Warum wir Inflation fürchten müssen (1. Teil)

27.2.2012 – Prof. Dr. Gerd Habermann.

Prof. Gerd Habermann

Inflation heißt Geldmengenausweitung mit der Folge allgemeiner Teuerung. Sie ist so alt wie die monopolistische Macht der Regierungen über das Geld. Vor der Gründung der Zentralbanken, vollends seitdem das Geld an keine stoffliche Deckung (wie Gold oder Silber, dieser natürlichen Währung der Märkte) mehr gebunden ist, gab es nur „echtes“, werthaltiges, freilich meist langsam verschlechtertes Geld. Seit der Dollar die Reste einer Goldbindung abgestreift hat, ist es weltweit (seit 1971) lediglich ein bedruckter Papierschein, dessen Wert nur stabil bleibt, wenn er im Verhältnis zur umlaufenden Gütermenge knapp gehalten wird und man daran glaubt. Ist dieser Wille, z. B. durch konsequente Zinspolitik, nicht mehr vorhanden, gibt es keine natürlichen Schranken mehr für Inflationierung (und Staatsverschuldung). Schon seit längerem gelten 2 Prozent jährliche Inflation als „Stabilität“, d. h. Werthalbierung in einer Generation. Die EZB formuliert sogar ein jährliches „Inflationsziel“! Auch die DM verlor bis zu ihrer Abschaffung 90 Prozent ihres ursprünglichen Wertes. Bis 7 Prozent Inflation ließ auch die Bundesbank zu. Wir erleben weltweit ein Papiergeldexperiment.
Warum ist Inflation schlecht für ein Land? Die Geschichte liefert dafür reichlich Anschauungsmaterial, auch die deutsche. Günstig scheint sie kurzfristig für den schuldenbeladenen Fiskus und alle sonstigen Schuldner, aber der Preis ist hoch. Sie enteignet auf kaltem Wege den Ertrag lebenslanger Arbeit: die Sparer, von der Lebensversicherung über die Bau- und „Riester“- Sparer, bis zu den Leuten mit schlichtem Sparbuch; dann alle Gruppen mit festem Einkommen, die der Inflation nicht so rasch nachkommen (Tariflöhne / Staatsgehälter), ebenso die Privat und Staatsrentner; alle mit Festpreisverträgen (Vermieter mit Langzeitverträgen, Inhaber von Obligationen etc.). Diese kaltblütige Enteignung, eine indirekte Besteuerung, schafft Verbitterung bei den Betroffenen, proletarisiert und demoralisiert die Mittelschichten, fördert das Leben in den Tag hinein. Die Zukunft wird unkalkulierbar, private Lebensvorsorge fast unmöglich, Staatsabhängigkeit unvermeidlich. Ökonomisch führt sie zur Zerrüttung unternehmerischer Kalkulation, Kapitalbildung wird erschwert, das Land „entspart“ sich. Aktionäre und Grundbesitzer erzielen Kapitalerträge, die keine Erträge sind, Kapitalverzehr wird begünstigt.
Die gesamte Wirtschaftsstruktur verzerrt sich, auch wenn vorübergehend alle Geschäfte möglich scheinen. Die Arbeitsteilung geht zurück und Formen von Schattenwirtschaft breiten sich aus. Mehr Menschen als je fliehen in die Spekulation, um ein Minimum zu retten oder gehen in Sachwerte. Ganze Berufssektoren (z. B. die Freiberufler) geraten unter Druck, da man auf ihre Leistungen zu verzichten sucht. Der beschleunigende Umschlag erfolgt in dem Augenblick, da breiteren Schichten das Geldwertvertrauen verloren geht. Von jetzt an wird der Konsum hektisch und der „galoppierende“ Abschnitt beginnt. Mögliche Fluchtwege suchen Regierungen abzuschneiden: Goldbesitzverbot (z. B. USA 1934 – 1976), Devisenzwangswirtschaft (gegen die „Kapitalflucht“), Brutalbesteuerung von Sachwerten aus Solidaritätsgründen, Unterdrückung der Alternativmärkte, Preisstopps (Deutschland nach 1936). Inflation ist der sicherste Weg zur Zerrüttung des gesellschaftlichen Zusammenhalts, zur Zersetzung der Moral, zum politischen Extremismus und zum Heraufkommen von Erlösertypen mit „neuen“ Ordnungsvorstellungen. Nicht jedes Mal muss das ein Ludwig Erhard sein …

Lesetipps: Adam Ferguson: Das Ende des Geldes (Finanzbuch 2011); Reinhart Rogoff: Dieses Mal ist alles anders. Acht Jahrhunderte Finanzkrisen (Finanzbuch 2010).

Fortsetzung folgt.

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