Sieg der Freiheit – Was uns der Fall WhatsApp über die Kraft des freien Marktes sagt

5.12.2014 – von Stephan Ring.

Es gibt Ereignisse, die einen “Österreicher” trotz des aktuellen Umfeldes immer wieder darin bestärken, an der Kraft des freien, unregulierten Marktes nicht zu zweifeln. Ein solches Ereignis ist das neue Bekenntnis von WhatsApp zur Verschlüsselung persönlicher Daten.

Für die technisch nicht so Interessierten oder die Großväter ohne pubertierende Enkel sei erklärt, WhatsApp ist ein Programm (sogenannte App), das es ermöglicht, in ähnlicher Weise wie mit SMS Texte, aber auch Bilder und Töne zwischen Handys auszutauschen, ohne live zu telefonieren, vergleichbar elektronischer Postkarten. Das Besondere ist, neben den umfassenden Möglichkeiten in Bild, Text und Ton nahezu kostenlos international über das Internet zu kommunizieren, zudem abgeschlossene Gruppen bilden zu können, die wie in einer Konferenzschaltung am Dialog (Chat) teilnehmen.

Die amerikanische Firma WhatsApp hatte die Idee und schnell weltweit Millionen von Kunden, die diesen Dienst für zwei Euro im Jahr nutzen. Ein Eldorado für Datensammler. Völlig ungeschützt. Die Politik konnte nur hilflos von Verbraucherschutz stottern, ohne etwas zu bewirken.

Aber dann kam Threema, eine Schweizer Kopie. Voller Datenschutz mit individueller “Endgerät zu Endgerät Verschlüsselung”. Keine Speicherung durchgeleiteter Daten. Keine Aufzeichnung über das wer, wann an wen. Kein Datenpool zum ausspionieren und Monate an Rechenleistung zur Entschlüsselung nur eines einzigen abgefangenen Datenpakets. Und alles auch für zwei Euro im Jahr. Ein Horrorszenario für die NSA und andere Spione.

Aber man war zunächst nicht sehr beunruhigt, weil ja WhatsApp schon einen gigantischen Vorsprung hatte. Was sollte der Neuling schon ausrichten? So ganz ohne den Vorteil des Ersten am Markt. Jeder Threema Kunde musste ja auf sein soziales Netzwerk verzichten, wenn nicht die ganze Gruppe wechselte.

Aber genau das geschah. Auch bei mir. Die ganze Familie stellte um. Und jetzt, nachdem WhatsApp bereits eine Million Kunden allein in Deutschland an Threema verloren hat, jetzt wird die Macht des freien Marktes auch für WhatsApp erkennbar und zwingt zum Handeln. WhatsApp erklärt, ab sofort auch zu Verschlüsseln und keine Daten mehr auszuwerten, und wir können sicher sein, dass dies keine freiwillige Entscheidung war. Die Freiheit hat gesiegt. Und der Markt war die Waffe.

Es bleibt spannend, ob dieser Schritt für WhatsApp nicht zu spät kommt, weil sich nachhaltig Gerüchte halten, dass amerikanische Firmen von Gesetzes wegen gezwungen sind, den Sicherheitsbehörden ein Schlupfloch zu öffnen. Warum soll der zufriedene Kunde also wieder zurück wechseln?

Vielmehr sollte man noch stärker für Threema werben, weil es als Beispiel für die Kraft des Marktes dient und möglicherweise auch andere Internetdienstleister zum Umdenken zwingt.

Facebook hat schon erste Schritte unternommen. Gelingt es Threema, WhatsApp weiter zurück zu drängen, wittern unter Umständen auch andere Nachahmer außerhalb der USA eine Chance. Die schlichte Kopie der Konzepte unter Berücksichtigung der berechtigten Belange der Nutzer zum Schutz ihrer Privatsphäre wird zur existentiellen Bedrohung der Datenkrake. Dem Markt sei Dank. Er könnte schaffen, zu was selbsternannte Verbraucherschützer nicht in der Lage oder Willens sind.

Fotos: © robu_s – Fotolia.com

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Dr. Stephan Ring ist Jurist und Vorstand des Ludwig von Mises Institut Deutschland.

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