Gunnar Kaiser. Ein mutiger Freund der Freiheit

30.10.2023 – Ein Nachruf von Andreas Tiedtke

September 2020 vor der Meistersingerhalle in Nürnberg

Bereits am Montag den 23. Oktober 2023 erreichte mich über X / Twitter die Nachricht, dass Gunnar Kaiser am 12. Oktober 2023 verstorben ist. Gunnar war ein mutiger Freund der Freiheit – und er war mein Freund.

Ich kannte Gunnar und seinen YouTube-Kanal schon vorher, aber das erste Mal persönlich waren wir in Kontakt, als Gunnar 2017 meinen Artikel zum Bedingungslosen Grundeinkommen in seinem YouTube-Kanal vorlas. Persönlich trafen wir uns das erste Mal einige Zeit später, im August 2020 bei der Groß-Demonstration in Berlin gegen die Zwangsmaßnahmen, die mit Corona begründet wurden. Es war Zufall. Wir waren mit einer Gruppe von Mises-Freunden im Tiergarten unterwegs, Gunnar kam uns auf dem Fahrrad entgegen und wir plauderten ein wenig.

Das zweite Mal trafen wir uns schon kurze Zeit später, Anfang September 2020 auf einer Demonstration in Nürnberg vor der Meistersingerhalle. Gunnar war dort als Redner geladen und wir gingen danach zusammen Essen. Dann trafen wir uns im Herbst 2021 in Lauf, wo Gunnar mit mir ein Interview zu meinem damals erschienen Buch aufnahm. Wir hatten Zeit, uns lange und auch persönlich auszutauschen, Gunnar lernte einen Teil meiner Familie kennen und ich sein Team.

Ich lud Gunnar zur Ludwig von Mises Konferenz 2022 nach München ein, und eine Zeit lang stand sein Kommen auf der Kippe, denn Gunnar war konsequent. Er sagte mir sinngemäß, dass er nicht kommen werde, wenn es dort irgendwelche Testmaßnahmen oder Maskenzwänge oder dergleichen gäbe. Schließlich gab es trotz großer Pressekampagnen während und im Nachgang des Oktoberfestes 2022 keine Maßnahmen, was vielleicht auch einem Gruppenfoto einiger „Grüner“ zu verdanken war, die auf dem Oktoberfest kräftig schmausend feierten, ohne den damals noch propagierten Abstand oder Masketragen oder dergleichen. Gunnar hielt seinen Vortrag „Die aktuellen Krisen der Freiheit und ihre Folgen“ bei uns auf der Konferenz am 8. Oktober 2022 – und das Publikum war begeistert von seinen tiefgehenden philosophischen Ausführungen, die damals schon geprägt waren von den Erfahrungen mit seiner Krankheit.

Gunnar sah gut aus auf der Konferenz, er wirkte vital und sein Intellekt war messerscharf. Ich denke, viele seiner Freunde hatten sich damals Hoffnungen gemacht, dass Gunnar den Kampf gegen die Krankheit gewonnen hatte.

Im Frühjahr 2023 kam dann Gunnars Video auf seinem YouTube-Kanal mit dem Titel „Habe ich genug getan?“. Ich schrieb ihm daraufhin [Auszug]:

Lieber Gunnar, Du hast mich und viele Deiner Mitmenschen sehr bereichert, besonders in der schwierigen Zeit in den zurückliegenden Jahren. Ich habe mich sehr gefreut, dass ich Dich kennenlernen durfte und auch persönlich mit Dir Zeit verbringen konnte! Du machst mir Mut. Für all das möchte ich Dir herzlichst danken!

Wir sprechen viel über Dich und Deine Videos … Du bist sozusagen Teil unserer Lebenswelt, weil unsere Gedanken oft bei Dir sind und unsere Gespräche oft über Dich gehen.

Lieber Gunnar, ich wünsche Dir und Deinen Lieben von Herzen viel Liebe und Kraft!

Gunnar hat mich und viele Mitmenschen unglaublich bereichert mit seinem Intellekt und Humor, mit seiner feinsinnigen Art, mit seiner Freundlichkeit, seiner Offenheit und Herzlichkeit. Insbesondere als Gunnar in der schwierigen Zeit, in der dunklen Zeit der Zwangsmaßnahmen, die mit Corona begründet wurden, standhaft blieb, unbequeme Fragen stellte, schwere finanzielle Einbußen erleiden musste, gecancelt wurde und Gunnar trotz alledem nicht nachließ, wurde Gunnar für viele zu einem Vorbild und zu einem ihrer persönlichen Helden – auch für mich.

In seiner letzten E-Mail an mich, Anfang Mai 2023, schrieb mir Gunnar [Auszug]:

Ja, es geht mir momentan nicht so gut, aber ich arbeite hart daran, wieder gesund zu werden. Ich denke, ich habe genug getan und es ist jetzt an der Zeit, geduldig zu sein und auf meinen Körper zu hören.

Vielen Dank auch für das Zitat von Max Stirner [‚Wir sind allzumal vollkommen!‘]. Ich stimme ihm zu, dass jeder von uns in jeder Minute alles sein kann, was er sein will, und dass es keinen Sinn macht, sich über Vergangenes zu grämen oder sich selbst Vorwürfe zu machen. Ich konzentriere mich jetzt auf das Hier und Jetzt und auf meine Genesung.

Ich hoffe, wir sehen uns irgendwann einmal wieder.

Leider ist aus diesem Wiedersehen nichts geworden. Am Montag, den 20.10.2023, als ich von Gunnars Tod erfuhr, setzte ich mich mit Tränen nieder.

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Hinweis: Die Inhalte der Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Ludwig von Mises Instituts Deutschland wieder.

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Titel-Foto: Adobe Stock Fotos; Foto Gunnar Kaiser und Andreas Tiedtke: Misesde.org

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