Linke Verschwörungstheorien
Blick aus Österreich
7. November 2025 – von Andreas Tögel
Mit der Punze „Verschwörungstheoretiker“ wird von Medien und linken Politfunktionären dieser Tage recht leichtfertig jedermann versehen, der es wagt, eine vom paternalistischen, immer totalitärer agierenden Wohlfahrtsstaat praktizierte Maßnahmen infrage zu stellen oder zu kritisieren. „Verschwörungstheorie“ ist zu einem in so gut wie allen Fällen pejorativ verwendeten Kampfbegriff mutiert. Wer Verschwörungstheorien anhängt, wird entweder als ein Mensch schlichten Gemüts und „Aluhutträger“ dargestellt oder als ein an paranoiden Wahnvorstellungen leidender Narr, der nicht ernst zu nehmen ist.
Begriffsbestimmung
Im Internetlexikon Wikipedia findet sich der Eintrag:
Als Verschwörungstheorie wird im weitesten Sinne der Versuch bezeichnet, einen Zustand, ein Ereignis oder eine Entwicklung durch eine Verschwörung zu erklären, also durch das zielgerichtete, konspirative Wirken einer meist kleinen Gruppe von Akteuren zu einem oftmals illegalen oder illegitimen Zweck.
Die KI „Deep Seek“ gibt folgende Auskunft:
Eine Verschwörungstheorie ist eine Erklärung für ein Ereignis oder eine Situation, die besagt, dass geheime, oft böswillige Gruppen oder Einzelpersonen hinter den Kulissen agieren, um bestimmte Ziele zu erreichen. Diese Theorien basieren häufig auf der Annahme, dass offizielle Erklärungen unvollständig oder falsch sind und dass es eine geheime Agenda gibt, die verborgen bleibt. (…) Es ist wichtig, kritisch zu denken und Informationen aus vertrauenswürdigen Quellen zu überprüfen, um zwischen Fakten und Spekulationen zu unterscheiden.
Dem letzten Satz ist vollinhaltlich zuzustimmen.
Historisch dokumentierte Verschwörungen
Niemand kann behaupten, dass es so etwas wie Verschwörungen nicht gibt. Man denke beispielsweise an die Mordkomplotte gegen Julius Cäsar oder den US-Präsidenten Abraham Lincoln.
Verschwörungen gab es und wird es auch in Zukunft geben. Dasselbe gilt auch für Verschwörungstheorien, die zwar als dubios geframt werden, sich viele Jahre später aber doch als richtig erweisen. Als Beispiel sei der Sturz des iranischen Ministerpräsidenten Mossadegh im Jahr 1953 genannt, der – so die damals kolportierte „Verschwörungstheorie“ – angeblich vom US-Auslandsgeheimdienst CIA und dessen britischem Pendant MI6 eigefädelt wurde. 30 Jahre später – nach Freigabe der Archive durch die Behörden – stellte sich die vermeintliche Verschwörungstheorie letztlich doch als wahr heraus. Der Sturz Mossadeghs war tatsächlich das Werk zweier westlicher Geheimdienste.
Verschwörungstheoretiker in die rechte Ecke
Um fragwürdige Aktivitäten, welcher Art auch immer sie sein mögen, vor den Augen der Öffentlichkeit zu verschleiern, bewährt es sich, lästige Kritiker als Verschwörungstheoretiker zu denunzieren und ihnen unlautere Motive, sachliche Unkenntnis oder eine defizitäre intellektuelle Ausstattung zu attestieren. Eine Diskussion um die zugrundliegende Sachfrage findet nicht statt. Stattdessen brandmarkt man den Opponenten als „Nazi“ und die Debatte ist damit beendet. Wer will schon mit „Nazis“ disputieren?
Der dank staatlicher Zwangsbeschulung von Kindesbeinen an auf Staats- und Obrigkeitshörigkeit konditionierte Untertan ist nur allzu gern bereit, ans Gute in der Regierung und deren Symbionten in den öffentlich-rechtlichen Medien zu glauben. Dass eine aufgrund einer demokratischen Wahl zustande gekommene Regierung sich absichtlich gegen die Wünsche der Wähler stellen und korrumpierte Medien ihn durch die Kolportage von Halbwahrheiten und Lügen desinformieren könnte, ist für Otto Normalverbraucher undenkbar. Und das, obwohl offensichtlich ist, dass die von vielen Regierungen westlicher Demokratien praktizierte Einwanderungs-, Energie- oder LGBTQ+-Politik offensichtlich gegen ihre Interessen gerichtet ist.
Mit Blick auf die politische Klasse gilt die Erkenntnis, die der Ökonom und Sozialphilosoph Friedrich Augst von Hayek (1899 – 1992) in seinem 1944 erschienenen Buch „Der Weg zur Knechtschaft“ darlegte, das ihm dank der Verbreitung durch „Reader´s Digest“ weltweite Bekanntheit verschaffte: „Die Übelsten kommen an die Spitze“. Angehörigen der politischen „Elite“ auch nur ein Minimum an Vertrauen entgegenzubringen, ist ein schwerer Fehler, da es sich in den meisten Fällen, wie Hayek konstatiert, um eine Negativauslese handelt.
Kulturelle Hegemonie der Progressiven
Nachdem die Linke auf Basis der vom italienischen Kommunisten Antonio Gramsci (1891 – 1937) erdachten theoretischen Grundlage, die „kulturelle Hegemonie“ nach ihrem „Marsch durch die Institutionen“ erfolgreich abgeschlossen hat, sind alle maßgeblichen staatlichen Institutionen wie Bildungswesen, Sozialbürokratie und Justiz – sowie die Hauptstrommedien und die Mehrzahl der mit Steuergeld subventionierten „Nichtregierungsorganisationen“ – fest in der Hand progressiver – kulturmarxistischer – Kräfte. Es ist demnach kein Wunder, dass die Produktion von Verschwörungstheorien von den über die nahezu uneingeschränkte Deutungshoheit verfügenden Linken so gut wie ausschließlich dem „rechten“ Lager zugeschrieben wird.
Dass sich inzwischen ein Großteil der von „Schwurblern“ und „Aluhüten“ vorgebrachten Kritik an der Wirksamkeit der zur Eindämmung der „Pandemie“ diktierten Maßnahmen als richtig erwiesen hat, wurde und wird medial kaum thematisiert. Außerdem beherrscht ohnehin längst wieder der durch Corona nur kurzfristig unterbrochene CO2-Ablasshandel im Rahmen der zeitgeistigen Klimawandelreligion die Berichterstattung.
Verschwörer stehen also, nach Ansicht des politisch-medialen Komplexes, politisch rechts. Aber stimmt das auch? Gibt es keine von Linken lancierten Verschwörungen?
Verschwörungstheorien der Linken
Wer kennt nicht das aus der Feder des marxistischen Literaten Bertolt Brecht (1898 – 1956) stammende Gedicht
Reicher Mann und armer Mann standen da und sah’n sich an. Und der Arme sagte bleich: Wär ich nicht arm, wärst du nicht reich.
Damit greift Brecht den von Karl Marx geschaffenen Mythos auf, dass es sich bei der von ihm „Kapitalismus“ genannten Marktwirtschaft um ein Nullsummenspiel handle. Der Gewinn des einen sei der Verlust der anderen. Bis heute hält sich diese leicht als Unsinn erkennbare Zwangsvorstellung in Kreisen linker Agitprop-Aktivisten, Gewerkschaftlern und Grünideologen. Dass die werktätigen Massen in marktwirtschaftlich organisierten Gesellschaften nicht verelenden, sondern heute in einem Wohlstand leben, von dem zu Marx‘ Zeiten niemand zu träumen wagte, kann aus Sicht linker Ideologen nicht wahr sein, weil es – ihrer Ideologie zufolge – einfach nicht wahr sein darf.
Dass allein in China seit den 1978 von Deng Xiaoping angestoßenen wirtschaftsliberalen Reformen Hunderte Millionen Chinesen der Armut entronnen und in die Mittelschicht aufgestiegen sind, wollen die Progressiven nicht zur Kenntnis nehmen.
Die von Marx prophezeite „Verelendung der Massen“, trägt zweifellos den Charakter einer Verschwörungstheorie. Fluchtbewegungen erfolgen stets aus sozialistischen Arbeiter-und-Bauern-Paradiesen in „kapitalistische“ Gesellschaften – und niemals in umgekehrter Richtung.
Auch der von Linken gerne erhobene Vorwurf der planmäßigen Umweltzerstörung durch den Kapitalismus, die durch eine linksgrüne Rätediktatur gestoppt werden könnte, fällt in die Kategorie Verschwörungstheorie. Nirgendwo wurden schwerere Umweltsünden begangen als in sozialistischen Kommandowirtschaften.
Eigentum befreit
Privates Eigentum bildet die Basis von Frieden und Freiheit. Ludwig von Mises (1881 – 1973) schrieb 1927 in „Liberalismus“ (S. 17):
Das Programm des Liberalismus hätte also, in ein einziges Wort zusammengefasst zu lauten: Eigentum … Alle anderen Forderungen des Liberalismus ergeben sich aus dieser Grundforderung.
Nicht Arbeit, sondern Eigentum befreit von hoheitlicher Bevormundung und der Entgegennahme von Almosen, die durch die Sozialbürokratie verteilt werden. Der Kampf gegen privates Eigentum steht daher ganz oben auf der Agenda linker Paternalisten. Denn Linke hassen die Freiheit.
Die von ihnen lancierte Verschwörungstheorie zielt darauf ab, privates Eigentum unter Generalverdacht zu stellen, als unmoralisch abzuwerten und – siehe oben – die kontrafaktische Behauptung zu erheben, privates Eigentum könne nur durch Raub oder Diebstahl entstehen. Der Frühsozialist Pierre-Joseph Proudhon (1809 – 1865) prägte dafür die eingängige Formel: Eigentum ist Diebstahl.
Der Zweck heiligt die Mittel
Höchst effiziente Mittel zum Zweck der Enteignung sind die rigorose Kontrolle von Geldbewegungen, die lückenlose Erfassung privater Vermögen (man denke an das von der EU geplante „Vermögensregister“) und der „Kampf gegen Steuerbetrug und Geldwäsche“. Selbstverständlich sind die behaupteten Ziele dieser politischen Aktivitäten nur vorgeschoben. In Wahrheit werden damit alle Bürger unter den Generalverdacht krimineller Machenschaften gestellt und entrechtet, während die Staatsmacht ausgedehnt wird.
Die im Artikel 14 Absatz 2 des deutschen Grundgesetzes niedergelegte Formel „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen“, postuliert eine „Sozialbindung“ des Eigentums und öffnet politischer Willkür Tür und Tor. Eigentum, das seinen Namen verdient, ist mit einer „Sozialbindung“ unvereinbar.
Durch die Verbreitung linker Verschwörungstheorien, Neid und Missgunst aufzustacheln, bildet bis heute den Kern der sozialistischen Ideologie, die direkt auf den von Hayek beschriebenen „Weg zu Knechtschaft“ führt. An dessen Endpunkt stehen Unfreiheit, Armut und Elend für alle – außer für die Politnomenklatura. Sozialistische Musterstaaten wie Simbabwe, Nordkorea oder Venezuela zeigen es mit aller Deutlichkeit.
Fazit
Linke Verschwörungstheorien, die auf die drastische Einschränkung oder gar Abschaffung privaten Eigentums abzielen und anstreben, alle Verfügungsrechte darüber einer vermeintlich allwissenden und moralisch überlegenen Regierung und deren nicht demokratisch legitimierten Bürokratie auszuliefern, sind erheblich gefährlicher als alles, was rechte Schwurbler und Aluhüte sich jemals ausdenken könnten.
Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist gelernter Maschinenbauer, ausübender kaufmännischer Unternehmer und überzeugter ‚Austrian‘. Ende März 2022 ist sein Buch Inflation: Warum das Leben immer teurer wird (*) erschienen.
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