Bitcoin: Das letzte Puzzlestück der Österreichischen Schule

9. Dezember 2024 – von Michael Wolf (bitcoinlighthouse)

Die ‚Österreichische Schule der Nationalökonomie‘ nimmt eine besondere Stellung in der Wirtschaftstheorie ein. Ihre Vordenker, darunter Ludwig von Mises (1881 – 1973) und Friedrich August von Hayek (1899 – 1992), betonten die Rolle der individuellen Freiheit, die Dynamik freier Märkte und die fundamentale Bedeutung eines marktbasierten Geldes. In dieser Denkschule wird Geld nicht als Werkzeug staatlicher Kontrolle betrachtet, sondern als ein Gut, das sich aus den Bedürfnissen und Präferenzen der Marktteilnehmer entwickelt. Genau hier fügt sich Bitcoin nahtlos ein: Es ist mehr als eine technologische Innovation – es stellt das fehlende Puzzlestück dar, das die Ideen der Österreichischen Schule in die Praxis überführt.

Die Philosophie der Österreichischen Schule

Die zentrale Prämisse der Österreichischen Schule besteht darin, dass der Markt nur dann optimal funktioniert, wenn er frei von staatlicher Einmischung bleibt. Der Preisbildungsmechanismus, so die Theorie, spiegelt die dezentralen Entscheidungen der Individuen wider und sorgt für Effizienz und Stabilität. Geld als essenzielles Element des Marktprozesses sollte sich daher ebenfalls aus dem freien Spiel von Angebot und Nachfrage ergeben und nicht durch staatliche Monopole manipuliert werden. Diese Philosophie steht in klarem Gegensatz zu den staatlich ausgegebenen, zentralisierten Währungen, die durch inflationäre Geldpolitik regelmäßig an Wert verlieren und ökonomische Verzerrungen verursachen.

Bitcoin: Eine dezentrale Geldordnung

Bitcoin, 2009 von der anonymen ‚Entität‘ Satoshi Nakamoto geschaffen, verkörpert diese Prinzipien der Dezentralität in einer nie dagewesenen Form. Als erste erfolgreiche digitale ‚Proto-Währung‘ die auf der Blockchain-Technologie basiert, ermöglicht Bitcoin sichere, transparente und unveränderbare Transaktionen – ohne die Notwendigkeit einer zentralen Autorität. Diese Architektur stellt die traditionellen Mechanismen der Geldschöpfung auf den Kopf. Bitcoin ist nicht nur frei von staatlicher Kontrolle, sondern es unterliegt einer absoluten Knappheit: Das Gesamtangebot ist auf 21 Millionen Bitcoin begrenzt. Damit hat Bitcoin das Potential zu dem zu werden, was die Österreichische Schule als ‚natürliches Geld‘ bezeichnet: Es entsteht aus dem freien Markt und wird ausschließlich durch das Wechselspiel von Angebot und Nachfrage bewertet.

Die Rolle von Bitcoin im Kontext der Gelddefinition nach Mises

Nach Ludwig von Mises ist Geld das „absatzfähigste Gut“, das „allgemein gebräuchliches Tauschmittel“ ist. Aktuell erfüllt Bitcoin diese Definition noch nicht vollständig, da es im Gegensatz zu Fiatwährungen wie dem Euro nicht als allgemein akzeptiertes Tauschmittel fungiert. Vielmehr ähnelt seine Rolle derzeit der von Gold, das als ‚Wertspeicher‘ neben dem Fiatgeld existiert. Um zu einem ‚echten‘ Geld im Sinne von Mises zu werden, müsste Bitcoin eine breitere Akzeptanz als Tauschmittel erlangen und eine geringere Volatilität vorweisen, um Stabilität im täglichen Handel zu bieten.

Doch es zeigt sich, dass wir bereits auf dem besten Weg dahin sind. In den USA diskutieren verschiedene Senatoren und sogar der neu gewählte Präsident Trump über die Möglichkeit einer Bitcoin-Reserve. Zudem fließt immer mehr Vermögen in Bitcoin durch große Anleger wie BlackRock. Diese Entwicklungen könnten einerseits durch die erhöhte Marktkapitalisierung die Schwankungen verringern und andererseits für mehr Akzeptanz in der breiten Masse sorgen. Es ist also keine Frage von ob, sondern nur wann.

Bitcoin als Antwort auf staatliche Interventionen

In einer Zeit, in der Volkswirtschaften auf der ganzen Welt unter inflationären Geldmengenexplosionen, Währungsabwertungen und zunehmender wirtschaftlicher Unsicherheit leiden, bietet Bitcoin eine potenziell revolutionäre Alternative. Als deflationäres Gut – im Gegensatz zu den inflationsanfälligen Fiat-Währungen – fungiert es zunehmend als Wertspeicher, der in seiner Funktion dem Gold ähnelt. Für Verfechter der Österreichischen Schule und libertäre Denker ist Bitcoin mehr als nur ein Finanzinstrument: Es symbolisiert die Freiheit des Einzelnen, sich dem staatlichen Einfluss zu entziehen. Insbesondere angesichts der Bedrohung durch digitale Zentralbankwährungen (‚CBDCs‘), die noch tiefere staatliche Kontrolle über das Finanzsystem ermöglichen könnten, wird Bitcoin zur Verkörperung individueller Selbstbestimmung und ökonomischer Souveränität.

Ein Schritt in Richtung einer freieren Gesellschaft

In einer zunehmend überwachten und regulierten Welt, in der persönliche Daten und finanzielle Transaktionen durch staatliche Instanzen lückenlos erfasst werden, bietet Bitcoin den Menschen eine neue Form der Kontrolle über ihr eigenes Vermögen. Als dezentralisiertes, staatlich unkontrolliertes Transaktionssystem stellt Bitcoin eine Rückkehr zu den Prinzipien dar, die die Österreichische Schule als Grundlage für eine freie und gerechte Gesellschaft versteht. Es ermöglicht jedem Einzelnen, sich von der Abhängigkeit staatlich gelenkter Finanzsysteme zu lösen und seine wirtschaftliche Autonomie wiederzuerlangen.

Das fehlende Puzzlestück

Bitcoin ist weit mehr als eine digitale Proto-Währung. Es ist das fehlende Puzzlestück, das die Ideen der Österreichischen Schule im digitalen Zeitalter zur Vollendung bringt. Es verkörpert die Ideale von Freiheit, Selbstbestimmung und marktbasierter Geldordnung und bietet eine echte Alternative zu den zunehmenden staatlichen Eingriffen in das Finanzsystem. Für Libertäre und Anhänger der Österreichischen Schule ist Bitcoin nicht nur ein technisches oder finanzielles Werkzeug, sondern ein Schritt in Richtung einer freieren, selbstbestimmten Gesellschaft.

Wie Friedrich August von Hayek es einst so treffend formulierte:

Ich glaube nicht, dass wir jemals wieder ein gutes Geld haben werden, bevor wir nicht die Sache aus den Händen der Regierung nehmen können, das heißt, wir können es nicht mit Gewalt tun, sondern auf eine geschickte, subtile Weise, indem wir etwas einführen, das sie nicht aufhalten können.

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Michael Wolf

Michael Wolf ist Inhaber von bitcoinlighthouse.de. Seit 2021 gibt er Vorträge, Workshops und veranstaltet Meetups zu Bitcoin. Er ist Autor von «Der Bitcoin-Ratgeber für Einsteiger und Aussteiger» und mehreren Publikationen auf verschiedenen Online-Portalen. Sein Ziel ist es, den Menschen zu vermitteln, dass Bitcoin nicht nur ein spekulatives Finanzinstrument ist, sondern vielmehr die bedeutendste Erfindung seit dem Internet.

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Hinweis: Die Inhalte der Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Ludwig von Mises Instituts Deutschland wieder.

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