Die Schließung des „Goldfensters“ durch Präsident Nixon

28.5.2012 – …oder Die Aufhebung der Goldkonvertibilität.

von Ferdinand Lips

Ferdinand Lips

Als die amerikanischen kurzfristigen Dollar-Verbindlichkeiten gegenüber dem Ausland weiter anstiegen, empfahl der französische Ökonom Jacques Rueff, um das Vertrauen in den Dollar wieder herzustellen, eine Verdoppelung des Goldpreises. Als er Präsident Kennedy dies während dessen Besuchs in Paris vorschlug, antwortete dieser, dass er so etwas den amerikanischen Bürgern nicht antun könne. Doch im August 1971 hatte die Situation eine absolut kritische Phase erreicht. Weder das zweigeteilte Marktsystem noch die Beschwichtigungsversuche der Politiker und Ökonomen aller Lager vermochten hier weiterzuhelfen. Im August 1971 wurden die kurzfristigen Dollar-Verbindlichkeiten der USA auf $ 60 Milliarden geschätzt, von denen etwa 2/3 offiziellen Institutionen im Ausland geschuldet wurden. Bei $ 35 pro Unze war der U.S.-Goldbestand auf $ 9,7 Milliarden zusammengeschmolzen.

Am 9. August 1971 erreichte der Goldpreis ein neues Rekordhoch von $ 43,94. Nach einer scharfen Kurskorrektur begann auch das Interesse an Goldminenaktien wieder zuzunehmen. Nachdem die Deutsche Mark seit dem 10.Mai 1971 zum System der flexiblen Wechselkurse überging, gewann sie 7%. Das bedeutete, dass der U.S.-Dollar effektiv um 10% abgewertet wurde. In einem Versuch,  die wachsende Währungspanik einzudämmen, suspendierten die Schweizer Banken vorübergehend den Dollarhandel.

Das Ende dieser Finanztragödie war erreicht, als die Bank von England und die Schweizerische Nationalbank (SNB) Gold im Austausch für ihre Dollars verlangten. In Gold and Liberty schrieb Richard M. Salsman hierzu folgendes, wobei aber auch er nicht ganz zu verstehen schien, um was es hierbei eigentlich ging:

„Bis 1971 landete mehr als die Hälfte des Goldangebots, welches den U.S.-Bürgern in den 30er Jahren gewaltsam abgenommen worden war, in den Tresoren ausländischer Zentralbanken. Dies war der größte Bankraub der Weltgeschichte. Es geschah in Zeitlupe und mag nicht unbedingt die Absicht jedes Beamten gewesen sein, der daran beteiligt war“[1]

Präsident Nixon reagierte, und am 15. August 1971 schloss er das Goldfenster, indem er dem U.S.-Schatzamt untersagte, fortan irgendwelche im ausländischen Besitz befindliche U.S.-Dollars gegen Gold einzutauschen. „Das Schließen des Goldfensters“ war, so Salsman, „ein höflicher Ausdruck für die Nichterfüllung von Goldzahlungen, in anderen Worten Zahlungsunfähigkeit und ein Verstoß gegen die internationalen monetären Vereinbarungen. Dieser Bruch von Verpflichtungen unterschied sich im wesentlichen nicht von den Moratorien von „Dritte Welt“-Schuldnern, wie sie später in den achtziger Jahren vorkamen. Die Zahlungseinstellung von Gold entsprach der Handlungsweise einer Bananenrepublik. Der Dollar blieb seitdem vom Gold abgekoppelt“.[2]

Salsmann weiter:

„Als Gold 1971 >demonetisiert< wurde, sagten viele Goldkritiker voraus, dass der Goldpreis unter $ 35 fallen würde. Sie nahmen an, dass der Papierdollar dem Gold Wert verleihen würde, nicht umgekehrt. (Im Gegensatz zu J. P. Morgan wussten diese Leute nicht, dass Gold Geld ist; d. Verf.) Der Direktor des Federal Reserve Boards, Henry Wallich, bezeichnete die Aktivitäten auf dem Goldmarkt als >Nebenvorstellung<, eine Nebensache eben.[3] Dies war nun das Resultat, und viele Funktionäre und Ökonomen applaudierten tatsächlich der Abkehr vom Gold bei jedem Schritt.” (Betonung d. Verf.)

Es ist sehr aufschlussreich, den Text des Extract from the Executive Statement vom 15. August 1971 zu lesen.[4] Präsident Nixon suspendierte die Konvertierbarkeit des Dollars und gab darin den internationalen Geldspekulanten nicht weniger als fünfmal die Schuld an der Finanzkrise. Erfundene Sündenböcke zu beschuldigen ist jedoch eines Präsidenten unwürdig. Schließlich war auch sein Finanzminister, John Connolly, nicht gerade eine großes Licht in monetären Fragen.

Es ist tragisch, dass die Öffentlichkeit – sei es nun die amerikanische oder die europäische – überhaupt nicht begriff, was hier eigentlich vor sich ging. Die asiatische Bevölkerung dagegen (nicht ihre Zentralbanken) hatte schon immer ein viel besseres Verständnis der Tugenden des Goldbesitzes. Dieser Wendepunkt sollte jedoch schon bald darauf die Welt für immer verändern. Dies ist alles umso tragischer, als keiner der heutigen Führer aus Politik und Finanzen sich an diese Ereignisse zu erinnern scheint.

John Exter erzählte mir die folgende Geschichte, die absolut zuverlässig ist, da er selbst zugegen war:

„Am 10. August 1971 hielt eine Gruppe von Bankiers, Ökonomen und Finanzexperten eine inoffizielle Zusammenkunft in Mantoloking an der Küste New Jersey ab, um die Finanzkrise zu diskutieren. Gegen 15.00 Uhr fuhr ein Riesenauto vor, dem Paul Volcker entstieg. Dieser war zu jener Zeit Staatssekretär für Währungsangelegenheiten im U.S.-Schatzamt.

Wir diskutierten mehrere Lösungsmöglichkeiten. Wie du sicher von mir erwartet hättest, trat ich dringend für eine restriktive Geldpolitik ein, mit einer Erhöhung der Zinssätze. – Doch dies wurde mit überwältigender Mehrheit abgelehnt. Die anderen dachten, dass das Fed die Kreditexpansion keinesfalls verlangsamen sollte, aus Angst, dass dies eine Rezession auslösen könnte (…) oder noch schlimmeres. Ich schlug vor, den Goldpreis zu erhöhen, und Volcker sagte, dass dies durchaus Sinn machen würde, aber er glaube jedoch nicht , dies durch den Kongreß boxen zu können. Regierungen, ganz besonders führende Weltmächte wie die USA, mögen ihren Bürgern nicht eingestehen, dass sie die Währung entwertet haben, gleichgültig, wie sehr dies der Wahrheit entspricht. Es ist ihnen einfach zu peinlich, und die Krise, der wir damals gegenüberstanden, war der allgemeinen Öffentlichkeit so ziemlich unbekannt. Es war kein nationaler Ausnahmezustand wie 1933, als Roosevelt noch so ziemlich alles machen konnte, was er wollte.

In einem bestimmten Moment wandte sich Volcker mir zu und fragte, was ich denn in diesem Falle machen würde. Ich sagte ihm, dass, wenn er weder die Zinssätze noch den Goldpreis erhöhen wolle, ihm nur noch eine Alternative verbliebe. Ich riet ihm, das Goldfenster zu schließen, denn es mache keinen Sinn, unsere Goldbestände für $ 35 je Unze auszuverkaufen. Fünf Tage später schloss Nixon das Goldfenster.

Die letzte Verbindung  zwischen Gold und Dollar war somit zerschlagen. Der Dollar war damit zu einer bloßen Fiat-Währung degradiert, und das Federal Reserve [und insbesondere die Banken] hatte nun alle Freiheiten, die Geld- und Kredit-Expansion nach Belieben fortzusetzen. Das Resultat, wie du weißt, war eine massive Explosion der Schulden. Ich schätze die weltweite Dollar-Verschuldung heute auf mehr als $ 16 Billionen.

Das Problem mit diesem Schuldenberg ist, dass er einfach nicht mehr zurückgezahlt werden kann. Schulden haben etwas ausgesprochen merkwürdiges an sich: Sie müssen stets zurückgezahlt werden, wenn nicht vom Schuldner, dann vom Kreditgeber oder, noch schlimmer, von den Steuerzahlern.“ [5]

Die Gesamtverschuldung der USA liegt Anfang 2003 bei $ 32 Billionen. Die weltweite Verschuldung wird auf über $ 70 Billionen geschätzt. Es wird davon ausgegangen, dass ein großer Teil dieser Schulden künftig nicht mehr bedient werden kann, geschweige denn, dass diese jemals zurückgezahlt werden.

[1] Richard M. Salsman, Gold and Liberty, (Great Barrington, MA: American Institute for Economic Research, 1995), S. 73.

[2] Ebenda, S. 76

[3] Richard M. Salsman, Gold and Liberty, (Great Barrington, MA: American Institute for Economic Research, 1995), S. 76.

[4] Don Hoppe, How to invest in Gold Stocks (New York: Arlington House, 1972), S. 548/549.

[5] John Exter, “The U.S. and the World are…”, Blakely’s Investment Review, Vol. 1, No. 1 (1989), S. 4.

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Auszug aus “Die Goldverschwörung” v. Ferdinand Lips – erschienen im Kopp-Verlag.

Der im Jahr 2005 verstorbene Ferdinand Lips hatte sich jahrzehntelang mit dem Studium des klassischen Liberalismus und damit verbunden mit der Geschichte des Geldes beschäftigt. Denn für ihn waren Geld beziehungsweise Gold und die Freiheit der Menschen untrennbar miteinander verbunden.

Beim Lips-Institut finden Sie weitere Informationen zu Ferdinand Lips.

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