Nur der Kapitalismus kann uns retten

3. April 2019 – von Antony P. Mueller

[Antony P. Mueller ist Referent bei der Ludwig von Mises Institut Deutschland Konferenz 2019: „Logik versus Emotion. Warum die Welt so ist, wie sie ist.“ Nähere Informationen hier.]

Antony P. Mueller

Im 21. Jahrhundert haben wir die Wahl, das gegenwärtige sozialdemokratische System fortzusetzen und Bankrott zu gehen oder mehr Sozialismus zu praktizieren und einem neuen Totalitarismus zu erliegen oder den Weg zu mehr freien Kapitalismus zu finden, der zu Wohlstand und Freiheit führt.

Der gegenwärtig jungen Generation und den nachfolgenden Jahrgängen steht eine düstere Zukunft bevor. Auf der Grundlage der bisherigen Strukturen und Trends wird es zu einer Belastung der Gehälter allein schon durch Sozialabgaben in etwa zwanzig Jahren auf fast 50 Prozent kommen. Die Altersarmut wird zunehmen und in den nächsten Jahrzehnten mehr als ein Viertel der Rentner erfassen.

Vielfach kommen junge Paare nur dadurch über die Runden oder können sich einen angemessenen Lebensstandard leisten, wenn sie Doppelverdiener sind und auf Kinder verzichten. Es lässt sich leicht ausmalen, was mit einer Gesellschaft geschieht, in der vor allem Akademikerinnen auf Kinder verzichten und die Zahl der Alleinerziehenden zunimmt. Die Aussichten für die junge Generation sind düster, wenn wir so weitermachen wie bisher.

Die relative gute Konjunktur der letzten Jahre hat die Illusion geweckt, man könne so fortfahren wie gewohnt. Viele lassen sich einreden, mehr Einwanderung würde das Problem der Alterung der Gesellschaft lösen. Nicht wenige neigen sogar zu einem Sozialismus, der in Form von mehr Demokratie, mehr sozialer Gerechtigkeit und als besserer Umweltschutz attraktiv verpackt wird.

Dabei führt das innere Funktionieren des gegenwärtigen sozialdemokratischen Systems unweigerlich zu höheren Steuern und mehr Abgaben. Die öffentliche und private Verschuldung steigt. Der Endpunkt des bestehenden Systems von Parteiendemokratie, öffentlicher Wohlfahrt und Staatskapitalismus ist nicht Stabilität, Wohlstand und Freiheit, sondern Staatsbankrott, Elend und Unterdrückung.

Der Ausweg ist mehr Kapitalismus. Insofern der freie Kapitalismus als Motor der Produktivitätssteigerung wirkt, kann der Lebensstandard steigen. Von all den bekannten Wirtschaftssystemen ist allein die freie Marktwirtschaft imstande, Wohlstand für alle zu schaffen.

Die jungen Menschen brauchen sich keine Sorgen zu machen, wenn ihr Einkommen eine hohe Kaufkraft erfährt. Dann nämlich wird selbst eine prekäre Beschäftigungssituation ein gutes Leben ermöglichen, ganz anders als das allgemeine Elend, das mit mehr Sozialismus verbunden ist.

Die Vision einer freiheitlichen, kapitalistischen Ordnung mit einer hochproduktiven Wirtschaft und einer staatenlosen Gesellschaft steht im krassen Gegensatz zu dem heutigen sozialdemokratischen System, das zu mehr Staatsausgaben, mehr Staatsverschuldung, mehr Regulierung, zu geringerer Produktivität und abnehmender Kaufkraft des Geldes führt. Dieser Niedergang beschleunigt sich zusehends.

Die politische Agenda der modernen Demokratie behauptet, dass eine gute Regierung Probleme wie Arbeitslosigkeit, Wirtschaftskrisen, Rezessionen, Depressionen, Inflation, Deflation und Ungleichheit verhindern und heilen kann und dass der Staat Bildung, Gesundheitsfürsorge und soziale Sicherheit für alle bietet. Die Versprechungen steigender Einkommen und Beschäftigung bestimmen die politischen Kampagnen. Die Politik hat diese Versprechen jedoch nie erfüllt. In Zukunft wird die Politik diese Ansprüche noch weniger erfüllen.

Sozialistische Politik, auch wenn sie im sozialdemokratisch-grünen Gewande einherkommt, funktioniert nicht. Die Politik des staatlichen Interventionismus unterhöhlt die Produktivität, Produktivität jedoch ist der Schlüssel zum Wohlstand. Die Antwort auf die Herausforderungen des neuen Jahrtausends ist nicht mehr staatlicher Interventionismus, sondern die Beseitigung von Politik und Staat. Man muss der konventionellen Wirtschafts- und Sozialpolitik Einhalt bieten. Die Antwort darf nicht mehr Wohlfahrtsstaat und staatliche Intervention sein, sondern mehr freier Kapitalismus.

Was bei der Landwirtschaft und der Fertigung von Basisgütern stattgefunden hat, ergreift nun die anspruchsvolleren Arbeitsplätze und Maschinen ersetzen Arbeitskräfte.  Ein Hochschulabschluss reicht nicht mehr aus als Versicherung gegen Arbeitslosigkeit. Die neuen Technologien enthalten jedoch die Lösung für die Probleme, die sie hervorrufen. Während der technologische Fortschritt Berufe zerstört, machen Innovationen die Wirtschaft produktiver. Der Schlüssel zur Zukunft ist höhere Produktivität.

Nicht der demokratische Sozialismus wird die junge Generation retten, sondern der freie Kapitalismus wird es tun. Neue Technologien werden den politischen Apparat überflüssig machen und die Privatisierung der Funktionen der Regierung, der öffentlichen Verwaltung und des Justizsystems ermöglichen. Mit dem Ende der Parteipolitik und der monopolistischen Staatsdominanz wird eine kolossale finanzielle Belastung von den Schultern der jungen Generation genommen.

In einer Welt ohne Staat und Politik im herkömmlichen Sinne würden die Lebenshaltungskosten ein Bruchteil der heutigen betragen, und obligatorische Abgaben würden nur einen vernachlässigbaren Teil des Einkommens betreffen. Die Produktivität wäre so hoch, dass die Kaufkraft der Gehälter die Sorgen um die Arbeitsplatzsicherheit zum Verschwinden bringen würde.

Ohne eine Änderung zugunsten der libertären Ordnung einer staatenlosen Gesellschaft führt der Weg zu einem System, in dem die neuen Technologien zu tödlichen Instrumenten einer umfassenden staatlichen Kontrolle in den Händen eines totalitären Regimes werden können. Um einen neuen Totalitarismus zu vermeiden, lautet die Antwort: mehr Kapitalismus und weniger Politik. Eine solche libertäre Ordnung würde die Parteipolitik durch ein System ersetzen, bei dem die Mitglieder der Versammlung der Gesetzgebung durch Lotterie bestimmt werden.

Eine auf Zufall beruhende Auswahl der Mitglieder der gesetzgebenden Versammlung zusammen mit einer vollständig marktbasierten Wirtschafts- und Währungsordnung und der privaten Bereitstellung von Recht und öffentlicher Sicherheit würde den Staat als monopolistische Dominanzorganisation minimieren und schließlich abschaffen.

Eine freie, voll privatrechtliche Gesellschaftsordnung würde den Weg für neue Technologien ebnen, um die Lawine der öffentlichen Politik und Vorschriften zu beseitigen und das gegenwärtige System zu beseitigen, das so ineffizient, korrupt, ungerecht und im Wesentlichen auch undemokratisch ist. Vor allem aber kommt es auch darauf an, Tyrannei im Zeitalter der Technologie zu verhindern

In den letzten zweihundert Jahren, seit der industriellen Revolution, hat die Technologie die menschliche Existenz mehr verändert als in der ganzen Geschichte davor. In den kommenden Jahrzehnten werden Innovationen die Welt noch stärker wandeln als in den vergangenen zweihundert Jahren. Der freie Kapitalismus würde zusammen mit dem drastischen Abbau des Staates und der Abschaffung der Politik die finanziellen Belastungen beseitigen, die den modernen Bürger belasten. Staatliche Eingriffe in das Wirtschaftsleben führen nicht zum Wohlstand. Der Weg zum Wohlstand ist der Rückzug des Staates und das Ende der Politik.

Das neue Jahrtausend wird den Gesellschaften gehören, die den Verwaltungsstaat verwerfen und auf eine Form von Kapitalismus zugehen, die frei von Staat und Politik ist. Die Antwort auf die Herausforderungen des neuen Jahrtausends ist nicht mehr staatlicher Interventionismus, sondern die Reduzierung von Politik und Staat. Kapitalismus jenseits von Staat und Politik ist die Zukunft.

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Antony P. Mueller hat jüngst bei Amazon die Taschenbücher „Kapitalismus ohne Wenn und Aber“ und „Feinde des Wohlstands“ veröffentlicht. Im Juli dieses Jahres ist eine erweiterte Ausgabe seines Traktats „Principles of Anarcho-Capitalism and Demarchy“ erschienen.

Dr. Antony P. Mueller (antonymueller@gmail.com) ist habilitierter Wirtschaftswissenschaftler der Universität Erlangen-Nürnberg und derzeit Professor der Volkswirtschaftslehre, insbesondere Makroökonomie, an der brasilianischen Bundesuniversität UFS (www.ufs.br), wo er am Zentrum für angewandte Wirtschaftsforschung und an deren Konjunkturbericht mitarbeitet und im Doktoratsprogramm für Wirtschaftssoziologie mitwirkt. Er ist Mitglied des Ludwig von Mises Institut USA, des Mises Institut Brasilien und Senior Fellow des American Institute of Economic Research (AIER). Außerdem leitet er das Webportal Continental Economics (www.continentaleconomics.com).

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Hinweis: Die Inhalte der Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Ludwig von Mises Institut Deutschland wieder.

Foto: © alphaspirit – Fotolia.com

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