Aus der Dunkelheit ans Licht: die Wahrheit über das digitale Zentralbankgeld
23. Februar 2024 – von Thorsten Polleit
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I.
Der US-amerikanische Philosoph und Ausnahmegelehrte David Gordon (* 1948), Schüler von Murray N. Rothbard (1926–1995), hat Anfang dieses Jahres eine Rezension meines Buches “The Global Currency Plot” (in Deutsch: “Mit Geld Zur Weltherrschaft”) geschrieben. Übermittelt hat er sie mit den Worten: “The Government Seeks Totalitarian Money”, also: “Der Staat begehrt totalitäres Geld”.
David Gordon hat damit in nur fünf Worten treffend all das auf den Punkt gebracht, was ich in zahlreichen Kapiteln dargelegt habe: Der Staat (wie wir ihn heute kennen) macht unser Geld totalitär.
Mir ist durch die Überschrift, die David Gordon für seine Rezension gewählt hat, wieder allzu bewusst geworden, dass die Geldgeschichte der jüngeren Vergangenheit – und ich habe hier die Zeit spätestens seit Anfang des 18. Jahrhunderts vor Augen – im Kern nichts anderes ist als eine Geschichte, in der der Staat die totale Hoheit über das Geld zu erlangen versuchte; und dass die Ausgabe von digitalem Zentralbankgeld gewissermaßen die Endstufe ist, mit der die totale Hoheit, die der Staat über das Geld anstrebt, Wirklichkeit werden soll.
Sie halten das für überzogen, übertrieben, alarmistisch? Nun, dann lassen sie uns doch einmal die Vorgeschichte des heutigen Geldes, des heutigen Fiatgeldes, kurz Revue passieren – und zwar so wie es Murray N. Rothbard in seinem Buch “What Has Government Done To Our Money” (“Was die Regierung unserem Geld angetan hat”) aus dem Jahr 1963 rekonstruiert hat.
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Freiheit gibt es nicht umsonst. Sie muss immer wieder neu errungen und bewahrt werden
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II.
Es war Carl Menger (1840–1921), der eine Erklärung vorgelegt hat, nach der das Geld spontan im freien Markt und aus einem Sachgut entstanden ist. Ludwig von Mises (1881 – 1973) gab 1912 Mengers Geldentstehungstheorie mit seinem Regressionstheorem eine logische und damit unerschütterliche Begründung.
Daher wissen wir, dass jemand, der seine Mitmenschen beherrschen will, der also Zwang- und Gewalt ausüben will und der dazu die Hoheit über das Geld der Menschen erlangen will, anfänglich Sachgeld vorfindet.
Warum aber will jemand die Hoheit über das Geld? Ganz einfach: Wer das Geld erzeugt, der kann sich bekanntlich (fast) alles kaufen, was er haben will.
Durch die Ausgabe von neuem Geld kann man sich viel einfacher bereichern, als wenn man offen Steuern erhebt – also den Menschen sprichwörtlich etwas aus den Händen reißt.
Wer Macht und Herrschaft über andere ausüben will, der will daher auch, ja der braucht geradezu die Hoheit über das Geld.
Doch wie wird man Herr über das Geld? In einem ersten Schritt monopolisiert der Herrscher (beziehungsweise der es werden will) die Münzstätte(n): Er setzt mit Zwang und Gewalt durch, dass fortan nur noch in seiner Münzstätte Geld aus Edelmetall ausgeprägt werden darf.
Sodann sorgt der Herrscher dafür, in einem zweiten Schritt, dass das Geld sein Konterfei und/oder seinen Namen trägt, und vor allem, dass der Name des Geldes vom unterliegenden Metallnamen abgetrennt wird (aus Goldunzen oder Goldgramm werden beispielsweise Taler oder Mark).
Als Herr über die Münze kann der Herrscher jetzt den Edelmetallgehalt der Münzen herabsetzen, während ihr Nominalwert unverändert bleibt. Durch diese Münzverschlechterung kann der Herrscher mehr Münzen aus einem gegebenen Edelmetallbestand erzeugen und sich bereichern.
Doch die Geldmengenvermehrung durch Münzverschlechterung stößt rasch an seine Grenzen: Die Menschen bemerken, dass die Münzen immer leichter werden, sie entdecken den Schwindel, und die Münzen verlieren ihren Marktwert.
Der Herrscher wird daraufhin nach neuen Wegen suchen, auf denen er sich mittels des Geldes bereichern kann.
In einem quasi Zwischenschritt realisiert der Herrscher, dass die Banken für ihn von großem Nutzen sind. Sie können ihm nämlich Kredite gewähren, also ihm das Geld, das die Kunden bei den Banken einlagern, auf Zeit zur Verfügung stellen.
Die Banken leihen dem Herrscher nur zu gern Geld gegen einen Zins. Sie erkennen zudem rasch, dass es für sie und den stets kredithungrigeren Herrscher lohnend ist, wenn sie mit einer Teilreserve operieren dürfen: Wenn ihnen also erlaubt wird, per Kredit neues Geld in Umlauf bringen.
Auf diese Weise lässt sich die Geldmenge in der Volkswirtschaft ausweiten, also eine Inflationspolitik betreiben, durch die die Herrscher und die Banken sich prächtig auf Kosten der Allgemeinheit bereichern können.
Das Problem: Der Schwindel kann nur allzu leicht auffliegen. Wenn nämlich plötzlich besonders viele Banknoten im Umlauf sind, werden die Menschen stutzig. Einige von ihnen wollen dann ihre Banknoten in Gold und Silber bei den Banken eintauschen.
Die Banken haben nun ein Problem: Denn sie haben mehr Banknoten ausgegeben als sie Gold in ihren Tresoren lagern. Anders gesagt: Sie werden zahlungsunfähig, die von ihnen ausgegebenen Banknoten werden wertlos, die Wirtschaft kollabiert, das Volk wird wütend, dem Herrscher droht Chaos.
Herrscher und Banken kommen schnell überein – und das ist der dritte Schritt: In einer derartigen “Notlage” dürfen die Banken die Einlösbarkeit der von ihnen ausgegebenen Banknoten in Gold “zeitweise” aussetzen.
So lässt sich zwar der “Banken-Sturm” verhindern und verbergen, dass die Banken zahlungsunfähig sind. Aber der Trick lässt sich nicht dauerhaft anwenden, die Menschen durchschauen ihn früher oder später.
In einem vierten Schritt wird die ganze Sache besiegelt: Der Herrscher erklärt, von nun an sind die von den Banken ausgegebenen Papierzettel sowie auch die Bankeinlagen nicht mehr eintauschbar in Gold.
Die Banknoten und Bankguthaben können natürlich weiter als Geld verwendet werden, aber ihre Bindung an das Gold ist ein für alle Mal gekappt.
Durch diesen vierten Schritt wird das Geld, das ehemals gedecktes Geld war, zu ungedecktem Geld, zu Fiatgeld.
Genau das geschah am 15. August 1971: US-Präsident Richard Nixon teilte der Weltöffentlichkeit in einer Fernsehansprache mit, dass der US-Dollar nun “vorübergehend” nicht mehr in physisches Gold bei der US-Zentralbank eintauschbar sei.
Durch diesen unilateralen Akt wurde der US-Dollar zum Fiatgeld und mit ihm alle anderen namhaften Währungen. Die US-Administration hat der Welt so einen Fiatgeld-Standard beschert.
Der Staat beziehungsweise die Sonderinteressengruppen, die sich seiner bedienen, können die Geldmenge quasi jederzeit in nahezu jeder beliebigen Menge vermehren – und sich sprichwörtlich alles kaufen und, wenn sie es nicht allzu wild mit der Inflation treiben, die breite Bevölkerung geschickt “ausplündern”.
III.
Doch damit nicht genug. Der Hoheits- und Kontrollanspruch des Staates über das Geld ist absolut. Und so ist es nicht verwunderlich, dass dem Staat das Bargeld in Form von Banknoten ein Dorn im Auge ist.
Die Banknoten (Münzen sind zahlungstechnisch bei weitem nicht so bedeutsam), die sich in den Händen der Menschen befinden, sind das Resultat des Eintauschens von Bankguthaben (Giroguthaben) in Bargeld.
Man kann sich ja sein Bankguthaben auf Wunsch bar auszahlen lassen (vorzugsweise am Bankschalter oder am Bargeldautomaten oder mittlerweile auch an so mancher Supermarktkasse).
Das Bargeld hat für die meisten Menschen einen besonderen Nutzen: Es ist einfach, man bleibt mit seinen Zahlungen anonym, man kann das Bargeld bankenunabhängig einsetzen, Kaufen und Verkaufen mit Bargeld kostet keine Gebühren, und wer Bargeld hält, der ist zahlungsfähig, auch wenn die Banken ihre Schalter schließen, der Strom ausfällt, das Internet gesperrt wird.
Doch das Bargeld hat mächtige Gegner. Beispielsweise Anbieter elektronischer Zahlungsdienste (Banken und Kreditkartenfirmen aber auch Big-Tech-Unternehmen). Diese Firmen wünschen, dass immer mehr Zahlungen elektronisch und nicht mehr bar abgewickelt werden – denn das erhöht ihre Gewinne. Sie machen sich folglich daran, die Menschen zu belehren, warum Bargeld keine gute Sache ist.
Vor allem aber der Staat mag das Bargeld nicht. Denn es gewährt, wie bereits gesagt, Bürgern und Firmen anonyme Zahlungen, die er nicht so ohne weiteres besteuern kann. Bargeld erlaubt also den Menschen, sich den Fängen des Staates wirksam zu entziehen.
Der Staat zieht bereits seit geraumer Zeit zu Felde gegen das Bargeld: Große Banknoten werden eingezogen, große Beträge (etwa für Auto- und Hauskauf) dürfen nicht mehr in bar beglichen werden, auch darf man keine großen Beträge bei Reisen über die Grenze bei sich führen (beziehungsweise muss sie vorher anzeigen).
Vor allem wird die Bargeldverwendung geradezu geächtet: Es wird gesagt, mit Bargeld werden Terrorismus und Drogen finanziert, auf Bargeld lauern gesundheitsschädliche Viren und anderes mehr.
Ohne Bargeld müssen alle Geldtransaktionen elektronisch abgewickelt werden, Bürger und Firmen werden vollkommen gläsern.
Zudem können die Menschen ihr Geld nicht mehr aus dem Bankensektor abziehen, es ist dann dort quasi gefangen – und kann beispielsweise mit einem Negativzins entwertet (beziehungsweise an Banken und den Staat übertragen) werden.
Dass alles noch schlimmer werden kann für Bürger und Firmen, zeigt die Idee des digitalen Zentralbankgeldes.
IV.
Was ist digitales Zentralbankgeld? Nun, Zentralbankgeld ist Geld, das die Zentralbank erzeugt. Es hat die Form von Banknoten und Guthaben, die vor allem Banken bei der Zentralbank unterhalten. Zudem zählen zum Zentralbankgeld auch die Münzen, die üblicherweise vom jeweiligen Finanzministerium geprägt werden.
Digitales Zentralbankgeld ist Zentralbankgeld, das die Geldverwender (Konsumenten und Produzenten) auf einer elektronischen Börse (“Wallet”) aufgebucht bekommen oder als Guthaben bei der Zentralbank unterhalten.
Zu unterscheiden ist digitales Zentralbankgeld für Konsumenten und Produzenten (“Retail CBDC”) und für Banken (“Wholesale CBDC”). Die Hauptproblematik, die uns im Weiteren beschäftigt, liegt bei den Retail CBDC.
Wie gelangen du und ich an digitales Zentralbankgeld? Ganz einfach indem ich mein Bargeld (zum Kurs von 1:1) gegen digitales Zentralbankgeld eintauschen, und/oder indem ich meine Guthaben, die ich bei der Geschäftsbank halte, in digitales Zentralbankgeld wechsele.
Sie fragen sich: Und was soll das Besondere an digitalem Zentralbankgeld sein? Zu Recht: Denn digitales Zentralbankgeld ist schließlich primitives Fiatgeld, genauso wie Bargeld und Geschäftsbankengeld primitives Fiatgeld darstellen.
Man hat geschickt das Wort “digital” dem Wort “Zentralbankgeld” vorangestellt, denn “digital” steht für “modern”, “progressiv”, “zukunftsorientiert”, für etwas “Erfolgversprechendes”. Ein Etikettenschwindel!
Digitales Zentralbankgeld ist um keinen Deut besser als das Fiatgeld, über das die Menschen schon heute verfügen (müssen). Dem digitalen Zentralbankgeld haften alle Probleme an, die dem heute vorherrschenden Fiatgeld auch anhaften: Es ist inflationär, bereichert die einen auf Kosten der anderen, sorgt für Boom-und-Bust-Zyklen, treibt die Verschuldung in die Höhe und so weiter und so fort.
Warum sollten die Menschen digitales Zentralbankgeld freiwillig verwenden? Möglicherweise ist es besonders einfach und kostengünstig zu verwenden. Möglich. Man weiß es aber noch nicht.
Eine Eigenheit des digitalen Zentralbankgeldes könnte vielleicht besonders verlockend für die Geldverwender sein: Geschäftsbanken können Pleite gehen, die Zentralbank kann nicht Pleite gehen. Geschäftsbankengeld kann im Konkursfall einer Bank verloren gehen, digitales Zentralbankgeld nicht.
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V.
Doch bohren wir etwas tiefer und fragen: Was steckt eigentlich hinter der Idee, digitales Zentralbankgeld auszugeben?
Als erstes kann man sagen: Kein Wähler, keine Partei, kein Parlament hat bisher flehentlich die Zentralbank aufgefordert, digitales Zentralbankgeld auszugeben.
Die Idee scheint vielmehr aus den Zentralbanken selbst zu stammen, beziehungsweise sie wird von ihnen maßgeblich (mit-)getragen.
Ein Argument, das die Zentralbanen vorbringen, lautet: In Zeiten der privaten Kryptowährungen muss die Zentralbank ein attraktives Konkurrenzprodukt haben, damit sie nicht ihre Monopolhoheit über das Geld verliert. Aha! Der Monopolist will also verhindern, dass sein Monopol fällt.
Allerdings ist mehr als fraglich, ob dieses Argument wirklich greift. Denn die Anhänger der Kryptowährungen wollen ja gerade raus aus dem Fiatgeldsystem, gleichgültig, ob das Fiatgeld nun in Form von Münzen, Guthaben oder digitalem Zentralbankgeld angeboten wird.
Weiterhin gibt es das Argument, viele Firmen würden im Zuge der Digitalisierung ihrer Geschäfte digitales, programmierbares Geld benötigen. Das Stichwort ist hier “Smart Contracts”. Beispiele dafür sind “Machine-to-machine”-Zahlungen, “Pay-per-use”, Zahlungen oder für “Delivery versus Payment” (also für Werteaustausch im Rahmen der Vertragsabwicklung).
Allerdings ließen sich derartige Zahlungsanforderungen auch mit tokenisiertem Geschäftsbankengeld abwickeln. So gesehen ist also auch das kein überzeugendes Argument, warum man digitales Zentralbankgeld unbedingt bräuchte.
Um es an dieser Stelle abzukürzen: Die Idee, digitales Zentralbankgeld auszugeben, entstammt meiner Meinung vielmehr aus der „Hexenküche“ des “Great Reset”.
Wie sie wissen, prognostizieren und befürworten die “Great-Reseter”, dass im Grunde alle Transaktionen des täglichen Lebens digital abgebildet werden, bis hin zum „Internet of Bodies“, zur Abspeicherung der Gehirntätigkeit eines jeden im Internet.
Und um wirklich alles im Internet stattfinden zu lassen, gehört es natürlich auch dazu, die Geldtransaktionen den digitalen Erfordernissen und Möglichkeiten anzupassen. Insbesondere ein programmierbares Geld ist für die Great-Reseter von großem Interesse – im Sinne von Kontrolle und Lenkung.
Dass man dazu digitales Zentralbankgeld propagiert (und nicht tokenisiertes Geschäftsbankengeld), hat den Grund, dass mit digitalem Zentralbankgeld gewaltige Machtmöglichkeiten für die Zentralbanken und die Sonderinteressengruppen, die sie für ihre Zwecke einzuspannen trachten, verbunden sind.
Einige Folgen der Ausgabe von digitalem Zentralbankgeld seien hier kurz genannt:
Die erste Folge (1.) hatte ich bereits genannt und wiederhole sie daher nur kurz: Digitales Zentralbankgeld verdrängt das Bargeld. Zwar wird gesagt, digitales Zentralbankgeld solle ein zusätzliches Zahlungsmittel sein. Aber darauf kann und darf man sich bei einer umsichtigen Folgeabschätzung nicht verlassen. Vielmehr ist zu erwarten, dass Konsumenten und Produzenten ihre finanzielle Privatsphäre vollends verlieren, gläsern werden.
Denn: Wie ich einleitend dargelegt habe, wird ein staatliches Geldmonopol früher oder später zu einem totalen staatlichen Geldmonopol, das alle verbliebenen Freiheitsgrade schleift.
(2.) Hat sich das digitale Zentralbankgeld erst einmal hinreichend weit verbreitet, kann die Zentralbank die Geldmenge in der Volkswirtschaft sprichwörtlich per Knopfdruck erhöhen. Die Missbrauchsmöglichkeit der Inflationierung, die Staaten und ihren Zentralbanken in die Hände gelegt wird, wird geradezu maximiert.
(3.) Die Zuteilung von digitalem Zentralbankgeld erfolgt durch das Prinzip Willkür: Die Zentralbank entscheidet, wer wann wieviel Geld bekommt – und wer nicht. Die einen werden von der Politik begünstigt, die anderen benachteiligt. Mit digitalem Zentralbankgeld lässt sich der Umsturz der Einkommens- und Vermögensverhältnisse einfacher denn je auf monetärem Wege erreichen.
(4.) Digitales Zentralbankgeld ist prinzipiell programmierbar, es lässt sich verbinden mit einem Social Credit Score à la China. Systemkonformes Verhalten wird belohnt, Kritik am oder gar Widerstand gegen das System werden bestraft. Beispielsweise werden die Zahlungsmöglichkeiten mit CBDC dann eingeschränkt, wenn eine politisch vorgegebene Höchstmenge Fleisch konsumiert wurde, maximale Reisedistanzen zurückgelegt oder politisch unerwünschte Bücher gekauft wurden.
Es fällt nicht schwer, zu erahnen, was passieren wird, wenn CBDC mit einem digitalen Impfpass und einer digitalen Identität verbunden werden: Es wäre die totale Kontrolle des Menschen in einem in der Weltgeschichte noch niemals gekannten Ausmaß. Die Welt würde zu einem digitalen Gefängnis, verglichen mit dem George Orwells 1984-Dystopie wie ein sanfter Frühlingswind erscheinen würde.
VI.
Denken wir noch etwas weiter – und nehmen an, dass das digitale Zentralbankgeld auch noch das Geschäftsbankengeld verdrängt: Die Menschen halten lieber digitales Zentralbankgeld als Guthaben bei herkömmlichen Banken.
Die Banken scheiden dann aus dem Zahlungsverkehrsgeschäft aus. Ihnen bleibt das Kreditgeschäft. Dann können sie aber lediglich vorhandenes digitales Zentralbankgeld vom Sparer zum Kreditnehmer leiten. Sie selbst können durch Kreditvergabe kein neues Geld mehr erzeugen.
Allein die Zentralbank, die digitales Zentralbankgeld ausgibt, kann die Geldmenge dann noch vermehren. Auf welche Weise? Sie kann neues Geld per Kreditauktion in Umlauf bringen, etwa so, wie es derzeit auch geschieht.
Allerdings ist dann kreditangebotsseitig jedwedes privatwirtschaftliche Kalkül ausgeschaltet, das bei Mitwirkung privater Banken zumindest ansatzweise noch mitgespielt hat bei der Kreditvergabeentscheidung.
Der gesamte Kreditvergabeprozess und damit auch die Kreditmarktzinsen werden de facto vollverstaatlicht. Ein derart (zumindest) semi-sozialistisches Geld- und Kreditsystem lässt Fehlentscheidungen, Korruption und Vetternwirtschaft erwarten – mit negativen Folgen für den Wohlstand der Menschen.
Oder aber, wie ebenfalls bereits angedeutet, die Zentralbank teilt neues Geld zu. Doch wer soll wann wieviel neues Geld bekommen? Jeder so viel er möchte? Die Reichen weniger als die Armen? “Woke” Industrien mehr als Nicht-Woke-Industrien? Die Entscheidung wäre in jedem Falle willkürlich – und daher lässt sich kein gutes Ergebnis erwarten.
VII.
Denken wir noch einen Schritt weiter – und nehmen an, mehr und mehr nationale Volkswirtschaften haben digitales Zentralbankgeld erfolgreich unter das Volk gebracht, den heimischen Kreditmarkt de facto verstaatlicht, die heimischen Banken zu reinen Kreditvermittlern zurückgestutzt und die wenigen verbliebenen freien Marktkräfte ausgeschaltet.
Zahlungsüberweisungen von einem zum anderen Währungsraum lassen sich leichter denn je steuern beziehungsweise blocken – programmierbares digitales Zentralbankgeld macht’s möglich.
Oder: Ein “Banken-Sturm” tritt nicht mehr ein. Schließlich operieren die Banken nicht mehr mit einer Teilreserve, sie leiten in ihrem Kreditgeschäft nur noch bereits vorhandenes digitales Zentralbankgeld vom Sparer zum Darlehensnehmer weiter. Und das vorhandene Geld kann auch nicht mehr aus dem Bankensektor durch Bargeldabhebungen entnommen werden.
Die Staaten haben es unter diesen Bedingungen besonders leicht, die Wechselkurse zwischen den einzelnen Währungen festzusetzen und durchzusetzen. Und damit lässt sich aus der Vielzahl der verbliebenen nationalen digitalen Zentralbankwährungen eine einheitliche digitale Zentralbankwährung, eine “Welt-Fiatwährung”, aus der Taufe heben.
Als Vorbild für diese Erzeugung einer Welt-Fiatwährung kann die Euro-Zeugung dienen: Erst stabilisiert man die Wechselkurse der nationalen Währungen zueinander. Und nachdem die Wechselkurse eine Zeit lang stabilisiert gehalten wurden, werden sie irgendwann endgültig und unwiderruflich fixiert – und die Währungen werden eintauschbar in eine Einheitswährung, werden gegen die Einheitswährung eingetauscht. Und fertig ist das globale Einheitsgeld.
VIII.
Wir befinden uns in einer Situation, die sich historisch gesehen seit langem angebahnt hat:
Der Staat (wie wir ihn heute kennen) hat das Sach- bzw. Warengeld durch sein eigenes Fiatgeld ersetzt, und jetzt ist er dabei, die volle Hoheit über das Geld zu erlangen: Indem er das Bargeld aus dem Verkehr zieht und digitales Zentralbankgeld ausgibt.
Das ist kein Zufall. Der Staat (wie wir ihn heute kennen) kennt keine Grenzen, er wird total – wie Hans-Hermann Hoppe es so treffend formuliert: Selbst ein Minimalstaat wird früher oder später ein Maximalstaat.
Und nicht nur das: Staaten geben sich nicht zufrieden, Seite an Seite zu leben. Geschichtlich gesehen haben die Starken stets versucht, die Schwächeren zu besiegen, zu unterwerfen.
In der jüngeren Vergangenheit setzen die Staaten allerdings nicht mehr so sehr auf militärische Aggression, um größer und mächtiger zu werden, sondern sie wollen vor allem auch einen “ideologischen Gleichschritt” herbeiführen: Denn Staaten mit der gleichen politischen Ideologie kooperieren, verbinden sich im Rahmen supra-nationaler Institutionen, bilden Kartelle, vereinheitlichen sich, streben eine gemeinsame Regierung an, und der Endpunkt dieser Entwicklung ist eine Weltregierung (wie immer diese auch im Detail aussehen mag).
Ein Welt-Fiatgeld (in Form einer vereinheitlichten digitalen Zentralbankwährung, gekoppelt mit einer digitalen Identität) und eine Weltregierung wären eine furchtbare Dystopie, die die Menschen unter eine Monopolherrschaft stellt, und der sprichwörtlich niemand mehr entkommen kann.
Wie kann man diese Entwicklung aufhalten? Durch Aufklärung, die Menschen aufwecken, sie informieren, und zwar nicht nur über die negativen Folgen des digitalen Zentralbankgeldes.
Man muss die Menschen auch über das Wesen des Staates (wie wir ihn heute kennen) aufklären, ihnen verständlich machen, dass das Abschaffen des Goldgeldes, das Errichten des Fiatgeld-Systems, der Krieg gegen das Bargeld und das Ausgeben von digitalem Zentralbankgeld keine Zufälle sind.
Dass sie vielmehr Ausdruck des Expansionsdranges des Staates (wie wir ihn heute kennen) sind, seines inhärenten Bestrebens, absolut und totalitär zu werden, alles zu kontrollieren und zu steuern, eine Tyrannei errichten zu wollen.
Das digitale Zentralbankgeld ist lediglich der neuste, bisher vielleicht der gefährlichste Vorstoß des Staates in der Moderne, um allmächtig zu werden.
Über diese Wahrheit aufzuklären, ist unverzichtbar, wenn Wohlstand und Freiheit der Menschen, national und international, bewahrt und befördert werden sollen.
Ich hoffe, ich konnte aus der Dunkelheit ans Licht befördern, dass eine Volkswirtschaft, die den Menschen Freiheit und Wohlstand geben will, besser die Finger vom digitalen Zentralbankgeld lässt; und dass sie auch dem Staat, wie wir ihn heute kennen, ihre naive Freundschaft und blinde Gefolgschaft kündigt.
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Dieser Beitrag wurde am 11. November 2023 auf der Geldkonferenz der Atlas Initiative in Köningstein im Taunaus als Vortrag gehalten.
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Professor Dr. Thorsten Polleit war als Ökonom 15 Jahre im internationalen Investment-Banking tätig und danach 12 Jahre im internationalen Edelmetallhandelsgeschäft. Thorsten Polleit ist zudem seit 2014 Honorarprofessor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Bayreuth. Im Jahr 2012 erhielt er den The O.P. Alford III Prize In Political Economy. Thorsten Polleit ist Autor zahlreicher Aufsätze in referierten Journals, Magazinen und Zeitungen. Seine letzten Bücher sind: „Des Teufels Geld. Der faustische Fiatgeld-Pakt – wie wir ihn kündigen und zu gutem Geld zurückkehren“(*) (Oktober 2023) und „The Global Currency Plot. How the Deep State Will Betray Your Freedom, and How to Prevent It“(*) (2023). Die Website von Thorsten Polleit ist: www.thorsten-polleit.com. Hier Thorsten Polleit auf Twitter folgen.
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