirrende hermeneutische Giftgas der Medieneliten fortzublasen.

Die Sprecher dieser Konferenz stehen fest hinter Rothbard, wenn er die Lügen von sich weist, die die Hofintellektuellen uns eintrichtern. Sie fürchten sich nicht davor, Aufmerksamkeit auf alternative Fakten und Ansichten zu lenken, die die Eliten vertuschen möchten. Daniel McAdams vom Ron Paul Institute for Peace and Prosperity hat uns wieder und wieder auf Fakten über Korea, Syrien, Saudi-Arabien und die NATO hingewiesen, die für eine noninterventionistische Außenpolitik sprechen. Scott Horton war ein erbitterter Kritiker des Krieges. Debra Medina sah dem Ende ihrer politischen Karriere entgegen, weil sie die offizielle Version der Angriffe des 11. September anzweifelte. Und wir vom Mises Institut tun alles, um mit Hilfe von Bildungsprogrammen und unserer unvergleichlichen Onlinebibliothek die Philosophie der Freiheit zu verbreiten, so gut wir können.

Ich möchte noch ein paar Worte zur Gründung des Mises Institute und LewRockwell.com sagen.

Vor 36 Jahren wollte ich mein Möglichstes tun, um die Österreichische Schule im Allgemeinen und die Arbeiten von Mises im Besonderen zu verbreiten.

Als erstes wandte ich mich an Mises` Witwe, Margit. Sie erklärte sich einverstanden, sich zu beteiligen, solange ich mich bereit erklärte, den Rest meines Lebens dem Institut zu widmen. Ich habe mich an dieses Versprechen gehalten. Margit von Mises wurde unsere erste Vorsitzende. Wir waren glücklich, als ihren Nachfolger den großen libertären Geschäftsmann Burt Blumert zu gewinnen, der von Anfang an ein weiser Berater war.

Als ich Murray Rothbard von dem geplanten Institut erzählte, klatschte er erfreut in die Hände. Er wurde unser akademischer Vizepräsident und unsere Inspiration.

Ron Paul erklärte sich bereit, unser Berater zu werden, und half außerdem enorm dabei, die Anfangsfinanzierung sicherzustellen, neben seiner Rolle als Inspiration. Andere große Männer wie Friedrich A. von Hayek, Henry Hazlitt, Lawrence Fertig und Hans Sennholz waren leidenschaftliche Unterstützer. Ich war von Größen umgeben.

Murray sollte später sagen:

Ich bin mir sicher, dass ohne die Gründung des Mises Institut die gesamte Mises-Bewegung zusammengebrochen wäre.

Natürlich können wir nicht wissen, wie sich die Dinge entwickelt hätten, hätten wir andere Entscheidungen getroffen. Ich wollte einfach mit einigen lieben Freunden wie Murray und Burt in sehr dunklen Zeiten tun, was ich konnte, um die Österreichische Schule zu unterstützen, und ich war bereit, das Ergebnis zu akzeptieren.

Wenn ich zurückblicke auf all das, was wir in den letzten 36 Jahren erreicht haben, kann ich es kaum glauben. Natürlich haben wir die Arbeiten von Mises verbreitet und weiter gedruckt, sowie die nobelpreiswürdigen Arbeiten von Friedrich A. von Hayek und die unverzichtbaren Arbeiten von Murray Rothbard. Außerdem haben wir der Welt kostenfrei eine gewaltige Bibliothek der genialsten und wichtigsten Arbeiten der Österreichischen Schule und der libertären Theorie zur Verfügung gestellt.

Die Bibliothek und das Archiv auf unserem Campus sind dank der Sammlungen von Rothbard und Bob LeFevres Freedom School einzigartig. Wir haben Auditorien, Klassenräume, Studenten- und Lehrerbüros, Studentenwohnräume, einen Buchladen und vieles mehr – alles dank unserer großzügigen Spender.

Dann gibt es alle Ausgaben des Quarterly Journal of Austrian Economics (welches das Institut herausgibt) und seines Vorgängers, der Review of Austrian Economics, Murray Rothbards Journal of Libertarian Studies, und die Publikationen, die er während der besonders finsteren 1960er und 1970er Jahre herausgab. Dazu kommen viele tausend Artikel über jedes erdenkliche Thema, tausende Stunden gratis Audio- und Videomaterial von unseren Seminaren und anderen Veranstaltungen. Das alles zusammen ergibt Lehrmaterial, das einst Zugang zu einer Universität und ein enormes Investment an Zeit und Geld erfordert hätte.

Als ich LRC 1999 gründete, lautete unser Slogan „Gegen den Staat, gegen den Krieg, für den Markt“, und so lautet er auch heute noch. Diesen Slogan könnte man auch mit „für die Freiheit“ zusammenfassen. Unser Ziel besteht darin, Journalismus, Meinungen und Bildung im Geiste des Libertarismus zu bieten, und sie zu vertiefen, weiterzuentwickeln und sie auf die gesamte Bandbreite der wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Themen anzuwenden.

Jeder glaubt angeblich an die Freiheit – was ist nun so brisant? Die Freiheit, an die LRC glaubt, ist sowohl uneingeschränkt, als auch eingebettet in den Rahmen der Eigentumsrechte als fundamentales Prinzip, und deshalb im Geiste des Kapitalismus. Sie wird geschützt von dezentralen Ordnungskräften, und bevorzugt deshalb Subsidiarität und Selbstbestimmung. Sie ist historisch verwurzelt in amerikanischer Tradition bis zurück zur kolonialen Tradition der wunderbaren amerikanischen Revolution, von der LRC glaubt, dass sie ein gerechter Sturz des Staates war.

Alle Sprecher dieser Konferenz stehen geschlossen gegen die „schützende Macht“, wie sie in dieser klassischen Passage von Tocqueville beschrieben wird:

Über diesen [Bürgern] wacht eine enorme, schützende Macht, in deren alleiniger Verantwortung deren Glück und Schicksal liegt. Sie ist absolut, regulär, fürsorglich und liebevoll, und achtet auf jedes Detail. … Sie arbeitet bewusst für deren Zufriedenheit, möchte aber der einzige Garant dieser Zufriedenheit sein. Sie sorgt für Sicherheit, kümmert sich vorausschauend um Bedürfnisse, leitet sie in wichtigen Angelegenheiten, regelt ihre Testamente, teilt ihre Erbschaften auf. … So macht sie den Einsatz des freien Willens von Tag zu Tag überflüssiger und seltener; sie bringt die Willensentscheidungen des Einzelnen in immer engere Bahnen und nimmt jedem Bürger Stück für Stück das weg, was sein eigen ist. Die Gleichheit hat die Menschen auf all das vorbereitet: Sie hat sie dazu gebracht, all das zu akzeptieren und es oft als Vorteil zu betrachten.

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Aus dem Englischen übersetzt von Florian Senne. Der Originalbeitrag mit dem Titel The Freedom Crisis ist am 15.11.2018 auf der website LewRockwell.com erschienen.

Llewellyn H. Rockwell Jr. ist Gründer und Chairman des Ludwig von Mises Institute in Auburn, US Alabama.

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Hinweis: Die Inhalte der Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Ludwig von Mises Institut Deutschland wieder.

Foto: Mises Institute / Youtube

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