Marxismus in Afrika: Warum so viele afrikanische Volkswirtschaften nach der Unabhängigkeit gescheitert sind
9. November 2020 – von Eric Coffie
Ich bin mir bewusst, dass der Tod die Fackel, die ich in Ghana und Afrika entzündet habe, niemals auslöschen kann. Noch lange, nachdem ich tot und gegangen bin, wird das Licht weiter brennen und in die Höhe getragen werden, um allen Menschen Licht und Führung zu geben.
Dr. Kwame Nkrumah
Der 21. September ist der Geburtstag von Kwame Nkrumah, Afrikas marxistischem Revolutionär und erstem Präsidenten der Republik Ghana. Der Tag wird in Ghana als gesetzlicher Feiertag begangen, um an die bedeutende Rolle zu erinnern, die Nkrumah bei der Befreiung der Goldküste von der Kolonialherrschaft gespielt hat. Nkrumah wurde am 21. September 1909 in Nkroful, in der damaligen britischen Goldküste, als Sohn eines Goldschmieds geboren. Nach seinem Abschluss am Achimota College im Jahr 1930 reiste er in die Vereinigten Staaten, um an der Lincoln University und der University of Pennsylvania seinen Master-Abschluss zu machen, wo er von marxistischen Ideologien und panafrikanistischen Ideen und insbesondere von Marcus Garvey, dem schwarz-amerikanischen, nationalistischen Führer der 1920er Jahre, beeinflusst wurde. Schließlich bezeichnete Kwame Nkrumah sich selbst als Sozialist und Marxist, als einen führenden Verfechter des afrikanischen Sozialismus, dem Ableger des Panafrikanismus.
Ende 1947 kehrte er auf Einladung der United Gold Coast Convention (UGCC), der ersten politischen Partei in Ghana, zurück. Nkrumah diente als Generalsekretär der Partei, doch aufgrund seiner marxistischen Tendenzen löste er sich von der konservativen UGCC-Partei und gründete seine eigene sozialistische, politische Partei, die Convention People’s Party (CPP), die 1951 die allgemeinen Wahlen gewann. Kwame Nkrumah wurde 1960 Premierminister von Ghana und später Präsident der neuen Republik. Er wurde 1962 mit dem Lenin-Friedenspreis ausgezeichnet. Nkrumah gründete zahlreiche staatliche Unternehmen, leitete den Bau eines riesigen Staudamms zur Erzeugung von Wasserkraft ein, baute Schulen und Universitäten und unterstützte Befreiungsbewegungen in afrikanischen Kolonien, die ihre Unabhängigkeit noch nicht erreicht hatten.
Angesichts von Wirtschaftskrisen, die vor allem durch seine marxistische Wirtschaftspolitik verursacht wurden, schlug Nkrumah 1964 als Lösung eine Verschärfung der Regierungskontrollen vor. Er erklärte Ghana zu einem kommunistischen Einparteienstaat – mit ihm selbst als Präsident auf Lebenszeit. Nkrumah wurde beschuldigt, aktiv einen Kult um seine eigene Person (Nkrumahismus) zu fördern, was schließlich 1966 zu seinem Sturz durch einen Militärputsch führte. Er starb in Bukarest, Rumänien, nach sechs Jahren im Exil in Guinea im Alter von 62 Jahren. Im Jahr 2000 wurde Nkrumah von den BBC-Hörern zu Afrikas „Mann des Jahrtausends“ gewählt, als ein „Held der Unabhängigkeit“ und ein „internationales Symbol der Freiheit als Führer des ersten afrikanischen Landes, das die Ketten der Kolonialherrschaft abschüttelt“.
„Nkrumah ging es wirklich in erster Linie um das Wohl der Nation“, stellte der deutsche Politologe Christian Kohrs fest, aber der Weg, den er wählte, war gefährlich für ihn selbst und für die Menschen im unabhängigen Afrika. Wie Nkrumah schlugen auch viele andere afrikanische Führer – unter anderem Julius Nyere aus Tansania, Modibo Keita aus Mali, Léopold Senghor aus Senegal und Sékou Touré aus Guinea – im Kampf um die Unabhängigkeit Afrikas den sozialistischen Weg ein. Dies führte zum Aufstieg von Despoten und einer Reihe von Militärputschen in den meisten afrikanischen Ländern und hatte verheerende Auswirkungen auf das soziale und wirtschaftliche Leben Afrikas. Obwohl sich einige dieser afrikanischen Sozialisten nicht wie Nkrumah dem Marxismus anschlossen, unterschied sich ihre Art des Sozialismus nicht von den kollektivistischen Prinzipien des Marxismus. Senghor zum Beispiel behauptete, dass „Afrikas sozialer Hintergrund des Lebens in Stammesgemeinschaften nicht nur den Sozialismus für Afrika natürlich macht, sondern auch die Gültigkeit der Theorie des Klassenkampfes ausschließt“. Oberflächlich betrachtet mag der Sozialismus für das afrikanische Stammesgemeinschaftsleben natürlich erscheinen, wie für viele andere Volkswirtschaften der Welt, aber laut dem in Amerika lebenden ghanaischen Ökonomieprofessor George Ayittey „hat Afrika eine lange Geschichte freier Marktwirtschaften, die bis in vorkoloniale Zeiten zurückreicht“.
Joseph Schumpeter zufolge ist der Marxismus eine Art Religion, bei der Güter von einem allwissenden Staat an die Gläubigen verteilt werden. Dies unterscheidet sich vom Kapitalismus, bei dem jedes Individuum in einer Gesellschaft als absoluter Selbstzweck betrachtet wird. Der Marxismus basiert wie Nazismus, Faschismus, Tribalismus, Kommunismus und alle anderen sozialistischen Theorien des Nationalismus auf dem Prinzip des Kollektivismus, der sich über die freien Entscheidungen des Einzelnen hinwegsetzt. Nur der Kapitalismus ermöglicht es dem Einzelnen, frei zu sein und seine Interessen zu verfolgen, die am Ende dem Gemeinwohl dienen.
Die brutale Ablehnung des Kapitalismus zugunsten des Sozialismus durch afrikanische Politiker bei der Unabhängigkeit war weitgehend auf ein tief verwurzeltes Missverständnis zurückzuführen, das Kapitalismus mit Kolonialismus gleichsetzt. Tatsächlich, so Lenin, sei der Kapitalismus die Fortsetzung von Kolonialismus und Imperialismus. Aus diesem Grund wollten die afrikanischen Führer zur Zeit der Unabhängigkeit nichts mit dem Kapitalismus zu tun haben. Nkrumah sagte zum Beispiel: „Wir brauchen den Sozialismus, um die Imperialisten abzuwehren“. Und Nyere sagte: „Der Kapitalismus fördert individuelles Erwerbsstreben und Wettbewerb. Das wollen wir nicht. Wir brauchen den Sozialismus“. Dies veranlasste die afrikanischen Führer, die sozialistische Ideologie des Marxismus zu übernehmen. Damit meinen sie den vollständigen Besitz aller Produktionsmittel durch den Staat. Am Ende war das sozialistische Experiment ein wirtschaftlicher Misserfolg.
Wahnsinn soll die Unfähigkeit sein, Ursachen und Wirkungen in Beziehung zu setzen. Wo immer der Marxismus/Sozialismus praktiziert wurde, bedeutete er für die Mehrheit Sklaverei und Tod. Es ist keine Überraschung, dass der Marxismus in Afrika ebenso wie in vielen anderen Nationen gescheitert ist. Im Laufe der Geschichte hat es viele Beweise dafür gegeben, dass der Kapitalismus funktioniert und der Sozialismus ein Fehlschlag ist. Die Folgen des Sozialismus sind Armut und Tyrannei. Trotz all dieser Misserfolge und Gräueltaten, die unter dem Nationalsozialismus von marxistischen Diktatoren begangen wurden, gibt es eine Mehrheit, die immer noch glaubt, der Sozialismus sei der Weg zu sozialem und wirtschaftlichem Wohlstand in Afrika. Die Wahrheit ist, dass es beim Sozialismus nicht um Wirtschaft geht. Im Sozialismus geht es um Wettbewerb um politische Macht, der zur Zerstörung von Reichtum und Wohlstand führt.
Leider steht Afrika derzeit aufgrund der politischen Ideologien seiner Gründerväter, die von antikapitalistischen Intellektuellen im Westen, insbesondere in den Vereinigten Staaten, gelernt wurden, weitgehend unter dem Einfluss des Marxismus. Während ich diesen Artikel schreibe, verhungern viele afrikanische Nationen und sind massiv verschuldet aufgrund sozialistischer Programme, die von ihren Regierungen verfolgt werden. Nach Angaben der Weltbank leben immer noch 416 Millionen Afrikaner in extremer Armut, 210 Millionen davon in fragilen und von Konflikten betroffenen Ländern. Die Entwicklungspartner Afrikas sind nach wie vor der Meinung, die Lösung für diese Herausforderungen sei eher politischer als wirtschaftlicher Natur, weshalb sie weiterhin Geld zur Unterstützung großer Regierungsprogramme in Afrika bereitstellen, um Armut und soziale Ungerechtigkeit zu verringern. Die einzige wirkliche Lösung für die seit langem bestehenden Herausforderungen Afrikas ist wirtschaftliche Freiheit. Afrika braucht immer weniger staatliche und mehr kapitalistische Kontrolle der Wirtschaft. Dies wird den Wettbewerb um politische Macht unattraktiv machen und den Menschen mehr Freiheit geben, ihr Recht auf individuelle Initiativen auszuüben. Das ist der einzige Weg zu Frieden und Wohlstand.
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Der Originalbeitrag mit dem Titel Marxism in Africa: Why So Many African Economies Failed after Independence ist am 4.11.2020 auf der website des Mises-Institute, Auburn, US Alabama erschienen.
Eric Coffie ist Gründer und Präsident des Economic Freedom Institute in Ghana.
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Hinweis: Die Inhalte der Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Ludwig von Mises Institut Deutschland wieder.
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