Warum wir im Umgang mit knappen Ressourcen Privateigentum brauchen

6.11.2015 – von Patrick Barron.

Patrick Barron

Ressourcenknappheit existiert in vielen Formen und ist das Problem in einer Volkswirtschaft. Wären Ressourcen nicht knapp, gäbe es keinen Grund für wirtschaftliches Handeln. Die Existenz von Knappheit gilt für alle Ressourcen (wie Zeit, menschliche Energie und natürliche Ressourcen). Es ist allerdings nicht unbedingt intuitiv, das Zulassen von Privateigentum an knappen Ressourcen als die Lösung dieses Problems zu sehen.

Folglich erscheint der Sozialismus attraktiv für viele Menschen. Sie möchten, dass sich zum “Wohl der Gesellschaft” alle Ressourcen in Gemeinschaftseigentum befinden. Dummerweise lernt eine Gesellschaft, die Privateigentum ablehnt und stattdessen ihre Ressourcen staatlichen Planern übergibt, oft die grausamen Lektionen der Zentralplanung und der Tragödie der Allmende (nämlich, dass Gemeinschaftseigentum bis zum völligen Verbrauch ausgenutzt wird).

Wenn eine Gesellschaft Privatbesitz an Ressourcen nicht gestattet, muss sie andere Wege finden, um die Tragödie der Allmende zu verhindern und Güter aufzuteilen. Die Geschichte zeigt, dass die Mittel der Wahl Gewaltanwendung und Zentralplanung sind. Im Lauf der Geschichte teilte sich der Großteil der Menschheit hierarchisch in Herrscher und Sklaven auf, mit einigen Abstufungen zwischen den beiden Extremen. Die Herrscher (Pharaonen, Kaiser, Könige, Sultane, Warlords etc.) dachten sich komplexe regelbasierte Systeme zur Ressourcenverteilung aus, über die von wenigen Leuten entschieden wurde, und nicht von den Märkten. Und letztendlich stützten sich diese Systeme auf nackte Gewalt zur Durchsetzung ihrer Regeln. Aber diese sogenannte Lösung des Problems der Knappheit – die Freiheit der Menschen durch Gewaltanwendung einzuschränken – funktioniert nicht.

Problem 1: Wir können nicht wirtschaftlich handeln, ohne zuerst unsere Präferenzen in eine Reihenfolge zu bringen

Das schrittweise wachsende Verständnis dessen, was wir heute als wirtschaftliche Grundlagen bezeichnen, führte schließlich zum Ende tausender Jahre der Subsistenzwirtschaft für die Massen in der westlichen Welt. Die moderne Ökonomie legte dar, dass es ohne Privatbesitz an Ressourcen keinen Mechanismus dafür gibt, die Ranglisten der Präferenzen, nach denen Menschen die Prioritäten ihrer Bedürfnisse von den höchsten bis zu den niedrigsten ordnen, festzustellen oder nach ihnen zu handeln. Ohne eine Möglichkeit, Güter entsprechend den Ranglisten der Präferenzen zur Verfügung zu stellen, gibt es keinen rationalen Weg, zum Wohle der Gesellschaft zu wirtschaften.

Mit anderen Worten, ohne Märkte und Preise gibt es kein Möglichkeit, herauszufinden, was die Menschen wirklich wollen oder brauchen. Deshalb wussten die Herrscher nie wirklich, was sie die Sklaven herstellen lassen sollten, welche technischen Mitteln und verschiedenen Materialien sie benutzen sollten und welche Qualität und Menge gewünscht war. So befahl der sowjetische Kommissar die Herstellung von ineffizient produzierten und minderwertigen Gütern. Das Sowjetreich brach zusammen, obwohl Russland mit reichen Bodenschätzen und einer fleißigen Bevölkerung gesegnet ist.

Problem 2: Nur wenige Rohstoffe lassen sich unbearbeitet konsumieren

Ein zweites schwerwiegendes Problem mit Ressourcen in Gemeinschafts- bzw. Staatseigentum stellt die Tatsache dar, dass es nur wenige konsumfertige Rohstoffe gibt. Es gibt keine Ressourcen auf der Erde, die nicht zumindest ein Minimum an Arbeit erfordern, um sie in ein konsumfertiges Produkt zu verwandeln. Selbst essbare Beeren, die in der Wildnis wachsen, müssen geerntet werden. Es muss sich also jemand zum Standort der Beeren bewegen und sie genau zur richtigen Zeit vom Strauch pflücken. Die Kosten, die dies verursacht, bestehen in dem Wert, den man dem entsprechenden Freizeitverlust beimisst. Andere natürliche Ressourcen erfordern noch viel mehr Arbeit, um sie in konsumfertige Produkte zu verwandeln. Sie durchlaufen viele Produktionsschritte.

Holz und Mineralien beispielsweise müssen gefällt und abgebaut werden usw., und dann in etwas umgewandelt werden, das konsumiert werden kann. Stellen Sie sich einen Wanderer vor, der sich in der Wildnis verirrt hat. Für ihn spielt es keine Rolle, dass sich reichhaltiger Baumbestand in greifbarer Nähe befindet, oder dass sein Fuß auf wertvollen Mineralien ruht.  Diese natürlichen Ressourcen erfordern großen Aufwand über lange Zeiträume, um in etwas Konsumierbares umgewandelt zu werden, wie es zum Beispiel beim Errichten einer Unterkunft aus Holz oder bei der Benzinherstellung aus Rohöl der Fall ist. Ein verirrter Wanderer hat nicht das Wissen, die Zeit oder die vorproduzierten Mittel, um diese unbearbeiteten Ressourcen in konsumfertige Produkte umzuwandeln, die sein Überleben sicherstellen. All dies liegt weit jenseits der Möglichkeiten eines autark handelnden Menschen.

Nehmen wir nun an, jemand habe die Bäume gefällt, zu einer Sägemühle transportiert, sie entsprechend zersägt, viele Monate trocken an der Luft gelagert, bevor er sie ofentrocknet (all dies ist notwendig, um aus Bäumen brauchbares Nutzholz herzustellen), mit dessen Verfügbarkeit bei potentiellen Abnehmern geworben, über die Verkäufe buchgeführt, Rechnungen versendet und diese kassiert, nur damit ihn ein Sozialist als Plünderer beschimpft und sein Nutzholz konfisziert, um es umsonst an diejenigen zu verteilen, die seine Führer politisch gewogen stimmen wollen, damit sie ihre privilegierte Position behalten. Niemand außer den bevorzugten Günstlingen der Machthaber würde jemals wieder einen Baum fällen. Mit anderen Worten, die Herstellung von Nutzholz würde monopolisiert, und wie bei allen Monopolen würden die Preise steigen und die Qualität sinken. Da es nun außerdem keinen freien Markt für Nutzholz und Nutzwald gibt, existiert auch keine Möglichkeit, herauszufinden, ob diese Ressourcen entsprechend den Werturteilen der dringendsten Bieter verwendet werden.

Gleichzeitig kann der Zentralplaner nicht zulassen, dass jeder Bäume fällt oder den Wald benutzt. Wenn die Bäume keine Besitzer hätten, wären riesige Wälder in kürzester Zeit kahl gerodet, da es keinen gesellschaftlichen Mechanismus gäbe, um das zu verhindern, was einer Tragödie der Allmende im Staatsauftrag entspräche.

Problem 3: Wir brauchen Privateigentum, um Kapital aufzubauen

Ohne die Möglichkeit, aus Privatbesitz Nutzen zu ziehen, gäbe es keinen Anreiz, um Kapital für irgendetwas zur Verfügung zu stellen oder anzusparen. Außerdem braucht man ein System des Privateigentums, um festzustellen, ob dieses Kapital auf eine Art und Weise verwendet wird, die die Konsumenten schätzen. Die Konsequenzen, die daraus folgen, wenn man diese Tatsachen der Ökonomie ignoriert, sehen wir heute sehr gut in Chinas Geisterstädten, in denen natürliche und menschliche Ressourcen ohne erkennbaren Nutzen eingesetzt worden sind, abgesehen von der Förderung der Karrieren derjenigen Politiker, die nun behaupten können, den letzten Fünfjahresplan erfüllt zu haben. Holz und andere Ressourcen wurden eingesetzt, um die Geisterstädte zu bauen, und zwar nicht, weil die Eigentümer dieser Ressourcen versucht haben, wirtschaftlich mit ihnen umzugehen, sonder weil die Regierung in Dekreten die Verwendung von Holz, Beton, Benzin und vielem mehr zur Errichtung dessen, was man heute Geisterstädte nennt, angeordnet hat.

Der gegensätzliche Fall von Verschwendung knapper Ressourcen kommt daher, dass sich Gruppen mit Sonderinteressen den Staatsapparat zu Diensten machen und die Verwendung von Ressourcen durch Privatleute verhindern. Im Namen des Schutzes von Mutter Gaia vor Ausbeutung haben moderne Umweltschützer die politische Klasse davon überzeugt, dass der Fortschritt meist nicht nachhaltig oder gesundheitsschädlich ist, oder beliebige andere fadenscheinige Behauptungen aufgestellt. Es wird verhindert, dass die Gesellschaft von der Umwandlung der Ressourcen in konsumfertige Produkte profitiert. Die Armen leiden besonders unter dieser Politik, denn über die Preise für Rohstoffe werden die Preise für Konsumgüter in die Höhe getrieben.

Privateigentum stellt sicher, dass wertvolle Ressourcen nie bis zum völligen Verbrauch genutzt werden, da ihr Wert kapitalisiert worden ist. Stattdessen werden private Eigentümer dafür sorgen, die Ressourcen so vielen wie möglich zugänglich zu machen, ohne langfristig die Erträge zukünftiger Ernten zu gefährden. Der Prozess, den Kapitalwert einer Ressource zu bestimmen, ist ohne den Kapitalismus des freien Marktes und einer konsequenten Verteidigung des Privateigentums nicht möglich.

Trotz des sowohl theoretischen als auch empirischen Beweises des Gegenteils erzählen es uns Sozialisten genau anders herum: nämlich, dass Staatseigentum aller Ressourcen deren Plünderung verhindern und Wohlstand für alle sicherstellen wird. Wie Ludwig von Mises erklärt hat, ist der Sozialismus jedoch keinesfalls ein alternatives Wirtschaftssystem der Herstellung. Er ist ausschließlich ein System des Konsums, der ökonomischen Ignoranz und der wirtschaftlichen Ausbeutung.

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Aus dem Englischen übersetzt von Florian Senne. Der Originalbeitrag mit dem Titel Why We Need Private Property to Deal with Scarce Resources ist am 2.11.2015 auf der website des Mises-Institute, Auburn, US Alabama erschienen.

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Patrick Barron ist selbständiger Berater im Finanzwesen. Er lehrt an der Graduate School of Banking an der Universität Wisconsin, Madison. Außerdem unterrichtet er die “Österreichische Schule der Nationalökonomie” an der Universität Iowa, Iowa City. Seine Website ist: http://patrickbarron.blogspot.de/

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Hinweis: Die Inhalte der Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Ludwig von Mises Institut Deutschland wieder.

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