Macht Detroit zu einer freien Stadt

2.8.2013 – von Patrick Barron.

Patrick Barron

Wir, die wir für freie Märkten eintreten, weil wir darin einen sicheren Weg in Richtung Frieden und Wohlstand sehen, müssen uns oft anhören, dass es mit der US Wirtschaft erst noch viel, viel schlimmer kommen muss, bis irgendwelche Reformen möglich werden. Warum müssen wir eigentlich immer noch warten, bevor ernsthafte Maßnahmen ergriffen werden, um den Staat zurückzudrängen? Es ist eine weitverbreitete Meinung, dass wir warten müssen, bis die Dinge so schlecht stehen, dass niemand mehr anzweifelt, dass der Staat selbst das Problem ist und nicht die Lösung. Dann würden sogar die hartnäckigsten Sozialisten dem freien Markt eine Chance geben.

Was aber, wenn wir es auf die Spitze treiben, und die Menschen wollen in der Krise noch mehr Staat statt weniger? Das Ergebnis wäre Faschismus. Wenn ich entscheiden dürfte, ich würde es nicht darauf ankommen lassen. Ich würde sofort eine Art amerikanische Teststudie fahren, um zu zeigen, dass eine massive Reduzierung des Staates Frieden und Wohlstand bringt.

Detroit als Teststudie für wirtschaftliche Freiheit

Die sich über Jahrzehnte entwickelnde Tragödie in Detroit ist eine einmalige Gelegenheit, unsere libertären Grundsätze auszuprobieren: und zwar indem Detroit zur freien Stadt erklärt wird, in der die Regierung für die öffentliche Sicherheit, Rechtsprechung und für den Schutz des privaten Eigentums sorgt – und vielleicht noch etwas darüber hinaus tut. Könnte sich unter diesen Bedingungen in Detroit nicht freies Unternehmertum entwickeln, wie es in Amerika schon immer der Fall gewesen ist?

Detroit ist bankrott, und die Probleme der Stadt scheinen nicht lösbar zu sein. Der höchste Stand der Bevölkerung wurde mit 1.850.000 Einwohnern im Jahr 1950 erreicht, im Jahr 2011 waren es nur noch 706.000, ein untrügliches Zeichen, dass die Menschen regelrecht mit den Füßen abgestimmt haben. Der Britische Politiker Daniel Hannan schrieb jüngst, dass sich die Detroit Krankheit auch in den übrigen US Städten ausbreiten könnte, oder sogar in ganz Amerika. Bevor aber die Krankheit ganz Amerika zerstört, haben wir jetzt die Möglichkeit, den freien Marktkräften eine Chance zu geben – in einem gut überschaubaren Rahmen: dem bankrotten und nicht mehr funktionierenden Detroit.

Das, was Detroit jetzt wirklich braucht, sind wirtschaftliche Freiheit und gesicherte Eigentumsrechte. Befreit Detroit von jeglichen Regierungseingriffen, auch von Eingriffen der Bundesregierung. Erklärt Detroit zu einer freien Stadt. (Sie können sich sicher sein, dass Amerika zu Hilfe komm wird, sollte Detroit von den blutrünstigen Kanadiern angegriffen werden!). Dies würde bedeuten, dass niemand in Detroit Bundessteuern zahlen muss und irgendwelchen Regulierungen der Bundesregierung unterliegt. Wäre das nicht fantastisch, keine Steuern und auch keine Sozialversicherungs- und Krankenversicherungsbeiträge zahlen zu müssen?

In einem freien Detroit gäbe es dann keine Arbeitsmarktregulierungen, keine Mindestlöhne, keine Krankenversicherungspflicht, keine Bestimmungen zur Chancengleichheit, keine Arbeitsschutzvorschriften, usw. Den Menschen wäre es erlaubt, kooperativ zusammenzuarbeiten, ohne Gängelung von staatlichen Stellen.

Schafft die Bürokratie ab, die Firmengründungen im Wege steht oder deren Wachstum behindert: hierzu zählen Lizenzvergabebestimmungen, Verordnungen und Überprüfungen zum Gesundheitsschutz, Bebauungsbeschränkungen und vieles mehr. Sie brauchen keine Angst haben, dass Menschen gegen ihren Willen bei niedrigen Löhnen arbeiten oder gefährliche Arbeiten ausführen müssen. Die Realität ist, dass Unternehmer die Arbeiter einstellen wollen und sie nicht zur Arbeit zwingen oder sie an ihre Arbeitsplätze anketten können. Auch haben Unternehmer kein Interesse daran, ihren Mitarbeitern und Kunden Schaden zuzufügen. Wenn sie das aber tun, wird Privat- und Handelsrecht genügen, um sie zur Rechenschaft zu ziehen.

Privatisiert die Dienstleistungen der Regierung wie zum Beispiel die Müllentsorgung oder die Wasser- und Abwasserversorgung und ermöglicht auf diesen und weiteren Gebieten unbeschränkten Wettbewerb, bis hin zur Brandabwehr. Verkauft städtische Immobilien (wer braucht Büros, die leer stehen, weil keine Bürokraten mehr da sind?) und übergebt öffentliche Wohnimmobilien notariell an die gegenwärtigen Bewohner, übertragt ihnen die Verantwortung für ihr eigenes Domizil. Sie werden überrascht sein, wie verantwortungsvoll die Menschen mit ihrem Eigentum umgehen werden. Beendet das staatliche Bildungswesen mit all seinen übermäßigen Kosten. Ermöglicht es den Menschen, die Art von Bildung zu wählen, die sie wünschen, was immer das auch sein mag. Nachdem praktisch nahezu die Hälfte der Bewohner von Detroit ohnehin Analphabeten sind, wo liegt hier das Risiko?

Wollt Ihr eine sichere Gesellschaft? Dann erlaubt den Menschen, sich zu bewaffnen, ohne irgendwelche Genehmigungsvorschriften. Nachdem es bei der Polizei von Detroit schätzungsweise eine Stunde dauert, bis ein Notruf beantwortet wird, wäre das eine einfache Lösung, um dem menschlichen Anspruch auf Selbstverteidigung gerecht zu werden. Und vor allem: Schluss mit dem Wohlfahrtsstaat. Der zerstörerische Teufelskreis der Abhängigkeit treibt schließlich die amerikanischen Städte in den finanziellen und kulturellen Abgrund.

Erwartet nicht, dass der Erfolg über Nacht eintritt, wobei: Wer weiß? Ein freier Markt wird immer mit Innovationen überraschen. Als erstes kann man sicher mit der Gründung zahlreicher Familienunternehmen rechnen, darüber hinaus mit neuen Verkaufsständen auf der Straße, unregulierten und unbesteuerten Reparaturdienstleistungsbetrieben, Home-Schooling-Angeboten, privaten Taxis und vieles mehr. Wenn aber Nike oder andere Unternehmen von niedrigen Kosten und weniger Regulierung verlockt werden, ihre Produktion ins Ausland zu verlagern, warum sollten sie sich dann nicht auch für das befreite Detroit interessieren? Ich glaube, wir alle würden über die positiven Ergebnisse des freien Marktgeschehens staunen.

Ermöglicht es Detroit, zu einer sicheren, kooperativen Stadt zu werden und das Beste zu repräsentieren, was es in Amerika geben kann. Wirtschaftliche Freiheit ermöglicht die Wiedergeburt Detroits. Diese Stadt kann zu einem Aushängeschild echten Wohlstandes werden, für Amerika und die ganze Welt.

Aus dem Englischen übersetzt von Andreas Marquart. Der Originalbeitrag mit dem Titel “Declare Detroit a Free City” ist am 26. Juli 2013 auf der website des Mises-Institute, Auburn, US Alabama erschienen.

Foto Startseite: © icholakov – Fotolia.com

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Patrick Barron ist selbständiger Berater im Finanzwesen. Er lehrt an der Graduate School of Banking an der Universität Wisconsin, Madison. Außerdem unterrichtet er die “Österreichische Schule der Nationalökonomie” an der Universität Iowa, Iowa City. Seine Website ist: http://patrickbarron.blogspot.de/

 

 

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