Paul gegen Paul: Kommt Inflation oder Deflation?
29.1.2016 – von Ron Paul.
Nun steht die Wirtschaftskatastrophe vor der Tür, wie von Verfechtern des freien Marktes vorausgesehen.
Das gegenwärtige Mantra lautet, die Ursache der sich anbahnenden Krise seien deflationäre Kräfte, denen entgegengewirkt werden müsse. Paul Krugman favorisiert als Lösung steigende Staats- und Konsumausgaben, ignoriert dabei die Verschuldung als Problem, und will die stetige Inflationierung der Geldmenge durch die Federal Reserve und ihrer Nullzinspolitik fortsetzen. Bedenken bezüglich irgendwelcher negativen Folgen dieser Politik sucht man bei ihm vergebens.
Der andere „Paul“ – meine Wenigkeit – und sämtliche Ökonomen der Österreichischen Schule sind entschieden anderer Meinung. Es kann nicht die Lösung sein, das politische Programm, das uns diese weltweite Krise beschert hat, fortzusetzen und sogar noch auszuweiten.
Deflationäre Kräfte sind in der Tat ein großes Problem. Sie sind jedoch eher ein Symptom als die Ursache. Man muss sich darüber klarwerden, dass sich letztendlich die Marktkräfte und die ökonomischen Gesetze durchsetzen werden. Deflation ist eine Reaktion des Marktes auf eine außer Kontrolle geratene Politik der Inflationierung. Deflation als das einzige Problem zu betrachten hilft nicht dabei, die sinkende Wirtschaftsleistung und den Wohlstandsverlust der letzten 15 Jahre zu erklären.
Der Markt verlangt nach einer Korrektur, wenn massive Inflationierung und Nullzinsen zu Übertreibungen führen. Einer Wirtschaft, die unter Schulden, Überkapazitäten, Fehlinvestments und einem sich in alles einmischenden Staat leidet, kann es nicht gut gehen. Diese Probleme würden ohne eine Federal Reserve, die den Staat bei seinen Kriegen und Sozialprogrammen unterstützt, nicht existieren.
Über die Natur und die Definition von Deflation gibt es starke Differenzen zwischen Keynesianern wie Paul Krugman und denjenigen, die an den freien Markt glauben. Keynesianer und viele andere behaupten, sinkende Preise würden eine Deflation definieren. Das ist bewusst irreführend. Wenn die Preise für Computer und Handys durch Wettbewerb und technischen Fortschritt sinken, ist das für die Konsumenten ein Segen.
Echte Deflation fand in den 1930ern als Korrektur der Inflationierung durch die Federal Reserve in den 1920ern statt. Das bedeutet, die Geldmenge sank. Hätte die US-Regierung in den 1930ern nicht interveniert, wäre die Marktkorrektur von Preisen und Schulden wesentlich schneller von statten gegangen, so wie in der Depression von 1921. Es macht keinen Sinn, sich zwanghaft mit Deflation zu beschäftigen. Deflation ist eine Folge früherer Inflation und eigentlich nur die Lösung des Marktes für ein von der exzessiven Politik der Federal Reserve verursachtes Problem.
All diejenigen mit Sonderinteressen, die aus verschiedenen Gründen von hohen Staatsausgaben und Staatsschulden profitieren – einschließlich der meisten Republikaner und Demokraten – definieren Inflation und Deflation ständig bewusst falsch. Sie behaupten, steigende oder sinkende Preise bedeuteten Inflation oder Deflation, um die Federal Reserve und ihre katastrophale Geldpolitik aus der Schusslinie zu bringen. Diejenigen, die für eine inflationäre Geldpolitik sind, haben immer auf freie Märkte und gutes Geld – also Warengeld – als Schuldige gezeigt. Die FED ist nie schuld.
So ist es möglich, ständig weiter Lügen zu erzählen, um ausufernde Sozialausgaben und Profite aus verfassungswidrigen Kriegen zu rechtfertigen, während der Finanzindustrie gewaltige Profite zugeschoben werden. So kann man Gewinnen, Löhnen und Konsumentenpreisen die Schuld an der Inflation geben und nach weiterer staatlicher Regulierung rufen. Die Krise von 2008 führte nicht zur Beschränkung der Federal Reserve und ihrer willkürlichen Macht, nach eigenem Ermessen Geld zu drucken. Stattdessen bekamen wird das Dodd-Frank-Gesetz, und die Federal Reserve bekam die Macht, noch mehr wirtschaftliche Zentralplanung zum Nutzen von Sonderinteressen zu betreiben.
Sich auf Deflation zu fixieren und die ungesetzliche, gefährliche Macht der Fed, nach eigenem Ermessen zu inflationieren und zu regulieren, wird zu stetiger Schwächung der Wirtschaft führen – einer Wirtschaft, die heute kurz vor dem kompletten Zusammenbruch steht. Es gibt deflationäre Kräfte. Einige Schulden und Fehlinvestments werden abgewickelt. Aber die Korrektur wird ständig durch die Geldpolitik der Federal Reserve und die Ausgaben des Kongresses behindert. Und trotzdem wächst die Geldmenge unaufhaltsam, und die Zinssätze werden künstlich niedrig gehalten. Da sich dies nicht ändern wird, werden uns die entsprechenden Probleme noch lange begleiten.
Das neu geschaffene Geld ist bis jetzt weitestgehend in die Finanzmärkte geflossen – in Aktien, Anleihen, Staatsanleihen, staatliche Ausbildung und medizinische Versorgung. In all diesen Bereichen gibt es übermäßige Preissteigerungen. Zentralbanken können Geld aus dem Nichts schaffen, aber sie haben keinen Einfluss darauf, wo das neugeschaffene Geld letztendlich landet. Die hohen Lebenshaltungskosten sind verheerend für Rentner und die Mittelschicht. Man muss damit rechnen, dass sich die Situation noch verschlechtert. Die staatliche Manipulation des Konsumenten- und des Produzentenpreisindex werden nicht reichen, um die Millionen Menschen zu täuschen, die heute von der Hand in den Mund leben und unter der heimtückischen Wirkung der Inflation leiden.
Wenn man uns erzählt, unser einziges wirtschaftliches Problem sei die Deflation, und alles würde gut werden, wenn die Fed es nur schaffen würde, einen Preisanstieg von 2 Prozent jährlich zu erreichen, sollten wir solche Dummheiten nicht glauben. Wenn immer wieder zu Gunsten einer höheren Inflation argumentiert wird, dann stellen Sie das Argument in Frage. Zweifeln Sie es an. Informieren Sie sich über die Lehren der Österreichischen Schule und deren Erklärung der Wirtschaftszyklen. Finden Sie heraus, warum jede ungedeckte Papierwährung in der Geschichte zusammengebrochen und verschwunden ist. Erkennnen Sie, wie lange Warengeld bereits das Geld der Wahl ist, wenn den Menschen diese Wahl gelassen wird. Kleiner Tipp: Es ist seit Menschengedenken so.
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Aus dem Englischen übersetzt von Florian Senne. Der Originalbeitrag mit dem Titel The Truth Behind The ‘Clash Of The Two Pauls’ ist am 16.1.2016 auf der website von Ron Paul erschienen.
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Der ehemalige Kongressabgeordnete Dr. Ron Paul ist Distinguished Counselor des Ludwig von Mises Institute in Auburn, US Alabama. Er ist Gründer und Präsident des Ron Paul Institute for Peace und Prosperity.
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