Herbert Marcuse: Der Philosoph hinter der Ideologie der Antifa
14. September 2020 – von Tyler Brandt und Jon Miltimore
In unserem letzten Artikel über den Faschismus haben wir versprochen, den philosophischen Wurzeln der Antifa nachzugehen, um besser zu verstehen, wieso sie faschistische Taktiken im Kampf gegen eben diesen rechtfertigt. Die faschistischen Tendenzen der Antifa zeigen sich schon bei oberflächlichem Hinschauen. Eine genauere Betrachtung entlarvt die vollständige bankrotte Ideologie dieser Bewegung.
Faschismusdefinition
Es ist nicht leicht, Faschismus zu definieren. 2016 schrieb Merriam-Webster, dies sei der meistgesuchte Begriff in ihrem Online-Lexikon. Dafür gibt es einen Grund: Niemand weiß, was dieser Begriff wirklich bedeutet.
Selbst Akademiker sind sich darüber nicht einig.
„Faschismusforscher sind sich nicht einig darüber, was ‚Faschismus‘ bedeutet“, bemerkte der Atlantic, „genau so wenig wie faschistische Forscher.“
In einem Punkt sind sich die Forscher jedoch einig. Zum Kern des Faschismus, der Teil praktisch jeder Definition ist, gehört die Unterdrückung politischer Gegner und der Einsatz ‚erlösender Gewalt‘ gegen ideologische Gegner, um die eigene Macht und den eigenen Einfluss auszudehnen. Da die Antifa regelmäßig Einschüchterung und Gewalt einsetzt, um ihre politischen Gegner daran zu hindern, Versammlungen abzuhalten, und diese Taktik als legitimes Mittel sieht, um ihre Ziele zu erreichen, sollten ihre faschistischen Tendenzen offensichtlich sein.
Den meisten ist dieser Zusammenhang klar – der Antifa selbst und einigen linken Akademikern anscheinend nicht. Die intellektuelle Grundlage derer, die die faschistischen Tendenzen der Antifa leugnen, bilden die Schriften Herbert Marcuses – des Vaters der neomarxistischen Philosophie.
Marcuse ist sinnlos
Herbert Marcuse war ein deutsch-amerikanischer Philosoph, Soziologe und Politiktheoretiker.
Er wurde 1898 in Berlin geboren, 1916 im Alter von 18 Jahren ins kaiserliche Heer eingezogen, und nahm später am Spartakusaufstand teil. Nach dem Krieg erhielt er seinen Doktor der Philosophie von der Universität Freiburg, wo er danach weiter studierte (und mit Martin Heidegger einen Artikel über Hegel schrieb), bevor er schließlich 1933 zum Institut für Sozialforschung wechselte.
Am Institut für Sozialforschung – heute besser bekannt als Frankfurter Schule – veröffentlichte er einige Arbeiten über Marx, die sich vom marxistischen Schwerpunkt Arbeit und Klassenkampf abwandten, und entwickelte seine umstrittene Philosophie der kritischen Theorie.
Die Definition der kritischen Theorie lautet ‚ein philosophischer Ansatz der Kultur, insbesondere der Literatur, der die sozialen, historischen und ideologischen Kräfte konfrontieren möchte, die sie erzeugen und einschränken‘.
Das mag harmlos klingen, aber tatsächlich handelt es sich bei der kritischen Theorie um eine seichte Analyse von Politik, Geschichte, Kunst und Gesellschaft vor dem Hintergrund der Machtdynamik. Sie teilt die Welt in Unterdrücker und Unterdrückte ein, und besteht darauf, dass die Unterdrückten ‚gut‘, und die Unterdrücker ‚böse‘ seien.
In einem Artikel für Quilette beschreibt Uri Harris die kritische Theorie wie folgt:
[Die Väter der kritischen Theorie] glaubten, sie würden ein genaueres Weltbild erhalten, wenn sie die verzerrenden Effekte der Macht auf gesellschaftliche Werte identifizieren. Und wenn die Menschen die Dinge erkennen, wie sie wirklich sind, würden sie sich befreien. Sie gingen davon aus, dass ‚Theorie‘ immer dem Interesse bestimmter Menschen nützt. Traditionelle Theorie würde automatisch immer den Mächtigen nützen, da sie nicht machtkritisch sei, während kritische Theorie automatisch den Machtlosen diene, da sie die Interessen entlarvt.
Kritische Theorie in der Praxis
Marcuse wendet seine Theorie 1965 in seinem Essay ‘Repressive Tolerant’ – einem Meisterwerk des Neusprech – an, in dem er die Ansicht vertritt, dass Meinungsfreiheit und Toleranz nur nützlich sind, wenn sie unter den Bedingungen absoluter Gleichheit existieren. Wenn es Machtunterschiede gibt (also immer), nützt Meinungsfreiheit nur den Mächtigen.
Er nennt Toleranz bei gleichzeitiger Existenz von Ungleichheit ‚repressiv‘ und ist der Meinung, dass sie die politische Agenda behindere und die weniger Mächtigen unterdrücke.
Um dem entgegenzuwirken, verlangt Marcuse eine ‚befreiende Toleranz‘, die die Mächtigen unterdrückt und den Machtlosen hilft. Er erklärte, befreiende Toleranz würde „Intoleranz gegenüber rechten Bewegungen und Toleranz gegenüber linken Bewegungen bedeuten.“
Wer die Welt nur durch die trübe Linse der Machtdynamik betrachtet, sieht nichts anderes als Konflikte, und sieht den Gewalteinsatz als einziges Mittel zur Herstellung von Gleichheit. Das bedeutet im Wesentlichen, dass die Schwachen (‚die Linken‘) keine Verbrechen begehen können, weil sie von sich aus ‚gut‘ sind, und die Mächtigen (‚die Rechten‘) wegen ihrer vorgeblichen Machtposition stets Unterdrücker sind, egal was sie tun.
So kommt Marcuse zu der Aussage, dass „was heutzutage als Toleranz verstanden und praktiziert wird, meist der Sache der Unterdrücker dient.“
Marcuse gibt offen zu, dass seine befreiende Toleranz „undemokratisch erscheint“, aber er rechtfertigt den Einsatz von „Repression und Indoktrination“, um die Sache der „subversiven Mehrheit“ voranzutreiben.
Das bedeutet, dass es bei der Entwicklung der subversiven Mehrheit keine Einschränkungen geben sollte. Wenn sich ihnen organisierte Repression und Indoktrination in den Weg stellen, so dürfen sie undemokratische Mittel einsetzen. Diese schließen die Abschaffung der Rede- und Versammlungsfreiheit für Gruppen und Bewegungen ein, die für aggressive Politik, Bewaffnung, Chauvinismus oder Diskriminierung wegen Rasse und Religion sind, oder die gegen die Ausweitung der öffentlichen Dienste, der Sozialversicherung, der Krankenversicherung usw. sind. Außerdem wird Gedankenfreiheit erst wieder möglich sein, wenn neue, strenge Einschränkungen für Schulen und Lehrinstitute gelten, in deren Natur es liegt, die Grenzen von Diskurs und Verhalten zu schaffen.
Es ist offensichtlich, dass es Anhängern der Philosophie Marcuses sehr leicht fällt, faschistische Taktiken im Kampf gegen den Faschismus zu rechtfertigen.
Der Marcuse’schen Logik folgend muss die Antifa Intoleranz, Aggression, Zwang und Einschüchterung einsetzen, um die ihrer Meinung nach ‚unterdrückerische patriarchale kapitalistische Gesellschaft‘ zu unterwandern. Da sie die Schwachen sind, nützen ihnen Dialoge und Debatten nichts.
Sie können die Zustände nur mit Gewalt und Drohungen verändern, die durch ihr Ziel voll gerechtfertigt sind. Es handelt sich um eine kranke Philosophie, die zu kranken Handlungen führt. Ein Beispiel dafür ist das Werfen von mit Urin und Kot gefüllten Ballons auf die Polizei, wie es die Antifa in Portland gemacht hat, um Forderungen an die örtliche Politik Nachdruck zu verleihen.
Der Kreis schließt sich
Eines hat Marcuse natürlich vergessen. Wenn die Unterdrückten gut sind und ‚Repression und Indoktrination‘ einsetzen, um die Machtverhältnisse zu ändern, werden sie dann nicht selbst zu Unterdrückern?
Wenn die Antifa also wirklich die Unterdrückten vertritt und mit Gewalt an die Macht gelangt – werden sie dann nicht zu genau dem Bösen, das sie zuvor bekämpft haben? Die Machtverhältnisse zu ändern bedeutet, dass die Unterdrückten nun zu Unterdrückern werden – einem endlosen Machtkampf, einem wahrhaft marxistischen Konzept.
Marcuse, die Antifa und andere Neomarxisten sollten an Friedrich Nietzsches Worte denken:
Hüte dich davor, selbst zum Monster zu werden, wenn du gegen Monster kämpfst. … Wenn du lange genug in den Abgrund blickst, blickt der Abgrund irgendwann zurück.
Das ist die Wurzel der modernen antifaschistischen Ideologie. Wer ihre philosophischen Grundlagen versteht, weiß, warum die Antifa und andere glauben, sich wie Faschisten benehmen zu dürfen, während sie diese vorgeblich bekämpfen.
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Aus dem Englischen übersetzt von Florian Senne. Der Originalbeitrag mit dem Titel Herbert Marcuse: The Philosopher Behind the Ideology of Antifa ist am 1.2.2019 auf der website der Foundation of Economic Education erschienen.
Tyler Brandt ist Senior Associate Editor bei der Foundation for Economic Education. Er ist Absolvent der UW-Madison mit einem B.A. in Politikwissenschaft.
Jonathan Miltimore ist Managing Editor Foundation for Economic Education. Seine Beiträge sind im TIME Magazine, The Wall Street Journal, CNN, Forbes, Fox News und der Washington Times erschienen.
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Hinweis: Die Inhalte der Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Ludwig von Mises Institut Deutschland wieder.
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