„Die größte Täuschung der Menschheitsgeschichte“
14.8.2015 – Interview mit Nachwuchs-Autor Charles Krüger zu seinem Buch Die größte Täuschung der Menschheitsgeschichte: Die Enttarnung der institutionalisierten Gewalt.
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Herr Krüger, wir wollen mit Ihnen über Ihr Buch „Die größte Täuschung der Menschheitsgeschichte“ sprechen. Der Titel klingt etwas verschwörerisch … worum geht es?
Es ist durchaus ein gewagter Titel, aber sicher nicht übertrieben. Das Buch handelt buchstäblich von der größten Täuschung der Menschheitsgeschichte. Es gibt keine größere und absurdere Lüge, die trotzdem weltweit akzeptiert wird. Dieser Mythos hält die Menschen seit tausenden Jahren in Unfreiheit und Unterdrückung. Angefangen bei den ersten Königen, über die unzähligen Fürsten, Diktatoren und Despoten jeder Art, bis hin zu unseren heutigen Politikern und Bürokraten sieht man diesen Schwindel. Und weil die Lüge so groß ist und sie schon so lange existiert, kommen nur wenige Menschen überhaupt auf die Idee, sie zu hinterfragen.
Die Täuschung besteht darin, die Menschen in dem Glauben zu lassen, dass es so etwas wie legitime Herrschaft geben kann und Herrschaft über sie sinnvoll, moralisch und richtig ist. In Wahrheit ist sie aber nichts dergleichen. Sie ist vollkommen unlogisch – man kann sie über mehrere rationale Wege widerlegen -, hochgradig unmoralisch und unvorstellbar destruktiv.
Dieses Buch enthüllt den Schwindel, nimmt ihn Stück für Stück auseinander, erklärt wie sich diese Lüge auf alle Teile der Gesellschaft auswirkt und enttarnt unzählige Mythen – beispielsweise Aussagen wie “Ohne den Staat gäbe es nur das Recht des Stärkeren!” oder “Wir sind doch der Staat!”.
Das hat aber doch so niemand geplant, so wie das bei einem „Schwindel“ normalerweise der Fall ist…
Das stimmt. Es fing damit an, dass eine starke Gruppe von Menschen von einer schwächeren Gruppe regelmäßig durch Gewalt einen Tribut herauspressen konnte. So entstand das erste Steuersystem und das erste Herrschaftssystem. Bald kamen Könige, die angeblich durch ihren gottgegebenen Herrschaftsanspruch an der Macht waren. Irgendwann glaubten die Menschen diesen Schwindel nicht mehr. Sie wollten Parlamente aus gewählten Vertretern neben dem König. Irgendwann wurde der Herrschaftsanspruch des Königs komplett abgelehnt. Es wurde immer schwerer, die Herrschaft zu rechtfertigen. Eines Tages wird die Menschheit dem Konzept der Herrschaft komplett entsagen.
Schon heute merken viele Menschen, dass man nicht frei ist, nur weil man sich alle 4 Jahre einen neuen Herrscher heraussuchen kann, sondern man ist beherrscht. Herrschaft ist das Gegenteil von Freiheit. Wenn ein Sklave sich einen Sklaventreiber aussuchen darf, ist er immer noch ein Sklave. Wir sind alle Sklaven des Staates, die jeden Monat die Hälfte ihres Lohns an ihn abdrücken müssen oder, wenn wir das nicht zulassen, in einen Käfig gesteckt werden.
Glücklicherweise sehen die meisten Menschen auch die systemimmanenten Probleme von Herrschaft wie Korruption, Machtgier, Machtmissbrauch, Lobbyismus etc. Sie brauchen nur noch einen Anstupser in die richtige Richtung, um die Vermutungen, die sie jetzt schon haben, zu einem fertigen Bild zusammen zu führen.
Die Menschen haben zwar kein Vertrauen in die Politik, wie Umfragen immer wieder zeigen, und doch rufen Sie nach dem Staat, sobald eine Krise kommt und sie ihre Besitzstände bedroht sehen. Wie wollen Sie den Menschen denn ihre Staatsgläubigkeit nehmen?
Man muss den Menschen zeigen, wie unmoralisch und irrational ihr Glaube an den Staat ist. Man muss sie aufwecken. So ziemlich alle Menschen wurden staatsgläubig geboren. Niemand kommt auf die Welt und philosophiert darüber, wie eine Gesellschaft ohne Staat aussehen könnte. Daran hat natürlich auch das staatliche Schulsystem einen gewichtigen Anteil. So wird dieser Glaube an den Staat in jedem Menschen tief verankert. Die einzige Möglichkeit, den Staat als freiheitsfeindliche Institution zu erkennen, ist an Logik und Vernunft zu appellieren. Man muss die Menschen dazu bekommen, den Glauben an Herrschaft zu hinterfragen. Die meisten halten es nämlich als vollkommen absurd, dass man die Idee der Staatsherrschaft überhaupt anzweifeln könnte. Wenn man das allerdings schafft, kann man die Menschen schnell dazu bekommen, die Lügen des Staatsglaubens zu durchschauen. Eine Grundaussage des Buches ist auch, dass die Wahrheit einfach zu verstehen ist. Man muss nur darauf aufmerksam gemacht werden.
Es bedarf also nur Denklogik, um von der Staatsgläubigkeit loszukommen?
Ja, dessen bin ich mir sicher. Wenn man sich die meisten Argumente gegen eine freie Marktwirtschaft wie beispielsweise “Ohne einen Staat würden sich sofort Monopole und Kartelle bilden” anschaut, dann sieht man schnell, dass diese Mythen keinerlei Logik enthalten und schon oft widerlegt wurden. Es sind einfach Scheinwahrheiten, die man überall hört, aber die kaum jemand hinterfragt. Genauso verhält es sich mit dem Glauben an den Staat. Man kann jeden dieser Mythen durch Logik und Vernunft widerlegen, so auch den Glauben an Herrschaft, weil er grundlegend irrational ist. Mein Buch beinhaltet drei logische Gründe, die aufzeigen, warum es unmöglich ist, für einen Staat zu argumentieren, ohne sich selber zu widersprechen.
Welche Rolle spielt der Begriff „Eigentum“ dabei?
Die Möglichkeit der Menschen, Privateigentum zu besitzen, ist ein absolut essentieller Teil von Freiheit. Ohne das Recht auf Privateigentum gibt es keine Freiheit. Die ersten Seiten des Buches erklären in Kurzform, woher das Recht auf Privateigentum kommt, warum es essentiell für eine freie Gesellschaft ist und warum es ohne das Recht auf Privateigentum für die Menschen – wie im Kommunismus – effektiv keine anderen Menschenrechte geben kann. Das Konzept von Privatsphäre und Briefgeheimnis, das Rechte auf freie Meinungsäußerung, Pressefreiheit, Religionsfreiheit und viele andere Menschenrechte basieren auf dem Konzept von Eigentumsrechten.
Und welche Rolle spielt der Staat in Bezug auf „Privateigentum“?
Der Staat ist der größte Feind des Privateigentums der Bürger. Er greift ständig in die Eigentumsrechte der Menschen ein. Das offensichtlichste Beispiel sind Steuern. Die Menschen erarbeiten den Wohlstand und der Staat übt Zwang aus und droht Gewalt an, um die Menschen zu besteuern. So muss jeder Arbeiter typischerweise 50 % – mal mehr, mal weniger – seines Einkommens jeden Monat an den Staat abgeben. Steuern sind nichts anderes als organisierter Raub des Staates an der Bevölkerung. Die Definitionen von Raub und von Steuern sind deckungsgleich. Das allein macht den Staat schon zu einer kriminellen Organisation. Das ganze Konzept des Staates besteht darin, Wohlstand durch Zwang umzuverteilen. Das kann sich dadurch äußern, dass normale Bürger gezwungen werden, marode Banken zu retten oder der Staat Geld von seinen Menschen eintreibt, um es dann wie im aktuellen Fall von Griechenland an andere Länder zu schicken. Ein anderes Beispiel ist, dass der Staat Geld von dem produktiven, marktwirtschaftlichen Teil der Gesellschaft nimmt, d. h. den Unternehmen, Arbeitern und Selbstständigen, um damit immer größer werdende Bürokratie, Rettungspakete, Überwachung, Subventionen etc. zu bezahlen. Durch den Staat versuchen ständig bestimmte Interessensgruppen sich durch Zwang auf Kosten von anderen Menschen zu bereichern.
Die meisten Menschen argumentieren dann, der Staat würde ja auch Leistungen erbringen, die finanziert werden müssen: für unsere Sicherheit sorgen, Straßen bauen, das Bildungssystem organisieren beispielsweise. Was entgegnen Sie ihnen?
Das ist natürlich korrekt. Die Herrscher wissen natürlich auch, dass der Betrug schnell auffallen würde, wenn sie den Menschen nur Geld wegnehmen, aber nichts zurückgeben. Also geben sie ein Teil des Geldes, das sie den Menschen gestohlen haben, wieder an die Menschen zurück und bauen Schulen und Krankenhäuser für sie. So sehen die Menschen den Staat nicht als den bösen Plünderer, sondern als den Wohltäter, der sie mit allerhand „kostenlosen“ Diensten versorgt. Das ist ein wichtiges Mittel, mit dem sich der Staat Legitimität in den Augen der Menschen erschleicht. Natürlich ist das alles eine Täuschung. Nur weil ein Dieb ein Teil des Diebesgutes wieder zurück an das Opfer gibt, ist der Diebstahl weder moralisch noch sinnvoll für das Opfer. Wir könnten alle diese Dinge wie Schulen, Krankenhäuser, Polizei, Gerichte und ähnliches deutlich besser auf freiwilligem Wege über den Markt finanzieren. Ein Bäcker erhält schließlich sein Einkommen auch nicht dadurch, dass der Staat für ihn Steuergelder eintreibt, sondern er verdient es dadurch, dass Menschen freiwillig seine Produkte kaufen. Libertäre haben in den letzten Jahrzehnte überragende Arbeit geleistet, wenn es darum geht, zu verstehen, wie eine freie Gesellschaft alle diese Funktionen erfüllen könnte, ohne das es einen Staat oder ein Steuersystem geben muss.
Und was ist mit den Schwachen und Hilfsbedürftigen in einer Gesellschaft? Das wird auch oft gefragt …
Der Wohlfahrtstaat ist ein wichtiger Teil des Buches, einfach weil man daran gut erklären kann, wie der Staat Geld durch Zwang von einem Teil der Menschen nimmt, um andere Menschen dann damit in seine Abhängigkeit zu bekommen. Es ist ein riesengroßes Korruptionssystem. Politiker können den Menschen immer mehr Leistungen versprechen, die sie mit dem Geld anderer bezahlen, um so an die Macht zu kommen. Bei der Kritik des Wohlfahrtsstaates ist es aber auch wichtig zu zeigen, wie man Armen und Schwachen effektiv in einer wirklich freien Gesellschaft helfen würde, denn es gibt zweifelsfrei Menschen, die auf die Hilfe ihrer Mitmenschen angewiesen sind und nicht selbstständig leben können. In meinem Buch zeige ich viele Möglichkeiten dazu auf und ich zeige auch, warum das effektiver als der staatliche Wohlfahrtstaat sein wird und warum der Staat echter Solidarität und wirklicher Hilfe für Arme und Kranke im Weg steht. Man muss sich nur einmal ein paar Armenviertel in Deutschland anschauen und dann versteht man schnell, dass die „Sozialsysteme“ aktuell den Armen überhaupt nicht helfen. Ganz im Gegenteil.
Libertarismus bezeichnen Sie am Ende Ihre Buches als „Einbahnstraße“ … inwiefern?
Es ist eine Einbahnstraße in die Erkenntnis darüber, den Staat als das zu sehen, was er ist: eine kriminelle Vereinigung, die unsere Freiheit zerstört und zwischen uns und einer wirklich freien Gesellschaft steht. Wenn man verstanden hat, warum das der Fall ist, dann lässt man sich nicht wieder durch die Täuschungen der Herrschaft verblenden, sondern dann sieht man durch die Lügen hindurch. Wenn man einmal verstanden hat, welchen Wert Freiheit hat, dann kann man das Konzept der Herrschaft nicht mehr unterstützen, genauso wenig wie ein Mensch, der einmal die Unmoralität der Sklaverei erkannt hat, sich irgendwann wieder dazu verleiten lassen kann, Sklaverei zu befürworten. Die Propaganda der Sklaventreiber kann er dann problemlos durchschauen.
Vielen Dank, Herr Krüger.
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Das Interview wurde im Juli 2015 per e-mail geführt. Die Fragen stellte Andreas Marquart.
Foto-Startseite: © Baronb – Fotolia.com
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Charles Krüger ist der Autor des Buches „Die größte Täuschung der Menschheitsgeschichte: Die Enttarnung der institutionalisierten Gewalt“, das Anfang Juni 2015 über Amazon.de erschienen ist. Seine Arbeit kann man zudem in seinen regelmäßigen Videos auf YouTube (https://www.youtube.com/user/CharlesKruegerKanal), Facebook (https://www.facebook.com/CharlesKruegerOffiziell) und auf seiner Webseite (www.charleskrueger.de) verfolgen.