Die Gemeinwirtschaft: Jahrhundertfeier einer Kritik des Sozialismus – Hayek Juniorenkreis Wissenschaft

28. Oktober 2022 – von Karl-Friedrich Israel

Karl-Friedrich Israel

Vor einhundert Jahren publizierte Ludwig von Mises sein zweites Hauptwerk Die Gemeinwirtschaft: Untersuchungen über den Sozialismus. Dieser Text bleibt bis heute als umfassende Kritik sozialistischer Ideen unübertroffen. Laut Mises sei der Sozialismus unmöglich. Er werde immer und überall, wo sich ihm die Menschen unterwerfen, an seinen eigenen Versprechungen und Zielvorgaben scheitern. Statt Gleichheit und Wohlstand schaffe er Unterdrückung und Elend.

Dieses Buch war in vielerlei Hinsicht bahnbrechend. Es hat nicht nur in der Geschichte des ökonomischen Denkens durch seinen Einfluss auf die sogenannte sozialistische Kalkulationsdebatte einen Meilenstein gesetzt. Es greift auch viele Argumente aus anderen Sozialwissenschaften auf, wie der Soziologie und der Kulturgeschichte. Das Buch hatte Friedrich August von Hayek in jungen Jahren besonders geprägt. Er beschrieb dessen Wirkung auf sich und andere bedeutende Ökonomen seiner Generation mit den folgenden Worten:

Es war ein Werk über politische Ökonomie in der Tradition der großen Moralphilosophen, eines Montesquieu oder Adam Smith […] Die Wirkung auf uns, die wir in unserem beeindruckbarsten Alter gewesen sind, steht außer Zweifel. Für keinen von uns jungen Männern, die das Buch bei seinem Erscheinen lasen, war die Welt jemals wieder dieselbe. Wenn Röpke hier stünde, oder Robbins, oder Ohlin […], sie würden Ihnen die gleiche Geschichte erzählen.

Hayek wandte sich durch dieses Buch vom Sozialismus ab und wurde zu einem der einflussreichsten Verfechter des klassischen Liberalismus. Hayek verstand, dass der Sozialismus nicht in die Freiheit, sondern geradewegs in die Knechtschaft führt. Ludwig von Mises erkannte, dass die größten Bedrohungen unserer bürgerlichen Freiheiten von innen kommen. Er schrieb:

So finden wir in der Geschichte immer wieder, daß Epochen stark fortschreitender Ausbreitung der liberalen Gedankenwelt und der dadurch bewirkten Erhöhung des Wohlstandes durch Ausgestaltung der Arbeitsteilung mit Epochen abwechseln, in denen das Gewaltprinzip wieder die Oberhand zu gewinnen sucht und demgemäß der Wohlstand sinkt, weil die Arbeitsteilung Rückschritte macht. Das Wachstum der Städte und des bürgerlichen Lebens war zu schnell, es war mehr extensiv als intensiv gewesen, die neuen Bürger waren es mehr äußerlich als innerlich geworden, sie hatten nichtbürgerlicher Gesinnung in den Bürgerschaften zur Herrschaft verholfen. Daran sind alle vom bürgerlichen Geiste des Liberalismus erfüllten Kulturepochen zugrunde gegangen, daran scheint auch unsere bürgerliche Kultur, die großartigste, die die bisherige Geschichte gesehen hat, zugrunde zu gehen. Nicht die Barbaren, die von außen her gegen die Mauern der Städte anstürmen, bedrohen sie mit Untergang; von den Scheinbürgern im Innern, von denen, die nur im äußeren Gehaben, aber nicht im Denken Bürger sind, ist Ärgeres zu fürchten.

Wer sind die Scheinbürger unserer Tage? Welches die größten Bedrohungen für Freiheit und Wohlstand? Auch weil der Ruf nach Verstaatlichung und Sozialismus in unseren Tagen wieder lauter wird, sollte man sich auf die zeitlosen Argumente in der Gemeinwirtschaft zurückbesinnen. Wir werden uns deshalb im kommenden Hayek Juniorenkreis Wissenschaft kritisch mit den Ideen des Sozialismus auseinandersetzen. Die Gemeinwirtschaft dient als Grundlektüre für die Diskussion.

Der Hayek Juniorenkreis Wissenschaft findet am Wochenende vom Freitag, den 2. Dezember bis zum 4. Dezember 2022 statt und richtet sich vor allem an Studenten und junge Berufstätige, die ein wissenschaftliches Interesse an ökonomischen und gesellschaftlichen Problemen mitbringen. Im Programm finden Sie alle weiteren Details. Bei Nachfragen und Interesse, melden Sie sich bitte per E-Mail.

Dr. Karl-Friedrich Israel ist Assistenzprofessor an der Katholischen Universität des Westens in Angers, Frankreich. Er hat Volkswirtschaftslehre, Angewandte Mathematik und Statistik an der Humboldt-Universität zu Berlin, der ENSAE ParisTech und der Universität Oxford studiert. Er wurde 2017 an der Universität Angers bei Professor Dr. Jörg Guido Hülsmann promoviert und unterrichtete dort an der Fakultät für Recht und Volkswirtschaftslehre von 2016 bis 2018 als Dozent. Von 2018 bis 2020 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Wirtschaftspolitik an der Universität Leipzig.

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Hinweis: Die Inhalte der Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Ludwig von Mises Instituts Deutschland wieder.

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