Freie Wahl der Studiengebühren: Der Weg in die Unabhängigkeit und Exzellenz von Universitäten

21.11.2012 – von Ralph Bärligea.

Ralph Bärligea

Der Hayek-Gesprächskreis Passau unterstützt als wissenschaftliche Hochschulgruppe die Stellungnahme des Präsidenten  der Universität Passau Prof. Dr. Burkhard Freitag zur „Bedeutung der Studienbeiträge für die Universität Passau sowie die Folgen einer Abschaffung“. Die politischen Entwicklungen, die zu einer Abschaffung der Studiengebühren in Deutschland geführt haben und nun auch den Freistaat Bayern bedrohen, sind zu bedauern.

Der Unterschied zwischen Studiengebühren und Staatsfinanzierung

Der Unterschied, ob sich eine Universität durch Studiengebühren oder durch Steuermittel finanziert ist zunächst folgender. Studenten, die sich für das Studieren an einer Universität mit Studiengebühren entschließen, bezahlen die Studiengebühren freiwillig. Finanziert sich eine Universität durch Steuermittel, so nimmt sie Geld in Anspruch, das den Bürgern durch repräsentativ-demokratisch legitimierte Androhung von Gewalt seitens des Staates abgenommen wurde. Studienabsolventen profitieren direkt von ihrem Studium durch ein später höheres Einkommen. Warum sollten andere Bürger diese Profite zwangsweise mit ihren Steuermitteln finanzieren? Die Studiengebühren zu verbieten, bedeutet Kosten sozialisieren und Gewinne privatisieren. Ob man dieses Vorgehen für richtig hält, ist eine moralische Frage.

Ein gutes Studium finanziert sich immer von selbst

Wo sich ein Studium durch später höheres Einkommen rentiert, wird sich stets auch ein Investor finden, der das Studium finanziert. Das heißt jeder, für den ein Studium ökonomisch Sinn macht, wird auch – z. B. über einen Studienkredit oder ein Stipendium – die Geldmittel erhalten, um die Studiengebühren bezahlen zu können. Einige Studenten glauben jedoch nicht, dass sie einmal durch ihr Studium genug verdienen werden, um damit auch die Kosten ihres Studiums tragen zu können. Gerade darum fordern sie ein Verbot der Studiengebühren. Hier stellt sich folgende Frage: Ist es nicht gemeinschaftsschädigend, wenn man selbst nicht glaubt, dass sich sein Studium rentiert und darum fordert, dass andere die Kosten tragen sollen?

Der Studienkredit ist eine gerechte Form der Finanzierung

Manchmal wird das Argument aufgebracht, dass ein Studienkredit Zinskosten aufwerfe. Dies würde Studenten, die nicht vorweg über das nötige Vermögen zur Finanzierung des Studiums verfügen, benachteiligen. Und zwar gegenüber Studenten, die das Vermögen bereits haben und darum keinen Kredit aufnehmen müssen. Richtig ist, dass solche vermögende Studenten – etwa auch über das Kapital ihrer Eltern – die gleichen Zinskosten in Form von Opportunitätskosten haben. Schließlich hätten sie das Geld ja auch anders als in ihrem Studium anlegen und so Zinseinnahmen erwirtschaften können.

Luxusstudiengänge sollten Wohlhabende für sich selbst bezahlen

Es verbleibt jedoch noch die ungeklärte Frage nach solchen Studiengängen, die man wirklich nur aus Idealismus und Freude an Kunst und Wissenschaft wählt; Studiengänge, durch die sich später kein Einkommen erwirtschaften lässt, das die Kosten des Studiums tragen würde. Sollten dafür nicht gerade nur solche Menschen bezahlen, die sich ein solches Studium für sich oder andere wirklich selbst leisten können und wollen? Warum sollte man das Privileg eines solchen Studiums durch arbeitende Menschen über Steuermittel zwangsfinanzieren lassen? Es ist wieder eine moralische Frage, ob man ein solches Vorgehen für richtig hält.

Studiengebühren bewirken eine Demokratisierung der Bildung

Das entscheidende Argument für Studiengebühren ist jedoch, wie Präsident Prof. Dr. Burkard Freitag aufführt, die qualitative Verbesserung des Universitätsbetriebs. Studiengebühren bedeuten die Demokratisierung der Universitäten. Denn die Studenten suchen sich ihre Universität, für die sie Studiengebühren bezahlen, selbst aus.  Dadurch müssen sich die Universitäten an den Bedürfnissen der Studenten ausrichten. Dies würde die Qualität des Studiums massiv steigern. Denn die Bedürfnisse selbst zahlender Studenten sind nicht, möglichst wenig zu lernen und trotzdem ihr Studium mit guten Noten schnell abzuschließen. Denn erstens würde ihnen ein solches „Studium“ inhaltlich für einen späteren Beruf nichts nutzen. Zweitens hätte der Abschluss solcher „Universitäten“ überhaupt kein Renommee. Entsprechend wäre die Zahlungsbereitschaft für solche Angebote bei null, womit es ein solches Angebot auch nicht geben könnte.

Leistungsgerechte Zuordnung von Kosten und Profit durch Studiengebühren

Wenn jedoch nicht die Studenten selbst ihr Studium bezahlen, muss es ein an anderer tun, wenn es noch Universitäten geben soll. In erster Linie finanziert dann der Staat die Universitäten über Steuermittel: Zwangszahlungen der arbeitenden und vermögenden Bevölkerung. Eine leistungsgerechte Zuordnung von Kosten und Profit des Studiums erfolgt dann nicht mehr, wie schon zu Beginn dargestellt. Da nun auch vermehrt Studenten die Möglichkeit zu einem Studium bekommen, die es selbst gar nicht bezahlen würden, weil es sich für sie nicht rentiert, sinkt die soziale Qualität unter der Studentenschaft. Untätige und desinteressierte Studenten, die nur auf Kosten anderer möglichst ohne Anstrengung ihren Abschluss wollen, sind die Folge dieses moralischen Wagnisses (Moral Hazard).

Reine Wirtschaftsfinanzierung proletarisiert die Bildung

Eine weitere Alternative zur Staatsfinanzierung ist die Finanzierung der Universitäten durch Wirtschaftskonzerne. Aber warum sollen Universitäten von Wirtschaftsbetrieben Geld verlangen dürfen – z. B. für Kooperationsprojekte – von einzelnen Studenten aber nicht? Wird es den Universitäten erlaubt, nur von Unternehmen Geld zu verlangen, nicht aber von Studenten, werden sie sich automatisch stärker an den Bedürfnissen dieser Unternehmen orientieren. Die Studenten werden dann eher zu Angestellten großer Konzerne geschult, als zum eigenständig wissenschaftlichen Denken angeregt. Die Universität wird so zum Zulieferer von Arbeitskräften an die Industrie degradiert. Eine Proletarisierung des Universitätswesens wäre die Folge.

Staatsfinanzierung politisiert die Bildung

Die schlimmste Konsequenz ist jedoch, dass die Universitäten durch die Steuermittelfinanzierung vom Staat, also von der Politik, abhängig werden. Durch die so provozierte Politisierung von Forschung und akademischer Lehre nimmt die Qualität des Studiums drastisch ab. Forschungsfragen werden dann immer mehr in das Raster politischer Korrektheit und planwirtschaftlicher Vorgaben gepresst. So entsteht letztendlich ein innovationsfeindliches Klima an den Universitäten. Wird dieser Weg zu weit gegangen, ist ein Niedergang des Universitätswesens die Folge. Innovationen verlagern sich dann in Länder, wo es ein freies Universitäts- und Forschungswesen noch gibt. Nämlich dort, wo es den Universitäten nicht verboten ist, Studiengebühren zu erheben. Manche werden nun vorschlagen, man solle darum Studiengebühren in ganz Europa oder am besten in der ganzen Welt verbieten. Aber dann gäbe es gar keine Innovationen im Universitätswesen mehr.

Nicht mehr Geld, sondern von wem das Geld kommt, entscheidet über Qualität

Manchmal wird gegen Studiengebühren so argumentiert, dass dann parallel zu den Studiengebühren die staatliche Finanzierung der Universitäten zurückgehen würde, sodass die Universitäten unter dem Strich trotz Studiengebühren nicht mehr Geld hätten. Dies wäre jedoch, wie schon geschildert, als ein Rückgang politischer Einflussnahme auf das Universitätswesen und damit sogar positiv zu werten. Mehr Geld bedeutet eben nicht automatisch auch bessere Qualität. Es geht vielmehr darum, dass das Geld zielgerichtet von den Nachfragern – den Studenten –  an die Anbieter – die Universitäten – fließt, damit sich die Qualität der Universitäten so im Wettbewerb evolutionär verbessern kann. Idealerweise würde sogar äquivalent zu einem Sinken der Staatsfinanzierung der Universitäten die Steuerlast sinken, so dass das zur Bezahlung der Studiengebühren nötige Geld automatisch zur freien Verfügung im Wirtschaftskreislauf verbliebe.

Um das hervorragende Bildungsangebot der Universität Passau auch weiterhin ausbauen zu können, plädiert der Hayek-Gesprächskreis Passau aus den genannten Gründen für das Zulassen von Studiengebühren. Freie Wahl der Studiengebühren für freie Universitäten ist das Motto.

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Ralph Bärligea ist Masterand an der Universität Passau, wo er den Gesprächskreis der Friedrich August von Hayek-Gesellschaft e. V. gemeinsam mit Kommilitonen leitet. Von 2007 bis 2009 war er für die quirin bank AG im Produkt- und Portfoliomanagement tätig, wo er erstmals durch den Chefanalysten Claus Vogt die Österreichische Schule der Ökonomie kennenlernte. Im Wintersemester 2011/2012 arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter für den Bundestagsabgeordneten Frank Schäffler.

 

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