Zehn fundamentale ökonomische Gesetze
16.01.2017 – von Antony P. Mueller.
Inmitten von ökonomischen Trugschlüssen, die schier unendlich wiederholt werden, ist es sicherlich hilfreich, sich auf einige der grundlegendsten ökonomischen Gesetze zu besinnen. Hier sind zehn dieser Gesetze aufgelistet, die nicht oft genug wiederholt werden können.
1. Produktion geht dem Konsum voraus
Obwohl es offensichtlich ist, dass – bevor etwas konsumiert werden kann – es vorher produziert worden sein muss, sind wir stets von der Idee umgeben, Konsum stimulieren zu müssen, um dadurch die Produktion ausweiten zu können. Tatsächlich fallen Konsumgüter aber nicht einfach so vom Himmel. Sie stehen am Ende einer Wertschöpfungskette von ineinander verschränkten Produktionsprozessen, die Produktionsstruktur genannt wird. Selbst die Produktion eines anscheinend simplen Produkts, wie zum Beispiel ein Bleistift, setzt ein weitverzweigtes Netzwerk von Produktionsprozessen voraus, die weit in der Zeit zurückreichen und sich über Länder und ganze Kontinente spannen.
2. Konsum ist das Ziel von Produktion
Konsum ist das Ziel ökonomischer Aktivität und die Produktion das Mittel zum Zweck. Die Befürworter von Vollbeschäftigung können oder wollen diese offensichtliche Idee nicht verstehen. Beschäftigungsprogramme erheben die Produktion selbst zum Ziel. Die Wertschätzung von Konsumenten für Konsumgüter determiniert den Wert von Produktionsgütern. Derzeitiger Konsum resultiert aus einem vergangenem Produktionsprozess, jedoch hängt der Wert dieser Produktionsstruktur von den derzeitigen und zukünftig zu erwarteten Wertschätzungen der Konsumenten ab. Deshalb sind schlussendlich die Konsumenten die de facto-Eigentümer des Produktionsapparats in einer kapitalistischen Wirtschaft.
3. Produktion kostet
Nichts ist umsonst. Wenn etwas anscheinend gratis ist, heißt das nichts anderes, als dass jemand anders dafür bezahlen musste. Jede Sozialhilfe und jede Forschungsförderung wird mit den Steuergeldern von produktiven Menschen bezahlt. Während die Steuerzahler es hinnehmen müssen, dass die Regierung einen Teil ihres persönlichen Einkommens konfisziert, wissen sie aber nicht, wo ihr Geld schließlich landet und während die Empfänger von Steuergeldern die Regierung dabei beobachten, wie sie Geld verteilt, wissen sie nicht, wem die Regierung dieses Geld weggenommen hat.
Wertschätzung ist subjektiv und hängt von der derzeitigen Situation eines Individuums ab. Dasselbe physische Gut erhält verschiedene Wertschätzungen von verschiedenen Personen. Nutzen ist subjektiv, individuell, situationsabhängig und marginal. Es gibt keinen kollektiven Konsum. Selbst die Temperatur eines Raumes wird von unterschiedlichen Personen unterschiedlich wahrgenommen. Dasselbe Fußballspiel hat einen unterschiedlichen, subjektiven Wert pro Zuschauer, wie man leicht feststellen kann, wenn ein Tor erzielt wird.
5. Produktivität determiniert die Löhne
Der Output pro Stunde determiniert den Stundenlohn eines Arbeiters. Auf einem freien Arbeitsmarkt stellen Unternehmen so lange zusätzliche Arbeiter ein, solange deren Grenzproduktivität höher als deren Lohn ist. Wettbewerb zwischen den Unternehmen wird die Löhne erhöhen, bis diese mit der Produktivität in Einklang stehen. Die Macht von Gewerkschaften mag die Verteilung von Löhnen zwischen verschiedenen Berufsgruppen verändern können, aber Gewerkschaften können nicht das allgemeine Lohnniveau erhöhen, welches von der Produktivität abhängt.
6. Ausgaben sind Einkommen und Kosten
Ausgaben sind nicht nur Einkommen, sondern repräsentieren auch Kosten. Ausgaben sind die Kosten des Käufers und das Einkommen des Verkäufers. Einkommen sind Kosten. Der Mechanismus des fiskalischen Multiplikators impliziert, dass die Kosten mit den Einkommen steigen. So wie sich die Einkommen erhöhen, so steigen auch die Kosten an. Das keynesianische-fiskalische Multiplikatormodell ignoriert diesen Kosteneffekt. Grobe Politikfehler sind das Ergebnis, wenn die Regierungspolitik, also die öffentlichen Ausgaben, dem Einkommenseffekt zugerechnet werden, aber der Kosteneffekt ignoriert wird.
7. Geld ist nicht Wohlstand
Der Wert des Geldes besteht aus der Kaufkraft. Geld dient als Tauschmittel. Der Wohlstand einer Person spiegelt sich in ihrem Zugang zu Gütern und Dienstleistungen, die sie begehrt, wider. Die gesamte Nation kann ihren Wohlstand nicht erhöhen, indem sie den Geldbestand erhöht. Das Prinzip, dass nur Kaufkraft Wohlstand bedeutet, sagt aus, dass Robinson Crusoe um keinen Cent reicher wäre, falls er eine Goldmine oder einen Aktenkoffer voller Banknoten auf seiner Insel finden würde.
8. Arbeit kreiert keinen Wohlstand
Arbeit, in Kombination mit anderen Produktionsfaktoren, erzeugt Produkte, aber der Wert dieser Produkte hängt von ihrem Nutzen ab. Nutzen hängt wiederum von subjektiver, individueller Wertschätzung ab. Arbeit nur um des Arbeitens Willen macht ökonomisch keinen Sinn. Was zählt, ist Wertschöpfung. Um nützlich zu sein, muss ein Produkt seinen Konsumenten Vorteile verschaffen. Der Wert eines Produkts existiert unabhängig von seinem Produktionsaufwand. Profi-Marathonläufer verdienen nicht mehr Geld als Kurzstreckenläufer, nur weil der Marathon mehr Zeit und Einsatz verlangt als ein Sprint.
9. Profit ist der unternehmerische Bonus
Im kompetitiven Kapitalismus ist der ökonomische Profit der Extrabonus, den diejenigen Unternehmen verdienen, die Allokationsprobleme lösen. In einer gleichsam rotierenden Wirtschaft ohne Wandel gäbe es weder Gewinn noch Verlust und jedes Unternehmen würde die gleiche Rendite erwirtschaften. Eine wachsende Wirtschaft ist jedoch dem Wandel unterworfen und die Antizipation von Wandel ist die Quelle des ökonomischen Profits. Unternehmen, die gut die zukünftige Nachfrage abschätzen können, verdienen eine hohe Rendite und werden wachsen, während diejenigen Unternehmen, die im Antizipieren von Bedürfnissen versagen, schrumpfen und schließlich schließen werden.
10. Alle ökonomischen Gesetze sind logisch
Ökonomische Gesetze sind synthetische a-priori Weisheiten. Niemand kann solche Gesetze empirisch widerlegen, da sie in sich wahr sind. Als solches benötigen ökonomische Gesetze keine empirische Verifikation. Verweise auf empirische Fakten sind lediglich veranschaulichende Beispiele und beinhalten keine prinzipiellen Aussagen. Man kann die fundamentalen Gesetzmäßigkeiten der Ökonomie ignorieren oder verletzen, aber nicht verändern. Diejenigen Gesellschaften prosperieren am besten, wo Menschen und Regierungen die fundamentalen ökonomischen Gesetze erkennen, respektieren und sie zu ihrem Vorteil nutzen.
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Aus dem Englischen übersetzt von Mathias Nuding. Der Originalbeitrag mit dem Titel Ten Fundamental Laws of Economics ist am 20.12.2016 auf der website des Mises-Institute, Auburn, US Alabama erschienen.
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Dr. Antony P. Mueller (antonymueller@gmail.com) ist habilitierter Wirtschaftswissenschaftler der Universität Erlangen-Nürnberg und derzeit Professor der Volkswirtschaftslehre, insbesondere Makroökonomie, an der brasilianischen Bundesuniversität UFS (www.ufs.br), wo er am Zentrum für angewandte Wirtschaftsforschung und an deren Konjunkturbericht mitarbeitet und im Doktoratsprogramm für Wirtschaftssoziologie mitwirkt. Dr. Müller ist außerdem Mitglied des Ludwig von Mises Institut USA und des Mises Institut Brasilien und leitet das Webportal Continental Economics (www.continentaleconomics.com).
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Hinweis: Die Inhalte der Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Ludwig von Mises Institut Deutschland wieder.