Das Programm von Marx und Engels wird in Euroland zügig umgesetzt

27. August 2021 – Das Manifest der Kommunistischen Partei und die politische Realität Eurolands im Jahr 2021: Das Programm von Marx und Engels wird zügig umgesetzt

von Andreas Tögel

Andreas Tögel

173 Jahre ist es her, dass zwei Individuen, die nie in ihrem Leben ihr Brot mit ihrer Hände Arbeit verdienen mussten, im Namen des Proletariats ihr berüchtigtes „Manifest“ verfasst haben. Anmaßung pur, weil die Herren Karl Marx und Friedrich Engels ja nie die Nähe von Proletariern gesucht haben, für die sie übrigens auch nichts als Verachtung übrighatten.

Wie dem auch sei, ihre Programmschrift ist es wert, gelesen zu werden. Dies umso mehr, als es ja dieser Tage wieder – besonders in Kreisen selbsternannter intellektueller Eliten – als chic gilt, sich sozialistischen Utopien hinzugeben und ätzende Kritik an Marktwirtschaft und Kapitalismus zu üben. Erst kürzlich hat zum Beispiel Bettina Jarsch, ihres Zeichens Spitzenpolitikerin der Berliner Grünen, aus ihrem Herzen keine Mördergrube gemacht und – frisch von der Leber weg – ihre zutiefst privateigentumsfeindlichen Phantasien geäußert. „Deutsche Wohnen enteignen“ lautet das Motto ihrer eben laufenden Initiative, die auch von Politikern der Partei „Die Linke“ und der SPD unterstützt wird.

Bemerkenswerterweise ist die gebildete Schicht einfältiger als die ungebildete. Die begeistertsten Anhänger des Marxismus, des Nationalsozialismus und des Faschismus waren die Intellektuellen, nicht die Grobiane.

Ludwig von Mises (Die Bürokratie, S. 112)

Wer meint, es handle sich dabei um eine zeitgeistige, der angespannten Situation auf dem Wohnungsmarkt geschuldete Kampagne, irrt. Im Proletarier und Kommunisten betitelten Kapitel II des Kommunistischen Manifests findet sich nämlich ein zehnteiliger Maßnahmenkatalog, dessen Punkt eins wie folgt lautet: „Expropriation des Grundeigentums und Verwendung der Grundrente zu Staatsausgaben.“ Na bitte! So besonders originell sind die von Kadern der Grünen, der Linken und der SPD geäußerten Enteignungsvorstellungen in Wahrheit also nicht. Inwiefern übrigens die Expropriation von privaten Wohnbaugesellschaften einen Beitrag zur (hauptsächlich durch einen massiven Bevölkerungszuzug bedingten) Linderung der Wohnungsnot liefern soll, bleibt wohl für immer das Geheimnis der Protagonisten der Linksparteien, für die der Zusammenhang von Angebot und Nachfrage bis zum heutigen Tag in undurchdringliche Nebel gehüllt zu bleiben scheint.

Was jene Zeitgenossen, die sich der Lektüre des verstaubten Marx-&-Engels´schen Pamphlets bislang nicht hingegeben haben überraschen dürfte, ist, wie viele der Forderungen des „Kommunistischen Manifests“ längst erfüllt sind – und das in der vermeintlich kapitalistischen Hölle des Westens.

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In Punkt zwei des Katalogs wird etwa die Forderung nach der Einführung einer „starken Progressivsteuer“ (mit dem klaren Ziel einer Schädigung und Zerstörung der Bourgeoisie) erhoben. Interessant! Welche politische Partei würde es dieser Tage wohl noch wagen, anstelle dessen eine Proportionalsteuer („Flat Tax“) vorzuschlagen?

An der Verwirklichung der in Punkt drei begehrten „Abschaffung des Erbrechts“ arbeiten die Sozialisten in allen Parteien seit Jahren mit einer Inbrunst, die wahrlich einer besseren Sache würdig wäre. Vorschläge von bis zu 100% Erbschaftssteuern zielen exakt in diese Richtung.

Punkt fünf ist indes längst umgesetzt. Da heißt es: „Zentralisation des Kredits in den Händen des Staats durch eine Nationalbank mit Staatskapital und ausschließlichem Monopol.“ Nun, am Geldmonopol der Zentralbanken zu rütteln, kommt heute nur noch den marktradikalsten Libertären in den Sinn.

Punkt sieben, der die Forderung nach einer „Vermehrung der Nationalfabriken, Produktionsinstrumente…“ erhebt, steht auch anno 2021 zur Debatte. Nicht wenige bedingungslos Staatsgläubige wünschen sich auch heute wieder – allen negativen Erfahrungen zum Trotz – ein starkes direktes Engagement des Staates im Bereich der Unternehmensführung.

Punkt zehn „Öffentliche und unentgeltliche Erziehung aller Kinder…“ kann als erledigt angesehen werden. Auch – und besonders – die in Euroland heute rar gewordenen Liberalen, haben gegen die Kindsverstaatlichung nicht das Geringste einzuwenden.

Rufen wir uns nochmals die Intention in Erinnerung, die dem „Manifest“ zugrundliegt: „Das Proletariat wird seine politische Herrschaft dazu benutzen, der Bourgeoisie nach und nach alles Kapital zu entreißen, alle Produktionsinstrumente in den Händen des Staats, d. h. des als herrschende Klasse organisierten Proletariats, zu zentralisieren…“

Dass das alles natürlich nur zum Wohle des Proletariats geschehen soll, versteht sich von selbst. Dass es allerdings bestimmter Fähigkeiten, Kenntnisse und charakterlicher Qualitäten bedarf, um einen Wirtschaftsbetrieb dauerhaft erfolgreich zu führen; dass es alles andere als gleichgültig ist, ob ein Betrieb von einem für seine Handlungen und Unterlassungen auch mit seinem eigenen Vermögen voll haftbaren Unternehmer geführt wird, oder von einem bestellten und entlohnten Kollektiv; dass bei einer vollständigen Kollektivierung sämtlicher Produktionsmittel notwendigerweise jene Preissignale fehlen, die eine optimale Ressourcenallokation überhaupt erst ermöglichen; all das wird von linken Phantasten vollständig ausgeblendet, die ihren von der Realität gnadenlos als unsinnig vorgeführten sozialistischen Wunschbildern bis heute unbeirrt und absolut erkenntnisresistent nachjagen.

Nach rund 25 seit der Oktoberrevolution durchwegs fulminant gescheiterten Versuchen, den Sozialismus als Erfolgsmodell zu präsentieren, wird auch dem unter den Aufhängern „Klimakrise“  oder „Great Reset“ laufenden Experiment kein Erfolg beschieden sein. Traurig für diejenigen, die dadurch – nicht nur wirtschaftlich – schweren Schaden nehmen werden. Und das werden sehr viele sein.

Zusammenfassend bleibt festzustellen, dass mehr als die Hälfte der von Marx und Engels in ihrem Manifest erhobenen Forderungen inzwischen vollständig oder zumindest teilweise verwirklicht sind. An eine Rückabwicklung ist in keinem einzigen Punkt gedacht. Angesichts dessen leben wir in Euroland – erschreckend, dass nur eine kleine Minderheit diese Einsicht teilt – unter einem zentralistischen, Individualrechte und privates Eigentum mit Füßen tretenden, semikommunistischen Bürokratenregime. Das ist ein bemerkenswerter postumer Erfolg der Genossen Marx und Engels.

Von der jüngst lancierten Initiative der EU-Kommission, ein „Vermögensregister“ einführen zu wollen, wären die beiden Herren mit Sicherheit begeistert gewesen. Unter dem Vorwand, die Geldwäsche bekämpfen zu wollen, wollen die Brüsseler Bürokraten sich einen lückenlosen Überblick über sämtliche Vermögenswerte verschaffen, die den Insassen der Union gehören. Von der Registrierung zur Konfiskation ist es dann nur noch ein kleiner Schritt. Immerhin phantasieren ja nicht wenige schon seit Jahren über Vermögensabgaben.

Wer sich – angesichts der weit fortgeschrittenen Verwirklichung der im „Manifest der Kommunistischen Partei“ erhobenen Forderungen – auch heute noch über turbokapitalistische Umtriebe, Ausbeutung und Unterdrückung des Proletariats beklagt, sollte dringend seine Prämissen überprüfen.

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist gelernter Maschinenbauer, ausübender kaufmännischer Unternehmer und überzeugter “Austrian”.

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Hinweis: Die Inhalte der Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Ludwig von Mises Instituts Deutschland wieder.

Titel-Foto: Adobe Stock

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