Die Österreichische Schule der Nationalökonomie.

10.3.2012 – Die Wiener Schule der Nationalökonomie, auch als Österreichische Schule der Nationalökonomie oder als Austrian School of Economics bezeichnet, ist eine im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts von Carl Menger in Wien begründete und bis zum heutigen Tag lebendige Lehrtradition, die ab der Jahrhundertwende maßgeblichen Einfluss auf die Ausbildung und weitere Entwicklung der modernen Sozial- und Wirtschaftswissenschaften in Europa und den USA erlangte.

In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts drängte ein allgemeiner ökonomischer Paradigmenwechsel die Wiener Schule zunehmend ins akademische Abseits. Durch die Abwanderung vieler ihrer Vertreter aus Wien und schließlich die Vertreibung ihrer letzten noch verbliebenen Repräsentanten nach der nationalsozialistischen Machtübernahme wurde diese Entwicklung weiter verstärkt. Nach dem zweiten Weltkrieg vermochte sich die Wiener Schule, die vielen als intellektuelle Erbschaft der französischen und englischen Aufklärung sowie des politischen und wirtschaftlichen Liberalismus galt, im Klima des großkoalitionären  Einvernehmens in Österreich nicht mehr neu zu konstituieren. In den USA konnten Ludwig Mises und Friedrich August Hayek mit ihren wissenschaftlichen Publikationen und ihrer Lehrtätigkeit die Tradition jedoch mehr oder weniger aufrechterhalten, so dass sie ab den 70er Jahren als Modern Austrian School of Economics eine Renaissance erlebte.

Bis 1938 war das Forschungsprogramm der Wiener Schule von einer erstaunlichen Vielfalt sowie von unterschiedlichen, in manchem sogar widersprüchlichen Schlussfolgerungen geprägt. Was die etwa 40 Ökonomen einte, war aber vor allem die Überzeugung, dass hinter dem wirtschaftlichen Geschehen als maßgebender Akteur ein subjektiv empfindendes und handelndes Individuum steht. Aus dieser Überzeugung wurden Erklärungen zu wirtschaftlichen Phänomenen wie Wert, Tausch, Preis, Unternehmergewinn oder Zins abgeleitet und nach und nach zu einer umfassenden Geld- und Konjunkturtheorie ausgebaut. Diese subjektiv-individualistische  Perspektive und Methode ließ Kollektive jedweder Art als unwissenschaftliche „Konstrukte“ erscheinen, was zu heftigen – und die Schule festigenden – Kontroversen mit den Marxisten, der deutschen Historischen Schule und später den Vertretern der Planwirtschaft bzw. des Staatsinterventionismus führte.

In der Modern Austrian School of Economics rückten dann Fragen zum Wissen, zur Geldtheorie, zum Unternehmertum, zum Marktprozess sowie zur spontanen Ordnung stärker in den Vordergrund, Themen, die bereits in der älteren Wiener Schule mit erstaunlicher Weitsicht aufgegriffen worden waren.

 

Quelle: “Die Wiener Schule der Nationalökonomie” von Eugen Maria Schulak und Herbert Unterköfler

Verlag Bibliothek der Provinz edition seidengasse, A-3970 Weitra

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