Mack & Weise Marktkommentar März

Dipl.Kfm. Martin Mack und Dipl.Kfm. Herwig Weise

 

5.4.2012 – „Keine Bank darf so groß sein, dass sie wieder Staaten erpressen darf. Das ist für mich der wichtigste Punkt“, versprach Bundeskanzlerin Merkel 2009 der seinerzeit akut um ihre Ersparnisse fürchtenden deutschen Bevölkerung. Heute muss selbige nach 3 Jahren und einer Regulierung nach Bankenvorstellungen (!) aber mehr denn je um ihr Gesamtvermögen fürchten, denn die Bundeskanzlerin hat offenkundig nicht die Macht, beispielsweise allein nur der von der japanischen Finanzaufsicht Ende 2010 zur „gefährlichsten Bank der Welt“ gekürten Deutsche Bank deren im Geschäftsbericht 2011 dokumentiertes Erpressungspotenzial zu nehmen.

Zwar übertrifft sogar die 2,164 Billionen Euro bilanzierende Bank mit ihren 36,3 Mrd. Euro an „hartem“ Kernkapital (!) die Anforderungen der europäischen Aufseher, doch was sagt eine Kernkapitalquote von 9,5 % mit Blick auf die mit sogar 10,4 % Ende 2011 in die Pleite gerutschten Dexia in heutigen Zeiten schon aus? Nichts! Insofern wirft stellvertretend für die gesamte Branche der DB-Geschäftsbericht essenzielle Fragen auf, die zwingend einer Antwort bedürfen: Warum können stolze 1,78 Billionen Euro in der Bilanz gerade in Zeiten ausfallender Staatsschulden als völlig „risikolos“ gelten? Und warum kann eine Bank wie die Deutsche darüber hinaus auch noch allein knapp etwas mehr als ein Zehntel (siehe Grafik) des Ende Juni 2011 weltweit auf 707,57 Billionen USD bezifferten OTC-Derivatevolumens vermeintlich „risikolos“ auf sich ziehen?

Fakt ist, niemand kann die per finanzmathematischer Modelle rückwärtsgewandt „gesteuerten“ tatsächlichen Risiken des auf das Zehnfache (!) des 2011er Welt-BIP (70,012 Billionen USD) angeschwollenen OTC-Derivatemarktes auch nur ansatzweise einschätzen, was zugleich aber auch bedeutet, dass der nächste „Betriebsunfall“ bzw. „Schwarze Schwan“ dann wieder einmal „völlig überraschend“ Milliarden- oder sogar Billionenlöcher in den von den Risikomodellen „überfallenden“ Banken hinterlassen wird. Die Frage ist dann aber nur, ob Steuerzahler und Notenbanken, so wie z. B. nach der Pleite des Hedgefonds LTCM 1998 oder nach dem nur für Mathematiker und Volkswirte völlig überraschenden Platzen der amerikanischen Immobilienblase geschehen, die Hybris der Zauberlehrlinge in den Banktürmen noch einmal sozialisieren können.

Als verantwortungsbewusste Investoren (ohne Rettungsschirm) können wir uns jedoch keine Schönwetter-Risikowahrnehmung leisten. Vielmehr müssen wir uns damit auseinandersetzen, ob die Versuche der Politik und Notenbanken, überschuldete Banken und Staaten mit der Anhäufung von noch viel größeren Schulden und durch plumpes Gelddrucken „sanieren“ zu wollen, auch gelingen können, insbesondere wenn selbst Protagonisten wie Bundesbankpräsident Weidmann lautstark unsere Zweifel teilen: „Genauso wie der Turm von Babel wird auch die Mauer aus Geld niemals den Himmel erreichen. Wenn wir diese immer höher und höher machen, werden wir hingegen immer neue Probleme bekommen – finanzielle wie politische.“ (28.03.12)

Tatsächlich könnte der Euro trotz aller Treueschwüre der Politik („Der Euro ist irreversibel.“ J. M. Barroso, 08.12.11) sogar schon bald an der normativen Kraft des Faktischen scheitern, denn die vielen Brandherde in der Eurozone sind auch nach dem billionenschweren Kreditprogramm der EZB keineswegs gelöscht. Denn was passiert, wenn in Griechenland im Mai eine Regierung an die Macht kommt, die sich dem eine tiefe Depression verheißenden Troika-Rettungsdiktat nicht verpflichtet sieht, und, um die Voraussetzungen für eine Wettbewerbsfähigkeit des Landes zu schaffen, den Austritt aus dem Euro-Experiment erklärt? Was passiert, wenn in Frankreich schon zuvor (22.04.) der mit der Neuverhandlung des „Fiskalpakts“ drohende Sozialist Hollande an die Macht kommt und Deutschlands Rolle im Euro-System darauf reduziert, nahezu alleiniger „Zahlmeister“ für die Misswirtschaft anderer Länder zu sein? Oder, welche Sprengkraft entwickeln die weiter explodierenden Target-2 Salden? Inzwischen flieht das Kapital nicht nur aus den PIIGS-Staaten (Gesamtdefizit: -664,29 Mrd. Euro), sondern auch aus Frankreich (Defizit: -113,67 Mrd. Euro) und den Niederlanden, deren Forderungen gegenüber dem Euro-System nach über 100 Mrd. Euro Zufluss in 6 Monaten um signifikante 25,1 Mrd. Euro auf 143,8 Mrd. Euro abschmolzen. Wird die Deutsche Bundesbank, die inzwischen sagenhafte 547,05 Mrd. Euro an ungedeckten Forderungen aufgebaut hat, nun zum „Lender of last resort“ für ganz Europa … mit 5 Mrd. Euro Eigenkapital?

Wir gehen davon aus, dass die Risikowahrnehmung der Marktteilnehmer an den Aktien- und Anleihemärkten durch das „quantitative easing“ der EZB nicht auf Dauer benebelt werden kann und die nach wie vor ungelösten systematischen Probleme schon bald wieder das Tagesgeschehen an den Märkten beeinflussen werden. Denn trotz der „Dicken Bertha“ trauen sich die Finanzinstitute noch immer nicht über den Weg und „parken“ den größten Teil der zugeteilten Liquidität lieber bei der EZB (778,7 Mrd. Euro per 30.03.12), während die Renditen für italienische und spanische 10-jährige Anleihen im März trotz aller Rückkehr-des-Vertrauens-Bekundungen bereits wieder oberhalb von 5 % notieren. Portugals zweistellige Renditen künden indes noch immer den nächsten (hair cut-)„Einzelfall“ an, gerade auch weil es erneut an Dementis („Es gibt nicht den Hauch einer Chance oder Gefahr einer Wiederholung.“ W. Schäuble, 09.03.12) nicht mangelt. Auch implizieren die unveränderten Gewinnschätzungen der Aktienanalysten, die trotz der enormen systemimmanenten Risiken den Unternehmen weiter überdurchschnittliche Gewinnsteigerungen für die nächsten Jahre prognostizieren, eine erhebliche Rückschlagsgefahr an den Märkten – insbesondere nach der beeindruckenden Rallye im 1. Quartal.

Mack & Weise GmbH, Vermögensverwaltung, Hamburg

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