100 Euro für den Liter Sprit. Moderne Missionare auf dem Holzweg

18. August 2023 – von Rainer Fassnacht

Rainer Fassnacht

Es drängt sich der Eindruck auf, dass die Anzahl rot-grüner Missionare zunimmt und deren Forderungen ausufernder werden. Ein Artikel mit dem Titel „Berliner Professor fordert 100 Euro für den Liter Sprit“ passt gut ins Bild und ist zugleich doch nur die Spitze eines Eisbergs.

Ludwig von Mises (1881 – 1973) hat schon in seiner Zeit Parallelen zwischen Sozialismus und Religion aufgezeigt. Das aktuelle Geschehen liefert zahlreiches Anschauungsmaterial für diese Verbindung und unterstreicht die Treffsicherheit seiner damaligen Ausführungen.

In der rot-grünen Gegenwart sind zahlreiche religiöse Elemente wie beispielsweise Ungläubige (Leugner), Heilserwartung, Geißelung, Beichte, (Steuer-)Sünder, Ablass, Inquisition, Ketzer, Armageddon (Weltenbrand), Jünger, Priester und Missionare wiederzufinden.

Es passt dazu, dass sich die Kirchen selbst rot-grün „transformieren“ und dabei auch Widersprüche zur christlichen Lehre ignorieren. Lawrence Reed hat dies mit der Überschrift eines Artikels gut zum Ausdruck gebracht: „No, Jesus Wasn’t a Socialist” (Nein, Jesus war kein Sozialist).

Autoren von Beiträgen mit Titeln wie „Speisen natürliche Quellen den CO2-Anstieg in der Atmosphäre?“ oder „Der Nachweis eines menschengemachten Klimawandels ist nicht erbracht. Eine erkenntnistheoretische Kritik“ setzen sich heute der Gefahr aus, als Ketzer (Klimaleugner) etikettiert zu werden. Dies geschieht auch – insbesondere gerade dann –, wenn überzeugende Argumente vorliegen.

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Früher wurden Ketzer exkommuniziert oder von der Inquisition ermordet. Heute geschieht dies beispielsweise durch Rufmord, Jobverlust und Dialogverweigerung in den sozialen Medien oder an Hochschulen. Wie Umfragen zeigen, veranlasst das viele Menschen zu schweigen. Einige gehen so weit, ihre Glaubensunterwerfung – selbst im Widerspruch zu ihren persönlichen Überzeugungen – öffentlich zu vollziehen.

Auch dafür gibt es historische Vorläufer. Früher gab es Menschen, die sich auf der Straße – als für andere sichtbare religiöse Buße – geißelten. Eine Parallele könnte beispielsweise jemand sein, der Photovoltaikzellen installiert, obwohl er weiß, dass sich dies erst rechnen wird, wenn er bereits im Jenseits weilt, also ausschließlich um „ein Zeichen zu setzten“.

Die Analogie zum Ablass ist: „Siehe, ich zahle für meine Öko-Sünden!“ Einige PV-Module auf dem Dach würden so bildlich gesprochen vom Energieerzeuger zum religiösen Symbol – für alle gut sichtbar.

Auch die Beichte lässt sich finden. Im eingangs genannten Artikel wird erwähnt, dass besagter Professor eine „Öko-Sünde“ (Snowboard fahren im Hochsommer) auf Twitter gebeichtet hat. Andererseits bleibt nicht unerwähnt, dass er mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt. Ob und gegebenenfalls welche Verrechnung hier möglich wäre, dürfte eine Frage für die Priester der rot-grünen Religion sein.

Das aktuell tatsächlich versucht wird, selbst Logik und Mathematik zurückzudrängen, indem sie mit dem mittlerweile sprichwörtlichen „alten weißen Mann“, Rassismus und Kolonialismus in Verbindung gebracht werden, zeigt, dass die rot-grünen Missionare offensichtlich erkannt haben, welche Gefahr vom Gebrauch des Verstandes für sie und ihre religiöse Ideologie ausgeht.

Angst wird als eine mögliche Quelle der Religiosität gehandelt. Und so verwundert der Einsatz von Angst als Mittel rot-grüner Missionierung nicht. Je besser es gelingt, das „Paniklevel“ hochzuhalten, umso einfacher ist es, auch unlogisches Tun unbemerkt durchzudrücken. Angst hemmt den Verstand.

Da Angst den Verstand hemmt, kommt es noch nicht einmal darauf an, dass die Angst (vor der Hölle) direkt mit dem jeweiligen rot-grünen Thema zu tun hat. Modellierte Hitzetote lassen sich kämpferisch verwenden, um weitere plan- und kommandowirtschaftliche Vorhaben zu realisieren.

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Obwohl bereits vor über 100 Jahren wissenschaftlich gezeigt wurde und immer wieder in der Praxis belegt wurde, dass die vorgeblich angestrebten Ziele mit dem Sozialismus nicht erreicht werden können, gelingt es, mit neuen Höllenängsten einen weiteren Versuch zu starten.

Wahrscheinlicht liegt der größte „Erfolg“ der Verhüllung des Sozialismus in ein neues grün-religiöses Mäntelchen darin, dass es gelungen ist, nicht wenige Menschen von einem absolut unlogischen und widersprüchlichen Gedanken zu überzeugen: Wer den Umgang mit dem Klimawandel für eine ernstzunehmend Herausforderung hält, müsse automatisch auch für grüne Plan- und Kommandowirtschaft sein.

Tatsächlich ist das Gegenteil richtig: Wer den Umgang mit dem Klimawandel für ein große Herausforderung hält, sollte erwiesenermaßen nicht-funktionierende Mittel wie die Plan- und Kommandowirtschaft ablehnen. Mit Plan- und Kommandowirtschaft ist man nicht in der Lage, die (vorgeblich) angestrebten Ziele zu erreichen, auch nicht beim Klimawandel. Doch während die Ziele damit nicht erreicht werden können, sind die Wohlstands- und Freiheitsverluste gewiss.

Wer auf die falsche rot-grüne Heilsgeschichte hereinfällt, gleicht jemandem, der Maßnahmen durchsetzt, die zu Armut bis hin zum frühzeitigen Tod zahlreicher Menschen führen können, und behauptet, es seien Maßnahmen im Interesse der Menschheit. Auch im religiösen Umfeld kamen analoge Opferrituale vor.

Es fällt auf, dass die rot-grünen Missionare ihre Forderungen häufig an den Staat richten. Dies ist auch bei der Forderung nach einem Benzinpreis von 100 Euro der Fall (da kaum zu erwarten ist, dass viele Menschen an der Tankstelle freiwillig diesen Preis bezahlen möchten).

Auch die sogenannten Klimakleber rufen nach staatlichem Zwang, statt sich zu bemühen, andere Menschen mit persönlichem Beispiel oder guten Argumenten zu überzeugen. Da das Festkleben der Gesundheit nicht zuträglich sein dürfte und die Loslösung vermutlich schmerzhaft ist, liegt auch hier eine Analogie zum religiösen Element der Selbstgeißelung vor – und zum öffentlichen Glaubensbekenntnis sowieso.

Um von der Welle der neuen rot-grünen Religion nicht hinfort gespült zu werden, genügt es nicht, den eigenen Verstand zu gebrauchen. Das ist zwar eine notwendige aber keine hinreichende Bedingung. Zusätzlich braucht es den Mut zum Widerspruch.

Ob ein Argument falsch oder richtig ist, hängt nicht davon ab, wie viele Menschen daran zu glauben scheinen. Nicht selten zeigt ein mutiges Wort der Kritik, laut ausgesprochen, dass die Zahl der Gläubigen kleiner ist, als es ursprünglich den Anschein hatte. Immer mehr Menschen erkennen, dass sich die modernen Missionare auf dem Holzweg befinden.

Rainer Fassnacht ist ausgebildeter Kaufmann und studierter Diplom-Ökonom. Er lebt in Berlin und ist Autor des Buchs „Unglaubliche Welt: Etatismus und individuelle Freiheit im Dialog“. Auch in seinen sonstigen, unter anderem vom Austrian Economics Center in Wien veröffentlichten Texten, setzt er sich für die Bewahrung der individuellen Freiheit ein.

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