Die Wirtschaftsrechnung im sozialistischen Gemeinwesen (Ludwig von Mises)
18.2.2015 – [aus »The Standards. Klassisch liberale Aufsätze neu interpretiert.«, herausgegeben von Michael von Prollius, 2014]
von Edith Puster.
Aufsatzthema
Der Aufsatztitel hat understatement-Charakter. Er klingt nach mathematisch-technischen Spezialfragen der Lenkung sozialistischer Gesellschaften. Was Mises jedoch mit diesem Aufsatz in Wahrheit leistet, ist nichts geringeres als die Widerlegung des Sozialismus, genauer: die Widerlegung der These, eine sozialistische Gesellschaftsordnung erlaube einen zweckmäßigen, den Wünschen ihrer Bürger optimal dienenden Umgang mit den stets knappen wirtschaftlichen Ressourcen.
Bedeutung
Der 1920 erschienene Aufsatz ist in seiner Relevanz für die Frage, welche Gesellschaftsform für die Menschen die beste ist, kaum zu überschätzen, hat aber bis heute nicht die gebührende Würdigung gefunden. Zwar hat er unter Ökonomen zunächst eine über 20-jährige heftige Debatte angestoßen, doch galt er danach zu Unrecht 40 Jahre lang als widerlegt – bis empirisches Scheitern sozialistischer Zentralplanung die Frage wieder virulent machte, ob die Theorie des Sozialismus nicht doch einen Fehler aufweise. Das tut sie. Verkannt werden konnte dies, weil sich Mises-Interpreten oft tatsächlich in ökonomisch-technischen Details und Nebensächlichkeiten verloren haben, statt den Gedankengang so philosophisch-grundsätzlich zu präsentieren, wie dies bei seinem Urheber angelegt ist.
Autor
Ludwig von Mises, 1881–1973; unter den Vertretern der „Österreichischen Schule“ derjenige, der mit seiner Handlungstheorie („Praxeologie“) der Nationalökonomie und allen Sozialwissenschaften ein philosophisches Fundament gegeben hat; Hauptwerk: „Nationalökonomie. Theorie des Handelns und Wirtschaftens“; als Ökonom aufgrund seiner geld- und konjunkturtheoretischen Arbeiten geschätzt; gleichwohl erhielt er nie eine ordentliche Professur, weder in seiner Heimat noch (nach seinem Exil 1940) in den USA; Mises hat eine Begründung der Freiheit entworfen, die ohne normative Prämissen auskommt; dieses Projekt blieb weitgehend unverstanden.
Inhalt
1. Mises’ These der Irrationalität sozialistischen Wirtschaftens
In Gesellschaften, in denen sich der Staat nicht in das Handeln und Wirtschaften seiner Bürger einmischt, können einige Akteure, die Unternehmer, durch gewinnbringenden Einsatz von Produktionsmitteln reich werden, und dies in einem weit über den Durchschnitt hinausreichenden Ausmaß. Um solche als ungerecht eingestufte Verteilung von Wohlstand zu verhindern, werden im Sozialismus – das definiert ihn – Produktionsmittel enteignet. Aus diesem gemeinwirtschaftlichen Pool wird dann die Herstellung aller Konsumgüter bestritten, welche nach einem möglichst gerechten Schlüssel an die Gesellschaftsmitglieder verteilt werden.
Zwar verschmäht Mises es nicht, bereits bekannte Schwächen des Sozialismus (insbesondere die Unhaltbarkeit der marxistischen Arbeitswertlehre und die negativen motivationalen Folgen der Arbeitspflicht) namhaft zu machen, doch lässt er keinen Zweifel daran aufkommen, dass es ihm um eine Fundamentalkritik zu tun ist. Er will zeigen, dass eine sozialistische Gesellschaftsordnung nicht funktionieren kann, weil sie kein rationales Knappheitsmanagement erlaubt, keine den Wünschen aller Bürger optimal dienende Lenkung der stets knappen wirtschaftlichen Ressourcen. Da er die Axt an die Wurzel des Sozialismus legen will, wählt er als Ansatzpunkt das, was diesen im Kern ausmacht: das Gemeineigentum an Produktionsmitteln.
2. Mises’ antisozialistisches Argument in Kompaktform
Das Argument von der Unmöglichkeit der Wirtschaftsrechnung im Sozialismus besagt folgendes: Optimale Lenkung der Produktionsmittel setzt voraus, dass man (in der Marktwirtschaft der Unternehmer, in der Gemeinwirtschaft die Zentralplanung) die Kosten einer wirtschaftlichen Unternehmung kennt. Nur dann kann man eine Wirtschaftsrechnung aufstellen, die ermittelt, ob eine Unternehmung lohnend ist bzw. welche von zwei Unternehmungen lohnender ist. In einer freiheitlichen (freie Märkte zulassenden, ‚kapitalistischen‘) Gesellschaftsordnung ist diese notwendige Bedingung erfüllt. Denn hier werden auch die Produktionsmittel in den Tauschverkehr einbezogen und erzielen daher Marktpreise, welche in Wirtschaftsrechnungen eingehen. So ergibt sich beispielsweise bei der Herstellung eines Konsumguts der Gewinn eines Unternehmers als das, was übrig bleibt, wenn man vom Gesamtumsatz (der durch Verkauf des Konsumguts erzielt wird) alle Kosten für die aufgewendeten Produktionsmittel abzieht. Weil nun in einer solchen Marktwirtschaft alle Kooperationen freiwillig erfolgen (z.B. das Hingeben von Arbeitskraft und das Erwerben von Konsumgütern), stellt der Gewinn des Unternehmers auch den des Nicht-Unternehmers sicher. Daher ist ein im Interesse des Wohls aller optimaler Einsatz der Ressourcen gewährleistet (obwohl von niemandem intendiert). – Anders im Sozialismus. Aufgrund des Fehlens von Marktpreisen für die Produktionsmittel können hier die Kosten einer Produktion prinzipiell nicht ermittelt werden. Deshalb kann auch nicht festgestellt werden, welche Produktionsmittel in welcher Menge in die Herstellung welcher Güter fließen sollten. Rationales Handeln im Interesse des Wohls aller ist folglich nicht möglich (obwohl von der Zentralplanung intendiert).
3. Zwei Einwände gegen das antisozialistische Argument
In der vorstehenden Kompaktform kann das Argument schwerlich überzeugen, da sich mindestens zwei Einwände aufdrängen:
(i) Offenkundig können doch Nicht-Unternehmer (Arbeitnehmer und Verbraucher) die Gewinne nicht mehr erhalten, die Unternehmern zufließen. Daher ist Mises’ These nicht plausibel, die Marktwirtschaft lenke die gesamtgesellschaftlichen Ressourcen (vermittels der Wirtschaftsrechnung) zum Wohle aller optimal.
(ii) Selbst wenn sich zeigen ließe, dass die Marktwirtschaft die gesamtgesellschaftlichen Ressourcen zum Wohle aller optimal lenkt, so wäre das sozialistische Modell noch immer nicht widerlegt. Man müsste zusätzlich zeigen, dass keine noch so kompetente Zentralplanung dasselbe leisten könnte.
Mises entkräftet diese Einwände, indem er die Rolle expliziert, die Marktpreisen im allgemeinen und solchen für Produktionsmittel im besonderen im Rahmen der gesamtgesellschaftlichen Kooperation zukommt. Keinesfalls hinsichtlich der Substanz dieser Entkräftungen, doch hinsichtlich ihrer Darbietungsweise mache ich im folgenden einige Anleihen bei Mises späterem Werk Nationalökonomie: Eine Theorie des Handelns und Wirtschaftens (Genf 1940), welches die handlungstheoretischen Grundlagen der Ökonomie, ihre Fundiertheit in begrifflichen Wahrheiten über das menschliche Handeln, deutlicher herausarbeitet und so die ökonomischen Überlegungen elementarer aufzubereiten erlaubt. (Entscheidende Impulse zum Verständnis des besagten Fundierungsverhältnisses verdanke ich der von Michael Oliva Córdoba entwickelten Hamburger Mises-Deutung.)
4. Kein Handeln ohne Kostenminimierung und Gewinnmaximierung
Die Natur hat uns nicht in ein Paradies gesetzt. Vielmehr lässt sie Wünsche offen. Daher ist es für jeden Menschen kennzeichnend zu handeln, um einen in seinen Augen befriedigenderen Zustand zu erreichen. (Solch ein erstrebter Zustand kann auch in einer Verbesserung der Lebenssituation anderer bestehen; lediglich um der Vereinfachung der Darstellung willen wird hiervon im folgenden abgesehen. – Gleichfalls zu Vereinfachungszwecken konzentriere ich mich auf das Erstreben von Konsumgütern.)
In nichts anderem als in solchen sukzessiven subjektiven Verbesserungen der eigenen Lebenssituation besteht die Mehrung von Wohl(stand) für ein Individuum. Und Gemeinwohl oder gesamtgesellschaftlicher Wohlstand kann nichts anderes sein als das so verstandene Wohl aller Individuen einer Gesellschaft. Wer für andere objektiv – d.h. unabhängig davon, was sie tatsächlich wollen, was sie in ihrem Handeln wählen – glaubt sagen zu können, worin für sie ein (größerer) Wohlstandsgewinn besteht, der hat seinen Wohlstandsbegriff vom Wohl der Menschen losgekoppelt und daher sinnentleert (oder paternalistisch umdefiniert).
In dem auf Wohlstandsmehrung gerichteten Handeln setzt der Akteur Ressourcen (etwa Zeit und Geld, aber auch Produktionsmittel wie Arbeitskraft und Rohstoffe) ein, über die er verfügt. Die Gesamtheit des im Handeln zum Zwecke der Zielerreichung Hingegebenen ist der vom Akteur zu ‚zahlende‘ Preis. (Die unten in Abschnitt 6 einzuführenden Marktpreise sind eine Teilmenge aller Preise.)
Gemessen an den vorhandenen Wünschen sind alle Güter knapp. Von den Produktionsmitteln gilt charakteristischerweise zusätzlich, dass sie konkurrierende Verwendungen haben. Deshalb sind Akteure im eigenen Interesse darum bemüht, sie so effizient, so wohlstandsdienlich wie möglich einzusetzen. Kostenminimierung und Gewinnmaximierung sind daher selbstverständliche Ingredienzen allen Handelns. Ob ein Preis akzeptabel ist, dies ist wiederum eine Sache subjektiver Wertungen. Oft lassen Akteure anvisierte Ziele lieber fallen, als den erforderlichen Preis zu zahlen.
5. Das Prinzip der freiwilligen Kooperation
Für einen einsamen Akteur, der über die Verwendung der knappen Produktionsmittel selbst entscheidet, lässt sich leicht angeben, wie er sie optimal wohlstandsdienlich einsetzt. Er kann ja direkt das tun, was rationales Knappheitsmanagement ausmacht: die Mittel zur Erfüllung seiner dringlichsten Wünsche verwenden und die weniger dringlichen unerfüllt lassen. (Nicht, dass der Akteur eines solchen Rats bedürfte; er handelt ohnedies so. Und zwar deshalb, weil unter seinem jeweils dringlichsten handlungsrelevanten Wunsch gar kein anderer verstanden werden kann als der, der sich in seinem Handeln manifestiert, darin also, wofür er de facto seine Ressourcen aufwendet.)
Gestaltet sich optimale Ressourcenallokation innerhalb einer arbeitsteiligen Gesellschaft ähnlich problemlos? Für die Marktwirtschaft kann diese Frage bejaht werden. Das wird einsichtig, wenn man das Fundament ins Auge fasst, auf dem sie ruht: durchgängige freiwillige Kooperation bzw. durchgängiger freiwilliger Tausch.
Wie alle Handlungen, so zielt auch die Tauschhandlung auf die Mehrung des eigenen Wohls, doch weist sie eine Besonderheit auf, deren Relevanz für das Problem gesamtgesellschaftlicher Wohlstandsmehrung kaum überschätzt werden kann: Beim Tauschen hängt der eigene Handlungserfolg von dem des Partners ab; denn wenn der Partner seine Situation durch einen Tausch nicht verbessern kann, dann lässt er sich gar nicht auf ihn ein. Der Tauschwillige muss also etwas für den (potentiellen) Partner Attraktives anbieten. Die Freiwilligkeit des Tauschs stellt somit das Vorliegen einer win-win-Situation sicher. Daher kann nicht die Rede davon sein, dass der Gewinn des einen den Verlust eines anderen darstellt.
Dass der Tauschambitionierte sein Gegenüber bedienen muss, setzt die allem Handeln innewohnende Tendenz zu Kostenminimierung (und Gewinnmaximierung) nicht außer Kraft. Vielmehr ‚geizt‘ jeder Akteur mit seinem Tauschgut, versucht also, möglichst viel als Gegengabe dafür zu erhalten.
6. Marktpreise
Genau dasselbe Prinzip, das der freiwilligen Kooperation, obwaltet auch in hocharbeitsteiligen Gesellschaften, wenn sie die Wirtschaftsform des freien Marktes praktizieren: Je nach der eigenen subjektiven Wertschätzung eines Guts oder einer Dienstleistung wird ein Tauschvorschlag akzeptiert oder verworfen; der Verbraucher tut das durch die Entscheidung für oder gegen den Kauf eines Konsumguts (zu dem angebotenen Preis).
Im Falle einer Nachfrage-Konkurrenz hat der Anbieter bessere Aussichten, einen höheren Preis zu erzielen; umgekehrt verhält es sich im Falle einer Anbieter-Konkurrenz. Als Resultat all dieser individuellen Entscheidungen ergibt sich der Marktpreis für ein Gut. Es ist der Preis, unterhalb dessen die Nachfrager das Gut nicht erhalten, weil die Anbieter Nicht-Kooperation vorziehen, und oberhalb dessen die Anbieter das Gut nicht loswerden, weil die Nachfrager Nicht-Kooperation vorziehen. Der Marktpreis hält somit die Bedingung fest, unter der Kooperation zustandekommt; er ist die geronnene Kooperationsbedingung.
7. Die Wirtschaftsrechnung
Kennzeichnend für die Marktwirtschaft ist, dass auch Produktionsmittel in Privateigentum sind, dass sie folglich vom freiwilligen Tausch nicht ausgenommen sind und Marktpreise erzielen. Nur aufgrund seiner Kenntnis dieser Produktionsmittelpreise kann der Unternehmer die Gesamtkosten der Herstellung einschätzen und sie der Menge des beim Eintauschen seiner Endprodukte (voraussichtlich) Erzielten gegenüberstellen. Wichtiger noch: Nur aufgrund dieser Kenntnis kann er einschätzen, ob er höheren oder einen niedrigeren Gewinn erzielt, wenn er zur Herstellung des Endprodukts statt eines bestimmten Produktionsmittel ein anderes wählt.
Wegen der Vielzahl unterschiedlicher Faktoren, die bei diesen unternehmerischen Erwägungen berücksichtigt werden müssen (etwa Grund und Boden, Fabrikgebäude, Maschinen, Zwischenprodukte, Rohstoffe, Arbeitskräfte und Energie), sind sie praktisch nur durchführbar, wenn die Marktpreise in Geldbeträgen vorliegen (wenn also die Gesellschaft zu einem universellen Tauschmittel übergegangen ist). In einer entwickelten Marktwirtschaft pflegt das der Fall zu sein. Daher kann der Unternehmer Wirtschaftsrechnungen aufstellen und auf dieser Basis rational entscheiden, ob, wie und in welcher Menge er ein Produkt herstellt und zum Tausch anbietet.
Akzeptieren Verbraucher sein Angebot, dann profitieren (wie gesehen) beide Seiten. Eine Produktion lohnt sich daher für den Unternehmer dann und nur dann, wenn sie sich für die Verbraucher lohnt. Der Markt als Inbegriff aller freiwilligen Tauschhandlungen garantiert somit Wohlstandsmehrung für alle Partizipierenden. – Aber ist damit auch schon gesagt, dass für alle ein Optimum an Wohl erreicht wird? Dass dem so ist, wird klar, wenn man sich vergegenwärtigt, genau wovon der Ressourcenfluss abhängt.
8. Unternehmergewinn und Gemeinwohloptimierung
Wenn auch die Produktionsmittel in den Tauschverkehr eingehen, wird angesichts ihrer vielfältigen Verwendbarkeit folgendes geschehen: Hersteller von Konsumgütern werden sich als Nachfrager desselben Produktionsmittels Konkurrenz machen und dessen Marktpreis in die Höhe treiben. Beispielsweise werden Hersteller goldener Taschenuhren und Hersteller goldener Wasserhähne um Gold konkurrieren. Dabei wird das Rennen um das knappe Produktionsmittel machen, wer den höheren Preis zahlt. Das wird sich nur derjenige Unternehmer leisten (können), dessen Kunden bereit sind, für das Endprodukt einen Preis zu zahlen, der diese Kosten deckt. Im Extremfall wird einer der Konkurrenten in die Pleite getrieben, so dass seine Produktionsmittel freigesetzt werden.
Basierend auf der Gewinnorientiertheit von Unternehmern finden demnach dank des skizzierten Mechanismus die Produktionsmittel ihren Weg in diejenigen Unternehmen, für deren Endprodukte eine hohe – d.h. eine über die Produktionskosten hinausgehende – Zahlungsbereitschaft der Verbraucher besteht. Nun ist die Zahlungsbereitschaft ein Spiegel der Dringlichkeit der Verbraucherwünsche. Hieraus erhellt, dass es die Verbraucherwünsche sind, von denen auf freien Märkten der Ressourcenfluss abhängt, und dass diese umso eher erfüllt werden, je dringlicher sie sind.
9. Zentralplanung und Bürgerwille
Dank des Gesamtsystems der Marktpreise, in welches auch die Produktionsmittel einbezogen sind, haben freie Märkte also den (von niemandem intendierten) Effekt, die gesamtgesellschaftlichen Ressourcen optimal gemeinwohldienlich zu allozieren. Dieses Gesamtsystem ist es folglich, was die sozialistische Zentralplanung ersetzen müsste. Wer begreift, dass (und wie) es aus zahllosen Willensbekundungen sämtlicher Gesellschaftsmitglieder entsteht, der begreift die Unmöglichkeit eines solchen Unterfangens. Eine rationale Antwort auf die Frage, wie die sozialistische Produktion zu lenken sei, kann es daher nicht geben. Die Zentralplanung tappt mit ihren Bemühungen im Dunkeln.
Versucht man unvoreingenommen, sich den Schaden vorzustellen, der durch die unweigerlich eintretenden Ressourcenverschwendungen angerichtet wird, so wird man die Hoffnung fahren lassen, diese Scharte durch eine noch so gerechte Verteilung der – am Willen der Bürger vorbeiproduzierten – Konsumgüter auswetzen zu können.
Zitate
„Jede wirtschaftliche Veränderung wird […] im sozialistischen Gemeinwesen zu einem Unternehmen, dessen Erfolg weder im vorhinein abgeschätzt noch auch später rückschauend festgestellt werden kann. […] Sozialismus ist Aufhebung der Rationalität der Wirtschaft.“ (104)
„Sie [= die Wirtschaftsrechnung in Geld; E.P.] gibt uns einen Wegweiser durch die erdrückende Fülle der wirtschaftlichen Möglichkeiten. […] Hätten wir sie nicht, dann wäre alles Produzieren mit weit ausholenden Prozessen, dann wären alle längeren kapitalistischen Produktionsumwege ein Tappen im Dunkeln.“ (97)
Quelle: Ludwig [von] Mises: Die Wirtschaftsrechnung im sozialistischen Gemeinwesen. – In: Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik 47 (1920/21) S. 86–121.
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Edith Puster, Dr. phil., ist Philosophin und freie Autorin und arbeitet schwerpunktmäßig über die Grundlagen und praktischen Konsequenzen eines weltanschaulich neutralen Freiheitsverständnisses.