Kursänderung in den USA: Klassisch-liberale anstatt antiliberale Politikansätze der designierten Trump-Administration
Blick aus Österreich
10. Jänner 2025 – von Andreas Tögel
Wenn man ernst nimmt, was Donald Trump bereits zwei Monate vor seiner Inauguration an offenbar wohldurchdachten und detaillierten Plänen zur ‚Befreiung‘ der USA ankündigte, ist eines schon jetzt klar: Tausende Staatsbürokraten werden es ab Jänner 2025 zur Abwechslung einmal mit ‚ehrlicher Arbeit‘ versuchen müssen.
Trump ist zwar alles andere als ein Libertärer wie der neue Staatspräsident Argentiniens, Javier Milei – allerdings verbindet die beiden ihre kritische Sicht auf die Staatsbürokratie. Anders als seine aus dem ‚Deep-State-Establishment‘ stammende Kontrahentin und der noch regierende Präsident war und ist er eben kein Angehöriger oder Profiteur der zentralistischen Staatsnomenklatura.
Restauration der Meinungsäußerungsfreiheit
Dass er erkannt hat, dass die Basis einer Gesellschaft freier Bürger nicht die Gedankenfreiheit, sondern vielmehr das Recht zur freien Meinungsäußerung bildet, kann nicht genug gewürdigt werden. Denn wer sich nicht mehr auszusprechen getraut, was er denkt, wird alsbald auch das Denken selbst einstellen. Damit aber ist auch schon dem Totalitarismus à la Orwells „1984“ freie Bahn geschaffen.
In seiner ‚Free-speech-Rede‘, hier eine vom designierten US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. gepostete Version, legt Donald Trump detailliert dar, wie er die von antiliberalen Akteuren installierte Zensur und Unterdrückung der freien Meinungsäußerung, die auch in von privaten Unternehmen betriebenen Plattformen lückenlos stattfindet (jeder Freigeist, der auf Facebook, YouTube oder Twitter/X aktiv ist, hat damit bereits Bekanntschaft gemacht), zu beenden gedenkt. Ein knapp siebenminütiges rhetorisches Feuerwerk, das vielen der genannten Adressaten schlaflose Nächte bereiten dürfte.
Jedermann, der in den zurückliegenden Jahren in den USA an Zensur- und Meinungsunterdrückungsmaßnahmen beteiligt war, ganz gleich ob unter dem Titel Kampf gegen Fake-News, Hatespeech oder ähnlichen Schlagwörtern, wird sich nach dem Willen des designierten Präsidenten dafür zu verantworten haben. Das heißt im Klartext, dass sich Tausende aus allen Poren politische Korrektheit verströmende ‚Faktenchecker‘ und ‚Zensurbeauftragte‘ um Arbeit im wertschöpfenden Sektor werden umsehen müssen.
Die Meinungsäußerungsfreiheit ist ein Kernelement klassisch-liberaler bürgerlicher Freiheiten. Der Schüler Ludwig von Mises (1881 – 1973) Murray N. Rothbard (1926 – 1995) hat sich zur Frage der freien Meinungsäußerung in seinem Buch „Für eine neue Freiheit: Das libertäre Manifest“ geäußert (S. 115 ff.). Er stellt darin fest, dass freie Meinungsäußerung ein grundlegendes Recht ist, das eng mit dem Eigentumsrecht verbunden ist, und argumentiert, dass die Freiheit, zu sprechen, zu schreiben und zu veröffentlichen, ein absolutes Recht ist, das in jedem Bereich der Meinungsäußerung respektiert werden sollte.
Und lange vor Murray Rothbard stellte der Königsberger Philosoph der Aufklärung Immanuel Kant (1724 – 1804) in seiner berühmten Schrift von 1784 „Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?“ die besondere Bedeutung der Meinungsäußerungsfreiheit für eine aufgeklärte, klassisch-liberale Gesellschaft heraus:
Zu dieser Aufklärung aber wird nichts erfordert als Freiheit; und zwar die unschädlichste unter allem, was nur Freiheit heißen mag, nämlich die: von seiner Vernunft in allen Stücken öffentlichen Gebrauch zu machen.
(Hervorhebungen im Original)
Gegenpol gegen antiliberale ‚Linksdrift‘ und ‚akademischen Elfenbeinturm‘
Auch in den von öffentlichen Mitteln abhängigen Universitäten werden sich viele Mitarbeiter auf harte Zeiten einstellen müssen. ‚Aktivisten‘ aus den Reihen der Critical-race-theory sowie Antisemiten der „from-the-river-to-the-sea“-Bewegung werden es künftig mit der Verbreitung ihrer Hetztiraden nicht mehr so leicht haben wie unter der Administration von Joe Biden und Kamala Harris.
Damit wird die seit vielen Jahren auch in den USA laufende antiliberale ‚Linksdrift‘ der veröffentlichten Meinung ans längst fällige Ende kommen. Da Präsident Trump, wie es aussieht, über eine Mehrheit in beiden Häusern des Kongresses verfügen wird und ihm zudem ein mehrheitlich konservativ besetztes oberstes Bundesgericht Rückendeckung verschafft, wird er voraussichtlich große Teile seines Programms ungehindert umsetzen können.
Was wir in den USA erleben, ist die Umkehr einer politischen Pendelbewegung. Der gegen alle Umfragen überwältigend ausgefallene Sieg Donald Trumps ist das Symptom einer allgemeinen Politikverdrossenheit im Lande, die von einer selbstherrlichen linken Bildungselite über viele Jahre hin verursacht wurde. Mit der anmaßenden Vorstellung der ‚Bobos‘ (‚Bourgeoise-Bohemiens‘), wonach der Mensch beim Abschluss ‚Master‘ beginnt, die Evolution aber beim vermeintlich ungebildeten Handwerker, sind keine Wahlen mehr zu gewinnen.
Unter der Biden-Administration haben urbane Akademiker, die zwar die Existenz von 62 Geschlechtern und die Überlegenheit des Sozialismus über die Marktwirtschaft ‚wissenschaftlich‘ beweisen können, dafür aber nie einen Betrieb von innen gesehen haben, geschweige denn einen defekten Motor reparieren oder einen Nagel gerade in die Wand schlagen können, über die uneingeschränkte Deutungshoheit verfügt. Dass ausgerechnet diese Zeitgenossen sich jenen Menschen turmhoch überlegen fühlen, die im scharfen Gegensatz zu ihnen tagtäglich kaufkräftig nachgefragte Leistungen erbringen, wird unter Trump nicht mehr in diesem Ausmaß der Fall sein. Das sollte auch nicht überraschen, denn wer die Wähler der Republikaner verächtlich als „deplorable“ (Hillary Clinton) oder als „garbage“ (Joe Biden) bezeichnet, darf sich über eine wachsende Ablehnung nicht wundern.
Außerhalb der hauptsächlich an den Küsten liegenden urbanen Ballungsräume konnten die Demokraten bei den zurückliegenden Wahlen nirgendwo punkten. Dass sie außerdem massive Probleme bei der Zustimmung durch junge Wähler haben, sollte in ihrer Parteizentrale die Alarmglocken schrillen lassen.
Ausblick
Zweifellos kommt Donald Trump dieser Tage zugute, dass er, anders als 2016, als er eher unverhofft ins Amt ‚stolperte‘, viel Zeit hatte, sich auf die Präsidentschaft vorzubereiten und rechtzeitig nach geeignetem Personal für seine Administration Ausschau zu halten.
Die kommenden vier Jahre versprechen spannend zu werden – auch aus geopolitischer und insbesondere aus europäischer Sicht. Eine Tragödie, dass es im in jeder Hinsicht auf steiler Talfahrt befindlichen Euroland weit und breit keine Personen vom Schlage Javier Mileis oder Donald Trumps gibt, die libertäre oder klassisch-liberale Positionen vertreten. Sollte sich dies nicht ändern, dann können sich die Bewohner der ‚Alten Welt‘ darauf gefasst machen, in ein paar Jahren allenfalls noch als Fremdenführer für reiche Amerikaner und Chinesen fungieren zu dürfen. Die gut ausgebildeten jungen Europäer werden eben in Übersee Karriere machen. „Sic transit gloria mundi.“
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Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist gelernter Maschinenbauer, ausübender kaufmännischer Unternehmer und überzeugter ‚Austrian‘. Ende März 2022 ist sein Buch Inflation: Warum das Leben immer teurer wird (*) erschienen.
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