Gold glänzt wie nie zuvor

Wie kommt das? | Blick aus Österreich

Andreas Tögel

10. Juni 2024 – von Andreas Tögel

Der Goldpreis liegt seit März dieses Jahres dauerhaft bei über 2.000 Euro pro Feinunze. Ende Mai sind für einen Philharmoniker 2.256 Euro zu bezahlen. Seit Jahresbeginn 2024 hat der Preis des gelben Metalls in Euro um rund 16,1 Prozent zugelegt, auf Dollarbasis um 13,9 Prozent. Einer der Gründe für den Preisanstieg ist, dass einige Notenbanken ihre Goldreserven allein im Jahr 2023 kräftig aufgestockt haben. Insgesamt beliefen sich die Zentralbankkäufe im Vorjahr weltweit auf stolze 387 Tonnen. Besonders auffällig sind China mit 103 Tonnen und Singapur mit 73 Tonnen. Über die nach wie vor größten Goldreserven verfügen die USA mit 8.133,5 Tonnen. An zweiter Stelle folgt Deutschland mit 3.359,1 Tonnen. China liegt mit 1.948,3 Tonnen deutlich darunter.

Nur Gold ist Geld – alles andere ist Kredit.

J. P. Morgan (1837 – 1913)

Aber nicht allein Gold erreichte im laufenden Jahr seinen Allzeit-Höchstwert. Auch Silber konnte im Windschatten der Goldrallye kräftig zulegen. Stand der Preis für eine Feinunze vor zehn Jahren noch bei rund 15 Euro, liegt er heute bei 30. Seit Jahresbeginn 2024 hat sich der Silberpreis in Euro um 36,89 Prozent und in Dollar um 34,49 Prozent erhöht. Silber, das „Gold des kleinen Mannes,“ legt also ebenfalls kräftig zu.

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Silber ist die ideale Ersatzwährung für den Fall eines Fiatgeld-Crashs. Der Besitz physischen Silbers, am besten in geprägter Form – z. B. in Philharmoniker-Münzen, wäre in einem solchen Fall sehr nützlich für die notwendigen Einkäufe des täglichen Bedarfs. Denn hierfür eignet sich Gold wegen seiner hohen Werthaltigkeit nicht so gut. Wieviel Sack Kartoffeln kauft man beim Landwirt des Vertrauens wohl mit einer Unze Gold – und wer soll die schleppen und sachgerecht lagern?

Bemerkenswert ist, dass die Preise für Edelmetalle ausgerechnet zu einem Zeitpunkt Höchststände erreichen, in denen ihre Haltung – dank gestiegener Zinsen (der Leitzins der EZB liegt gegenwärtig bei 4,5 Prozent und damit so hoch wie zuletzt im Jahr 2001) – mit deutlich gestiegenen Opportunitätskosten verbunden ist. Zum einen verursacht der Besitz physischer Edelmetalle Lagerkosten; zum anderen zahlen Münzen und Barren bekanntlich keine Zinsen und sind daher nicht als Investition, sondern als „Wertaufbewahrungsmittel“ zu betrachten. Das sollte ein Edelmetallanleger bei seinen Überlegungen nie außer Acht lassen.

Der Goldstandard ist von enormer Tugend: Die Menge der Geldmenge unter dem Goldstandard ist unabhängig von der Politik, von Regierungen und politischen Parteien. Das ist sein Vorteil. Es ist eine Form des Schutzes vor verschwenderischen Regierungen.

Ludwig von Mises (1881 – 1973, Economic Policy, p. 65)

Womit wir beim Allzeithoch einer weiteren Anlageklasse angelangt sind: Bitcoin. Der Preis einer Einheit der im Gefolge der Immobilien- und Schuldenkrise 2008/2009 auf den Markt gekommenen Kryptowährung erreichte Mitte März 2024 sein Allzeithoch bei 73.750 Euro und lag Ende Mai bei 63.194 Euro. Die Volatilität ist sehr hoch – also nichts für Anleger mit kurzem Zeithorizont, schwachen Nerven oder zu knappem Budget.

Hauptvorteil von Bitcoin gegenüber Edelmetallen oder physischem Fiatgeld ist seine unbeschränkte (und prinzipiell unbeschränkbare!) Mobilität. Der Eigentümer von Bitcoins muss keine schweren Koffer schleppen, erlebt bei Grenzübertritten keine bösen Überraschungen und braucht sich auch vor dem Einsatz von Metalldetektoren durch Vollzugskräfte des Fiskus nicht zu fürchten. Ein Zugang zum Internet und die Kenntnis des entsprechenden Codes genügt, um über seine Kryptos nach Belieben verfügen zu können – gleich, ob man gerade in Wien, New York oder Timbuktu sitzt.

Die Immobilienpreisexplosion ist kein Mysterium

Wer heute den Kauf einer Immobilie in einigermaßen guter Lage beabsichtigt, muss über beachtliche Geldmittel verfügen. Die Preise für „Betongold“ sind – dank der inflationistischen Geldpolitik der Notenbanken einerseits und hemmungsloser Ausgabeorgien der Regierungen anderseits – selbst abseits der Bestalgen in schwindelnde Höhen gestiegen. Nachdem der Wert des Geldes durch den seit Jahrzehnten verstärkt betriebenen Einsatz der Notenpresse und den auf Schuldenbasis erfolgten Kauf von Wählerstimmen planmäßig verdünnt wurde und immer noch wird, braucht sich niemand über den dramatischen Kaufkraftverlust staatlichen Fiatgeldes zu wundern.

Für junge Menschen, die auf keine Zuwendungen wohlwollender Eltern oder auf nennenswerte Erbschaften zurückgreifen können, ist der Erwerb von Wohnungseigentum inzwischen nahezu unmöglich geworden.

Die Aufgabe des Gold-Standards ermöglichte den Verfechtern des Wohlfahrtsstaats, das Bankensystem als Mittel für eine unbeschränkte Kreditmengenexpansion zu benutzen.

Alan Greenspan (geb. 1926)

Genau darin liegt aber der Grund für den Höhenflug der Alternativen zum politisch manipulierten staatlichen Schwundgeld. Würden Immobilen in Gold und nicht in Papiergeld bezahlt, hätte sich ihr Preis nämlich so gut wie gar nicht verändert. Aus diesem Blickwinkel gesehen wird klar, dass nicht etwa die Preise für „Betongold“ dramatisch angestiegen sind, sondern vielmehr die Kaufkraft von Euro, Dollar & Co. drastisch gesunken ist.

Die amtlich ausgewiesenen Inflationswerte für den willkürlich befüllten „Warenkorb“ führen deshalb in die Irre, weil sie die Preisentwicklung der Assetklassen Wertpapiere, Immobilen und Edelmetalle nicht einbeziehen und daher an der Realität völlig vorbeigehen.

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Den Regierungen ist die anhaltende Kritik an den hohen Teuerungsraten jetzt schon unangenehm. Die Kritik nähme für sie ein unerträgliches Ausmaß an, wenn nicht absichtlich geschönte, sondern die wahren Zahlen für die Geldentwertung kolportiert würden. Unter Einbeziehung der im amtlichen Warenkorb unberücksichtigten Assetklassen, läge die Geldentwertung nämlich seit geraumer Zeit dauerhaft im zweistelligen Prozentbereich. Ein einschlägiges Sprichwort besagt: Glaube nur den Statistiken, die du selbst manipuliert hast!             

Warum also glänzt Gold wie nie zuvor? Hierzu möchte ich zum Abschluss ein weiteres Mal den herausragenden österreichischen Ökonomen und Sozialphilosophen Ludwig von Mises zitieren, der 1952 beschrieb, wie Gold als Zahlungsmittel durch Fiat-Geld „abgelöst“ wurde (The Theory of Money and Credit, Chapter 21, 2 The Virtues …):

Zunächst einmal muss man sich daran erinnern, dass der Goldstandard nicht zusammengebrochen ist. Die Regierungen haben ihn abgeschafft, um den Weg für die Inflation frei zu machen. Der gesamte unerbittliche Zwangs- und Unterdrückungsapparat – Polizisten, Zollbeamte, Strafgerichte, Gefängnisse, in einigen Ländern sogar Henker – musste in Gang gesetzt werden, um den Goldstandard zu zerstören. Feierliche Versprechen wurden gebrochen, rückwirkende Gesetze wurden erlassen, Verfassungsbestimmungen und Grundrechte wurden unverhohlen missachtet. Und Heerscharen von unterwürfigen Schreiberlingen lobpreisten, was die Regierungen getan hatten, und bejubelten den Anbruch des Fiat-Geld-Zeitalters.

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Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist gelernter Maschinenbauer, ausübender kaufmännischer Unternehmer und überzeugter “Austrian”. Ende März 2022 ist sein Buch Inflation: Warum das Leben immer teurer wird (*) erschienen.

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