“Je dreister die Lügen und je stärker die Eingriffe in die Freiheit, desto mehr Unmut macht sich breit.”

30.12.2013 – Interview mit Oliver Janich zu seinem neuen Buch “Die Vereinigten Staaten von Europa”.

Herr Janich, Ihr neues Buch heißt ‘Die Vereinigten Staaten von Europa’. Der Titel lässt auf den ersten Blick nicht erkennen, was den Leser erwartet. Befürworter dieser ‘Vereinigten Staaten’ wird beim Lesen der Atem stocken. War der doch recht ‚neutrale’ Buchtitel Absicht? 

Oliver Janich

Ja, der neutrale Titel war Absicht und zwar aus zwei Gründen: Erstens habe ich zum Titel meines ersten Buches “Das Kapitalismus-Komplott” das Feedback erhalten, dass er manche Leute abschreckt, die dann befürchten, das Buch würde sogenannte “Verschwörungstheorien” enthalten. Wer das Buch dann liest, sieht aber, dass ich über keine Theorien, sondern über Fakten berichte. Alles ist ja haarklein mit erstklassigen Quellen belegt. Dies soll der Untertitel beim zweiten Buch andeuten: “Geheimdokumente enthüllen: Die dunklen Pläne der Elite.” Erstens erkennt man daran, dass es entsprechende Dokumente gibt und zweitens deutet der Untertitel schon an, dass der Haupttitel nicht positiv gemeint ist.  Der Titel des ersten Buches hatte aber insofern seinen Zweck erfüllt, dass das Buch auch viele Linke gelesen haben. Ich habe sehr viel Feedback von ehemaligen Linken bekommen, die durch mein Buch libertär geworden sind und das war das Ziel. Zum einen sind fast alle in diesem Land links – oft ohne es zu wissen. Zum anderen ist das grundsätzlich nichts Schlimmes, denn diese Leute haben ein soziales Gewissen. Viele Libertäre vernachlässigen diese Zielgruppe. Libertären muss es gelingen, zu erklären, dass ein marktwirtschaftliches System viel sozialer ist als unser heutiges. Das braucht Zeit und Platz und daher ist es wichtig, sozial eingestellte Leute überhaupt mal zum Erforschen einer anderen Perspektive zu bekommen.

Wir wollen nicht zu viel vorwegnehmen, aber Sie ziehen in Ihrem Buch den Schluss, dass ‘sich in der Politik mehr Psychopathen tummeln als in jedem anderen gesellschaftlichen Bereich’. Bei dieser Berufgruppe erwarten Sie sicher nicht, dass Sie jemanden zu einem  Libertären machen, oder?

Nein, sicherlich nicht. Aber glücklicherweise sind Psychopathen nur eine sehr kleine Minderheit. Sie werden aber von Macht magisch angezogen. Das ist genau der Grund, warum eine Privatrechtsgesellschaft nach Hoppe nicht nur die moralischere, sondern auch die effizientere Ordnung darstellt. Verbrecher ganz allgemein und Psychopathen im Besonderen haben dann einen schwereren Stand. Mein Sicherheitsunternehmen kann ich als Kunde jederzeit wechseln, den Staat aber nicht. Da habe ich nur die Wahl zwischen Psychopathen oder Opportunisten verschiedener Couleur. Irgendwann kann es aber auch für einen Psychopathen klug sein, die Bevölkerung nicht zu sehr zu drangsalieren. Sowohl demokratisch gewählte Politiker als auch Monarchen sind auf die Zustimmung der Bevölkerung angewiesen. Je dreister die Lügen und je stärker die Eingriffe in die Freiheit, desto mehr Unmut macht sich breit. Daran ist letztlich auch die Sowjetunion gescheitert. Zwar war der Zusammenbruch – wie ich in meinem Buch anhand von erstklassigen Quellen belege – durchaus gesteuert. Nötig geworden ist dies aber, weil das System einfach nicht mehr funktioniert hat und die Menschen von den Psychopathen an der Spitze nicht mehr zu kontrollieren waren.

Welche Kreise sind es vornehmlich, die Ihrer Ansicht nach die ‘Vereinigten Staaten von Europa’ anstreben? 

Diese Frage kann man nicht beantworten, ohne zu stark zu vereinfachen. Deshalb brauchte ich zum Leidwesen meines Verlages 500 Seiten. Ich analysiere die Situation mit Hilfe der “Principal-Agent Theorie”. Diese geht zurecht davon aus, dass es zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer eine Informationsasymmetrie gibt. Das heißt, der Auftragnehmer kennt nicht notwendigerweise das Ziel des Auftraggebers, aber er handelt offensichtlich im Interesse des Prinzipals, sonst würde dieser die Vertragsbeziehung beenden. Um die wahren Ziele des Prinzipals herausfinden gibt es somit zwei Möglichkeiten: Ich nutze die Aussagen des Prinzipals selbst oder analysiere die WIRKUNG der Handlungen des Agenten.

Haben Sie dafür ein Beispiel? 

Ja, zum Beispiel, wenn die Rockefeller-Stiftung das Aspen-Institut finanziert, sind alle, die dort arbeiten, Auftragnehmer der Rockefeller Familie, weil der Inhaber einer Stiftung die alleinige Kontrolle über die Verwendung der Gelder hat. Somit sind ZDF-Journalist Claus Kleber als Mitglied des Kuratoriums der deutschen Dependance des Aspen-Instituts oder der Grüne Reinhold Bütikofer als Board-Mitglied Auftragnehmer der Rockefeller-Familie. Bütikofer wiederum ist Mitglied der Europa-Union-Parlamentariergruppe im Europäischen Parlament, die ein vereinigtes Europa anstrebt.

Offensichtlich strebt also die Rockefeller-Familie die Vereinigten Staaten von Europa an. Da David Rockefeller, wie er in seiner eigenen Autobiografie schreibt, aktiv daran arbeitet, die Souveränität der USA einzuschränken, wird gleichzeitig deutlich, dass die EU nur eine Vorstufe zu einem einzigen Weltstaat sein sollen. Dies belege ich durch weitere Zitate von Auftragnehmern Rockefellers wie beispielsweise Zbigniew Kazimierz Brzeziński, der ein glühender Marxist ist, wie ich anhand seiner eigenen Bücher nachweise. Auch Joschka Fischer ist als Gründungsmitglied des European Council on foreign Relations ein Auftragnehmer der Rockefellers und hat sich selbst mehrfach zum Marxismus bekannt. Dieser strebt seit jeher einen einzigen kommunistischen Weltstaat an. Interessant ist hier also, dass es vor allem reiche Banker und Industrielle sind, die dieses Ziel haben. Sie sind zwar reich, aber das genaue Gegenteil eines Kapitalisten. Diese Tatsache ist es auch, die viele Linke verwirrt. Sie denken, wenn jemand reich ist, müsste er auch gleichzeitig Kapitalist sein. Weit gefehlt. Ohne die Unterstützung reicher Banker wäre es nie zu einer Verbreitung des Marxismus und der bolschewistischen “Revolution” gekommen. Diese Banker ziehen wiederum ihre Macht und ihren Profit aus dem Zentralbankmonopol, das ja auch eine Forderung des kommunistischen Manifests war. Wird erst einmal ein Geldmonopol installiert,  kommt es automatisch zu immer mehr Staatseingriffen und letztendlich zu einem sozialistischen System. Ludwig von Mises hat dies ja in “Kritik des Interventionismus” klar herausgearbeitet. Ihr Präsident, Thorsten Polleit, bringt diese Interventionsspirale mit dem Begriff “kollektive Korruption” auf den Punkt.

Interessant war für mich nun bei den Recherchen, dass das auch den Top-Leuten unter den Kommunisten klar war. Lenin, Gorbatschow, Fabier-Sozialist Keynes: Sie alle wussten, dass der Weg in den Sozialismus durch immer weitere Staatseingriffe vorgezeichnet ist. Sie gingen dabei ein Bündnis mit Korporatisten ein, die das entweder nicht erkannten, es in Kauf nahmen oder sogar als explizites Ziel hatten und haben.

Als wichtigste Aufgabe eines Libertären sehen Sie das Attackieren des staatlichen Geldmonopols. Was würde nach Ihrer Einschätzung passieren, wenn es fällt?

Das Geldmonopol, das immer inflationär wirkt, erzeugt die sozialen Probleme und wirtschaftlichen Krisen, die der Staat vorgibt, zu lösen. Wird es abgeschafft, fallen diese Begründungen für Staatseingriffe weg. Ausgabenprogramme und Kriege wären nicht mehr finanzierbar. Die Menschen würden im Rahmen des Produktivitätsfortschrittes automatisch immer mehr verdienen. Damit würden auch die Gewerkschaften ihrer derzeitigen Hauptaufgabe entledigt. Sie könnten sich wieder auf das konzentrieren, was sie früher taten: Interessenvertretung, Rechtshilfe und soziale Absicherung für ihre Mitglieder. Der Staat würde automatisch schrumpfen.

Die Konzentration auf dieses Thema hat aber auch weitreichende “Nebenwirkungen”. Wenn der Bürger erfährt, dass er bezüglich so eines wichtigen Themas jahrzehntelang belogen wurde, wird er auch andere Verlautbarungen des Staates und der staatlichen Bildungseinrichtungen hinterfragen. Außerdem bietet dieses Thema die Chance, auch Linke mit ins Boot zu holen. Einige müssen zwar noch begreifen, dass auch die private Federal Reserve ein vom Staat verliehenes Monopol hat, aber so schwer ist das auch wieder nicht. Schließlich ist die EZB staatlich und vermehrt genauso unkontrolliert das Geld wie die FED. Wenn Linke einmal begreifen, dass hieraus die sozialen Probleme gerade ihrer Klientel – der Arbeiter und Angestellten – entstehen wäre schon viel gewonnen.

Genau deshalb wird sich der Staat natürlich mit Händen und Füßen wehren. Doch heute schon aufkommende Alternativwährungen wie Bitcoins könnten diesen Job auch so erledigen. Da die Währung dezentral und anonym ist, nützt es auch nichts, sie zu verbieten. Wenn die Politiker schlau sind, tragen sie dem Rechnung, gehen in die Offensive und schaffen das Geldmonopol ab, bevor man wie derzeit in Italien weltweit die Mistgabeln rausholt.

Würden sich mit dem Fall des Geldmonopols auch die ‘Vereinigten Staaten von Europa’ erledigen und mit ihnen die ‘dunklen Pläne der Eliten’?

Vermutlich ja. Deshalb halte ich es eher für unwahrscheinlich, dass es fällt. Für wahrscheinlicher halte ich es, dass sich kleinere Regionen von größeren abspalten. In München versuche ich beispielsweise als Oberbürgermeisterkandidat die Stadt im Rahmen der kommunalen Selbstverwaltung nach dem Grundgesetz möglichst unabhängig zu machen (Plan M: http://www.oliverjanich.de/plan-m-muenchen-soll-unabhaengig-werden/) und einen Geldwettbewerb einzuführen. Da dies innerhalb kürzester Zeit zu einem enormen Aufschwung in der Region führen würde, wäre es eher wahrscheinlich, dass das Modell Nachahmer in anderen Gemeinden findet, statt dass die EU das Geldmonopol europaweit abschafft.

Haben Sie vielen Dank, Herr Janich.

Das Interview wurde im Dezember 2013 per e-mail geführt. Die Fragen stellte Andreas Marquart.

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Oliver Janich, Buchautor (”Das Kapitalismus-Komplott“), Journalist u.a. für Focus, Financial Times Deutschland, Süddeutsche Zeitung, Euro/Finanzen, Euro am Sonntag, Focus Money, Compact Magazin. Gründer der Partei der Vernunft.
http://www.facebook.com/oliver.janich.5

 

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