Buchbesprechung „ARES“. Oder: Wenn es der deutsche „Deep State“ mit den Geheimdiensten anderer Staaten zu tun bekommt

25. Januar 2021 – von Andreas Tiedtke

Andreas Tiedtke

In dem vierten Roman ihrer Romanserie „Kein Fall für Carl Brun“ mit dem Titel ARES lässt es Monika Hausammann, alias Frank Jordan, den Drahtziehern politischer Machtspiele dämmern. In einem Europa, das gebeutelt ist durch sichtbare und unsichtbare Erschütterungen, kommt es zu politischen Anschlägen, um politische Anschläge zu verhindern. Was ist echt, was ist Propaganda, und was „False Flag“?

Der Roman ARES spielt in einem Europa, das sich noch nicht erholt hat von einer erst kürzlich vorübergegangenen Virus-Pandemie und den umfangreichen Beschränkungen der Grundfreiheiten durch Zwangsmaßnahmen seitens der Regierungspolitiker. Bemerkenswert ist hier, dass der Vorgängerroman „Das Attentat“ (2019), der in den Zeiten einer Virus-Pandemie spielt und auch die damit einhergehenden staatlichen Zwangsmaßnahmen thematisiert, deutlich vor der aktuellen Corona-Krise geschrieben wurde. Der Virus-Krise gingen im Europa des Romans schon diverse Finanzkrisen voraus, die Wirtschaft besteht nunmehr zu einem wesentlichen Teil aus „Zombie-Unternehmen“, die durch Gelddrucken, Steuergelder und Regulierung künstlich am Leben gehalten werden, und zu einem anderen wesentlichen Teil aus Groß-Konzernen, die die staatliche Zwangsmacht dazu instrumentalisieren, ihnen die kleinere und mittlere Konkurrenz vom Halse zu halten. Die Staatsmacht und die staatsnahen Organisationen breiten sich immer weiter aus, während das einfache Volk gegeißelt wird von Inflation, hohen Zwangsabgaben, kaum noch zu finanzierenden Lebenskosten und zahllosen Beschränkungen der Handlungsfreiheit. So etwa sieht die europäische Roman-Kulisse aus, die den Hintergrund in Hausammanns ARES bildet. Zum Glück gibt es so etwas nur in der Roman-Erzählung!

Die Erzählung beginnt mit einem Blick hinter die Kulissen einer militärischen Geheimoperation, die derart geheim ist, dass nicht einmal der Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland davon etwas wusste. Insgeheim werden an zahlreichen Standorten in Europa Militärbasen angelegt und durch ein undurchsichtiges Netzwerk von NGOs, Banken und europäischen Finanzinstitutionen finanziert.

Zeitgleich wird der Fokus auf ein junges Pärchen gerichtet, eine junge, attraktive Frau, die ein DJ-Star ist, in den Mit-Zwanzigern, und ihr Tour-Manager, ein ehemaliger Drogen-Boss, beide aus einem Viertel Marseilles‘ mit überwiegend arabisch-stämmiger Bevölkerung. Welche Rolle diese beiden Hauptdarsteller spielen, möchte ich an dieser Stelle nicht vorwegnehmen, da dies sehr lange im Ungewissen bleibt.

Ebenso zu dieser Zeit werden dem Schweizer NDB (Nachrichtendienst des Bundes) inoffiziell aus den Reihen des deutschen BNDs (Bundesnachrichtendienst) mitgeschnittene Daten aus Handy-Kommunikationen zugespielt, die auf ein womöglich terroristisches Ereignis in Basel hindeuten. Daraufhin reaktivieren die Schweizer den Agenten Carl Brun, den Roman-Helden der Serie, der ein Team zusammenstellt, um der Sache in Berlin auf den Grund zu gehen.

Der gerade erst inthronisierte deutsche Bundeskanzler wird sodann in seiner Rolle geschildert, die der einer Marionette entspricht, die von Hintermännern in Stellung gebracht wurde, welche auch über andere politische Akteure ihre Hand halten. Dieser „Grüß-August-Kanzler“ bekommt nach und nach Wind von den Machenschaften des „Deep State“ abseits der offiziellen Politik, was ihn jedoch nicht dazu bringt, sein „politisches Gewicht“ dagegen zu stemmen, sondern ihn vielmehr ambitioniert, auch Teil der „großen Politik im Hintergrund“ jenseits der öffentlichen Medien zu werden.

Die Protagonisten des Romans sind Schweizer Geheimagenten, Schweizer Politiker und der israelische Geheimdienst, auf der Gegenseite stehen deutsche Spitzenpolitiker, der BND und diverse Staats-Hybride, also als „privat“ getarnte Organisationen und Personen, die über das Gewalt- und Geldmonopol des Staates unterstützt, finanziert und geschützt werden. Das erinnert daran, dass auch heute zahlreiche NGOs eigentlich als GSOs (Government Supported Organisations) bezeichnet werden müssten, da sie neben direkten Zuwendungen aus Fördertöpfen oftmals noch weitere Vorteile und Privilegien eingeräumt bekommen, beispielsweise in steuerlicher oder medialer Hinsicht.

Die Handlung ist durchwegs spannend und gegen Ende hin konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen. Ohne hier den Plot vorwegzunehmen: Deep State und Staats-Hybride planen weitergehende Einschränkungen der persönlichen Freiheiten der Bürger, teils um vergangene Missstände zu vertuschen, die sich künftig auswirken würden, wie etwa Gelddrucken und Bankenrettungen, teils um ihre Machtpositionen zu erweitern und zu festigen. Manche Menschen verwundert es in Bezug auf Macht, dass Macht für andere Menschen nicht lediglich ein Mittel darstellt, sondern selbst letzter Zweck zu sein scheint; Macht um der Macht willen. Praxeologisch ist das erklärbar: Der letzte Zweck einer Handlung ist immer ein psychischer, nämlich die Verminderung der Unzufriedenheit. Und was die Unzufriedenheit eines Menschen vermindert, hängt von seinen Einstellungen und Überzeugungen ab, also von seinem Charakter. Ein Mensch, dessen Unzufriedenheit durch mehr Macht vermindert wird, muss charakterlich so eingestellt sein, dass es ihn zufriedener macht, wenn er andere Menschen gegen deren Willen zu etwas zwingen kann, ihnen also befehlen und verbieten kann. Ein Blick in die Medien zeigt, dass solche Menschen gar nicht so rar gesät sind beziehungsweise sie besonders die Öffentlichkeit zu suchen scheinen.

Im Übrigen bemerken die Gegenspieler der Romanhelden durchaus, dass es vielen Menschen gar nicht hart genug sein kann im Hinblick auf Einschränkungen der persönlichen Freiheiten, wie die in dem Vorgänger-Roman dargestellte Virus-Krise gezeigt hat. „Der eiserne Ring des Freiheitsverlustes“, denkt sich der Roman-Bundeskanzler, „der sich unbarmherzig zusammenzog, würde in der Panik wie schon in der vorhergehenden Krise für die Sorge des Staates gehalten, die verordnete Enge für Rettung und Schutz, …, während die Einsicht, dass in Wahrheit die Umstellung von Freiheit auf Unterdrückung und Massenhaltung vollzogen wurde, sich erst viel später durchsetzen würde“. Der Roman-Kanzler erinnert sich an das Verhalten vieler Menschen bei vorangegangen Einschränkungen der Freiheiten: „… keiner hat ernsthaft Lärm gemacht … die Leute haben ja geradezu um den Befehl, sich selbst einkerkern zu dürfen, gebettelt.“

Ja, man kann fast sagen, der Roman-Kanzler geht in zynischer Art und Weise geradezu von einem Bedürfnis der Menschen nach Misshandlung aus, einer Art „Masochismus der Masse“, den einer befriedigen müsse in einer Demokratie. Und es macht ihm kein schlechtes Gewissen, wenn er derjenige ist, bevor es ein anderer tut. „Die [Bürger] werden seit einem Jahrzehnt von denselben Leuten und in sämtlichen zukunfts- und wohlstandsrelevanten Fragen belogen, beschissen, enteignet und beleidigt, die ihnen heute sagen, diesmal sei wirklich alles zu ihrem Besten – und sie glauben ihnen immer noch und wählen wie verrückt, wenn man sie lässt.“

Die Schweizer Protagonisten sind daran interessiert, letzte Reste persönlicher Handlungsfreiheit zu konservieren, wenn auch nur für eine Zeit lang. Sie machen sich nicht vor, dass sie alleine den „Zug in die Unfreiheit“ aufhalten könnten; aber in jedem Fall haben sie sich vorgenommen, einen False-Flag Anschlag zu verhindern, der dazu dient, durch die Hintertür eines „gesteigerten Sicherheitsbedürfnisses“ den Deep State weiter zu expandieren und neue Staats-Hybride zu etablieren. Da den Helden im Roman die Zeit davonläuft, schrecken sie ebenso wenig vor „drastischen Maßnahmen“ zurück wie ihre Gegenspieler.

Die Zeit nach der Pandemie ist im Roman ARES eine Zeit der politischen Attentate und der False Flag Operationen. Dabei fällt in dem Buch einem Nebendarsteller auf, dass sich bereits einige Zeit vorher die Sicherheitsbedürfnisse verändert haben: „Klassischen Objekt- und Personenschutz, wie man ihn über Jahre praktiziert hat, gibt es außer im Showbusiness nicht mehr. … Personen- und Objektschutzeinsätze sind heute Kommandounternehmen. Entsprechend sind die Anforderungen an die Ausbildung der Leute, die ihn gewährleisten sollen: Aufstandsbekämpfung, Scharfschützentraining, psychologische Kriegsführung …“ Dies scheint Parallelen zur realen Entwicklung aufzuweisen. So beschreibt der Ökonom Jörg Guido Hülsmann in seiner Mises-Biographie, dass der österreichische Kaiser Franz Joseph (1830 – 1916) regelmäßig vom Wiener Hofburgtheater zu seinem Schloss Schönbrunn im Wiener Außenbezirk nur in einer Kutsche fuhr. Jedermann konnte sich der Kutsche nähern und seinen Hut zum Gruß erheben. Dies sei etwas, so Hülsmann, was man sich heute kaum noch vorstellen könnte.[1]

Für den Normalbürger, der nicht geheimdienstlich informiert ist, ist ein Blick hinter die Kulissen nicht möglich. Ihm bleibt verborgen, wer die Drahtzieher hinter dramatischen Vorfällen sind, und er hat die Möglichkeiten, die von den Leitmedien angebotene Deutung des Geschehens zu akzeptieren oder sich auf Internet-Plattformen „alternativ“ zu informieren; wobei er im Hinblick auf die Internetplattformen es mit drei Schwierigkeiten zu tun hat: Erstens werden solche alternativen Informationsquellen von den Leitmedien oftmals als Verbreiter von „Verschwörungstheorien“ dargestellt, was viele Bürger in eine Ecke rückt, in der sie nicht stehen möchten. Zweitens hat der Bürger kaum Möglichkeiten, diese Verschwörungstheorien seinerseits zu überprüfen, weil ihm der unmittelbare Zugang zu Zeugen und Beweismitteln fehlt. Und drittens werden solche Internet-Quellen nunmehr verstärkt zensiert, sodass er sie überhaupt nicht mehr zu sehen bekommt. Zensiert heißt, es wird nicht in einem Strafprozess geklärt, ob der „alternative Berichterstatter“ jemanden verleumdet oder beleidigt hat oder sonst eine Straftat begangen hat, sondern es wird bereits im Vorfeld, vor einem Prozess die verbreitete „Nachricht“ oder Spekulation als unzulässig angesehen und gelöscht.

Warum manche Menschen Verschwörungstheorien interessant finden, mag daran liegen, dass die Menschen die Anreize erkennen, die ein Geldmonopol und politische Macht schaffen. Doch ist es nötig, sich deswegen mit Verschwörungstheorien zu beschäftigen, oder scheint es nicht angebracht, sich damit zu beschäftigen, wie diese Anreize verringert oder beendet werden können? Ludwig von Mises (1881 – 1973) hat in seinen Werken wissenschaftlich begründet, dass das Geldmonopol und politischer Interventionismus den Menschen im freiwilligen Austausch behindern und die Harmonie in der Gesellschaft in einer „Interventionsspirale“ zerstören. Das sind Umstände, die sichtbar sind und nicht „im Verborgenen“ liegen. Und es sind Umstände, die prinzipiell änderbar sind.

Wie dem auch sei, die Neugier, zu erfahren, was hinter den Kulissen vor sich gehen könnte, ist bei vielen Menschen vorhanden. Und im Roman ARES von Monika Hausammann wird dem Leser ein „Blick hinter die Kulissen“ gewährt. Ein fiktiver Blick naturgemäß, dafür ein sehr spannender! Unbedingte Leseempfehlung!

[1] (Hülsmann, 2007, S. 23)

Dr. Andreas Tiedtke ist Rechtsanwalt und Unternehmer.

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Hinweis: Die Inhalte der Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Ludwig von Mises Institut Deutschland wieder.

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