Die Religion ist einerlei …?

Blick aus Österreich

6. September 2024 – von Andreas Tögel

Andreas Tögel

Es ist schon wieder geschehen. Drei Tote und acht zum Teil Schwerverletzte – das ist die Bilanz des Anschlags eines Messerattentäters in Solingen. Der „Welt“ liegt ein interner Polizeibericht vor, demzufolge der Täter bei der Messerattacke „Allahu Akbar“ gerufen hat.

Georg Heinrich Schönerer (1882 – 1921), zur Zeit der österreichisch-ungarischen Monarchie Anführer der „Deutschnationalen“ und später der „Alldeutschen Vereinigung“ behauptete einst: „Die Religion ist einerlei / im Blute liegt die Schweinerei.“ Als glühender Antisemit zielte er damit auf die nach seiner Ansicht allzu einflussreichen Juden.

Ereignisse wie das Messeratentat in Solingen, das am siebenten Oktober 2023 im israelischen Grenzgebiet zu Gaza von der „Hamas“ verübte Massaker und viele andere ähnlich gelagerte Untaten weisen indes in die entgegengesetzte Richtung. Das ‚Blut‘ (die ‚Abstammung‘) der Täter spielte bei diesen Ereignissen nämlich überhaupt keine Rolle. Der KZ-Überlebende, Neurologe und Psychiater Viktor E. Frankl (1905 – 1997) stellte zurecht fest:

In Wirklichkeit gibt es … nur zwei Menschenrassen, nämlich die ‚Rasse‘ der anständigen Menschen und die ‚Rasse‘ der unanständigen Menschen.

Damit hatte er wohl recht. Es ist vielmehr die (politische) Religion, die bei all diesen Bluttaten der ‚Schweinerei‘ zugrunde lag.

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Eric Voegelin (1901 – 1985) hat 1938 den Begriff der ‚politischen Religion‘ geprägt und damit die totalitären Ideologien der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts (Kommunismus, Nationalsozialismus und Faschismus) beschrieben. Der ‚Islamismus‘ (ein von westlichen Intellektuellen geprägter Neologismus) war zu seiner Zeit noch nicht geboren.

Diese von Voegelin apostrophierten totalitären Bewegungen werden durch einander ähnliche Phänomene charakterisiert, zu denen Heilsversprechen, Führerkult, Utopismus und eine Portion Esoterik zählen. Der Islamismus nimmt unter den Religionen und totalitären Ideologien insofern eine Sonderstellung ein, als er – anders als Kommunismus und Nationalsozialismus – das Heil nicht ausschließlich im Diesseits, sondern auch im Jenseits verspricht. Darin liegt die besondere Gefahr, die von ihm für die säkularisierten (‚gottlosen‘) westlichen Gesellschaften ausgeht. Denn während Kommunismus und Nationalsozialismus sich bereits im irdischen Jammertal derart gründlich diskreditiert haben, dass heute kein bei klarem Verstand befindlicher Zeitgenosse mehr deren Neuauflage herbeisehnt, darf der ‚Rechtgläubige‘ immerhin auf das Paradies im Jenseits hoffen. Der Islamismus versagt bislang zwar dabei, für seine „Umma (Gemeinde) ein ‚Haus des Friedens‘ auf Erden zu errichten (indem er sein Banner über den gesamten Erdkreis trägt), aber nach einem ehrenvollen Tod im „Dschihad (Heiliger Krieg) erwarten den Gläubigen dafür immerhin unbeschreibliche himmlische Freuden.

Spätestens seit der Expedition Napoleons (1769 – 1821) nach Ägypten (1798 – 1801) hat der Islamismus seinen Anhängern nichts als demütigende Niederlagen zu bieten. Vorbei die Ära seiner schon zu Lebzeiten Mohammeds bis ins 17. Jahrhundert währenden unaufhaltsam scheinenden Expansion. Plötzlich wurde die militärische Unterlegenheit der Welt des Halbmonds für jeden ‚Rechtgläubigen‘ offensichtlich. Da es unmöglich schien, mit der christlichen Welt im Diesseits Schritt zu halten, erschien die ‚Rückbesinnung‘ auf die Grundlagen des Islam als der einzige Ausweg.

So wie die Reformation im Christentum ein Zurück zu den Wurzeln – zu den Evangelien – bedeutete, wenden sich auch die reformatorischen Strömungen des Islamismus wieder ihrem Ursprung zu: Koran, „Sira (Prophetenbiografie) und „Hadith (Überlieferung). Was das bedeutet, kann jedermann ermessen, der die Inhalte der genannten Schriften kennt. Anders als das Christentum (Jesus erklärt: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt“, Joh. 18, 36) gibt es im Islamismus nämlich keine ausschließliche Hinwendung zum Jenseits. Vielmehr ist jeder Rechtgläubige gefordert, alles zu tun, um der Verbreitung der ‚Lehre Mohammeds‘ zu dienen, und alles zu unterlassen, was diesem Ziel im Wege steht.

Der herausragende österreichische Ökonom und Sozialphilosoph Ludwig von Mises (1881 – 1973) hat sich in seinen Schriften selten zu Religionsfragen geäußert, sondern es dabei belassen, Religion zu einer Privatangelegenheit zu erklären und eine strikte Trennung von Glaubensangelegenheiten und Staat zu fordern. Seine diesbezügliche Position entspricht seiner Philosophie, die auf der Bedeutung der individuellen Freiheit und einer möglichst geringen Einmischung des Staates in das Leben der Bürger gründet. Aber wenn religiöser Fanatismus den Frieden in der Gesellschaft zu stören drohe, sprach er sich für ein entschiedenes Vorgehen dagegen aus. Mises schrieb:

Der Liberalismus aber muss unduldsam sein gegen jegliche Art von Unduldsamkeit. Wenn man in dem friedlichen Zusammenarbeiten aller Menschen das Ziel der gesellschaftlichen Entwicklung sieht, kann man es nicht zulassen, dass der Frieden durch Priester und Zeloten gestört werde. Der Liberalismus verkündet Duldsamkeit für jeglichen Glauben und jegliche Weltanschauung nicht aus Gleichgültigkeit gegen diese ‚höheren‘ Dinge, sondern aus der Überzeugung heraus, dass über allem und jedem die Sicherung des Friedens innerhalb der Gesellschaft stehen muss. Und weil er Duldung aller Meinungen und aller Kirchen und Sekten verlangt, muss er alle in ihre Schranken zurückweisen, wenn sie mit Intoleranz hervortreten.
(Liberalismus (1927), S. 49, Hervorhebungen durch den Verfasser)

Wie die binnen weniger Tage auf den Weg gebrachten, radikalen Maßnahmen während der Corona-Pandemie gezeigt haben, vermag ein entschlossener politischer Wille Berge zu versetzen.

Vom Kampf gegen den ‚Islamismus‘ zu phantasieren (der Begriff ist ein – zum Gaudium der ‚Rechtgläubigen‘ – von ‚nützlichen Idioten‘ im Westen erfundenes Phantom) oder über ein Verbot des ‚politischen Islam‘ nachzudenken, greift eindeutig zu kurz.

Jetzt besteht die vielleicht letzte Chance, aktiv zu werden und die westliche Zivilisation vor ihrer größten Bedrohung zu bewahren.

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Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist gelernter Maschinenbauer, ausübender kaufmännischer Unternehmer und überzeugter „Austrian“. Ende März 2022 ist sein Buch Inflation: Warum das Leben immer teurer wird (*) erschienen.

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