Die Chance für Afrika

Wird das Afrikanische Freihandelsabkommen AfCFTA verabschiedet, könnte dies den afrikanischen Handel revolutionieren und das BIP des Kontinents um Milliarden erhöhen.

13. Juli 2018 – von Alexander Hammond

Alexander Hammond

In den zurückliegenden Monaten waren afrikanische Staaten dabei, die Afrikanische Kontinentale Freihandelszone (AfCFTA) zu schaffen, zu unterzeichnen und zu ratifizieren. Das Abkommen ist eine der größten Bemühungen um Handelsliberalisierung seit der Gründung der Welthandelsorganisation im Jahr 1995.

Am vergangenen Sonntag, beim 31. Gipfeltreffen der Afrikanischen Union (AU) in Nouakchott, Mauretanien, erreichte die Gesamtzahl der Unterzeichner der AfCFTA 49 von 55 Mitgliedstaaten der Afrikanischen Union (AU). Wird der Freihandel also zum Mainstream der afrikanischen Politik?

Wenn alle 55 AU-Staaten das vorgeschlagene Abkommen ratifizieren würden, würde AfCFTA einen Handelsraum mit 1,2 Milliarden Menschen und einem kumulierten Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 2,5 Billionen US-Dollar schaffen. Ziel ist es, den Handel innerhalb des Kontinents zu verbessern, indem die Zölle auf 90 Prozent der Waren sofort abgeschafft werden, während die restlichen 10 Prozent der Zölle auf „sensible Güter“ im Laufe der Zeit auslaufen sollen.

Der freie Handel mit den Nachbarn ist entscheidend für das Wirtschaftswachstum. Im Jahr 2016 wurden nur 18 Prozent der gesamten Exporte Afrikas innerhalb des afrikanischen Kontinents gehandelt. In Europa und Asien entfielen 69 Prozent bzw. 59 Prozent der Gesamtexporte auf den zwischenregionalen Handel.

Nach Schätzungen der UN-Wirtschaftskommission für Afrika könnte der innerafrikanische Handel durch das AfCFTA bis 2022 um 52,3 Prozent zunehmen. Und er könnte sich nochmals verdoppeln, nachdem die letzten 10 Prozent der Zölle gestrichen wurden. Wird das Handelsabkommen verabschiedet, hat das AfCFTA das Potenzial, den afrikanischen Handel zu revolutionieren und das BIP des Kontinents um Milliarden zu erhöhen.

Auch die Qualität der Regierungsarbeit könnte durch den entstehenden Wettbewerb verbessert werden, um ein wirstchaftsfreundliches und stabiles Umfeld zu schaffen.

Damit das AfCTFA umgesetzt werden kann, müssen 22 Länder das Abkommen ratifizieren. Bisher haben es sechs getan. Leider hatte das AfCFTA vor dem vergangenen Wochenende nicht die Unterstützung der beiden reichsten Nationen des Kontinents. Während Nigeria bei der Zusammenarbeit weiterhin zögert, hat Südafrika, die größte Volkswirtschaft des Kontinents, das Abkommen endlich unterzeichnet.

Zugegeben, die Afrikanische Union hat eine lange Geschichte gescheiterter Versprechungen und sinnloser Aktionen. Im Erfolgsfall aber bedeutet das AfCTFA eine wichtige Abkehr von der sozialistischen Politik der Vergangenheit Afrikas. Wie Professor George Ayittey, der Präsident der Free Africa Foundation, erklärt:

„Die meisten afrikanischen Nationen haben nach der Unabhängigkeit den sozialistischen Weg eingeschlagen. … An vielen Orten in Afrika wurde der Kapitalismus mit dem Kolonialismus identifiziert, und weil dieser böse und ausbeuterisch war, war es auch der Kapitalismus. Der Sozialismus, das Gegenstück zum Kapitalismus, wurde als einziger Weg zum Wohlstand Afrikas befürwortet … und in seinem Sog folgten wirtschaftliche Verkümmerung, Repression und Diktatur.”

Afrikas Erfahrung mit dem Sozialismus begann in Ghana, der ersten afrikanischen Kolonie, die 1957 ihre Unabhängigkeit erlangte. Kwame Nkrumah, der Mann, den viele für den „Vater des afrikanischen Sozialismus“ halten, verfolgte „das vollständige Eigentum an der Wirtschaft durch den Staat“. Nkrumah ermutigte die Afrikaner, „sich nicht auszuruhen, bis wir diese miserable Struktur des Kolonialismus zerstört und an ihrer Stelle ein wahres Paradies errichtet haben“.

Ahmed Sekou Touré aus Guinea im Jahr 1958, Modibo Keita aus Mali und Leopold Sedar Senghor aus Senegal im Jahr 1960, Kenneth Kaunda aus Sambia in 1964 und Agostinho Neto aus Angola in 1975 waren nur einige der Führer, die dem Beispiel Nkrumas folgten.

„In einem Land nach dem anderen folgten wirtschaftlicher Ruin, Diktatur und Unterdrückung mit tödlichen Folgen … In Afrika wurde der Sozialismus durch den Einparteien-Staatsapparat umgesetzt. Der Staat sollte alles besitzen und die Wirtschaftstätigkeit steuern“, erklärt Ayittey.

Vergleichen Sie Afrikas Vergangenheit mit seiner Gegenwart. Das AfCTFA wird von Paul Kagame, dem Vorsitzenden und Präsidenten der Afrikanischen Unioin in Ruanda unterstützt. Kagame beschreibt sich selbst als leidenschaftlichen Freihändler und Schüler von Lee Kuan Yew, dem ersten Führer der unabhängigen Freihandelsnation Singapur. Und er ist nicht allein: Mahamadou Issoufou, der Präsident von Niger, stellte fest, dass die Mobilisierung seiner Amtskollegen für die Unterzeichnung des Abkommens einfach sei, da „die meisten Führer bereits eine Freihandelszone in Afrika schaffen wollten“. Das AfCTFA bedeutet „mehr Integration (und) mehr Wachstum für den ganzen Kontinent“, erklärte Issoufou.

Über das AfCFTA hinaus zeigen die allgemeinen Trends auf dem gesamten Kontinent eine veränderte Haltung gegenüber dem freien Unternehmertum.

Marian L. Tupy vom Cato-Institut stellt fest:

„Afrikas Liebesaffäre mit dem Sozialismus dauerte bis in die 90er Jahre, als sich Afrika endlich wieder in die Weltwirtschaft zu integrieren begann.“

Laut dem „Economic Freedom of World“ Report wird die Wirtschaft Afrikas immer freier – ihre wirtschaftliche Freiheit liegt jetzt auf dem Niveau des Weltdurchschnitts von 1996.

Tupy fährt fort:

„Die Handelsbeziehungen mit dem Rest der Welt wurden etwas liberalisiert (nach 1990), und die afrikanischen Nationen begannen, ihre Volkswirtschaften zu deregulieren, wodurch sie in der Rangliste im Ease of Doing Business Report der Weltbank aufstiegen.“

Trotz dieser Tendenz zur Liberalisierung sehen sich viele afrikanische Länder nach wie vor mit anhaltender Armut konfrontiert und sind voller Korruption, die von Diktatoren beherrscht wird. Aber das AfCTFA und der Wunsch von 49 Nationen nach innerafrikanischem Freihandel sind ein Symbol dafür, dass sich die Einstellungen auf dem Kontinent, der einst als „Der hoffnungslose Kontinent“ bezeichnet wurde, ändern.

Die Entwicklung von der sozialistischen Diktatur hin zum Freihandel verbessern die Aussichten für wirtschaftliches Wachstum mehr denn je. Hoffen wir, dass dieser Deal der Wirtschaft des Kontinents Milliarden von Dollar einbringen und Millionen von Menschen aus der Armut befreien wird.

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Der Originalbeitrag mit dem Titel Africa’s Revolutionary New Free Trade Area Could Lift Millions out of Poverty ist am 9.7.2018 auf der website der Foundation of Economic Education erschienen.

Alexander C. R. Hammond ist Forschungsassistent bei HumanProgress.org. Er veröffentlicht Schriftbeiträge zu den Themem Wirtschaftliche Freiheit, Globalisierung und menschliche Lebensqualität.

Hammond studierte Geschichte und Politik an der University of Exeter in Großbritannien.

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Hinweis: Die Inhalte der Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Ludwig von Mises Institut Deutschland wieder.

Fotos: © Goinyk – Fotolia.com, fee.org

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