Die Bedeutung des Gewinns

7.12.2015 – von Hans F. Sennholz.

Hans F. Sennholz (1922 – 2007)

Obwohl alle Geschäftsleute „Gewinne“ machen wollen, wissen viele von ihnen nicht wirklich, was genau das eigentlich ist. Selbst wer erfolgreich Gewinne erwirtschaftet, kann manchmal nicht erklären, worum es sich beim Überschuss von Erträgen über Kosten eigentlich handelt.

Das Gleiche gilt für Steuereintreiber auf ihrer Suche nach „Gewinnen“, um einen Teil davon für den Saat einzuziehen, oder auch von Buchhaltern, die „Gewinne“ durch den Vergleich von Einnahmen und Ausgaben offenlegen. Sie alle betrachten nur die Gesamtheit des Überschusses, ohne seine Komponenten zu unterscheiden.

Analysiert ein Ökonom das Wesen von „Gewinnen“, hat er drei völlig unterschiedliche Einkommensquellen vor Augen.

Viele Selbständige und Partner kleinerer Unternehmen streichen vermeintlich Gewinne ein, obwohl sie tatsächlich aus Sicht eines Ökonomen nur ein Managergehalt verdienen. Sie erhalten ein Einkommen aufgrund ihrer Arbeit als Manager, indem sie ihre Mitarbeiter überwachen, ihre Kunden bedienen und mit Verkäufern, Buchhaltern und Prüfern zusammenarbeiten. Ihre Leistungen sind offensichtlich für den Arbeitsmarkt sehr wertvoll. Arbeiteten sie für A&P oder eine andere große Ladenkette, verdienten sie ein stattliches Gehalt. Folglich hat der Teil des Einkommens eines Geschäftsmannes, den er für seine Arbeitsleistung als eine Art Lohn erhält, mit ökonomischem Gewinn überhaupt nichts zu tun.

[…]

Die Mehrheit amerikanischer Unternehmen hat aber ein über dieses Managergehalt hinausgehendes Einkommen. Ein Ökonom zerlegt dieses Residuum in zwei weitere unterschiedliche Komponenten. Der weitaus größte Anteil besteht aus Zinsen auf das investierte Kapital der Eigentümer oder Aktionäre. Diese fließen dem Eigentümer zu, weil der Produktionsprozess Zeit beansprucht.

Zinsen

Wer darauf verzichtet, sein Einkommen oder Vermögen auszugeben und stattdessen in einen zeitbeanspruchenden Produktionsprozess investiert, verdient eine Vergütung dafür. Andernfalls wäre niemand bereit, seine Ersparnisse für Produktionskapital bereitzustellen. Der Zins entspringt letztlich der menschlichen Natur. Menschen aller Zeiten und Rassen bewerten Geld zum heutigen Zeitpunkt höher als eine entsprechende Forderung in der Zukunft. Um Investoren dazu zu bewegen, ihre Barmittel in Produktionsverfahren zu investieren, muss ihnen deshalb eine Prämie, auch natürlicher/originärer Zins genannt, geboten werden. Wer also – mit anderen Worten fomuliert – in sein eigenes Unternehmen investiert, sollte erwarten, für diese Investition das gleiche Einkommen zu erhalten wie ein Fremdkapitalgeber.

Ein originärer Zinserlös von etwa 4% muss geboten werden, damit kein Kapital aus der jeweiligen Produktion abgezogen wird. So wie Arbeiter Branchen verlassen, die zu niedrige Löhne zahlen, wird Kapital die Branchen meiden, die keine Marktrendite erwirtschaften. Wenn die Regierung diesen Erlös wegbesteuert oder es den Gewerkschaften gelingt, ihn den Geschäftsleuten abzuringen, wird die Produktion zwangsläufig zurückgehen und schließlich ein tiefe Depression eintreten. In eine Branche, deren Zinserlöse an den Faktor Arbeit umverteilt werden, wird kein weiteres Kapital fließen. Darüber hinaus wird das liquide Kapital abgezogen und in andere Branchen, die Zinseinkommen ermöglichen, gesteckt. Der Kapitalverbrauch kann zunichte machen, was über Generationen aufgebaut wurde.

Die genaue Höhe des originären Zinses ist schwer zu bestimmen. Als Maßstab kommt auch nicht der Marktzins für Kredite in Frage, denn dieser ist seinerseits eine Bruttogröße, die sich zusammensetzt aus dem unternehmerischen Profit, der der Risikoübernahme aus dem individuellen Kredit entspringt, und der Risikoprämie aufgrund der geldpolitischen Gefahr einer Entwertung durch Inflation. Für eine einfache Illustration des originären Zinses kann man die Rendite von US Staatsanleihen hernehmen. Unter der Annahme, daß bei US Staatsanleihen kein Kreditausfallrisiko besteht und der Wert der Anleihen durch Inflation nicht geschmälert wird, erhalten wir einen Zinssatz, der dem originären Zins entsprechen könnte, also dem Zins, den ein Geschäftsmann für sein investiertes Kapital erhoffen kann.

[…]

Ein Geschäftsmann, der beispielsweise 100.000 USD in sein Geschäft investiert hat, und täglich viele Stunden damit verbringt, Kunden zu bedienen, seine Mitarbeiter zu führen und das Geschäft auch sonst zu managen, kann also 4.000 USD an Zinsen und 20.000 USD an Managerentlohnung verdienen ohne irgendeinen Gewinn im eigentlichen Sinne erwirtschaftet zu haben.

Reiner Gewinn – Ein vorübergehendes Phänomen sich ändernder Marktbedingungen

Schließlich gibt es Unternehmen, die einen reinen Gewinn verdienen. Durch richtige Antizipation künftiger Marktbedingungen können Geschäftsleute verdienen, was Ökonomen „unternehmerische Profite“ nennen. Wer z.B. bei niedrigem Preisniveau kauft und bei hohen Preisen verkauft, verdient Gewinne auf Inventar. Nach Bereinigung um die Zinsen auf das investierte Kapital sind Börsengewinne reine Gewinne. Aber natürlich sind diese Gewinne mit dem Risiko aus der Unsicherheit über die Zukunft behaftet. Statt Gewinne einzufahren, machen viele Geschäftsleute auch Verluste.

Entgegen der allgemeinen Auffassung sind reine Gewinne sehr kurzlebig. Wann immer Änderungen bei Angebot, Nachfrage, Moden oder Technologien die Möglichkeiten für reine Profite eröffnen, streicht der erste Hersteller hohe Erträge ein. Aber sofort beginnen Wettbewerber und Marktneulinge mit der Nachahmung. Sie bieten dann die gleichen Güter und Dienste an und verwenden ähnliche Produktionsverfahren, wodurch die Preise gedrückt werden, bis der reine Gewinn verschwindet. Der erste Anbieter von Hula-Hoop-Reifen hat zweifelsohne reine Gewinne verdient. Aber sobald dutzende von Wettbewerbern ihre Produktion entsprechend umgestellt hatten, wurde der Markt mit Hula-Hoop-Reifen überschwemmt. Die Preise fielen drastisch, bis die reinen Gewinne zusammengeschmolzen waren.

Reine Gewinne sind sehr schwer zu erhalten. Die Gelegenheiten dafür erwachsen, solange es Änderungen bei Angebot, Nachfrage, Moden, Bevölkerung, Technologien oder sogar beim Wetter gibt. Das ganze Leben besteht aus Änderungen und ständig müssen ökonomische Anpassungen erfolgen, so dass immer wieder Gelegenheiten für Gewinne aufkommen.

Obwohl die Kräfte des Wettbewerbs ständig daran arbeiten, reine Gewinne zu eliminieren, beobachten wir tatsächlich Unternehmen, denen es gelingt, über einen längeren Zeitraum Gewinne zu erwirtschaften. Die Erklärung dafür kann nicht allein in der Überlegenheit des Managements gefunden werden, sondern auch in einem unterschiedlichen Grad an Risiken, die mit einzelnen Branchen einhergehen.

Branchen, die mit minimalem Risiko in einem stabilen Markt und stagnierender Technologie agieren, lassen den geringsten Profit erwarten. Würde eine Anpassung an die Konsumentenwünsche  vollständig verwirklicht und wäre kein Risiko vorhanden, verschwände der reine Gewinn tatsächlich vollständig und es verbliebe nur der Zinserlös. Da aber selbst in einer perfekt angepassten Branche noch Risiken verblieben, seien sie ökonomischer oder politischer Natur, und der Risikofaktor also nicht gänzlich aus einer Investition in Produktion eliminiert werden kann, verdienen erfolgreiche Unternehmen üblicherweise zumindest Reste eines reinen Gewinns. Aus diesem Grunde verdienen auch vermeintlich risikolose Branchen eine Rendite von etwas über den 4% des originären Zinses. Ein erfolgreicher Versorger z.B., der nur ein geringes Risiko trägt, mag 6 bis 7% verdienen, die sich aus 4% Zins und 2 bis 3% reinem Gewinn zusammensetzen. Die Anwesenheit von Risiko erklärt aber auch, warum manche Unternehmen der gleichen Branche nur den Zins verdienen oder gar Verluste produzieren.

Andererseits verdienen erfolgreiche Unternehmen, die hohen Risiken ausgesetzt sind, tendenziell hohe Gewinne. Während der Aufrüstungsphase des kalten Krieges waren die Hersteller von Flugzeugen und Ersatzteilen außergewöhnlich profitabel. Manchen Statistiken zufolge verdienten einige Flugzeughersteller mehr als 20% ihres Eigenkapitals. Selbst unter Berücksichtigung der Tatsache, dass das Eigenkapital üblicherweise unter dem Barwert eines Unternehmens liegt, und Renditen damit erheblich übertrieben werden, müssen wir zugeben, dass die erfolgreichsten Unternehmen extrem hohe Gewinne machten. Kurz gesagt müssen Aktivitäten mit hohen Risiken auch außergewöhnlich hohe Gewinne ermöglichen, damit erfolgreiche Unternehmen das nötige Kapital anlocken können. Offensichtlich könnte die Branche der Flugzeughersteller mit ihren großen Unabwägbarkeiten und häufig schweren Verlusten nicht das erforderliche Kapital anziehen, wenn sie nur Renditen von einem Prozent über dem originären Zins erwarten ließe. Ähnlich könnte der Ölsektor mit seinen großen finanziellen Risiken für Erkundung und Bohrungen ohne hohe Belohnung nicht arbeiten.

Störung der Gewinnentstehung

Eine Besteuerung dieser hohen Erträge oder deren Umverteilung an die Arbeiter würde den Anreiz, die hohen Risiken auf sich zu nehmen, vernichten. Warum sollte jemand sein Kapital für ein Produktionsverfahren riskieren, wenn er nur Verluste einstreichen könnte? Realinvestitionen würden gemieden zugunsten von Investitionen in risikolose Anlagen. Dadurch würde die Wirtschaft starr, unflexibel und unfähig, auf Änderungen bei Angebot, Nachfrage und Technologie zu reagieren. Expansion und Modernisierung würden ernsthaft behindert. Eine konfiskatorische Besteuerung des reinen Gewinns, böswillig auch „Übergewinn“ genannt, würde die Vitalität und Dynamik einer Marktwirtschaft zerstören. (Eine exzellente Darstellung von Gewinn und Verlust findet sich in „Planning for Freedom“ von Ludwig von Mises.)

Und was wären die Folgen einer Besteuerung des originären Zinses von 4%? Wie oben erwähnt, ist der Zins eine Zahlung für den Gebrauch von Kapital im Zeitverlauf. Ohne ihn würde kein Kapital investiert und die Produktion käme zum Stillstand. Würde der Staat diese grundlegende Einkommensart konfiskatorisch besteuern, verfielen die Märkte in eine tiefe Depression. Der von den Ökonomen so gerne für Staatsausgaben verwendete Multiplikator ist eigentlich viel geeigneter, diese negativen Wirkungen der Steuer zu berechnen.

Die Weltwirtschaftskrise war ein dramatisches Beispiel für die depressiven Wirkungen einer konfiskatorischen Unternehmensbesteuerung. Und auch heute beobachten wir ähnliche stagnative Wirkungen, wenn z.B. die Regierung des Bundes oder eine der Staaten die Belastungen für Unternehmen anhebt, beispielsweise die Beiträge zur Sozialversicherung oder der Arbeitslosenversicherung, die alle Unternehmen betreffen, egal ob sie profitabel sind oder nicht.

Und worin bestehen schließlich die Wirkungen einer Besteuerung der letzten Komponente, der Entlohnung der Managementtätigkeit? Warum sollte ein Einzelhändler 12 bis 16 Stunden am Tag im Laden stehen, wenn er damit nicht ein Einkommen vergleichbar mit dem anderer Manager verdienen kann? Wenn Gewinnsteuern auch dieses Einkommen einkassieren, werden selbständige Geschäftsleute ihr Unternehmen an größere Wettbewerber verkaufen und es vorziehen, von einem Gehalt als Filialleiter zu leben, als sich einer konfiskatorischen Gewinnbesteuerung auszusetzen.

Die ökonomische Wirkung einer Steuer ist nicht leicht zu bestimmen. Dieselbe Steuer mag in einem Fall den reinen Gewinn belasten, in einem anderen den originären Zins oder auch die Managerentlohnung. Deshalb sind die Wirkungen auch unterschiedlich. In einigen Fällen verhindert die Steuer die Übernahme von Risiken, in anderen legt sie der Produktion Schranken auf und schließlich kann sie dazu führen, dass kleine und mittlere Unternehmen aufgegeben werden.

Nachtrag über Gewinnbeteiligung

Für viele Menschen besteht in der Gewinnbeteiligung die Lösung des Problems der Arbeit. In ihr läge der Schlüssel zu Frieden in der Produktion und zur Verwirklichung demokratischer Produktionsverhältnisse. Einer Studie eines Komitees des Senats zufolge ist Gewinnbeteiligung „unabdingbar für den Erhalt des kapitalistischen Wirtschaftssystems“. Selbst einige Geschäftsleute halten viel davon, weil dadurch die Angestellten zu Partnern werden, wodurch ihre Arbeitsmoral steigt, Streikbereitschaft und Fluktuation sinken, die Effizienz sich verbessert usw. Durch Gewinnbeteiligung werden Arbeiter angeblich zu Kapitalisten.

Diese Leute scheinen noch nicht verstanden zu haben, dass die Marktwirtschaft bereits ein System der Partizipation darstellt. Bei aller Behinderung und Störung gelingt es amerikanischen Unternehmen weiterhin, immer mehr und bessere Waren zu liefern. Die Löhne steigen beständig durch den Einsatz besserer Technologie und vermehrter Investitionen in Realkapital und nicht weil die Menschen länger und härter arbeiten. Der Wettbewerb zwingt Investoren und Geschäftsleute, die Früchte ihrer Investitionen zu teilen, mit den Kunden in Form niedrigerer Preise und mit den Beschäftigten in Form höherer Löhne.

Nach verbreiteter Ansicht erhalten die Beschäftigten durch Gewinnbeteiligung mehr als sie durch Wettbewerb auf dem Arbeitsmarkt erhalten könnten. Das bedeutet, dass zusätzliches Einkommen aus dem Betrieb an die Arbeitnehmer verteilt wird. Einige Vorschläge setzen auf Zwang durch den Gesetzgeber oder Gewerkschaften, andere setzen auf freiwillige Beteiligung. Die meisten Unternehmen mit Gewinnbeteiligung sind klein.

Ein Ökonom, der diese zusätzliche Verteilung untersucht, hat folgende Frage zu stellen. Welcher Teil des als Gewinn bezeichneten Überschusses zwischen Unternehmen und Beschäftigten soll verteilt werden? Geht es um die Managervergütung, die Geschäftsleute für ihre Leitungstätigkeit erhalten? Warum sollte ein selbständiger Geschäftsmann sein Einkommen an die Mitarbeiter weitergeben, während der angestellte Manager eines Großunternehmens weiterhin seinen Marktlohn erhält?

Oder geht es um den „reinen Gewinn“, den die Geschäftsleute teilen sollen? Nur ein kleiner Teil der US-Unternehmen verdient tatsächlich einen reinen Gewinn. Sollen aber Beschäftigte, die das Glück haben, in besonders profitablen Unternehmen zu arbeiten, mehr verdienen als ihre Kollegen in durchschnittlichen Unternehmen? Soll der Buchhalter eines überragenden Börsenmaklers für seine Arbeit 100.000 USD p.a. verdienen, während gleich kompetente Buchhalter woanders für 5.000 USD oder 6.000 USD arbeitet? Wodurch sollte dann die Entlohnung bestimmt sein?  Wie auch immer der Beteiligungsplan aussieht, liefe er letztlich auf ein fragwürdiges Prinzip hinaus: Die Höhe des Gehalts bestimmt sich durch die Fähigkeiten des Arbeitgebers. Ich bezweifle, dass sich dies als Grundlage der zwischenmenschlichen Kooperation eignet und den Schlüssel zum Frieden in der Arbeitswelt darstellt. Es würde im Gegenteil für neuen Konfliktstoff sorgen. Beschäftigte mit nur dem reinen Marktlohn würden von ihren Arbeitgebern gleiche Bezahlung verlangen, was die Spannungen auf dem Arbeitsmarkt erhöhte.

Es wird häufig übersehen, dass die Unternehmen nicht viel zu verteilen haben. Nach einer hervorragenden Studie von Claude Robinson verdienen 45% aller Unternehmen keinen (reinen) Gewinn. Im Durchschnitt verdienen Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes 8,6 Cent je investiertem Dollar. Robinson folgert:

„Wenn wir davon 5 Cent für Zinskosten annehmen, verbleiben noch 3,6 Cent für die Übernahme unternehmerischer Risiken. Würden diese 3,6 Cent noch verteilt, bedeutete das bestenfalls eine Lohnsteigerung, aber es würde sicher zu einer geringeren Bereitschaft der Eigentümer führen, das Risiko für die Einführung einer besseren Ausrüstung der Beschäftigten zu übernehmen. Die Entlohnung für Unternehmertum zu verteilen schadete den Lohnbeziehern sicher mehr, als dass es ihnen nützte.“ (Clauce Robinson, Understanding Profits. Princeton, N. J.; D. Van Nostrand 1961, S. 315.)

Zinsen für Investitionen

Schließlich gibt es noch Zinsen, die Kapitalisten üblicherweise für ihre Investitionen beziehen. Eine zwangsweise Verminderung dieser elementaren Einnahmen störten nicht nur die Kapitalbildung, sondern würde gar Kapitalabzug und -verbrauch bewirken. Eine derartige Gewinnbeteiligung auf breiter Ebene hätte Stagnation und wirtschaftlichen Niedergang zur Folge, wie die Wirtschaftsgeschichtge seit den 30er Jahren wiederholt gezeigt hat.

Verbesserungen bei der Arbeitsproduktivität und dem Lebensstandard hängen im Wesentlichen von vermehrter Kapitalnutzung ab. Ersparnisbildung stellt eine wesentliche Voraussetzung des wirtschaftichen Fortschritts dar. Es ist schwer nachvollziehbar, wie jemand, dem die Verbesserung der menschlichen Lebensverhältnisse am Herzen liegt, sich für eine Verminderung der Belohnung des Sparens einsetzen kann, indem diese an diejenigen verteilt werden, die sie nicht verdient haben und sie nur verkonsumieren werden.

Manchmal argumentieren die Befürworter der Gewinnbeteiligung, dass sich dadurch die Arbeitsproduktivität erheblich verbessere zum Nutzen aller. Aber auch in diesem Fall führte der Wettbewerb dazu, dass die Preise und Gewinne sinken, bis kein Übergewinn zum Teilen mehr vorhanden ist. Der Vorteil gestiegener Produktivität flösse also den Konsumenten in Form niedrigerer Preise und den Beschäftigten in Form höherer Löhne zu. Wettbewerb lässt keine dauerhaften Gewinne zu, die sich verteilen ließen. Der Möglichkeit einer Gewinnbeteiligung sind also enge Grenzen gesetzt.

Und selbst dies beschränkten Beispiele segeln oft unter falscher Flagge. Wenn die Arbeit tatsächlich produktiver wird durch größere Anstrengungen und bessere Ausrüstung, steigt entsprechend ihr Marktwert. Der Wettbewerb zwischen Unternehmen lässt folglich die Löhne steigen. Ein Unternehmen, das dann behauptet, seine Beschäftigen am Gewinn zu beteiligen, zahlt eigentlich nur den höheren Marktlohn. Anstatt aber diese Zahlungen jeden Freitag zu leisten, hält es sie sechs Monate oder gar ein Jahr zurück und nennt sie dann Gewinnbeteiligung. Dies ist m.E. meistens der Fall, wenn erfolgreiche Unternehmen von Gewinnbeteiligung sprechen.

Die Beschäftigten sollten dann auf höheren Löhnen bestehen, anstatt ihr Einkommen von den Geschäftsrisiken des Unternehmens abhängig zu machen. Sonst könnten sie ihre verzögerten Gehaltszahlungen durch falsche Managemententscheidungen wieder verlieren.

*****

Aus dem Englischen übersetzt von Dr. Bernhard Pieper. Der Originalbeitrag, der aus einer am 23. April 1965 vor Unternehmensführern in Dallas, Texas, gehaltenen Rede entstand, ist unter dem Titel  „Profits“ am 6.Juni 2012 auf der website des Mises-Institute, Auburn, US Alabama erschienen und wurde zur Veröffentlichung hier leicht gekürzt.

Diese Beiträge könnten Sie auch interessieren …

… von Ludwig von Mises: Man kann den Zins nicht «abschaffen»

… von Eduard Braun: Die Rolle des Subsistenzfonds in Finanz- und Wirtschaftskrisen

—————————————————————————————————————————————————————————

Hans F. Sennholz (1922-2007) war der erste Student von Ludwig von Mises in den USA. Er lehrte von 1956 – 1992 Volkswirtschaftslehre am Grove City College und war von 1992 bis 1997 Präsident der Foundation for Economic Education. Er war Adjunct Scholar des Mises Institute, im Oktober 2004 erhielt er den Gary G. Schlarbaum Prize for Lifetime Defense of Liberty.

*****

Hinweis: Die Inhalte der Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Ludwig von Mises Institut Deutschland wieder.

Foto-Startseite: © Melpomene – Fotolia.com

 

Soziale Medien:
+ posts
Kontaktieren Sie uns

We're not around right now. But you can send us an email and we'll get back to you, asap.

Nicht lesbar? Text ändern. captcha txt

Beginnen Sie mit der Eingabe und drücken Sie Enter, um zu suchen