Keine Privatsphäre, kein Eigentum: Die Welt im Jahr 2030

1. März 2021 – von  Antony P. Mueller

Antony P. Mueller

Das Weltwirtschaftsforum (WEF) wurde 1971 vor 51 Jahren gegründet. Es hat im Laufe der Jahrzehnte immer mehr an Bedeutung gewonnen und ist zu einer Plattform für futuristisches Denken und Planen geworden. Als Treffpunkt der globalen Elite bringt das WEF die führenden Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik sowie einige wenige ausgewählte Intellektuelle zusammen. Analysiert man die sogenannten „Projektionen“ des Forums, scheint seine Hauptstoßrichtung die globale ökologische, politische und ökonomische Kontrolle zu sein. Freie Märkte und individuelle Wahlmöglichkeiten werden staatlichem Interventionismus und Kollektivismus untergeordnet. Die individuelle Freiheit und das Privateigentum sollen nach den Projektionen und Szenarien des Weltwirtschaftsforums bis 2030 quasi von diesem Planeten verschwinden.

Acht Vorhersagen

Die Freiheit des Einzelnen ist wieder in großer Gefahr. Was vor uns liegen soll, wurde im November 2016 prognostiziert, als das WEF „8 Predictions for the World in 2030“ veröffentlichte. Nach dem Szenario des WEF wird die Welt in Zukunft ein anderer Ort werden, weil sich die Art und Weise, wie die Menschen arbeiten und leben, tiefgreifend verändern wird. Das Szenario für die Welt im Jahr 2030 ist mehr als nur eine Prognose. Es ist ein Plan, dessen Umsetzung sich seit den globalen staatlichen Zwangsmaßnahmen, die mit Corona begründet wurden, und der daraus resultierenden Abschottung drastisch beschleunigt hat.

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Nach den „Projektionen“ der „Global Future Councils“ des WEF werden Privateigentum und Privatsphäre im Laufe des nächsten Jahrzehnts abgeschafft werden. Die kommenden Enteignungen werden weiter ausgreifen als selbst die kommunistische Forderung. Die Kommunisten wollen das Eigentum an Produktionsgütern abschaffen, aber Raum für Privateigentum zulassen. Die WEF-Projektion hingegen besagt, dass auch Konsumgüter nicht länger Privateigentum sein würden.

Sollte sich die WEF-Projektion bewahrheiten, müssten die Menschen ihre Notwendigkeiten letztendlich vom Staat mieten und leihen oder von hybrid-staatlichen Unternehmungen, die mit dem Slogan Public-Private-Partnership beworben werden, also einer Kombination aus dem Gewaltmonopol des Staates und unternehmerischer Gewinnabsicht. Der Staat und die hybrid-staatlichen Konzerne wären dann letztlich die alleinigen Eigentümer aller Güter wäre. Das Warenangebot würde nach einem Sozialkreditpunktesystem rationiert. Das Einkaufen im traditionellen Sinne würde verschwinden. Jede persönliche Bewegung könnte elektronisch nachgezeichnet werden, und die gesamte Produktion würde den Anforderungen an „saubere Energie“ und eine „nachhaltige Umwelt“ unterliegen.

Um eine „nachhaltige Landwirtschaft“ zu erreichen, soll die Lebensmittelversorgung hauptsächlich vegetarisch oder vegan sein. In der neuen totalitären „Dienstleistungswirtschaft“ wird die Regierung für grundlegende Unterbringung, Verpflegung und Transport sorgen, während der Rest ausgeliehen werden muss entweder vom Staat oder von mit ihm verbundenen Konzernen (Stichwort Public Private Partnership). Die Nutzung der natürlichen Ressourcen wird auf ein Minimum reduziert werden. In Zusammenarbeit mit wenigen Schlüsselländern würde eine globale Agentur den Preis der CO2-Emissionen auf hohem Niveau festsetzen, um von deren Nutzung abzuschrecken.

In einem Werbevideo fasst das Weltwirtschaftsforum die acht Vorhersagen in den folgenden Aussagen zusammen:

1. Die Menschen werden nichts besitzen. Güter sind entweder kostenlos oder müssen geliehen werden.

2. Die Vereinigten Staaten werden nicht mehr die führende Supermacht sein. Die Welt wird von einer kleinen Gruppe von Ländern beherrscht.

3. Organe werden nicht verpflanzt, sondern 3D gedruckt.

4. Der Fleischkonsum wird minimiert.

5. Es wird zu einer massiven Migration von Menschen kommen mit enormen Flüchtlingsbewegungen.

6. Um den Ausstoß von Kohlendioxid zu begrenzen, wird ein globaler Preis auf einem hohen Niveau festgesetzt.

7. Die Menschen können sich darauf vorbereiten, zum Mars zu fliegen und eine Reise zu beginnen, um außerirdisches Leben zu finden.

8. Westliche Werte werden bis zum Äußersten getestet.

Jenseits von Privatsphäre und Eigentum

In einer Veröffentlichung für das Weltwirtschaftsforum hat die dänische Ökoaktivistin Ida Auken, die von 2011 bis 2014 Umweltministerin ihres Landes war und immer noch Mitglied des dänischen Parlaments (Folketing) ist, ein Szenario einer Welt ohne Privatsphäre und Eigentum ausgearbeitet. In „Willkommen im Jahr 2030“ stellt sie sich eine Welt vor, in der „ich nichts besitze, keine Privatsphäre habe und das Leben nie besser war“. Im Jahr 2030, so sagt ihr Szenario, seien Einkaufen und Besitzen obsolet geworden, denn alles, was einmal ein Produkt war, ist jetzt eine Dienstleistung.

In dieser idyllischen neuen Welt haben die Menschen freien Zugang zu Transport, Unterkunft, Nahrung und „all den Dingen, die wir in unserem täglichen Leben brauchen“. Da diese Dinge künftig kostenlos sein werden, „macht es schließlich keinen Sinn mehr, viel zu besitzen“. Es gäbe kein Privateigentum an Häusern, und niemand würde Miete zahlen, „weil jemand anders unseren Freiraum nutzt, wenn wir ihn nicht brauchen“. Das Wohnzimmer einer Person wird zum Beispiel für geschäftliche Besprechungen genutzt, wenn man abwesend ist. Sorgen wie „Lebensstil-Krankheiten, Klimawandel, die Flüchtlingskrise, Umweltzerstörung, völlig überfüllte Städte, Wasserverschmutzung, Luftverschmutzung, soziale Unruhen und Arbeitslosigkeit“ gehören der Vergangenheit an. Die Autorin prognostiziert, dass die Menschen glücklich sein werden, ein so gutes Leben zu genießen, das so viel besser ist „als der Weg, auf dem wir uns befanden und der so klar gemacht hatte, dass wir nicht mit dem gleichen Wachstumsmodell weitermachen konnten“.

Ökologisches Paradies

In ihrem Beitrag zur Jahrestagung der Globalen Zukunftsräte des Weltwirtschaftsforums 2019 sagt Ida Auken voraus, wie die Welt in Zukunft aussehen könnte, „wenn wir den Krieg gegen den Klimawandel gewinnen“. Bis 2030, wenn die CO2-Emissionen stark reduziert sein werden, werden die Menschen in einer Welt leben, in der Fleisch auf dem Teller „ein seltener Anblick“ sein wird, während Wasser und Luft viel sauberer sein werden als heute. Durch die Verlagerung vom Kauf von Waren hin zur Nutzung von Dienstleistungen wird die Notwendigkeit, Geld zu haben, verschwinden, weil die Menschen immer weniger für Waren ausgeben werden. Die Arbeitszeit wird verringert, und die Freizeit wird zunehmen.

Für die Zukunft stellt sich Auken eine Stadt vor, in der Elektroautos herkömmliche Verbrennungsfahrzeuge ersetzt haben. Die meisten Straßen und Parkplätze werden zu grünen Parks und Zonen für Fußgänger geworden sein. Bis 2030 wird die Landwirtschaft anstelle von Fleisch- und Milchprodukten hauptsächlich pflanzliche Alternativen zur Lebensmittelversorgung bieten. Der Flächenverbrauch für die Produktion von Tierfutter wird stark zurückgehen und die Natur wird sich wieder über den Globus ausbreiten.

Soziale Zustimmung herstellen

Der Köder, um die Massen anzulocken, sind die Zusicherungen einer umfassenden Gesundheitsversorgung und eines garantierten Grundeinkommens.

Wie können die Menschen dazu gebracht werden, ein solches System zu akzeptieren? Der Köder, um die Massen anzulocken, sind die Zusicherungen einer umfassenden Gesundheitsversorgung und eines garantierten Grundeinkommens. Die Befürworter des „Great Reset“ versprechen eine Welt ohne Krankheiten. Dank biotechnologisch hergestellter Organe und individualisierter, auf Genetik basierender medizinischer Behandlungen sollen eine drastisch erhöhte Lebenserwartung und sogar Unsterblichkeit möglich sein. Künstliche Intelligenz wird den Tod ausmerzen und Krankheit und Sterblichkeit beseitigen. Der Wettlauf unter den Biotechnologie-Unternehmen um den Schlüssel zum ewigen Leben geht weiter.

Zusammen mit dem Versprechen, jeden gewöhnlichen Menschen in einen gottgleichen Übermenschen zu verwandeln, scheint das Versprechen eines „universellen Grundeinkommens“ höchst attraktiv …

Zusammen mit dem Versprechen, jeden gewöhnlichen Menschen in einen gottgleichen Übermenschen zu verwandeln, scheint das Versprechen eines „universellen Grundeinkommens“ höchst attraktiv, insbesondere für diejenigen, die in der neuen digitalen Wirtschaft keine Arbeit mehr finden werden. Ein Grundeinkommen zu erhalten, ohne der Scham und den bürokratischen Hindernissen der Beantragung von Sozialhilfe ausgesetzt zu sein, wird als Köder benutzt, um die Unterstützung der Armen und Arbeitslosen zu bekommen.

Die technischen Verfahren des Geldtransfers vom Staat würden gleichzeitig genutzt werden, um die bargeldlose Gesellschaft einzuführen.

Um es wirtschaftlich tragfähig zu machen, würde die Garantie eines Grundeinkommens die Angleichung der Lohnunterschiede erfordern. Die technischen Verfahren des Geldtransfers vom Staat würden gleichzeitig genutzt werden, um die bargeldlose Gesellschaft einzuführen. Mit der Digitalisierung des gesamten Geldverkehrs wird jeder einzelne Kauf registriert. Damit hätten die staatlichen Behörden uneingeschränkten Zugang, um im Detail zu überwachen, wie die einzelnen Personen ihr Geld ausgeben. Ein universelles Grundeinkommen in einer bargeldlosen Gesellschaft würde die Voraussetzungen für die Einführung eines Sozialkreditsystems schaffen und den Mechanismus liefern, unerwünschtes Verhalten zu sanktionieren und das Überflüssige und Unerwünschte zu identifizieren.

Wer werden die Herrscher sein?

Das Weltwirtschaftsforum schweigt zu der Frage, wer in dieser neuen Welt regieren wird. Sollen es etwa die Menschen sein, die sich im WEF vereinigt haben?

Wie dem auch sei, es gibt keinen Grund zu erwarten, dass die neuen Machthaber wohlwollend sein werden. Doch selbst wenn die Top-Entscheidungsträger der neuen Weltregierung nicht gemein, sondern nur Technokraten wären, welchen Grund hätte eine Verwaltungstechnokratie, die „Unerwünschten“  ebenso zu versorgen oder sie gar protestieren zu lassen gegen ein erzwungenes Schlaraffenland, in dem sich alle wohlzufühlen haben? Welchen Sinn hat es für eine technokratische Elite, den einfachen Mann in einen Übermenschen zu verwandeln? Warum die Vorteile der künstlichen Intelligenz mit der Masse teilen und den Reichtum nicht den wenigen Auserwählten vorenthalten?

Wer sich nicht von den utopischen Versprechungen verführen lässt, könnte in einer nüchternen Einschätzung der Pläne zu dem Schluss kommen, dass es in dieser neuen Welt unter Umständen keinen Platz mehr für einen heutigen Durchschnittsmenschen gibt und dass dieser zusammen mit den „nicht Beschäftigungswilligen oder -fähigen”, “Schwachsinnigen” und “erblich Kranken” ausgegrenzt, unterversorgt und in Folge quasi  „weggeschafft“ würde. Hinter der Verkündigung des progressiven Evangeliums der sozialen Gerechtigkeit durch die Förderer des Großen Resets und der Errichtung einer neuen Weltordnung verbirgt sich das finstere Projekt der Eugenik, das als Technik heute „Gentechnik” genannt wird und als Bewegung „Transhumanismus” genannt wird, so wie dieser Begriff von Julian Huxley, dem ersten Direktor der UNESCO, geprägt wurde.

Die Schaffung einer besseren Welt durch eine Diktatur ist ein Widerspruch in sich.

Die Projektträger schweigen darüber, wer die Herrscher in dieser neuen Welt sein werden. Die dystopische und kollektivistische Natur dieser Projektionen und Pläne ist das Ergebnis der Ablehnung des freien Kapitalismus. Die Schaffung einer besseren Welt durch eine Diktatur ist ein Widerspruch in sich. Nicht weniger, sondern mehr wirtschaftlicher Wohlstand ist die Antwort auf die aktuellen Probleme. Deshalb brauchen wir mehr freie Märkte und weniger staatliche Planung. Die Welt wird bereits grüner, und der Rückgang der Wachstumsrate der Weltbevölkerung ist ebenfalls bereits im Gange. Diese Trends sind die natürliche Folge der Schaffung von Wohlstand durch freie Märkte.

Schlussfolgerung

Das Weltwirtschaftsforum und die mit ihm verbundenen Institutionen, NGOs und hybrid-staatlichen Großkonzerne wollen zusammen mit einer Handvoll Regierungen und einigen wenigen High-Tech-Unternehmen die Welt in eine neue Ära ohne Eigentum und Privatsphäre führen. Werte wie Individualismus, Freiheit und das individuelle Streben nach Glück stehen auf dem Spiel, die zugunsten des Kollektivismus und dem Diktat eines „Gemeinwohls“ abgelehnt werden sollen, das von der selbsternannten Elite der Technokraten definiert wird. Was der Öffentlichkeit als das Versprechen von Gleichheit und ökologischer Nachhaltigkeit verkauft wird, ist in Wirklichkeit ein Angriff auf die Menschenwürde und -freiheit. Anstatt die neuen Technologien als Instrument der Besserung zu nutzen, versuchen die Befürworter des Great Reset, die technologischen Möglichkeiten als Werkzeug der Verknechtung einzusetzen. In dieser „neuen Weltordnung“ sind der Staat und seine mächtigen Partner die alleinigen Eigentümer von allem. Es bleibt unserer Vorstellungskraft überlassen, herauszufinden, wer die Algorithmen programmiert, die die Verteilung der Güter und Dienstleistungen regeln.

Dieser Text wurde ursprünglich am 1. März 2021 auf der Homepage des Ludwig von Mises Institut Deutschland veröffentlicht und später editiert.

Professor Dr. Antony P. Mueller ist habilitierter Wirtschaftswissenschaftler der Universität Erlangen-Nürnberg und Professor der Volkswirtschaftslehre an der brasilianischen Bundesuniversität UFS (www.ufs.br). Vor kurzem erschien sein Buch „Kapitalismus, Sozialismus und Anarchie: Chancen einer Gesellschaftsordnung jenseits von Staat und Politik“ . Kontakt: antonymueller@gmail.com

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Hinweis: Die Inhalte der Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Ludwig von Mises Instituts Deutschland wieder.

Titel-Foto: Adobe Stock

 

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