Goldgeld für die Schweiz – Revolutionäre auf sanften Pfoten

26.2.2014 – Interview mit Thomas Jacob (Goldfranken-Initiative).

Herr Jacob, Sie setzen sich seit Jahren couragiert für die Ausgabe eines, wie Sie es nennen, „Schweizer Goldfranken“ ein. Wie ich es verstehe, geht es Ihnen nicht um eine bloße Heimholung der Schweizer Goldreserven – soweit sie im Ausland gelagert sind – in die Schweiz, sondern es geht Ihnen – ja um was genau?

Thomas Jacob

Die erste Idee war, die Goldreserven der Schweizer Nationalbank auszubuchen und als Basis für eine Goldmünzen-Parallelwährung zu nutzen. Das wurde durch die enormen Verluste der Nationalbank vor drei Jahren politisch illusorisch, zum Glück, muss ich rückblickend sagen. Heute tönt der Vorschlag weit weniger radikal und ist darum politisch absolut realistisch, ja bereits mit vielen politisch wichtigen Akteuren der Schweiz abgestimmt. Technisch wollen wir, dass private Produzenten praktisch brauchbare Goldmünzen produzieren dürfen, und dass diese Goldmünzen unbehindert und steuerfrei gehandelt werden dürfen. Sie sollen denselben legalen Status wie andere Fremdwährungen (Euro, Dollar etc.) geniessen. Wir sprechen dabei aus Verständlichkeitsgründen von den „Schweizer Goldmünzen“ und nicht mehr vom „Goldfranken“.

Kann man das nicht bereits heute Goldmünzen produzieren und handeln, schliesslich gibt es Krugerrands, Maple Leafs und selbst die Schweiz hat ihre Goldvrenelis?

Ja und Nein. In der Schweiz besitzt der Bund das Münzmonopol, das heisst, die private Produktion von Goldmünzen ist illegal. Die letzten staatlich gefertigten Goldvrenelis wurden 1949 gefertigt, die meisten kosten rund 200 Euro und ihr Kauf braucht Fachberatung, ebenso wie der Kauf ausländischer Münzen. Noch gravierender ist die steuerliche Situation. Damit Gold eine langfristige Absicherungsfunktion erfüllen kann, muss der Goldhandel steuerfrei bleiben. Heute ist die Steuerfreiheit von Gold beispielsweise in der Schweiz lediglich in einer Verordnung geregelt, und Verordnungen können relativ einfach geändert werden. Solange der Goldbesitz in der Schweiz auf schätzungsweise 13 Prozent der Bevölkerung beschränkt ist, würde eine plötzliche Besteuerung von Gold 87 Prozent der Bevölkerung nicht direkt betreffen und voraussichtlich auch wenig kümmern. Das wird erfahrungsgemäss genau dann geschehen, wenn Gold am dringendsten zur Absicherung gegen staatliche Misswirtschaft gebraucht würde!

Ist es wirklich nötig, dass der Staat, wie Sie es vorschlagen, die Münzen normiert? Wäre es nicht konsequenter und einfacher, wenn wir im Geiste von Hayek freies Marktgeld verwirklichen würden?

Absolut einverstanden. Doch das ist politisch noch nicht durchsetzbar. Ich schätze, kein Staat der Welt wird sein geliebtes Geldmonopol freiwillig konkurrenzieren und vielleicht ist die Schweiz, dank der Volkssouveränität, der einzige Weg, wie eine friedliche Reformation auf sanften Pfoten erfolgen kann. Unsere Verfassung erlaubt es, dass 100.000 Bürger mit ihrer Unterschrift auf einer Volksinitiative eine Verfassungsänderung zur Abstimmung bringen können. Unsere erste Herausforderung sind also die Unterschriften, das ist eine Frage des Geldes. Eine andere Art Herausforderung ist die Wählermehrheit bei der darauffolgenden Abstimmung. Für die überwältigende Mehrheit der Schweizer sind Geld und Staat untrennbar verbunden, darum haben wir die staatliche Normierung der Münzen vorgesehen. Gleichzeitig soll die kleinste Münze lediglich einen Goldkern von 0.1 Gramm enthalten, das sind heute ca. 4 Euro Goldgehalt. Das macht Gold für jene 87 Prozent der Bürger, welche heute kein Gold besitzen, viel einfacher zugänglich und sorgt damit dafür, dass jeder Wähler einen direkten persönlichen Nutzen durch den neuen Verfassungsartikel erzielen kann.

Woher finden Sie Unterstützung und woher erwarten Sie Widerstand?

Politisch besteht heute in allen Lagern eine Hassliebe zum Teilreserve-Papiergeldsystem. Die Linke liebt, salopp formuliert, die staatliche Kontrolle über das Geldsystem und hasst die Privilegien der Banken. Die Rechte liebt die Bankenprivilegien und hasst die staatlichen Kontrollen. Die Goldmünzen bedeuten faktisch eine Parallelwährung ausserhalb des heutigen Geldsystems. Dadurch können alle Parteien Vorteile für sich sehen. Für die Wirtschaft sind mögliche Geschäftsmöglichkeiten naheliegend und Goldbesitzer müssen ein enormes Interesse am verfassungsmässigen Schutz vor Steuern und Konfiskationen haben. Doch den größten Nutzen haben richtig betrachtet die Kleinsparer, das Klientel der Linken, denn sie leiden erfahrungsgemäss am meisten unter Inflation. Die Schweizer Wirtschaft leidet heute unter der Funktion des Frankens als „sicherer Hafen“, und genau dort wird sie eine neue, liquide Wertanlage wie die Goldmünzen logischerweise tendenziell entlasten.

Wo steht die Initiative, wann wird sie verwirklicht und wie kann sie unterstützt werden?

Der Unterschriftenbogen liegt bereit. Der nächste Schritt und die Entscheidung darüber, wie schnell die Initiative realisiert werden kann, ist direkt abhängig von den uns verfügbaren finanziellen Ressourcen. Die Vervielfältigung und Verteilung der Unterschriftenbogen, die Rückporti, die Überprüfung der Unterschriften etc. brauchen Geld. Sobald wir die erste grössere Sponsorenzusage bekommen, können wir innerhalb von sechs Wochen loslegen. Wir sprechen von einem potentiell historischen Projekt und sind zuversichtlich, dass wir finanzkräftige Visionäre finden werden. Inzwischen hilft jeder einzelne auch kleine Beitrag dazu, dass das Projekt noch rascher umgesetzt werden kann.

Herr Jacob, ich danke Ihnen für das Gespräch.

Das Interview mit Thomas Jacob führte Thorsten Polleit per Email am 18. Februar 2014. Weitere Informationen über die Goldfranken-Initiative finden Sie hier: www.goldfranc.org.

 

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