Was Venezuela jetzt braucht

18. Dezember 2019 – von David Gordon

David Gordon

Rafael Acevedo ist ein angesehener venezolanischer Ökonom, der sich gegenwärtig in Teilzeit an der Texas Tech University aufhält und sich intensiv um die Zukunft seines Heimatlandes kümmert. Der Sozialismus hat Venezuela in den Ruin getrieben, und wenn sich das Land erholen soll, ist ein Übergang zum freien Markt unerlässlich.

Viele haben bereits Gleiches gesagt, aber Acevedo hat viel mehr getan, als das Schicksal seines Landes zu beklagen und auf das offensichtliche Mittel hinzuweisen. Er ist der Leiter einer Denkfabrik namens Econintech, und er und seine Mitarbeiter haben detaillierte Pläne für den Wiederaufbau Venezuelas aus der derzeitigen desolaten Lage vorgelegt.

In Prosperity & Liberty: What Venezuela needs… hat Acevedo eine Reihe dieser Pläne zusammengetragen, ebenso wie Essays von herausragenden Wissenschaftlern, die die traurige Geschichte Venezuelas erzählen und die Situation des Landes mit dem vergleichen, was anderswo stattgefunden hat.

Ein wichtiger Punkt des Buches ist, dass der Abstieg Venezuelas in die Katastrophe nicht mit dem offensichtlich sozialistischen Regime von Hugo Chávez begann. Im Gegenteil, die relativ freie Wirtschaft, die vor 1958 bestand – wenn auch unter einer politischen Diktatur -, wurde allmählich durch interventionistische Politiken verdrängt, die massive Korruption und einen Rückgang des Wirtschaftswachstums mit sich brachten. Venezuela ist zwar mit immensen natürlichen Ressourcen gesegnet, vor allem mit Ölvorkommen, aber diese reichten nicht aus, um die Katastrophe zu verhindern.

Was hätte angesichts der schlechten Wirtschaftsleistung getan werden müssen? Man mag die Antwort für offensichtlich halten, nämlich eine Rückkehr zu einer freieren Wirtschaft. Aber leider gewann ein anderer Weg an Popularität. Die Befürworter dieses Weges sagten, dass die wirtschaftlichen Probleme Venezuelas nicht auf zu viel Sozialismus, sondern auf zu wenig davon zurückzuführen seien. Acevedo und Luis Cirocco schreiben in einem aufschlussreichen Essay:

Die allmähliche Zerstörung der wirtschaftlichen Freiheit führte im Laufe der Zeit zu immer mehr Armut und Krisen. Dies wiederum war die Grundlage für den Aufstieg eines politischen Außenseiters mit einer populistischen Botschaft: Hugo Chávez. Er wurde 1998 gewählt und versprach, unseren Sozialismus ‘light’ durch eine Form des harten Sozialismus zu ersetzen, den er “die Revolution des 21. Jahrhunderts” nannte und der die Probleme, mit denen wir seit Jahrzehnten konfrontiert waren, nur noch vergrößerte. Er konnte eine noch eigentumsfeindlichere Verfassung verabschieden. Seit dem Tod von Chávez im Jahr 2013 gingen die Angriffe auf das Privateigentum weiter, und der Nachfolger von Chávez, Nicolás Maduro, verspricht immer mehr vom gleichen. Die Regierung hat sich dem autoritären Sozialismus zugewandt…

Studenten der Österreichischen Schule werden nicht überrascht sein, dass das sozialistische Programm völlig gescheitert ist. Das offensichtlichste Zeichen für wirtschaftliches Chaos ist die außergewöhnliche Inflationsrate des Landes. Lebensnotwendige Konsumgüter sind bestenfalls knapp, und der Unternehmergeist, ein Schlüssel zum Wirtschaftswachstum, wurde erstickt. Kein Wunder, dass viele aus dem Land geflohen sind, und viele von denen, die geblieben sind, überschreiten regelmäßig die Grenze, um Schwarzmärkte aufzusuchen. Es muss jedoch angemerkt werden, dass die am Buch Mitwirkenden die schrecklichen Auswirkungen der amerikanischen Wirtschaftssanktionen auf das venezolanische Volk nicht ansprechen.

Die Katastrophe, die sich aus dem Sozialismus ergeben hat, ist keineswegs auf den wirtschaftlichen Bereich beschränkt. Diejenigen, die das Regime offen herausfordern, wurden verhaftet und manchmal auch gefoltert, und auch das sollte nicht überraschen. Friedrich A. von Hayek (1899-1992) hat uns bereits vor langer Zeit gelehrt, dass eine wettbewerbsfähige kapitalistische Wirtschaft notwendig ist, um die Demokratie zu erhalten, und sobald ein Land „von einem kollektivistischen Glauben beherrscht wird, wird sich die Demokratie unweigerlich selbst zerstören“. Der Grund ist einfach. Zentral geplante, sozialistische Wirtschaftssysteme konzentrieren die Wirtschaftsmacht notwendigerweise in den Händen von Regierungsplanern, die durch ihre wirtschaftlichen Erlasse abweichende Meinungen bestrafen können.

Wenn Hayek den Weg hin zur Knechtschaft richtig beschrieben hat, drängt sich uns die Frage auf: Welcher Weg führt zur Freiheit? Die Antwort liegt nicht in der Absetzung von Maduro und seiner Ablösung durch seinen Rivalen Juan Guaidó. Er ist leider auch ein Sozialist, wenn auch nicht so extrem wie Maduro, und sein Programm würde Venezuela nicht aus der wirtschaftlichen Krise befreien. Ich möchte hinzufügen, obwohl die Autoren dies nicht direkt erklären, dass es ein törichter Weg wäre, Guaidó gewaltsam an die Macht zu bringen, eine Vorgehensweise, die von vielen amerikanischen Neokonservativen gefordert wird, die stets bestrebt sind, sich um die Angelegenheiten anderer Länder zu kümmern.

Ron Paul bemerkte pointiert über die jüngsten von der CIA unterstützten Bemühungen, Maduro zu entmachten:

Während die US-Regierungen, die sich mit „Regimewechsel“ beschäftigen, im Allgemeinen versucht haben, ihre wahren Absichten zu verschleiern, ist dieser von den USA unterstützte Putsch bemerkenswert hinsichtlich der Ehrlichkeit ihrer Geldgeber. Vor nicht allzu langer Zeit gab der Nationale Sicherheitsberater des Präsidenten, John Bolton, offen zu, dass es die Absicht der Regierung war, US-Unternehmen die Kontrolle über das venezolanische Öl zu geben. Beamte der Trump-Administration sind so weit gegangen, sich über das Leid der Venezuelaner lustig zu machen, als ein zeitlich verdächtig geplanter, landesweiter Stromausfall das Elend der Bürger verschlimmerte. … Steckten die USA hinter der Zerstörung des venezolanischen Stromnetzes? Es wäre nicht das erste Mal, dass die CIA einen solchen Schritt unternimmt, und US-Beamte stehen dem US-Ziel, das Leben für durchschnittliche Venezolaner so trostlos wie möglich zu machen, offen gegenüber, in der Hoffnung, dass sie ihre Regierung stürzen.

Die Hungerblockade gegen Venezuela, die der renommierte, internationale Anwalt Alfred de Zayas anprangerte, hat großes Leid verursacht. Die meisten Venezolaner, auch diejenigen, die Maduro nicht wohlwollend gegenüberstehen, sind natürlich gegen die Bemühungen von Ausländern, ihnen einen Regierungswechsel zu befehlen, und erinnern sich mit Verbitterung an den von der CIA orchestrierten Putsch gegen Chávez im Jahr 2002. Die Unterstützung solcher Bemühungen, selbst im Namen der Opposition gegen den Sozialismus, spielt in die Hände der CIA, die seit ihrer Gründung bemüht ist, um jeden Preis die globale amerikanische Hegemonie zu fördern.

Die politische und wirtschaftliche Rettung Venezuelas kann nur vom venezolanischen Volk selbst kommen. Die Venezolaner können nicht „gezwungen werden, frei zu sein“, sondern müssen, wenn sie den Geist und die Weisheit dazu haben, die Anleitung von erfahrenen freien Marktwirtschaftlern wie Acevedo und seinen Mitarbeitern bei Econintech suchen.

Was ist der beste Weg, um eine freie Marktwirtschaft aufzubauen? Acevedo nimmt mit durchdringender Einsicht den Rat des größten österreichischen Ökonomen der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts, Murray N. Rothbard (1926-1995), an. Die Wirtschaftsreformen müssen umfangreich sein und schnell von statten gehen, nicht schleichend und stückweise: „Nur wenige Bereiche auf einmal freizugeben“, sagte Rothbard, „wird nur kontinuierliche Verzerrungen entstehen lassen, die das Funktionieren des Marktes lähmen und ihn vor einer bereits ängstlichen und misstrauischen Öffentlichkeit diskreditieren werden.“

Es ist ermutigend, dass Acevedo und seine Kollegen so viel von der Österreichischen Schule gelernt haben, und er und seine Kollegen haben die beste Vorgehensweise für Venezuela sehr deutlich gemacht. Es ist eine Vorgehensweise, die nur das venezolanische Volk selbst ergreifen kann.

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Der Originalbeitrag mit dem Titel What Venezuela Needs for a Prosperous Future ist am 4.12.2019 auf der website des Mises-Institute, Auburn, US Alabama erschienen.

David Gordon ist Senior Fellow des Ludwig von Mises Institute, Auburn, US Alabama. Er ist Autor von Resurrecting Marx und An Introduction to Economic Reasoning, sowie Herausgeber zahlreicher Bücher, unter anderem The Essential Rothbard.

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Hinweis: Die Inhalte der Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Ludwig von Mises Institut Deutschland wieder.

Foto: Adobe Stock

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