Drei ökonomische Irrtümer, die nicht aussterben

19.3.2018 – von Luis Pablo de la Horra.

In jeder akademischen Fachrichtung gibt es zwei Arten von Experten: diejenigen, die nicht in der Lage sind, komplexe Themen auf einfache Weise zu erklären, und diejenigen, die in der Lage sind, schwierige Themen leicht verständlich darzustellen. In diesem Jahr jährt sich zum 25. Mal der Todestag von Henry Hazlitt (1894-1993), einem der wenigen Ökonomen, der zur zweiten Gruppe gehörte.

Geboren im Jahr 1894 in Philadelphia, begann Hazlitt seine Karriere als Journalist bei den einflussreichsten Zeitungen und Magazinen des Landes, angefangen beim Wall Street Journal als Typograf im Jahr 1914. In den 1920er Jahren schrieb er für verschiedene Zeitungen, darunter The New York Evening Post und The Nation, von denen er zum literarischen Leiter ernannt wurde.

Henry Hazlitt (1894 – 1993)

1934 wurde Hazlitt Chefredakteur der New York Times, wo er sich einen Ruf als Autor von Wirtschafts- und Finanzberichten aus marktwirtschaftlicher Perspektive erwarb. Aufgrund seiner klaren Position gegen das Bretton-Woods-Abkommen wurde er nach 12 erfolgreichen Jahren bei der wichtigsten Zeitung des Big Apple gefeuert. Dennoch blieb er bis zu seinem Tod 1993 seiner Leidenschaft zum Schreiben treu.

Obwohl er keine akademische Ausbildung hatte, zeigte Hazlitt ein tiefes Interesse am Gebiet der Wirtschaftswissenschaften, was ihn dazu veranlasste, mehrere Bücher zu diesem Thema zu schreiben. Im Jahr 1946 veröffentlichte er einen der besten Einführungstexte zur Ökonomie, die je geschrieben wurden: Economics in One Lesson.

Auf den Spuren des französischen Ökonomen Frédéric Bastiat aus dem 19. Jahrhundert gehend, wies Hazlitt darauf hin, dass eine kurzsichtige Wirtschaftspolitik, die auf die Befriedigung der Ansprüche bestimmter Gruppen abzielt, unweigerlich dazu führt, dass das Wohlergehen der Mehrheit der Bevölkerung beeinträchtigt wird. In seinen eigenen Worten:

Die Kunst des Wirtschaftens besteht darin, nicht nur die unmittelbaren, sondern auch die langfristigen Auswirkungen jeder Maßnahme zu sehen; sie besteht ferner darin, die Folgen jedes Vorgehens nicht nur für eine, sondern für alle Gruppen zu bedenken.

Economics in One Lesson ist eine großartige Widerlegung populärer ökonomischer Irrtümer, die tief in den politischen Diskurs seiner Zeit eingebettet sind. Hazlitt diskutiert, seziert und entlarvt 22 ökonomische Sophismen, wie die Vorstellung, dass technologische Fortschritte die Beschäftigung zerstören, oder den Mythos, dass Preisobergrenzen für die Verbraucher von Vorteil sind. Alle Irrtümer, die in Economics in One Lesson untersucht wurden, sind auch heute noch in der politischen Debatte präsent. Dennoch gibt es einige, die für ihre Auswirkungen auf das langfristige Wohlergehen von Gesellschaften besonders relevant sind. Hier sind drei davon:

1. Wen schützen Schutzzölle?

Spätestens seit Adam Smith (1723-1790) ist bekannt, dass der Freihandel einer der Schlüssel zum Wohlstand ist. Doch die Argumente für Zölle kommen immer wieder wie ein schlechter Pfennig zurück. Auf wenigen Seiten bietet Hazlitt eine knappe und dennoch umfassende Darstellung der nachteiligen Auswirkungen von Zöllen auf Reallöhne, Verbraucher und Produktivität. Laut Hazlitt rührt dieser Irrtum daher, dass man sich lediglich mit den kurzfristigen Vorteilen von Zöllen für bestimmte Gruppen beschäftigt, ohne deren langfristige Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft zu berücksichtigen.

2. Verordnete Mindestlöhne

Der Mythos, dass die Unterschichten von Mindestlohngesetzen profitieren, ist ein weiterer Glaube, der fest in der kollektiven Vorstellungskraft der Öffentlichkeit verwurzelt ist. Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein. Wenn die Regierung ein Gesetz verabschiedet, das Arbeitgebern verbietet, Arbeitnehmern weniger als, sagen wir, 15 Dollar pro Stunde zu zahlen, werden alle Arbeiter, deren marginale Produktivität diese Zahl nicht erreicht, zur Arbeitslosigkeit verurteilt. Hazlitt schreibt:

Man kann niemandem einen bestimmten Wert verleihen, indem man es für gesetzwidrig erklärt, ihm weniger anzubieten. Man nimmt ihm lediglich das Recht, das zu verdienen, was er aufgrund seiner Fähigkeiten und der allgemeinen Lage verdienen könnte.

3. Können Gewerkschaften wirklich Löhne erhöhen?

Ein weiterer weit verbreiteter Irrtum hat mit der Rolle der Gewerkschaften bei der Bestimmung der Reallöhne zu tun. Nach herkömmlicher Auffassung spielen Gewerkschaften eine wesentliche Rolle bei der Regelung des allgemeinen Lohnniveaus in einer Volkswirtschaft. Mit anderen Worten, die meisten Arbeiter wären unterbezahlt, wenn es keine Gewerkschaften gäbe. Es stimmt, dass Gewerkschaften kurzfristig die Löhne in einer bestimmten Branche über die Produktivität hinaus befördern können.

Allerdings wird der Anstieg der Arbeitskosten wahrscheinlich in Form höherer Preise an die Verbraucher weitergegeben, was letztendlich zu einer Verringerung des Gewinnvolumens der gesamten Branche führen wird. Dies wiederum führt zu niedrigeren Löhnen und letztendlich zur Arbeitslosigkeit. So können die Gewerkschaften das Lohnniveau auf Dauer nicht beeinflussen. Für Hazlitt besteht der Trugschluss darin, die einzige Quelle langfristiger Reallohnsteigerungen zu übersehen: die Entwicklung der Arbeitsproduktivität als Folge der „Kapitalakkumulation und des damit ermöglichten enormen technologischen Fortschritts“.

In einer Zeit, in der Protektionismus und Mindestlohngesetze an vorderster Front der politischen Agenda stehen, sollten die Ideen von Henry Hazlitt als Mittel zur Bekämpfung der grundlegenden ökonomischen Irrtümer unserer Zeit, die sich seit der Veröffentlichung von Economics in One Lesson leider kaum verändert haben, anerkannt werden. Hazlitt lehrte uns, dass Intuition in der Ökonomie irreführend ist, und das Denken über das Offensichtliche hinaus der einzige Weg ist, um zu einem tiefen Verständnis der langfristigen Folgen von Wirtschaftspolitik zu gelangen.

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Der Originalbeitrag mit dem Titel 3 Economic Fallacies That Just Won’t Die ist am 5.3.2018 auf der website der Foundation of Economic Education erschienen.

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Luis Pablo De La Horra hat einen Bachelor-Abschluss in Englisch und einen Master-Abschluss in Finance. Er schreibt Artikel für FEE, das Institute of Economic Affairs und Speakfreely.today.

Hinweis: Die Inhalte der Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Ludwig von Mises Institut Deutschland wieder.

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