Die Kollision rot-grüner Illusionen mit der Realität ist schädlich für Mensch und Umwelt

17. Juli 2023 – von Rainer Fassnacht

Rainer Fassnacht

Sucht man nach einem Element, welches die unterschiedlichsten Vorstellungen rot-grüner Politik miteinander verbindet, wird man bei deren Kollision mit der Realität fündig – egal ob es um Energie, Landwirtschaft und Naturschutz oder Wirtschaft geht.

Damit diese Aussage nicht unbegründet am Anfang steht, werden einige Beispiele folgen, welche diese Kollision belegen. Außerdem soll es um die Fragen gehen, worauf diese zurückzuführen ist und welche Eigenheiten der rot-grünen Vorstellungswelt dafür verantwortlich sind.

Rot-grüne Energieillusionen

Bei der Auswahl von mit der Realität kollidierenden Beispielen rot-grüner Energiepolitik hat man die Qual der Wahl: Sollen es die Wärmepumpen sein, die unabhängig von der Immobilie, den Eigentümern, der Verfügbarkeit von Geräten und Handwerkern oder den Kosten installiert werden sollen? Soll der Widerspruch zwischen gleichzeitiger Verringerung des Energieangebots und Steigerung der Nachfrage als Beispiel dienen?

Vielleicht ist die in rot-grünen Kreisen häufig zu hörende Aussage „Wind und Sonne schicken keine Rechnung“ ein schönes Beispiel. Natürlich ist diese Aussage richtig – genauso wie auch die Aussage, dass Atomkern und Kohleflöz keine Rechnung schicken.

Vielleicht ist die in rot-grünen Kreisen häufig zu hörende Aussage „Wind und Sonne schicken keine Rechnung“ ein schönes Beispiel. Natürlich ist diese Aussage richtig – genauso wie auch die Aussage, dass Atomkern und Kohleflöz keine Rechnung schicken.

Rechnungen werden von Menschen gestellt. Das „Ernten“ von Wind- und Sonnenenergie erfordert ebenso wie das von Energie aus Atom- und Kohlekraftwerken erheblichen Aufwand. Diesem Aufwand steht der Energiegewinn gegenüber. Wir können unabhängig von staatlichen Eingriffen (beispielsweise Subventionen oder Privilegierungen beim Errichten von Windkraftanlagen und Solarparks) die Kosten dem Energieertrag gegenüberstellen. Dieses Verhältnis ist bei geringer Energiedichte unvermeidlich schlechter.

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Auch das Argument der externen Kosten greift nicht. Diese entstehen nicht nur bei Atom- und Kohlekraftwerken, sondern auch bei Windkraftanlagen und Solarparks. Kahlschlag im Wald oder Auswirkungen auf das Mikroklima sowie die Insekten- und Vogelfauna gehören dazu.

Bereits 2019 war ich Gast einer Veranstaltung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG), auf welcher ein Referent des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) Besorgniserregendes über die „Wechselwirkungen von Fluginsekten und Windparks“ berichtete. Zu den Erkenntnissen gehörte unter anderem, dass Fluginsekten und Windräder in einem kritischen Moment (der Insektenentwicklung) aufeinandertreffen und die nächsten Insektengenerationen proportional zur Reproduktionsrate betroffen sein werden, das heißt, bei höherer Geburtenrate einer Art im Vergleich zu anderen Arten ist sie stärker vom Ausbau der Windkraft betroffen.

Aktuell – fünf Jahre nach den damaligen „Warnhinweisen“ – erfuhr ich von Ornithologen (Vogelkundlern), dass eine außergewöhnliche Häufung von verlassenen Brutstätten festgestellt worden sei. In den geschilderten Fällen seien die Jungvögel im Nest verhungert, weil der Vogelnachwuchs nicht mehr ausreichend mit Insekten gefüttert werden konnte. Auch Insektenkundler stellen einen starken Anstieg des Rückgangs der Insektenpopulation fest.

Obwohl es neben Windkraftanlagen weitere Faktoren gibt, welche die Häufigkeit von Insekten beeinflussen, ist auffällig, dass NGOs wie beispielsweise der Bund für Umwelt und Naturschutz den Ausbau der Windkraft bei den Gründen für das Insektensterben unerwähnt lassen.

Unabhängig von den Details zeigt das Beispiel, dass keine Energiegewinnung nebenwirkungsfrei oder umsonst zu haben ist. Die Annahme, dass sich der Energiebedarf hierzulande decken ließe mit stark fluktuierenden Erzeugern und unzureichenden Speichermöglichkeiten ohne Auswirkungen auf natürliche Prozesse oder Freiheits- und Wohlstandsverluste, ist eine Illusion.

Rot-grüne Landwirtschaft- und Naturschutzillusionen

Der rot-grüne Blick auf Landwirtschaft und Naturschutz ist sehr idyllisch. Würde man diese Vorstellung auf einem Gemälde darstellen, wären einerseits Kleinbauern mit dem Pferd vor dem Pflug zu sehen und andererseits wilde, (scheinbar) von Menschen unberührte, Natur.

Auch wenn dies Überzeichnet sein mag, es wird deutlich, dass der Mensch nicht als Teil der Natur wahrgenommen wird und moderne Landwirtschaft negativ gesehen wird. Außerdem wird der Widerspruch nicht erkannt zwischen dem Schutz menschengemachter Naturlandschaften, die man erhalten will, und dem Kampf gegen Menschen in der Natur, die man dort nicht wirtschaften oder gar siedeln lassen will.

Es ist bereits einige Jahre her, dass ein Referent des Leibniz-Instituts für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien (IAMO) bei einem Vortrag in Berlin berichtete, dass die Summe der weltweit produzierten Kalorien trotz steigender Weltbevölkerung bislang – rechnerisch – ausreicht. Würde die Produktivität der Landwirtschaft verringert oder würden Flächen, die sich zur landwirtschaftlichen Nutzung eignen, weniger intensiv genutzt (was in Deutschland inzwischen der Fall ist), wäre dies nicht mehr gegeben.

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Natürlich gibt es neben der rechnerischen Kalorienproduktion weitere Faktoren, darunter auch Ernährungsgewohnheiten und Verteilungsfragen, welche mitentscheidend sind, ob Menschen Hunger leiden. Doch bei aller Vorsicht vor solchen Makroperspektiven bleibt es dabei, dass die Nichtnutzung von guten landwirtschaftlichen Böden oder der Verzicht auf moderne landwirtschaftliche Methoden das Nahrungsangebot verringern.

Ein anderes Beispiel ist das Thema Viehwirtschaft. Die Morgenpost berichtete:

… in einem internen Papier des irischen Landwirtschaftsministeriums wird vorgeschlagen, in den kommenden drei Jahren fast 200.000 Kühe zu töten. Die Maßnahme solle dabei helfen, die Klimaziele des EU-Mitglieds zu erreichen.

Diesem Vorschlag liegt eine Sicht zugrunde, welche die Kühe als Erzeuger von Klimagasen sieht. Doch Kühe und andere Weidetiere sind mehr als das. Landfläche, die nicht als Ackerland geeignet ist, kann durch Weidewirtschaft produktiv zur Ernährung beitragen. Die Beweidung von Grünflächen durch Kühe oder andere Weidetiere ist eine Adaption an die örtlichen Gegebenheiten.

Es kommt hinzu, dass menschengemachte Lebensräume – beispielsweise Weideflächen wie Almen oder die Heide – ökologisch ausgesprochen wertvoll und artenreich sein können.  Leider ist die Vorstellung verbreitet, dass Urwald in unseren Breiten, ökologisch wertvoller wäre; diese Vermutung trifft jedoch nicht zu.

Verlassen wir diese Makroperspektiven und werfen kurz noch einen Blick auf das Geschehen aus Sicht der betroffenen Landwirte. Sie kennen die jeweiligen örtlichen Gegebenheiten und richten sich bei ihrer Arbeit danach. Sie haben kein Interesse, unnötige Kosten zu verursachen oder die von ihnen bewirtschafteten Flächen für künftige Generationen unbrauchbar zu machen.

Nun verkünden Politiker, dass die Landwirtschaft – wie alle anderen Gesellschaftsbereiche – transformiert werden müsse. Symbolisch (und teilweise auch real) laufen Bürokraten über das Feld, die Wiese oder durch den Weinberg, um die Einhaltung der am rot-grünen Tisch ersonnenen Regelungen und Pläne zu überwachen. Dies sind extreme Anmaßungen und eine Ausprägung der in jeder Plan- und Kommandowirtschaft auftretenden Wohlstands- und Freiheitsverluste.

Rot-grüne Wirtschaftsillusionen

Das prägende Element rot-grüner Wirtschaftspolitik ist die Überzeugung, dass der Staat nicht mehr „nur“ Rahmenbedingungen setzten und überwachen soll. Die Breite und Tiefe rot-grüner Vorgaben und Eingriffe machen deutlich, dass der Staat als aktiver Mitspieler, teilweise sogar als der „bessere Unternehmer“ gesehen wird.

Das Mikromanagement rot-grüner Politik kennt kein Halten mehr. Es reicht in die Unternehmen ebenso hinein wie in private Haushalte. Die Freiheit, unter Berücksichtigung der vor-Ort-Bedingungen selbst zu entscheiden, welche Prozesswärme- oder Heizenergiequelle die passende ist, oder selbst zu entscheiden, welche Form des Waren- und Personentransports den jeweiligen Gegebenheiten am besten angepasst ist, gehört zunehmend der Vergangenheit an.

Das Mikromanagement rot-grüner Politik kennt kein Halten mehr. … Die Freiheit, … selbst zu entscheiden, … gehört zunehmend der Vergangenheit an.

Ein wesentliches Kennzeichen rot-grüner Wirtschaftsvorstellungen ist der Glaube, dass Plan- und Kommandowirtschaft der richtige Weg ist, um angestrebte Ziele zu erreichen. Diese Vorstellungen ignorieren die Tatsache, dass Ludwig Mises schon 1920 die ökonomischen Ursachen des Scheiterns und die Folgen von Planwirtschaft aufzeigte. Und sie ignorieren die Tatsache, dass auch alle praktischen Versuche mit Planwirtschaft negativ ausgingen – sowohl im Hinblick auf das vorgeblich angestrebte Ziel als auch im Hinblick auf die Situation der Menschen in diesen Gesellschaften.

Fazit

Niemand braucht ein Studium der Wirtschaftswissenschaften, um zu erkennen, dass die Missachtung grundlegender ökonomischer Zusammenhänge ohne negative Auswirkungen nicht zu haben ist. Egal ob es um Energie, Landwirtschaft und Naturschutz oder Wirtschaft geht; Kern der Kollision rot-grüner Politik mit der Realität ist politische Anmaßung von Wissen.

Tatsächlich ist eine freiheitliche und wohlstandsfördernde, umfassende Wissensnutzung nur in arbeitsteiligen Gesellschaften mit freiem Austausch möglich – und nicht in rot-grüner Plan- und Kommandowirtschaft.

Anders ausgedrückt: Ökonomische Gesetzte wirken auch dann, wenn sie missachtet werden. Aus diesem Grund ist die Kollision rot-grüner Illusionen mit der Realität schädlich für Mensch und Umwelt.

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Rainer Fassnacht ist ausgebildeter Kaufmann und studierter Diplom-Ökonom. Er lebt in Berlin und ist Autor des Buchs „Unglaubliche Welt: Etatismus und individuelle Freiheit im Dialog“. Auch in seinen sonstigen, unter anderem vom Austrian Economics Center in Wien veröffentlichten Texten, setzt er sich für die Bewahrung der individuellen Freiheit ein.

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