Wider die Zerstörung der westlichen Zivilisation

10. November 2023 – von Thorsten Polleit

Thorsten Polleit

Dass die Menschen friedvoll und produktiv miteinander zusammenleben, ist möglich. Doch die Politik beschädigt, ja zerstört die dafür erforderlichen Grundlagen. Mittlerweile sind die Schäden so groß geworden, dass sogar der Fortbestand der westlichen Zivilisation auf dem Spiel steht.

I.

Die freie Marktwirtschaft ermöglicht und befördert ein friedvolles und produktives Zusammenleben der Menschen. Sie bietet dir und mir, uns allen, die wir zuweilen höchst unterschiedliche Ziele, Talente und Neigungen haben, die Möglichkeit, uns zum alleseitigen Vorteil durch Arbeitsteilung miteinander zu verbinden, national wie international.

Menschen, die sich arbeitsteilig organisieren, erhöhen nicht nur ihren materiellen Wohlstand, sie erkennen sich quasi automatisch auch gegenseitig als nützlich in der Bewältigung ihrer Lebensherausforderungen. Die freie Marktwirtschaft verbindet daher die Menschen friedvoll miteinander, nicht nur vorübergehend, sondern mit dauerhafter Perspektive.

Die freie Marktwirtschaft fusst auf Freiwilligkeit: Jeder ist frei, seinen Mitmenschen ein Angebot zu machen, das diese entweder freiwillig annehmen oder ablehnen können; und jeder ist frei, diejenigen Güter, die man gern zu kaufen wünscht, auch nachzufragen. Zwang und Gewalt und Krieg sind der freien Marktwirtschaft wesensfremd.

In einer freien Marktwirtschaft gilt der unbedingte Respekt vor dem Eigentum: Jeder ist der Eigentümer seiner selbst (hat Selbsteigentum an seinem Körper) und der externen Güter, die er sich auf nicht-aggressivem Wege beschafft hat (durch Erstinbesitznahme, Produktion und/oder Handel, einschließlich Schenkungen).

Wenn sich die Güter im Privateigentum befinden und sich ihre Preisbildung frei im Markt vollzieht, dann ist sichergestellt, dass die dringendsten Bedürfnisse mit den knappen Mitteln bestmöglich befriedigt werden. Der freie Markt löst beziehungsweise entschärft das Knappheitsproblem, das sich dem handelnden Menschen auf dieser Welt unweigerlich stellt, in optimaler Weise.

Der Aufbau des materiellen Wohlstandes der Menschen in den letzten etwa zweihundert Jahren ist daher auch nicht zufällig, sondern er ist vielmehr das Ergebnis eines (mehr oder weniger) relativ freien Marktsystems mit all seinen prägenden Eigenschaften: Individuelle Freiheit, Eigentum, Gleichheit vor dem Gesetz, Frieden etc.

All diese zivilisatorischen Errungenschaften sind nicht vom Himmel gefallen, sondern sind das Ergebnis des Systems der freien Märkte. Und in dem Maße, in dem die freien Märkte zurückgedrängt, eingeschränkt und abgeschafft werden, wird sich auch die westliche Zivilisation (nach und nach) sprichwörtlich in Luft auflösen, unweigerlich verlorengehen.

II.

Dass vielerorts nicht mehr Friede und Einkommensmehrung, sondern vielmehr immer größere Krisen, Konflikte und Wohlstandsverluste an der Tagesordnung sind, liegt daran, dass die Kräfte, die das System der freien Märkte (beziehungsweise das Wenige, was heute davon noch übrig ist) zerstören (wollen), mittlerweile so erschreckend stark geworden sind.

Kollektivistisch-sozialistisch-kommunistische Ideen haben die Oberhand im Denken und Handeln vieler Menschen gewonnen. Häufig sind sich die Menschen darüber gar nicht im Klaren. Das ist nicht allzu verwunderlich, schließlich geben sich die kollektivistisch-sozialistisch-kommunistischen Ideen heutzutage gar nicht mehr als solche zu erkennen.

Sie kommen mit neuen Namensschildern daher – bezeichnen sich jüngst als Klimapolitik, Anti-Viruspolitik, Lockdown-Politik, „Grüne Politik“, als „Große Transformation“, „Neue Weltordnung“ und „Great Reset“. Hinter all diesen Wortschöpfungen verbirgt sich eine düstere Idee: Die Menschen sollen ihr Leben nicht (mehr) in einem System der freien Märkte organisieren dürfen.

Die Geschicke der Menschen seien vielmehr von zentraler Stelle – einer technokratischen Elite, einem Weltrat, einer Weltregierung – zu steuern und zu lenken. Denn nur so seien die Probleme der Menschheit auf diesem Globus – wie Finanz- und Wirtschaftskrisen, Ressourcenknappheit, Terrorismus, Seuchen, Klimwandel etc. – in den Griff zu bekommen.

Den Staaten (wie wir sie heute kennen) soll noch mehr, unbeschränkte Macht zugeschanzt werden – auf Kosten der Freiheiten von Bürgern und Unternehmern. Die Staaten beziehungsweise diejenigen Sonderinteressengruppen, die sie für ihre Zwecke einspannen, steigen entsprechend zur kaum mehr kontrollierbaren Herrscherkaste auf.

Die Staaten dringen immer stärker und unerbittlicher in alle Wirtschafts- und Gesellschaftsbereiche vor: Erziehung (Kindergarten, Schule, Universität), Gesundheit, Altersvorsorge, Transport, Geld und Kredit, Recht und Sicherheit, Umwelt. Sie bestimmen über kurz oder lang, wer was wann und unter welchen Bedingungen produzieren darf, und wer wann wieviel konsumieren darf.

Beispielsweise ist die „Grüne Politik“ ein zentraler Bestandteil des Great Reset. Sie zielt ab auf eine übereilte, staatlich erzwungene und probibitv teure Abkehr von fossilen Brennstoffen, in deren Folgen die Lebenseinkommen vieler Menschen auf dem Planeten drastisch herabgesetzt werden, die Millionen wenn nicht gar Milliarden von Menschen in Verarmung und Hunger schickt.

*****

Freiheit gibt es nicht umsonst. Sie muss immer wieder neu errungen und bewahrt werden

HIER KLICKEN, um Thorsten Polleits Beitrag zu diesem Thema zu lesen.

*****

III.

Eine große Hürde, die es für die Befürworter der Großen Transformation, des Great Reset, zu überwinden gilt, ist die Nation, der Nationalstaat. Denn Menschen, die sich einer Nationalität verbunden fühlen, werden nur in sehr engen Grenzen bereit sein, noch zentralisierter, als dies national schon der Fall ist, von einer supranationalen Ebene aus regiert zu werden.

Die Befürworter des Great Reset setzen daher auch auf die Auflösung des Nationalstaates, zumindest aber auf seine De-Homogenisierung – vor allem durch politisch induzierte Masseneinwanderung. Dadurch wird, für viele Menschen vermutlich nicht erkennbar, die Demokratie (ob nun verstanden als Selbestimmung oder als Mehrheitsdiktat) verunmöglicht.

Damit eine Demokratie überhaupt funktioniert, muss nämlich ein Mindestmaß an Harmonie und Konsens zwischen den an ihr teilnehmenden Menschen vorherrschen. Das stellt sicher, dass die Mehrheit die Wünsche der Minderheit nicht ganz aus den Augen verliert, die Mehrheit nicht zur unerträglichen Unterdrückungsherrschaft über die Minderheit aufsteigt.

In de-homogenisierten Gemeinschaften, in denen die Werte, Traditionen, Religionen der Menschen stark voneinander abweichen, wird die Demokratie daher auch absehbar zum explosiven Konfliktherd, sie wird die Menschen nicht zusammenbringen, sondern entzweien: Der Kampf um die Mehrheit entbrennt unerbitterlich, und wehe denen, die hier in die Minderheitenposition gelangen!

Wenn sich die De-Homogenisierung der Nationalstaaten durch politisch induzierte Masseneinwanderung Bahn bricht, dann schwindet auch die Bindungswirkung, die die nationale Zugehörigkeit hat, Desorientierung greift um sich, wachsende interne Konflikte machen die Menschen empfänglich für autoritäre, umstürzlerische Heilsversprechen und wahnwitzige Gesellschaftsexperiemente.

Die politisch induzierte Masseneinwanderung in den Vereinigten Staaten von Amerika und nach Europa ist so gesehen kein Zufall, kein Unfall: Sie ist vielmehr eine Folge der Ideen, die im Zuge des Great Reset Verbreitung finden und die mittlerweile auch auf zusehends fruchtbaren Boden fallen, und die auch die Demokratie aus Sicht einer wachsenden Zahl von Menschen diskreditieren.

In ganz ähnlicher Weise wirkt übrigens auch „Wokeness“. Sie zielt darauf ab, Konflikte zwischen den Menschen zu schüren, herbeizuphantasieren, anzuheizen, sie dadurch gegeneinader aufzubringen, ihr friedvolles Miteinander zu verunmöglichen. Feindseeligkeit, Zorn und letztlich Gewalt ersetzen Eintracht, Nächstenliebe und Frieden.

IV.

Hinzu kommt, dass das staatliche Fiatgeldsystem das Leben auf Pump systematisch befördert, vor allem die Verschuldung der Staaten in immer größere Höhen treibt. Es sorgt vor allem auch für chronische Inflation und wiederkehrende, immer schlimmere Finanz- und Wirtschaftskrisen, durch die die breite Bevölkerung systematisch verarmt und in Angst und Schrecken versetzt wird.

Eine unheilvolle Spirale kommt in Gang: Die von den Staaten verursachten Krisen werden von „Experten“ – wie etwa von Politik- und Wirtschaftswissenschaftlern – fälschlicherweise den freien Märkten angelastet; und als „Rettung aus der Not“ werden noch weitreichendere Staatseingriffe propagiert, die das Wenige, was vom freien Marktsystem noch übrig ist, auch noch zerstören.

Und damit wird natürlich unweigerlich auch die westliche Zivilisation zerstört. Und wenn die Menschen das verhindern wollen, dann ist ganz klar, was zu tun ist: Der Staat (wie wir ihn heute kennen) muss auf das Stärkste zurückgedrängt werden, die Menschen müssen (wieder) selbstbestimmt und eigenverantwortlich ihr Leben in freien Märkten führen.

Dazu ist eine Renaissance der Aufklärung notwendig – im Sinne der Aufklärung, die der Königsberger Philosoph Immanuel Kant (1724–1804) gefordert hatte: Die Menschen müssen ihre Vernunft einsetzen, müssen die Feigheit überwinden und den Mut aufbringen, wieder selbst zu denken, sich aus ihrem „geistigen Gängelwagen“ befreien.

Glücklicherweise kann mit menschlicher Vernunft begriffen werden, dass nur das freie Marktsystem den Weg aus der Misere weisen kann, den Zusammenbruch der Zivilisation abwenden und der Menschheit Frieden und Wohlstand bringen kann. Der herausragende Ökonom und Sozialphilisoph Ludwig von Mises (1881 – 1973) hat den Beweis hierfür bereits zu Anfang des 20. Jahrhunderts geführt: Die westliche Zivilisation wird nur überleben, wenn das System der freien Märkte überlebt.

*****

Professor Dr. Thorsten Polleit  war als Ökonom 15 Jahre im internationalen Investment-Banking tätig und danach 12 Jahre im internationalen Edelmetallhandelsgeschäft. Thorsten Polleit ist zudem seit 2014 Honorarprofessor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Bayreuth. Thorsten Polleit ist Autor zahlreicher Aufsätze in referierten Journals, Magazinen und Zeitungen. Seine letzten Bücher sind: „Des Teufels Geld. Der faustische Fiatgeld-Pakt – wie wir ihn kündigen und zu gutem Geld zurückkehren“ (Oktober 2023) und „The Global Currency Plot. How the Deep State Will Betray Your Freedom, and How to Prevent It“ (2023). Die Website von Thorsten Polleit ist: www.thorsten-polleit.comHier Thorsten Polleit auf Twitter folgen.

*****

Hinweis: Die Inhalte der Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Ludwig von Mises Instituts Deutschland wieder.

*****

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Das Ludwig von Mises Institut Deutschland e.V. setzt sich seit Jahren für die Verbreitung der Lehre der Österreichischen Schule der Nationalökonomie ein. Freiheit gibt es nicht geschenkt, sie muss stets neu errungen und erhalten werden. Bitte unterstützen Sie daher das Ludwig von Mises Institut Deutschland mit einer Spende, damit wir uns weiterhin für unser aller Freiheit einsetzen können!

Spendenkonto:

Ludwig von Mises Institut Deutschland e. V.

IBAN: DE68 7003 0400 0000 1061 78

BIC: MEFIDEMM

Merck Finck A Quintet Private Bank (Europe) S.A. branch

Verwendungszweck: Spende

*****

Titel-Foto: Adobe Stock Fotos

Soziale Medien:
Kontaktieren Sie uns

We're not around right now. But you can send us an email and we'll get back to you, asap.

Nicht lesbar? Text ändern. captcha txt

Beginnen Sie mit der Eingabe und drücken Sie Enter, um zu suchen