Finanzkrisen: Des Pudels Kern ist das staatliche Geldmonopol

10.12.2012 – von Gerd Habermann.

Gerd Habermann

Brauchen wir wirklich staatsmonopolistisch – nicht etwa „kapitalistisch“ – produziertes Geld? Die derzeitigen Turbulenzen und ihre unwirksame Bekämpfung sollten nachdenklich machen. Auf von der Politik wenig gestörten Märkten wie dem der Verbrauchsgüter verläuft doch das Geschehen, wie wir täglich erleben, reibungslos. Nicht so im Geldsektor, obwohl das Geld doch ursprünglich eine Erfindung der Märkte war und von den Regierungen nur angeeignet wurde, leider nicht nur zu Zwecken des Gemeinwohls; denn die Währungsgeschichte ist – von kurzen glücklichen Perioden wie dem „goldenen“ 19. Jahrhundert abgesehen – eine Geschichte des Monopolmissbrauchs (Geldentwertung, Inflation).

Wenn es sich nicht um eine stofflich gebundene Währung (Gold oder andere Waren) handelt, sondern wie gegenwärtig um ein ungedecktes reines Papiergeld, ist die Missbrauchsgefahr besonders groß. Es ist leider den meisten Bürgern nicht bewusst, dass Geld nicht definitionsgemäß ein staatliches Monopolprodukt sein muss. Obwohl dies das gefährlichste Monopol überhaupt ist, herrscht darüber hier ein erstaunlich unwissendes Schweigen, von wenigen Ökonomen wie Friedrich A. von Hayek, Ludwig von Mises und ihrer „österreichischen“ Schule abgesehen.

Einige solcher mutiger Querdenker haben sich vergangene Woche auf Einladung der deutschen Friedrich-August-von-Hayek-Gesellschaft im „Goldenen Karpfen“ in Fulda versammelt, darunter auch der sogenannte Euro-Rebell Frank Schäffler, um über Wege aus der sich zunehmend dramatisch zuspitzenden Staatsschulden- und Währungskrise zu diskutieren. Dabei war ein wichtiger Vorschlag: die Entmonopolisierung des Staatsgeldes. Es war den Teilnehmern klar, dass das seit 1971 hemmungslos manipulierte Papiergeldmonopol die letzte Quelle unserer Schmerzen ist: Die Konjunkturen und Krisen entstehen vor allem durch eine willkürliche Zinspolitik der staatlichen Zentralbanken, wie der Fed oder der EZB („Politik des billigen Geldes“ zur Konjunkturankurbelung, um damit einen künstlichen und vorübergehenden Aufschwung zu erreichen). Die Zinspolitik diente in den USA ferner sozialpolitischen Zwecken wie der Verbilligung des Wohneigentums (der Ausgangspunkt des derzeitigen Desasters). Mit einem künstlich gehaltenen Zinssatz erleichtert der Staat auch seine ohne dieses Monopol undenkbare Schuldenlast, am Ende auf Kosten aller Geldvermögensbesitzer, namentlich der Sparer, der Millionen Lebensversicherungsnehmer, die er auf diesem „kalten“ Wege enteignet – mit der Folge allgemeiner Verunsicherung und Erbitterung in Wirtschaft und Gesellschaft. Ein solches Monopol ist nur solange intakt, als das Vertrauen der Zwangskundschaft, der Bürger, darauf, dass das Geld einigermaßen knapp gehalten wird, nicht verlorengeht. An der überall beobachtbaren Flucht in die Sachwerte, in andere Währungen (wie dem Franken) oder in die heimliche, international ewig gültige „Goldwährung“ zeigt sich, dass dieses Vertrauen schwindet, auch in Deutschland. Im Besonderen geben auch die Methoden zur sogenannten Eurorettung zur größten Sorge Anlass. Was passiert da eigentlich?

Die Sicherungen zur Stabilität dieser supermonopolistischen Papierwährung sind mit bestürzender Wucht und gegen nur hinhaltenden Widerstand der deutschen Regierung sämtlich beseitigt. Die Regierungen suchen vereint durch noch mehr Schulden und deren „Europäisierung“ (vornehmlich auf deutsche Kosten) die Folgen ihrer Verschuldungspolitik zu korrigieren. Den zentralen Fehler des Euro-Konstrukts: ein einheitlicher Zins für heterogene Räume (hier zu niedrig, dort zu hoch), sucht namentlich die deutsche Politik nun durch eine utopische Vereinheitlichung dieser Räume zu deutschen Bedingungen auszugleichen (Projekt eines Zentralstaates Europa, „Mehr Europa wagen“). Dies kann nur Zwietracht schüren und gefährdet das Sinnvolle und Gute am europäischen Integrationsprojekt insgesamt (Staatenbund gleichberechtigter Demokratien). Deutschland überschätzt ein weiteres Mal seine Kraft, indem es dazu entschlossen scheint, die „Solidarität“ bis zum gemeinsamen Ruin zu treiben. Da dies auf kein gutes Ende hinausläuft, sollte die Diskussion um eine Entmonopolisierung dieser gefährlichen Euro-Papierwährung geführt werden. Dazu leistete die prominent besetzte Fuldaer Konferenz einen Beitrag.

Dieser Beitrag ist am 4.12.2012 als Gastkommentar in der Fuldaer Zeitung erschienen.

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Gerd Habermann ist liberaler Wirtschaftsphilosoph und Publizist. Er ist Initiator und Sekretär der Friedrich A. von Hayek-Gesellschaft und Vorstandsvorsitzender der Friedrich A. von Hayek-Stiftung für eine freie Gesellschaft, ferner Honorarprofessor an der Universität Potsdam und ordnungspolitischer Berater der Familienunternehmer – ASU, deren Unternehmerinstitut er bis 2010 geleitet hat. Gerd Habermann ist Mitglied der Mont Pelerin Society und Autor von über 400 Publikationen – darunter: Der Wohlfahrtsstaat. Die Geschichte eines Irrwegs (3. Aufl. in Vorbereitung), Philospohie der Freiheit – ein Friedrich August von Hayek-Brevier (4. Aufl. 2005) und Mitherausgeber des Bandes “Der Liberalismus – eine zeitlose Idee”. Er ist ferner regelmäßig Autor in der Neuen Zürcher Zeitung, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der Welt.

 

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