Ein Mindestlohn macht unqualifizierte und höher qualifizierte Arbeitskräfte zu Konkurrenten

22.1.2014 – von George Reisman.

George Reisman

Wenn die Bemühungen der Service Employees International Union (SEIU) und ihrer Verbündeten in Politik und Medien, den Mindestlohn von $7,25 auf $15 zu erhöhen, Erfolg hat, so wird dies zu größerer Arbeitslosigkeit unter schlecht qualifizierten Arbeitskräften führen – gerade jener Gruppe, die vermeintlich von diesen Bemühungen profitieren soll.

Der Grund dafür ist nicht nur, dass steigende Löhne die Produktionskosten erhöhen und somit die Preise der Endprodukte, was wiederum zu einer Senkung des Verkaufsvolumens und des Bedarfs an Arbeitskräften führt. Es gibt einen weiteren – ebenso, wenn nicht gar wichtigeren – Grund in diesem Zusammenhang. Dieser wird nur sehr unzureichend beschrieben mit dem Hinweis auf den Ersatz von direkter Arbeitskraft durch Maschinen und Automaten im Falle steigender Arbeitslöhne.

Es ist eine Tatsache, dass niedrige Löhne einen Wettbewerbsvorteil für schlechter ausgebildete Arbeiter gegenüber besser ausgebildeten Arbeitern darstellen. Anders gesagt, ein Stundenlohn von $7,25 für Arbeiter in der Fast-Food-Industrie schützt diese vor der Konkurrenz durch besser ausgebildete Arbeiter, die in anderen Wirtschaftszweigen einen Stundenlohn von $8 bis $15 erzielen können. Die Arbeiter, die diese höheren Stundenlöhne erzielen können, haben kein Interesse, zu den niedrigeren Löhnen in der Fast-Food-Industrie zu arbeiten.

Aber wenn der Lohn für Arbeiter in der Fast-Food-Industrie und auch der aller anderen Arbeiter, die gegenwärtig weniger als $15 pro Stunde verdienen, auf $15 erhöht wird, dann verdienen diese besser ausgebildeten Arbeiter in allen anderen Industriezweigen genauso viel wie Angestellte in der Fast-Food-Industrie.

Darüber hinaus wird die Erhöhung der Löhne zu Arbeitslosigkeit in allen betroffenen Branchen führen. Die arbeitslose Bürokraft, der Verkäufer, Fabrikarbeiter oder wer auch immer, der anderenfalls $8 bis $15  pro Stunde verdienen würde, hat nun keinen Grund mehr, sich nicht für eine Stelle in einer Fast-Food-Kette zu bewerben, wo er nun genauso viel verdienen kann wie in jedem anderen Beschäftigungsfeld. Und da diese Arbeiter relativ besser ausgebildet sind, ist es sehr wahrscheinlich, dass sie in dem Ausmaß, in dem sie Beschäftigung in der Fast-Food-Industrie anstreben, den schlechter qualifizierten Arbeitskräften, die gegenwärtig dort arbeiten, vorgezogen werden. Die Erhöhung des Lohns für Angestellte in der Fast-Food-Industrie ist also eine Einladung für die Konkurrenz durch zahlreiche andere Arbeiter, die gegenwärtig nicht in der Fast-Food-Industrie arbeiten, und die, da sie besser qualifiziert sind, mit hoher Wahrscheinlichkeit deren Jobs übernehmen werden.

Dadurch, dass man insgesamt weniger Arbeiter in Branchen wie der Fast-Food-Industrie einstellen würde, und dass härtere Konkurrenz von besser qualifizierten Arbeitskräften entstünde, ist es nicht ausgeschlossen, dass dieses Beschäftigungsfeld den am schlechtesten qualifizierten Arbeitskräften gänzlich verschlossen bliebt. So wird diesen Menschen die Chance genommen, sich bei der Arbeit praktische Fähigkeiten und Berufserfahrung anzueignen, was sie später zu anspruchsvolleren Aufgaben befähigen würde.

Ein $15-Mindestlohn zwingt schlecht qualifizierte Niedriglohnarbeiter sprichwörtlich die  „Taube auf dem Dach“ zu fangen. Unglücklicherweise gibt es zum höheren Lohn nicht nur weniger Tauben auf dem Dächern, als gegenwärtig Spatzen in der Hand. Die wenigen Tauben werden darüber hinaus denen in die Hände fliegen, die besser qualifiziert sind.

Dies ist notwendigerweise die Folge, auch wenn man irgendwie gewährleisten könnte, dass die derzeitigen Niedriglohnarbeiter ihre Arbeitsstellen für eine Weile behalten. Und selbst wenn das gelänge, würde der Arbeitgeber praktisch jedes Mal bei einer Neueinstellung einen Arbeiter aus der Gruppe der besser Qualifizierten auswählen, und eben nicht jemanden, der üblicherweise in einem solchen Beschäftigungsfeld eingestellt worden wäre. Deshalb gäbe es in der Volkswirtschaft, wenn auch nicht unmittelbar, zumindest doch auf längere Sicht keinen Platz mehr für die Arbeiter am Ende der Qualifikationsleiter.

Niemand kann ernsthaft bestreiten, dass es wünschenswert wäre, $15 statt $7,25 pro Stunde zu verdienen. Noch wünschenswerter wären $50 statt $15. Es ist aber dennoch notwendig, ein gehöriges Stück mehr über Volkswirtschaft zu wissen, wenn man wirkungsvolle Änderungen in der Wirtschaftspolitik anstrebt. Um eine Massenbewegung besser zu organisieren, muss man nicht nur die wünschenswerten Ziele kennen, sondern auch wissen, wie sie erreicht werden können.

Aus dem Englischen übersetzt von Karl-Friedrich Israel. Der Originalbeitrag mit dem Titel The Minimum Wage Forces Low-Skill Workers to Compete with Higher-Skill Workers ist am 4.1.2014 auf der website des Mises-Institute, Auburn, US Alabama erschienen.

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George Reisman ist Autor des Buches „Capitalism: A Treatise on Economics „(Ottawa, Illinois: Jameson Books, 1996) und emeritierter Professor für Volkswirtschaft der Pepperdine University.

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