Carl Menger und die Österreichische Nationalbank

26.9.2014 – Ein Abstinenzler im Schnapsladen?

von Andreas Tögel.

Andreas Tögel

Carl Menger hat große Verdienste um Lehre und Forschung auf dem Gebiet der Wirtschaftswissenschaften erworben und gilt als Begründer der Österreichischen Schule der Nationalökonomie. In seinem im Jahr der Reichsgründung, 1871, erschienen Werk Grundsätze der Volkswirtschaftlehre leistete er einen entscheidenden Beitrag zur Entwicklung der Grenznutzenschule. Der von ihm im Jahr 1883 ausgelöste „Methodenstreit“ mit der von den Kathedersozialisten um Gustav von Schmoller und Werner Sombart beherrschten Historischen Schule führte letztlich zur Konsolidierung der Österreichischen Schule.

In ihren Reihen fanden sich so brillante Köpfe wie Eugen Böhm-Bawerk, Ludwig Mises, Friedrich August Hayek und Murray Rothbard. Die genannten, wie auch ihre rezenten Vertreter, eint das kompromisslose Eintreten für eine „konservative“ Geldpolitik. Werthaltiges Geld, Goldstandard, und/oder freie Währungskonkurrenz anstatt eines staatlich beherrschten Fiat-Geldmonopols mit der ihm innewohnenden Tendenz zur hemmungslosen Inflationierung, bildet einen Eckpfeiler der Theorie der „Austrians“. An dieser Stelle sei nur eine Auswahl von zu diesem Thema verfassten Arbeiten genannt: Mises´ 1912 als Habilitationsschrift publizierte „Theorie des Geldes und der Umlaufsmittel“, Hayeks 1976 erschienene Schrift „The Denationalization of Money“, Guido Hülsmanns „Die Ethik der Geldproduktion“ (2007) und Huerta de Sotos „Geld, Bankkredit und Konjunkturzyklen“ (2011).

Was hat nun die Österreichische Schule der Nationalökonomie mit der Österreichischen Nationalbank zu tun, die in Zeiten einer von der EZB verwalteten, europiden Esperantowährung so notwendig ist, wie ein Kropf? Ein Blick auf deren Homepage hier schafft Klarheit: Es geht um einen vom Verein für Socialpolitik ausgelobten und von den Nationalbanken Österreichs und der Schweiz, sowie der Deutschen Bundesbank gestifteten Wissenschaftspreis. Dieser „…richtet sich an herausragende Forschungsleistungen auf den Gebieten der monetären Makroökonomie, Geldpolitik und Währungspolitik.“

Ein Blick auf die Homepage des Vereins für Socialpolitik (Link) lohnt sich. Hier erfährt man etwa dessen Gründungsjahr (1873) und den Namen eines seiner bedeutenden Mitglieder, den bereits weiter oben genannten Werner Sombart – einen glühenden Sozialisten und, was noch wichtiger ist und wie man u. a. auf Wikipedia erfahren kann, „sozialkonservativen Wegbereiter des Nationalsozialismus“ (was auch immer man sich unter „sozialkonservativ“ vorzustellen hat). Wir haben es hier mit einer Delikatesse der absoluten Luxusklasse zu tun: Eine dem „österreichischen“ Denken diametral zuwider handelnde Inflationierungsbehörde, die von einem bis in die Unterwolle rot gefärbten Mann (Ewald Nowotny) geführt wird, sponsert einen Preis, den ein Verein verleiht, in dessen Reihen sich ein Wegbereiter des Nationalsozialismus findet. Und um den Ganzen die Krone aufzusetzen, trägt dieser Preis auch noch den Namen eines Mannes (Carl Menger), dessen Nachfolger von den Nationalsozialisten in den 1930er-Jahren gnadenlos verfolgt und aus Deutschland und Österreich vertrieben wurden.

Was fällt einem dazu noch ein? Etwa das: In einer Zeit, als es in Österreich noch gutes Kabarett gab (ist lange her), hieß es in einem dieser Programme, dem Watschenmann: „Solchene Sachen lassen sich nicht erfinden – nicht einmal von unserem Etablissement“. Der Schöpfer dieses geflügelten Wortes, Jörg Mauthe, hat den Carl-Menger-Preis anscheinend schon damals kommen sehen…

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Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist gelernter Maschinenbauer, ausübender kaufmännischer Unternehmer und überzeugter “Austrian”.

 

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