Der Staat „spart sich nicht kaputt“, sondern gibt viel zu viel aus
22. August 2025 – von Benjamin Mudlack
Nahezu sämtliche politische Tätigkeit fußt auf der Akzeptanz der Menschen eines Landes. Nur wenn die Menschen die Handlungen der politischen Herrscher, zum Beispiel eine drastische Ausweitung der Staatsschulden, befürworten, können diese auch ihr politisches Programm umsetzen. Insofern liegt es nur auf der Hand, dass das Bestreben der politmedialen Akteure stets die Beeinflussung der öffentlichen Meinung und die Etablierung fester Glaubenssätze ist. Es geht um den Kampf um die öffentliche Meinung, die Deutungshoheit und darum, die Wahrheit über die Auswirkungen der Ausweitung der Staatsschulden zu verschweigen!
Provokant lässt sich die Causa rund um die Glaubenssätze und das Weltbild der Menschen wie folgt auf den Punkt bringen: Durch das Bildungssystem, die „etablierten“ Medien, staatsnahe Intellektuelle (Künstler, Ökonomen etc.) und sonstige prägende Mechanismen werden die Menschen auf Staatsgläubigkeit programmiert. Damit einhergehend die Tatsache, dass die Menschen den Narrativen, die in den Medien permanent in programmierender Art und Weise wiederholt werden, Glauben schenken, oder selbst bewusst oder unbewusst für die Narrative die Werbetrommel rühren.
Frei nach dem großen Aufklärer Immanuel Kant (1724 – 1804) können sich die Menschen nur dann aufklären, wenn sie es denn selbst auch möchten und die Notwendigkeit durch eigenes Denken und durch eigene Urteilskraft erkennen.
Ludwig von Mises Institut Deutschland Konferenz 2025
So erkennen die Menschen in „gutem Glauben“ oftmals gar nicht, dass ein Staat sich nicht kaputtsparen kann, indem die staatlichen Akteure Projekte wie Bildung, Infrastruktur oder die Sicherheit „verkommen“ lassen. Wie dieser Beitrag veranschaulichen wird, liegt es nicht an den fehlenden „Investitionen“, es liegt an den negativen Anreizstrukturen und der staatlichen / planwirtschaftlichen Ordnung, die systemisch bedingt zu einer negativen Ressourcenallokation führt. Davon abgesehen können staatliche Akteure sich denklogisch nicht kaputtsparen, da sie nicht produktiv tätig sind und nur von denjenigen etwas nehmen können, die zuvor auf produktive Art und Weise Güter und Dienste geschaffen haben. Eine Zurücknahme der staatlichen Aktivität würde folglich die Produktivkräfte eines Landes entlasten. Je höher die staatliche Aktivität ist, desto mehr Ressourcen beanspruchen staatliche Entscheider für sich. Nach dem Zweiten Weltkrieg lag der Anteil des Staates an der Wirtschaftsleistung – die sogenannte Staatsquote – bei etwas über 30 Prozent, das Kaiserreich operierte mit einer Staatsquote von 15-20 Prozent und heute verwalten staatliche Zentralplaner deutlich mehr als die Hälfte der Wirtschaftsleistung.
Entwicklung der Staatsquote in Deutschland von 1890 bis 2020
Datenquellen: Statista und Bundesministerium der Finanzen
Ein vergleichsweise kleinerer Staat nach dem Zweiten Weltkrieg ist zu einem „Riesen“ herangewachsen und dieser Riese steht auf den Schultern der Produktivkräfte. Wenn man die Regulierungswut des Riesen hinzunimmt, dann drohen die produktiv tätigen Menschen und Unternehmen förmlich unter der Last des Riesen erdrückt zu werden. Entgegenwirken kann man nur, in dem der staatliche Riese gewaltig abspeckt und sich aus dem Leben der Produktivkräfte zurückzieht. Es gilt die einfache Formel: Je geringer die Staatsquote ist, desto freier und marktwirtschaftlicher können sich die Menschen der jeweiligen Volkswirtschaft durch freiwillige Kooperation organisieren. Die freiwillige/marktwirtschaftliche Kooperation potenziert die Produktivität und den Wohlstand eines Landes, während die staatlich erzwungene Kooperation vom Wohlstand subtrahiert und folglich für eine Armutszunahme steht.
Eine Gesellschaft, die zwischen Kapitalismus und Sozialismus wählt, wählt nicht zwischen zwei Sozialsystemen; sie wählt zwischen sozialer Kooperation und dem Zerfall der Gesellschaft. Ludwig von Mises (1881-1973)
Wettbewerb als Entmachtungsinstrument:
Zwangsmonopole als Herrschaftsinstrument
Es ist bekannt, dass der Wettbewerb die Unternehmer in Bezug auf den Preis und die Qualität eines hergestellten Produktes oder einer erbrachten Dienstleistung im Rahmen einer positiven Anreizsetzung diszipliniert. So wurde der Wettbewerb von dem Rechtsgelehrten Franz Böhm (1895 – 1977) als das Entmachtungsinstrument schlechthin bezeichnet. Im Umkehrschluss könnte man auch sagen, dass die durch die Errichtung von Zwangsmonopolen (und durch Regulierung kreierte oligarchische Strukturen) herbeigeführte Vernichtung und Unterbindung des Wettbewerbs unweigerlich zur Machtakkumulation und Machtkonzentration führen muss. Die Konzentration der Macht ist keineswegs auf die rein politische Macht beschränkt, vielmehr findet diese Form der Konzentration und Zentralisierung auch auf der wirtschaftlichen und vor allem auf der geldpolitischen Ebene statt.
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Am 8. Mai erschien vom Autor Benjamin Mudlack das Buch „Neues Geld für eine freie Welt: Warum das Geldsystem kein Herrschaftsinstrument sein darf“ (*):
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Der Wettbewerb ist nicht nur ein Entmachtungsinstrument, darüber hinaus ist er nach Friedrich August von Hayek (1899 – 1992) auch ein Entdeckungsverfahren. Entdeckt werden soll das beste Produkt oder die beste Dienstleistung für jeden einzelnen Menschen. Da die Bedürfnisse der Menschen unterschiedlich sind, sollten die Menschen aus einer Vielzahl von schadlos ablehnbaren Angeboten (den Menschen wird bei Angebotsablehnung kein Übel oder Gewalt angedroht) ihren Favoriten zur jeweiligen Bedürfnisbefriedigung auswählen dürfen. Alles darf angeboten werden, sofern die Annahme freiwillig ist und niemand durch Gewaltandrohung zu etwas gezwungen wird.
Interessant ist in dem Zusammenhang, dass nach meiner Auffassung in den wichtigsten Märkten der Menschheit überhaupt kein Wettbewerb herrscht und Zwangsmonopole etabliert wurden. Von Märkten kann folglich keine Rede sein und sämtliche dieser Bereiche werden de facto als Herrschaftsinstrument missbraucht. Mehr noch, diese Herrschaftsinstrumente befruchten sich sogar gegenseitig durch den gezielten Aufbau von „Weltbildern“, durch die Finanzierung des Apparates durch Zwangsabgaben und Staatsverschuldung und die damit einhergehende Geldverschlechterung. Die Rede ist von den nachfolgenden Bereichen:
– Schulische und akademische Bildung (privater Sektor vorhanden, aber mit Finanzierungsnachteilen behaftet)
– Medien (weitgehend staatlich dominiert und zentralisiert)
– Geld, Geldmengensteuerung und Zinsfestsetzung durch eine zentralverwaltende Geldplanstelle (EZB)
– Staatsdienstleistung und Gewaltmonopol
– Rechtsetzung
– Rechtsprechung durch staatliche Richter und Strafverfolgung durch staatliche Staatsanwälte (Finanzierung, Ernennung und Entlassung jeweils durch staatliche bzw. politische Akteure, was die sogenannte „Gewaltenteilung“ ad absurdum führt)
Der erste Schritt zur Besserung ist, dass sich eine kritische Masse der Menschen der „Vermachtung“ der wichtigsten Märkte (die eben gar keine Märkte mehr, sondern Zwangsmonopole sind) der Menschheit bewusstwird und die aufgezwungenen Strukturen aktiv als Missstand anprangert.
Produkte und Dienstleistungen per Gesetz oder durch menschliche Nachfrage?
Entscheidend für eine Stärkung des Bewusstseins ist zudem der Umstand der positiven Rechtsetzung durch zentrale Instanzen. Handlungslogisch einwandfrei kommt Recht durch die freiwillige Übereinkunft der Vertragspartner und auf Basis von Win-win-Konstellationen in die Welt. Die sogenannte „Win-win-Situation“ verschafft den Vertragspartnern eine Verbesserung ihrer Situation. Sie kommen also durch den Deal bzw. den freiwilligen Leistungsaustausch ihren Zielsetzungen näher. Man könnte auch sagen, dass Menschen dann freiwillig Leistungen/Güter tauschen, wenn sie ihre Situation durch die Interaktion verbessern können. Das Wort Vertrag beinhaltet schon den handlungslogisch notwendigen Umstand des gegenseitigen Vertragens. Insofern berücksichtigt ein Vertrag, der freiwillig geschlossen wird, auch notwendigerweise die Interessen sämtlicher Vertragspartner. Aus dem Vertrag ergeben sich dann Rechte und Pflichten und zu diesen verpflichten sich beide Vertragspartner durch ihre freiwillige Zustimmung. Würden sie nicht freiwillig zustimmen, so würde es sich um Zwang handeln und genau das ist der Fall, wenn Recht einseitig und ohne Widerspruchsmöglichkeit positiv durch eine herrschaftliche Instanz gesetzt wird (vom Lateinischen ius positivum). Da das positive Rechte heute einseitig aufgezwungen wird, ohne dass der von der „Satzung“ betroffene ein Mitsprache- oder Austrittsrecht hätte, sollte man auch nicht verniedlichend von „Wehrpflicht“ oder „Impfpflicht“ sprechen, sondern das Kind beim Namen nennen und solche Maßnahmen offen als Militärzwang und Impfzwang bezeichnen. Der Euphemismus ist nichts anders als ein Akt der Täuschung, die dazu dient, die öffentliche Meinung in die herrschaftlich gewünschte Richtung zu beeinflussen.
Blicken wir in die heutige Lebensrealität, so stellen wir fest, dass die einzelvertragliche Vereinbarung von einer Flut an Vorschriften und Gesetzen unterminiert wird. Darüber hinaus schränken sämtliche Regulierungen die vollumfängliche Verfügung über das Eigentum ein und sind folglich eigentumsfeindlicher Natur. Das „Heizungszwangsgesetz“ hat zum Beispiel die Immobilienpreise abstürzen lassen und lässt sich daher beispielhaft ebenso ins Feld führen wie einige andere sogenannte „Klimamaßnahmen“.
Ökonomische Grundsätze: Knappheitssignale versus Budgetverwässerung
Ein zentrales Kernelement marktwirtschaftlich-freiheitlicher Strukturen ist das Prinzip der absoluten Konsumentensouveränität und der damit integral verbundenen Produzentensouveränität. Die Konsumenten senden durch ihr tägliches Nachfrageverhalten, also welche Güter und Dienstleistungen sie annehmen und welche sie ablehnen, Informationen aus und die Produzenten reagieren auf das geschehene Nachfrageverhalten und antizipieren zukünftige Veränderungen im Nachfrageverhalten.
Die notwendige Bedingung für den einwandfreien Informationsfluss ist die Möglichkeit, dass sich Preise frei am Markt bilden können. Der Preis eines Gutes oder einer Dienstleistung spiegelt die relative Knappheit des jeweiligen Gutes wider. „Dominiert“ beispielsweise das Angebot die Nachfrage kommt es zu fallenden Preistendenzen. Der fallende Preisverlauf liefert die Information, dass dieses Gut relativ reichlich vorhanden ist. Außerdem wird durch einen vergleichsweise niedrigen Preis ein Anreiz geliefert, dass es nicht sonderlich rentabel ist, das betreffende Gut zu produzieren.
Übersteigt (dominiert) die Nachfrage das Angebot, so sind steigende Preistendenzen die notwendige Folge. Hohe Preise wiederum senden den Anreiz – die Information – hoher Margen für den Fall, so dass vorhandene Unternehmer die Produktion ausweiten und/oder neue Unternehmer sich von den hohen Gewinnspannen anlocken lassen. Bei entsprechender Produktionsausweitung ist der jeweilige Markt dann irgendwann gesättigt, das Angebot dominiert wieder die Nachfrage und so sind wieder fallende Preistendenzen zu identifizieren. Die freien Marktstrukturen gewährleisten diesen Informationsfluss und dieser variiert je nach Produkt und Region. Aus den dargelegten Ausführungen folgt auch, dass sämtliche Preisdiktate, Geldmengenausweitungen (Inflation), Zinsfestsetzungen und Subventionen den Marktprozess verzerren und den „Blutkreislauf“ einer Volkswirtschaft stören.
Die relative Knappheit eines Gutes muss zwingend über den Preis bzw. im Preisverlauf erkennbar sein. Nur so können die Ressourcen (Arbeit, Boden, Kapital) eines Landes in die dringlichsten Verwendungen geführt und den sich permanent dynamisch verändernden Bedürfnissen der Menschen gerecht werden.
Das Gegenstück der freiheitlichen/ marktwirtschaftlichen Strukturen ist die Plan- oder Zuteilungswirtschaft. Sie arbeitet mit nahezu komplett festen Zuteilungsbudgets (Rationierung). Folglich gibt es keine Preise und keinen funktionierenden Koordinationsmechanismus.
Den Zentralplanern fehlen die Informationen und so kommt es zur Verschwendung und Fehlsteuerung von Ressourcen. Unter den Fehlsteuerungen leidet die gesamtwirtschaftliche Produktivität, d. h. der für den Wohlstand maßgebliche Güter- und Produktionsausstoß liegt unter dem Niveau, das sich ergeben würde, wenn die marktwirtschaftlichen Anteile die Volkswirtschaft maßgeblich dominieren würden. Seit 2007 kann Deutschland gemäß den offiziellen Berechnungen keinen Zuwachs bei der Arbeitsproduktivität verzeichnen. Das angesprochene Kalkulationsproblem ist unter anderem auf die mangelnden Marktpreise zurückzuführen. Je höher die Staatsquote, desto gravierender sind die Auswirkungen. Am Kalkulationsproblem scheiterte die Planwirtschaft in der DDR, der UDSSR und in anderen Ländern. Der herausragende Ökonom der Österreichischen Schulde der Nationalökonomie Ludwig von Mises (1881 – 1973) wies in der Theorie bereits im Jahre1919 das nach, was sich später in der Praxis in den benannten Ländern manifestieren sollte.
Entwicklung der Arbeitsproduktivität in Deutschland
Datenquelle: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung
Deutschland: Klare Strukturen einer Staatswirtschaft
Der prozentuale Anteil des Staates an der Wirtschaftsleistung (Staatsquote) liegt in Deutschland bei weit über 50 Prozent und hinzu kommt der Bürokratieerfüllungsaufwand, dem die Unternehmen unter Strafandrohung nachzukommen haben. Je größer die Staatsquote ist, desto mehr Lasten und Kosten liegen auf den Schultern der Menschen – sie werden schier von dem Gewicht des Staates erdrückt – und desto geringer ist die wirtschaftliche Freiheit. Staatliche Entscheider dominieren die Volkswirtschaft und teilen mehrheitlich die Ressourcen zentralplanerisch zu. Die Produzenten von Waren, Gütern und Dienstleistungen richten ihre Angebote nicht mehr zu mehr als 50 Prozent an den Bedürfnissen der Konsumenten aus, sondern an den Anforderungen der staatlichen Entscheider. Folglich kommt es zu Verzerrungen in der Produktionsstruktur und in einzelnen Märkten zu mehr relativer Knappheit als nötig, in anderen wiederum zu einem relativen Überangebot. Die staatlichen Aktivitäten werden von den Menschen nicht freiwillig nachgefragt und aufgrund dieser Tatsache fließen die subjektiven Werturteile der Menschen nicht ein.
Staatliche Aktivitäten mindern den Wohlstand
Staatlichen Aktivitäten und bürokratische Anforderungen schaffen keinen Wohlstand, sie mindern die von den Produktivkräften geschaffene Substanz, verteilen Wohlstand um und sind folglich konsumtiver Natur. Wohlstand entsteht, wie eingangs formuliert, durch die marktwirtschaftlichen und produktiven Anteile einer jeden Volkswirtschaft. Die marktwirtschaftlichen Anteile fußen auf der freiwilligen Kooperation und auf Win-win-Konstellationen. Folglich multipliziert diese Kooperationsform den Wohlstand, während die staatlichen Aktivitäten Substanz vernichten.
Ganz im Gegensatz hierzu schafft der Staat Win-lose-Situationen, in dem er durch unter Gewaltandrohung angewendeten Zwang an seine Mittel (Steuern, Abgaben usw.) kommt und nicht auf die Bedürfnisse der Menschen eingeht. Es ist fatal für den Wohlstand und die Freiheit der Menschen, dass in heutigen Zeiten der staatliche konsumtive Sektor die dominierende Rolle spielt und immer dominierender wird. Die zunehmende Dynamik ist im System des Interventionismus anatomisch angelegt. Der Staat greift durch Steuern, Subventionen oder Vorschriften in einen funktionierenden Markt ein und verzerrt die Struktur. Es kommt zu Mangel oder Überangeboten (z. B. Arbeitslosigkeit wegen Mindestlohnvorschriften, leere Busse des öffentlichen Nahverkehrs in Kleinstädten etc.) und so folgt auf die erste Intervention die nächste, um die Symptome der ersten Intervention zu therapieren. Aber auch die zweite Intervention verfehlt die Wirkung, da sie die Ursache der ersten Intervention missachtet. Eine Interventionsspirale kommt in Gang. Mit jeder neuen Interventionsstufe nimmt die Macht der staatlichen Entscheider zu, sie profitieren von den interventionsbedingten Krisensituationen und im Gegenzug gehen Elemente der wirtschaftlichen und persönlichen Freiheit zu Grunde. Die marktwirtschaftlichen Anteile schwinden im Zeitablauf. Auf diese Weise werden die Eigentumsrechte der Menschen immer mehr ausgehöhlt und die jeweilige Volkswirtschaft nimmt immer mehr die Gestalt einer Planwirtschaft an.
Der Wirtschaftsinterventionismus kann nicht als ein System von Dauer angesehen werden. Er ist lediglich eine Methode, um allmählich und stufenweise vom Kapitalismus zum Kommunismus überzugehen. Ludwig von Mises (1881 – 1973)
Im Zuge des fortwährenden Interventionismus übersteigen die staatlichen Ausgaben zudem in aller Regelmäßigkeit die Einnahmen und so wird über die steigende Staatsverschuldung das Geld durch Inflation (Geldmengenausweitung) verschlechtert. Neben der Steuer und Abgabenlast werden die Menschen also noch zusätzlich durch Inflation (Geldmenge steigt) und Teuerung (Preise steigen als Folge der Inflation) zur Ader gelassen.
„Kaputt“ gespart? Bildung und Verteidigung zeichnen ein anderes Bild!
Blicken wir auf die Entwicklung der nackten Zahlen, so stellen wir fest, dass Deutschland im Bereich der Bildung stetig einen höheren Kostenaufwand zu verbuchen hat. Die staatlichen Institutionen verursachen immer höhere Kosten, können aber auch hier, ebenso wie in den Bereichen Infrastruktur oder Gesundheitsvorsorge, nicht auf Preisinformationen zurückgreifen. So ist es kein Wunder, dass es zur Verschwendung und zur Fehlsteuerung von wertvollen Ressourcen kommt. Darüber hinaus wird das Bildungsangebot von zentraler Seite vorgegeben und richtet sich nicht durch verschiedene Angebote an den Bedürfnissen der Schüler oder Eltern aus.
Entwicklung der Bildungskosten in Deutschland
Verschiedene Systeme der Qualitätserforschung (PISA und Co.) ergeben im internationalen Vergleich ein vernichtendes Urteil. Ein Land ohne nennenswerte Rohstoffe ist umso mehr auf kluge und gut ausgebildete Köpfe angewiesen.
Über 12 Prozent der Erwerbsfähigen in Deutschland haben enorme Lese- und Schreibdefizite. Bereits im Jahre 1910 lag der Anteil der Analphabeten noch bei unter einem Prozent. Nebenbei bemerkt pendelte zu diesem Zeitpunkt die schon thematisierte Staatsquote, wie schon erwähnt, zwischen 10 und 15 Prozent. Niemand der staatlichen Akteure haftet persönlich für das Versagen des staatlichen Bildungssystems. In einem konkurrenzwirtschaftlichen System wäre das deutlich anders und dieser disziplinierende Faktor ist auch notwendig, damit sich gute Produkte und Dienstleistungen zu attraktiven Preisen und bedarfsgerecht entwickeln können.
Auch die Bundeswehr wurde trotz der vielen Standortschließungen nach 2010 keinesfalls kaputtgespart, wie die nachfolgende Grafik verdeutlicht.
Deutschlands Militärausgaben seit 1953
Im Bereich der Infrastruktur wäre eine unternehmerische Herangehensweise sehr sinnvoll und würde die strukturellen Defizite der reinen Budgetverwaltung und Budgetzuteilung beheben. Staatliche Akteure sind aufgrund der mangelnden Bilanzierung der Vermögenswerte – in diesem Fall zum Beispiel Straßen oder Brücken –quasi im Blindflug unterwegs.
Ein Unternehmen würde eine Brücke oder Straße auf der Aktivseite seiner Bilanz als Vermögenswert verbuchen und beispielsweise auf die Nutzungsdauer von 50 Jahren gerechnet jedes Jahr linear 2 Prozent der Herstellungskosten abschreiben. Sobald die jährlichen Instandhaltungskosten die Abschreibung in Höhe 2 Prozent pro Jahr übersteigen, würden bei einem Unternehmer die Alarmglocken schrillen, denn wenn das Produktionskapital (Straße, Brücke) verfällt, dann sind die zukünftigen Einnahmen gefährdet.
Ausfallende Einnahmen sind als Teil der unternehmerischen Haftungsstruktur zu sehen. Insofern ist ein Unternehmer bestrebt, die Substanz seines Produktionskapitals zu erhalten und stetig zu investieren. Dieser strukturelle Anreiz ist bei staatlichen Entscheidern nicht vorhanden, und von daher ist es auch kein Wunder, dass die Infrastruktur durch die kollektivistische Verwaltung nach und nach verkommt. Der Verfall manifestiert sich in der Realität am Beispiel der Brückensprengung auf der A45 bei Lüdenscheid, dem Zusammenbruch der Carolabrücke in Dresden oder dem Infrastrukturverfall bei der nach wie vor staatlichen Deutschen Bahn. Diese drei Beispiele sind nur eine kleine Auswahl, stehen aber aufgrund ihrer Prominenz sinnbildlich für den Verfall der Infrastruktur Deutschlands. Die Folge ist, dass die Produktivität schwindet, weil Transportunternehmer zeitfressende Umwege fahren müssen, aufwendige Zusatzplanungen anstellen müssen oder Zusatzkosten einkalkulieren müssen, weil wiederum ihre Produktionsmittel (Lastkraftwagen) durch Schlaglöcher o.ä. beschädigt werden.
Der Nettosteuerzahler wird zur Ader gelassen
Im politmedialen Bereich wir oft sinngemäß davon gesprochen, dass „Bund, Länder und Kommunen“ sich die Kosten für dieses oder jenes Projekt teilen. Dieses Wording täuscht über die Realität hinweg. Es gibt Nettosteuerzahler und Nettosteuerempfänger.[1] Nettosteuerzahler sind diejenigen, die mit ihren Zwangsabgaben per saldo mehr in den Steuertopf einzahlen, als sie durch Kindergeld oder sonstige Leistungen und Mittelzuflüsse wieder zurückbekommen. Zu Ende gedacht lässt sich unweigerlich feststellen, dass die Nettosteuerempfänger auf Kosten der Nettosteuerzahler leben.
Zahlenmäßig sind die Nettosteuerempfänger dominant, denn es gibt Schätzungen zu Folge nur etwa 15 Millionen Nettosteuerzahler [2] in Deutschland. Bei rund 60 Millionen Wahlberechtigten, „bewirtschaften“ ziemlich genau 75 Prozent der Menschen die verbleibenden 25 Prozent Nettosteuerzahler. Man muss kein Hellseher sein, um zu erkennen, dass in einer aufgezwungenen Massendemokratie diese Ungleichheit unzweifelhaft in einer „Überbewirtschaftung“ der Nettosteuerzahler enden muss und zwar deshalb, weil die Nettosteuerempfänger die eindeutig interessantere „Stimm-Zielgruppe“ ausmacht.
Im Zeitablauf entbrennt im politmedialen Bereich ein regelrechter Wettlauf um die bestmögliche Bewirtschaftung der Nettosteuerzahler. Neiddebatten um das Erben und um Vermögenssteuern machen die Runde mit der Zielsetzung, die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Das wirkliche Klassenbewusstsein sollte klar geworden sein. Ebenso wie die Tatsache, dass weder Bund, Länder oder Kommunen die Zeche zahlen, sondern real existierende Menschen (Gruppe der Nettosteuerzahler), die unter Zwang monetär zur Ader gelassen werden. Über globale Holdingstrukturen reduzieren die oberen ein Prozent der vermögenden Menschen ihre Steuerlast auf ein Minimum. Die Leitragenden sind die im Land verbliebenen Menschen der Mittelschicht und auch diese kehren dem Land zunehmend den Rücken und stimmen durch ihre Auswanderung mit den Füßen ab. Die leistungsfähigen und leistungswilligen Produktivkräfte wandern ab und ziehen ihr Kapital ab. Der Kapitalstock der Volkswirtschaft schmilzt dahin und zurück bleiben diejenigen, die als Nettosteuerempfänger von der Substanz zehren.
Ein „Kaputtsparen“ gibt es aus der Perspektive der Nettosteuerzahler nicht. Sie zahlen die Zeche für die staatliche Aktivität und insofern werden die Nettosteuerzahler eher durch eine zusätzliche Ausweitung der Staatsausgaben eher „kaputtbewirtschaftet“ als kaputtgespart. Darüber hinaus kann sich eine Volkswirtschaft niemals durch Ausgaben und Konsum „reich sparen“. Wohlhabende und produktive Volkswirtschaften zeichnen sich durch einen hohen Kapitalstock (Produktionsmittel, Infrastruktur usw.) aus und dieser wiederum kann nur durch eine vorherige Investitionstätigkeit aufgebaut werden. Je höher Kapitalstock und Produktivsektor eines Landes sind, desto mehr Güter und Dienstleistungen können produziert werden und desto größer ist der Wohlstand.
Der Staatsapparat ist ein Zwangs- und Unterdrückungsapparat. Das Wesen der Staatstätigkeit ist, Menschen durch Gewaltanwendung oder Gewaltandrohung zu zwingen, sich anders zu verhalten, als sie sich aus freiem Antriebe verhalten würden.[3] Ludwig von Mises (1881-1973)
Schlussbetrachtung: Systemische Fehlallokation anstelle des illusorischen „Kaputtsparens“
Weder die staatliche Bildung, die staatlich verwaltete Infrastruktur, noch das Militär oder das staatliche Gesundheitssystem wurden kaputtgespart. Diese und andere Bereiche wurden vielmehr durch exorbitante systemische Fehlallokationen in Teilen bis zur kompletten Dysfunktionalität heruntergewirtschaftet.
Die strukturellen Defizite der staatsplanwirtschaftlichen Aktivitäten lassen sich abschließend wie folgt zusammenfassen:
1. Staatliche Akteure verursachen Kosten, aber die mangelnden Preis- und Koordinationsmechanismen führen zu Fehlallokationen und sind als struktureller Fehler im planwirtschaftlichen im System anzusehen. Es kommt zur Verschwendung, zu Mangel und Verfall sowie zur Aufzehrung der vorhandenen Substanz.
2. Die Ökonomik ist nicht die Wissenschaft der Töpfe und Budgets, es ist die Wissenschaft des menschlichen Handelns (Praxeologie) und in dem Zusammenhang des bestmöglichen Umgangs mit der Knappheit verschiedener Güter in unterschiedlichen Märkten. Folglich ist die Ökonomie eher als die spontane Koordination der Knappheit, als die Verwaltung von Budgets anzusehen.
3. Durch die Ausdehnung der Staatstätigkeit steigen die Staatsausgaben bei gleichzeitig verminderter Qualität der staatlichen Leistungen.
4. Steigende Staatsausgaben verringern den Wohlstand und schädigen somit die betroffenen Menschen.
5. Aufgrund der zwangsmonopolistischen Strukturen findet kein Wettbewerb um den ressourcenschonendsten und effizientesten Produktionsweg statt.
6. Die Bedürfnisse der Menschen werden nicht gemäß ihren vielfältigen und unterschiedlichen Präferenzen befriedigt, da es vielfach nur eine Art der Ausgestaltung bzw. des „Angebotes“ gibt.
7. Je mehr staatliche Aktivität, desto mehr leidet die gesamtvolkswirtschaftliche Produktivität und diese wiederum ist maßgebend für die Wohlstandsentwicklung.
8. Je höher der prozentuale Anteil des Staates an der Jahreswirtschaftsleistung ist, desto höher ist die „Bewirtschaftungsquote“ derer, die als Nettosteuerzahler die Last zu tragen haben.
9. Neue und zusätzliche Staatsschulden erhöhen die Geldmenge und führen zu Teuerung. Dies geht zu Lasten derer, die in Geld sparen oder Nominalwertbezüge beispielsweise in Form von Renten, Pensionen, Löhnen und Gehältern erhalten. Die Menschen werden ärmer als ohne die Teuerung.
10. Die strukturellen Defizite der staatsplanwirtschaftlichen Aktivitäten werden besonders deutlich, wenn man die wirkliche Staatsverschuldung betrachtet. Denn die offiziell veröffentlichte Zahl gibt nicht den Schuldenstand wieder, der sich ergeben würde, wenn der Staat so bilanzieren würde wie er es den Unternehmen vorschreibt. Die sogenannte „implizite Staatsverschuldung“ Deutschlands liegt bei über 400 Prozent und beträgt folglich ungefähr das sechsfache dessen, was von den Behörden veröffentlicht wird.
„Dass in die Ordnung einer Marktwirtschaft viel mehr Wissen von Tatsachen eingeht, als irgendein einzelner Mensch oder selbst irgendeine Organisation wissen kann, ist der entscheidende Grund, weshalb die Marktwirtschaft mehr leistet als irgendeine andere Wirtschaftsform.“[4] Franz Böhm (1895 – 1977), deutscher Jurist
Das Versagen der „Staatswirtschaft“ ist nicht mehr wegzudiskutieren. Besonders problematisch wird es in Deutschland dann, wenn der Großteil der geburtenstarken Jahrgänge, der sogenannten „Boomer“, die rund um das Jahr 1964 geboren sind, in Rente beziehungsweise Pension gehen werden, also etwa ab den 2030er Jahren. Das ist dann auch noch der zeitliche Korridor, in dem viele heutige Nettosteuerzahler zu Nettosteuerempfängern (Rentner oder Pensionäre) werden. Spätestens dann werden mit hoher Wahrscheinlichkeit sämtliche öffentliche Haushalte in der Bundesrepublik an ihre Grenze gebracht. Deshalb ist es so wichtig, darüber aufzuklären, dass nicht „mehr Staat“, sondern nur „wesentlich weniger Staat“ die wirtschaftliche und ethische Katastrophe verhindern kann, auf die Deutschland ansonsten nahezu unweigerlich zusteuert.
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[1] Nettosteuerzahler ist, wer per saldo mehr Steuern zahlt als er erhält. Wessen Einkommen komplett aus Steuermitteln finanziert wird, der ist in der Regel Nettosteuerempfänger, auch wenn er von seinem Gehalt Einkommen- und Umsatzsteuer etc. bezahlen muss, denn er legt nur einen Teil der vereinnahmten Mittel aus dem Steuertopf wieder zurück. Auch wenn der Nettosteuerempfänger geldwerte Leistungen erbringt, ändert dies an der Finanzierung durch (per saldo) von Dritten gezahlte Zwangsabgaben nichts.
[2] Die Zahl 15 Millionen stammt von einem Beitrag des deutschen Sozialwissenschaftlers Gunnar Heinsohn in der Neuen Züricher Zeitung. Es handelt sich bei den 15 Millionen um diejenigen Netto-Steuerzahler, die weder mittelbar noch unmittelbar beim Staat beschäftigt sind.
[3] „Im Namen des Staates oder die Gefahren des Kollektivismus“. Verlag Bonn aktuell, München 1982, S. 68,
[4] „Die Ordnung der Wirtschaft” (1937)
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Hinweis: Die Inhalte der Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Ludwig von Mises Instituts Deutschland wieder.
Benjamin Mudlack ist gelernter Bankkaufmann und hat an der Fachhochschule Dortmund das Diplom zum Wirtschaftsinformatiker erworben. Er ist Vorstandsmitglied der Atlas Initiative, Mitglied der Friedrich August von Hayek Gesellschaft und begleitet aktiv einige andere freiheitliche Projekte, wie zum Beispiel das jüngst neu gegründete Free Economic Forum.
Zudem betreibt Benjamin Mudlack den YouTube-Kanal „Der ökonomische IQ“ mit der Zielsetzung, möglichst vielen Menschen die österreichische Schule der Nationalökonomie anhand von tagesaktuellen Themen zugänglich zu machen.
Benjamin Mudlack ist zudem Autor des im Lichtschlag Verlag erschienen Buches „Geld-Zeitenwende – vom Enteignungsgeld zurück zum gedeckten Geld“(*). Zuletzt erschien im Mai 2025 sein Buch „Neues Geld für eine freie Welt: Warum das Geldsystem kein Herrschaftsinstrument sein darf“ (*). Neben einigen Interviews sind zahlreiche Artikel von ihm erschienen zum Thema Geld bzw. Geldsystem und Mittelstand, wie beispielsweise im Smart Investor, bei Tichys Einblick oder im Sachwert Magazin.
[(*) Mit * gekennzeichnete Links sind Partner-Links. Kommt über einen solchen Link ein Einkauf zustande, unterstützen Sie das Ludwig von Mises Institut Deutschland, das mit einer Provision beteiligt wird. Für Sie entstehen dabei keine Mehrkosten.]
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