Erfolgreiche Unternehmer dank wettbewerblicher Rahmenbedingungen

6. Mai 2024 – von David Stadelmann

David Stadelmann

Bei der Betrachtung dessen, was erfolgreiche Unternehmer auszeichnet, wird oft und gerne auf bestimmte Charaktermerkmale verwiesen. Erfolgreiche Unternehmer würden die Fähigkeit besitzen, kreative Lösungen zu entwickeln und dabei über den Tellerrand hinauszudenken. Sie würden sich durch erhöhte Risikobereitschaft auszeichnen. Fleiß, Ausdauer und Entschlossenheit wären weitere Eigenschaften, die zentral für unternehmerischen Erfolg seien. Darüber hinaus wären Unternehmer fähig, Fortschritt mitzugestalten, und sie könnten sich mit neuen Bedingungen gut arrangieren. Kurzum: Erfolgreiche Unternehmer zeichnen sich durch besondere Eigenschaften aus. Viele Unternehmer sehen sich selbst mit diesen Eigenschaften ausgestattet, und häufig trifft dies zu. Doch ein entscheidender Aspekt für erfolgreiches Unternehmertum wird gerne vernachlässigt: Unternehmertum und unternehmerischer Erfolg sind ganz maßgeblich von politischen Rahmenbedingungen abhängig, die das wirtschaftliche Handeln und die Anreize prägen.

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Freiheit gibt es nicht umsonst. Sie muss immer wieder neu errungen und bewahrt werden

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Rahmenbedingungen für Erfolg entscheidend

Tatsächlich spielen die politischen Rahmenbedingungen eine entscheidende Rolle für unternehmerischen Erfolg. Zum Beispiel hätte jemand, der in den 1960er Jahren während der Kulturrevolution in China die zuvor genannten unternehmerischen Eigenschaften besaß – und solche Menschen gab es vermutlich zu Hunderttausenden –, mit höchster Wahrscheinlichkeit keinen großen Erfolg als Unternehmer gehabt. Möglicherweise hätte eine solche Person als Parteifunktionär ein gewisses Auskommen gefunden, oder aber sie hätte womöglich wegen „falscher“ Ideen mit staatlicher Verfolgung rechnen müssen. Ähnlich bringen im heutigen Russland die typischen Unternehmereigenschaften nur begrenzten Erfolg. Wichtiger sind dort eher politische Beziehungen sowie schauspielerische Fähigkeiten, um glaubhaft so zu tun, als liebe man das Regime.

In freien und relativ marktwirtschaftlich orientierten Demokratien hingegen können Personen mit typischen Unternehmereigenschaften erfolgreich sein. In Deutschland sowie in den Ländern der Europäischen Union oder in den Vereinigten Staaten ist es leichter ein erfolgreicher Unternehmer zu sein als in weniger liberalen Demokratien mit unfreier Marktwirtschaft. In den Vereinigten Staaten waren und sind diese Unternehmereigenschaften tendenziell sogar noch deutlich wertvoller als beispielsweise in Deutschland – „wertvoll“ im Sinne von besseren Möglichkeiten, eigene Ideen in große Vermögen umzuwandeln. Trotz vieler politisch motivierter Markteingriffe sind die Vereinigten Staaten immer noch deutlich marktwirtschaftlicher und im klassischen Sinne liberal orientiert als die meisten Länder der Europäischen Union. Dies dürfte mit hoher Wahrscheinlichkeit den höheren wirtschaftlichen Erfolg gemessen am Bruttoinlandsprodukt pro Kopf und möglicherweise sogar die geringere Ungleichheit der Einkommensverteilung der Vereinigten Staaten im Vergleich mit der Europäischen Union erklären.

Die freie Marktwirtschaft, in der sich Unternehmertum entfaltet, steht keineswegs im Widerspruch zu geringer Armut und Wohlstand für alle. Tatsächlich ist Unternehmertum in klassischen Wohlfahrtsstaaten wie Dänemark oder den Niederlanden ähnlich gut ausgeprägt wie in Ländern mit etwas weniger staatlicher Umverteilung wie der Schweiz oder eben den Vereinigten Staaten. Entscheidend ist vor allem, dass ein sozialer Ausgleich so ausgestaltet ist, dass er das Marktgeschehen möglichst wenig beeinträchtigt.

Im funktionierenden Wohlfahrtsstaat bleiben Arbeitsanreize und Marktmechanismen weitgehend erhalten. Damit das erreicht wird, sollte sozialer Ausgleich eher durch direkte Umverteilung über Steuern erfolgen und nicht durch Mindestlöhne, Mietpreisregulierungen oder andere Eingriffe, die das wirtschaftliche Gefüge noch deutlich stärker verzerren können als Steuern dies ohnehin tun. Auch im Umweltbereich sind Preisanreize in der Regel viel effektiver als Markteingriffe mit Vorschriften und Verbote. Nach dem Setzen von Preisanreizen im Umweltbereich, wie beispielsweise über eine CO2-Bepreisung, könnten andere verzerrende Steuern wie die Einkommenssteuer sogar gesenkt werden und dadurch Arbeitsanreize geschaffen werden.

Ebenfalls könnte dann die Bürokratie im Umwelt- und Klimabereich stark reduziert werden, denn man muss nicht CO2 bepreisen und dann noch über Vorschriften und Verbote regulieren – bepreisen alleine reicht in aller Regel völlig aus. Wenig Einmischung in die Marktwirtschaft ermöglicht es Unternehmern, ihre Fähigkeiten sowohl für sich als auch zum Nutzen anderer einzusetzen. Ja, „zum Nutzen anderer“, denn für einen generösen Wohlfahrtsstaat muss der private Sektor viel erwirtschaften, damit Steuereinnahmen generiert werden können. Anders formuliert: Wer als politischer Entscheidungsträger viel umverteilen will, muss Rahmenbedingungen schaffen, dass viel erwirtschaftet werden kann und die Anreize zur Erwirtschaftung hoher Einkommen und Vermögen möglichst groß sind. Dies wird von politischen Entscheidungsträgern wiederholt übersehen, sodass am Ende viel weniger umverteilt werden kann, als unter stärker freiheitlichen, marktorientierten Rahmenbedingungen möglich wäre.

Unpolitische Unternehmer?

Aber auch Unternehmer übersehen oft, wie sehr ihr Erfolg nicht alleine auf ihren Eigenschaften, sondern auch auf guten politischen Rahmenbedingungen beruht, wie sie eine liberale Demokratie mit freier Marktwirtschaft bietet. Sie neigen dazu, zu wenig darüber nachzudenken, wie sie zur Erhaltung und Verbesserung dieser Rahmenbedingungen beitragen können. Stattdessen lassen sie sich von Politikern nur allzu gerne einlullen.

Sie sind relativ unkritisch gegenüber Subventionen und nehmen diese dankend an. Ein kritischerer Ansatz wäre, zu hinterfragen, ob etwas, das politisch subventioniert werden muss, möglicherweise gar nicht umgesetzt werden sollte, da es sich nicht eigenständig durchsetzt. Es ist auch oft ein Trugschluss zu glauben, dass Subventionen lediglich eine Art Anschubunterstützung darstellen, um einen Geschäftsbereich wettbewerbsfähig zu machen. Der Friedhof der ehemals öffentlich subventionierten Geschäftsfelder, die nicht oder nur mehr in sehr beschränktem Ausmaß im ursprünglichen Land der Subventionierung vorhanden sind, ist riesig – nur werden die „Toten“ schnell vergessen.

Einige Unternehmer arrangieren sich mit der Bürokratie und heißen Regulierungen willkommen. Dies liegt daran, dass Regulierungen wie eine Art Schutz vor neuen Wettbewerbern wirken können. Bei hoher Regulierungsdichte und Bürokratie scheuen potenzielle neue Wettbewerber den Markteintritt aufgrund hoher Fixkosten, während etablierte Unternehmen diese Kosten eher tragen und auf ihre Kunden umlegen können.

Dieses Verhalten von Unternehmern ist verständlich. Wenn sich ein einzelner Unternehmer dafür einsetzt, ist die Erfolgswahrscheinlichkeit für eine Verbesserung der Rahmenbedingungen gering, während seine Kosten hoch sein können. Würden sich viele Unternehmer gemeinsam engagieren, wäre die Erfolgschance höher, aber dann kommt es nicht auf einen einzelnen Unternehmer an. Es ist daher individuell rational, sich nicht für bessere Rahmenbedingungen zu engagieren und sich stattdessen mit Subventionen und marktschützenden Regulierungen zu arrangieren. Allerdings sollten Unternehmer, die sich durch Risikobereitschaft, Entschlossenheit und den Wunsch nach Fortschritt auszeichnen, über den Tellerrand hinausdenken und sich selbst aktiv für gute politische Rahmenbedingungen einsetzen. Insofern sollten sie nicht unpolitisch sein.

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Dieser Artikel wurde in modifizierter und gekürzter Form in der „Thema Vorarlberg“ (01. Februar 2024) veröffentlicht.

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Prof. Dr. David Stadelmann ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Bayreuth (Deutschland); Fellow bei CREMA – Center for Research in Economics, Management and the Arts; Fellow beim Centre for Behavioural Economics, Society and Technology (BEST); Fellow beim IREF – Institute for Research in Economic and Fiscal Issues; Fellow am Ostrom Workshop (Indiana University); Mitglied des Walter-Eucken-Instituts. david.stadelmann@uni-bayreuth.de

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Hinweis: Die Inhalte der Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Ludwig von Mises Instituts Deutschland wieder.

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